Warum scheißen die Vögel auf Buddhas Kopf (eBook)
476 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9772-1 (ISBN)
Harry Misho Teske, geboren am 4.3.1958, wurde am 8. 12. 1996 als Zen - Meister und Dharmanachfolger von Rei Shin Bigan Roshi bestätigt. Vollendet hat Harry Misho Teske seine Ausbildung bei den japanischen Rinzai- Zen-Meistern Reiko Mukai Roshi und Oi Saidan Roshi, dem Abt des Hoko-Ji Klosters in der Nähe der japanischen Stadt Hamamatsu. In diesem Kloster wurde er 1991 als Rinzai-Zen-Mönch von Oi Saidan Roshi ordiniert und erhielt die reguläre Ausbildung als Unsui der Rinzai-Zen-Schule. Seit 1992 leitet er den Zen-Kreis-Kiel e.V. mit dem Kai-An-Zen-Kutsu-Tempel. Dies ist eine Mitgliedsgemeinschaft der Deutschen Buddhistischen Union und er unterrichtet Zen-Buddhismus in Praxis und Theorie.
Der Hintergrund
Zen Buddhismus ist das ausgewogene Zusammenspiel von Mitgefühl und Weisheit und somit Buddhismus in Reinform. Zen ist ein Weg zur Befreiung aus eigener Kraft, weil er gänzlich mit den Fähigkeiten und Kräften des Praktizierenden arbeitet. Rinzai-Zen bietet über das „Sitzen in Stille“ hinaus noch die Methode der Kōan an, also der Meditationsaufgaben, die dem logischen Denken zunächst unverständlich erscheinen und dem Zen-Schüler helfen sollen, seine eigene freie Buddhanatur zu erkennen.
Da Mitgefühl und Weisheit die beiden Standbeine des Zen-Buddhismus sind, ist es naheliegend, dass die Kōan des Rinzai-Zen sich zuerst mit der Entwicklung von Weisheit befassen, bevor sie sich dem Mitgefühl widmen. Und zwar aus einem guten Grund: Weisheit ist die Ursache, die Buddhismus zu dem macht, was er ist: Der Weg der Befreiung durch Leerheit. Auf Grundlage der Erkenntnis der Leerheit ist die Entwicklung von Mitgefühl eine unweigerliche Folge, weswegen im Zen so viel Wert auf Erkenntnis gelegt wird.
Wenn Sie sich wundern sollten, warum ich die japanischen Namen für die chinesischen Meister verwende, so liegt es daran, dass wir den Zen-Buddhismus in seiner jetzigen Form nur noch in Japan finden.
Die zwei Kōansammlungen Mumonkan (Das torlose Tor) und Hekigan Roku (Die Aufzeichnung von der smaragdgrünen Felswand) sind die beiden wichtigsten Werke der Kōanausbildung und bilden zusammen das Mark des Rinzai-Zen. Das Mumonkan ist das Einstiegswerk in die Kōanausbildung und wurde von dem chinesischen Zen-Meister Mumon Ekai im Jahre 1228 erstmals veröffentlicht. Es enthält 48 Kōan, die das Weisheitsauge des Zen-Schülers öffnen sollen, wenn er diese Meditationsaufgaben mit seinem Meister durcharbeitet.
Die zweite Sammlung Hekigan Roku wurde von dem chinesischen Zen-Meister Engo Kokuron rund einhundert Jahre vor dem Mumonkan veröffentlicht und enthält 100 Kōan des Meisters Setchō Jūken. Sie haben den Zweck, das geöffnete Weisheitsauge zu schärfen und die Einsicht in das Wesen der Wirklichkeit zu vertiefen.
Die Lebensdaten der alten historischen Meister habe ich, soweit vorhanden, mit aufgenommen; die einiger Meister und handelnden Personen sind jedoch nur bruchstückhaft erhalten geblieben, dafür bitte ich um Nachsicht.
Ich habe mich bei den Kōan, Kommentaren und Gedichten auf das Original beschränkt und jeder Interpretation enthalten, um dieses Buch als Arbeitsgrundlage für die Kōanausbildung zur Verfügung zu stellen. Die ergänzenden Anmerkungen sind auf das Notwendige begrenzt und nur angebracht, wo sie zur Verdeutlichung des Sachverhaltes unabdingbar sind. Sie sollen dem Zen-Schüler die Möglichkeit geben, in die Gepflogenheiten des Chinas der T’ang-Dynastie, der Blütezeit des Zen, einzutauchen und den unverfälschten Geschmack der Kōan zu genießen.
Kōan sind eine effiziente Methode der Wirklichkeitserkenntnis und können dem Schüler zu einer neuen Weltsicht verhelfen, die ihn die Dinge des Lebens mit anderen Augen sehen lassen und eine Sicht ermöglichen, die ihn über die Tragik und das Leiden des menschlichen Lebens erheben. Er wird in die Lage versetzt, das Dasein als spielerische Angelegenheit zu empfinden, in der er keine größere Aufgabe erkennt, als allen fühlenden Wesen mit unendlichem Mitgefühl und liebender Güte zu begegnen und ihnen auf ihrem Weg zur Befreiung behilflich zu sein.
Allein dieser Aufgabe dienen die Kōan. Es ist Sinn und Zweck dieses Buches, sie ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen.
Das Wort Zen geht zurück auf das Chinesische Wort Ch’an, das wiederum ein Kurzform von Ch’anna und die Übersetzung des Sanskritausdruckes Dhyāna ist. Dhyāna ist die Bezeichnung für Versenkung oder Meditation ganz allgemein und im Besonderen die Bezeichnung für die acht Versenkungsstufen des Buddhismus, die im Folgenden noch näher beschrieben werden. Das Anliegen des Buddhismus ist in erster Linie die Erkenntnis und Verwirklichung der vier edlen Wahrheiten, die der Reihe nach besagen, dass die menschliche Existenz mit Unzufriedenheit und Leiden verbunden ist. Das Leiden und die Unzufriedenheit sind durch Ursachen entstanden und die Hauptursache ist der Durst oder das Verlangen nach Dasein und positiven Sinneseindrücken und das bildet den Inhalt der zweiten edlen Wahrheit. Weil die Unzufriedenheit durch Ursachen entstanden ist, kann sie auch durch Aufhebung dieser Ursachen wieder beseitigt werden. Die dritte edle Wahrheit besagt, dass das Ende der Ursachen für die Unzufriedenheit das Nirvāna ist. Die vierte und letzte der edlen Wahrheiten ist der achtfache Pfad, der langsam ins Nirvāna führt.
Dieser Pfad besteht aus der Stufe der Erkenntnis der vier edlen Wahrheiten und der Leerheit aller Erscheinungen sowie dem Entschluss, dieser Unzufriedenheit ein für alle mal zu entkommen. Als dritte Stufe kommt die Rede, indem man alles Schädigende aus der Sprache entfernt sowie viertens das rechte Handeln, das auf alle körperlichen Aktivitäten verzichtet, die zu weiteren Leiden führen würden. Die fünfte Stufe ist der richtige Lebenserwerb, der zum Beispiel empfiehlt, nicht mit Drogen oder Waffen zu handeln. Als sechste Stufe folgt die Anstrengung, die alles unternimmt, was dem Heil förderlich ist und alles unterlässt, was ihm zuwider läuft. Die siebente Stufe ist die vollkommene Achtsamkeit mit den vier Grundlagen, auf die ich ebenfalls noch zu sprechen komme, und die achte Stufe bedeutet vollkommenen Sammlung: Das ist das Kerngebiet des Zen-Buddhismus.
Die vier Grundlagen der Achtsamkeit sind erstens die Achtsamkeit auf den Körper mit allen Handlungen, die eine materielle Ebene haben, und allen körperlichen Voraussetzungen, die der oder die Praktizierende mitbringt.
Die zweite Grundlage sind die Gefühle, die normalerweise eingeteilt werden in positive, neutrale und negative Gefühle, wobei man sich darüber streiten kann, was denn neutrale Gefühle sein sollen. Als dritte Grundlage der Achtsamkeit kommt der Geist ins Spiel, womit die allgemeine Verfassung des Geistes gemeint ist, also ob er zum Beispiel dumpf und träge ist oder wach und aufmerksam und so weiter. Dann kommt die vierte und gleichzeitig auch die schwierigste Grundlage der Achtsamkeit, die Objekte des Geistes und das sind die Gedanken, die deswegen so schwierig zu beobachten sind, weil man sich leicht mit ihnen identifizieren kann.
Diese vier Grundlagen der Achtsamkeit machen einen Großteil des buddhistischen Weges aus. Ihre Übung ist Jedem zu empfehlen, der Fortschritte auf diesem Weg machen will . Sie stehen in ihrem Wert noch vor der Sammlung, die doch den Abschluss des edlen achtfachen Pfades darstellt.
Man kann zur Not ohne größere Fortschritte in der Sammlung den Weg durchaus gewinnbringend praktizieren, aber ohne eine Zunahme an Achtsamkeit ist niemals ein Fortschritt auf dem meditativen Weg zu erreichen.
Als vordringlichste Aufgabe haben wir uns jetzt jedoch den Hindernissen zu widmen, die vor der Meditation stehen und uns den Eintritt in eine meditative Versenkung häufig schwer machen. Diese Hindernisse sind eine verzerrte Form der reinen geistigen Energie und sie suchen jeden Meditierenden heim, egal wie begabt er oder sie ist. Das erste der fünf Hindernisse ist die Müdigkeit, die jeden Meditierenden früher oder später überkommt und häufig schon im Vorfeld der Meditation dafür sorgt, dass wir gar nicht erst anfangen zu meditieren. Das nächste der Hindernisse, die auch als Nīvaranas bezeichnet werden, ist die Gier, die anfängt bei ganz kleinen Sachen, wie etwa einem Keks oder etwas zu trinken, und sich ausdehnen kann bis zu einer enormen sexuellen Gier, die man kaum mehr beherrschen kann.
Sie überkommt Jeden in mehr oder weniger spektakulären Anfällen.
Unsere Aufgabe dabei ist lediglich, sie zu beobachten! Das dritte Hindernis, das manchmal auch als Hemmung bezeichnet wird, ist die Boshaftigkeit, die sich auf einen Menschen oder einen Sachverhalt richten kann. Sie reicht von einer ganz leichten Ablehnung bis hin zu abgrundtiefem Hass und ist auch eine der Haltungen, mit der wir in der Meditation früher oder später intensiv zu kämpfen haben. Auch hier heißt das Mittel der Wahl: einfach nur beobachten ohne der Boshaftigkeit in Rede oder Tat nachzugehen. Als nächstes und viertes der fünf Hindernisse ist das Gedankenrasen zu nennen, das jeder von uns schon erlebt und zur Genüge versucht hat, zu bekämpfen.
Aber es lässt sich nicht bekämpfen und wird im Gegenteil noch sehr viel intensiver, wenn wir den Fehler machen und versuchen, dagegen anzugehen.
Man sagt, dass der Grund dieses verbreiteten Hindernisses eine Art von Schuldgefühlen oder ein schlechtes Gewissen ist. In der Tat leiden wir viel mehr darunter, wenn wir uns irgend etwas vorzuwerfen oder zu bereuen haben, und merken es kaum, wenn wir zufrieden mit uns selber sind. Aber auch dieses Hindernis vergeht schnell , wenn wir die Gedanken einfach nur beobachten, dann können sie schon fast in die erste Meditationsstufe übergehen, aber dazu später mehr. Das letzte und fünfte Hindernis ist gleichzeitig das heimtückischste von allen, denn wenn wir es nicht ganz objektiv...
Erscheint lt. Verlag | 26.1.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Buddhismus |
ISBN-10 | 3-7583-9772-3 / 3758397723 |
ISBN-13 | 978-3-7583-9772-1 / 9783758397721 |
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