La Pura Vida (eBook)

Eine Pilgerreise in Mittelamerika. Auf der Suche nach dem Glück

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
192 Seiten
Echter Verlag
978-3-429-06620-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

La Pura Vida -  Marina Bauer
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In Costa Rica sagen die Menschen 'Pura Vida' als Ausdruck der Freude und für das Glück. Marina hat seit 20 Jahren eine Angststörung, machte sich aber dennoch alleine auf den Weg und pilgerte auf dem Jakobsweg von Porto nach Santiago de Compostela. 2022 erfüllt sie sich einen weiteren Lebenstraum und bricht erneut alleine auf: Sie reist nach Panama und Costa Rica, in atemberaubende Natur- und Tierwelten, tiefgrünen Dschungel und zu traumhaften Karibikinseln. In den weit entfernten Ländern wird ihre Reise eine Reise zu sich selbst und eine Suche nach dem Glück. Immer wieder steht sie vor den Fragen: Was bedeutet Glück? Und was brauchen wir auf unserem Lebensweg, um wirklich glücklich zu sein?

Marina Bauer, Jahrgang 1984, hat Germanistik und Europäische Ethnologie studiert.

Marina Bauer, Jahrgang 1984, hat Germanistik und Europäische Ethnologie studiert.

Kapitel zwei


Was eine (An-)Reise


Die Motoren des Flugzeugs starteten und ich wurde durch die zunehmende Geschwindigkeit leicht in den Sitz gedrückt. Die Beschleunigung stand im Widerspruch zu den Gefühlen, die ich hinter mir ließ, denn mir ging das alles etwas zu schnell. Aber es war zu spät. Ich war auf dem Weg nach Panama City.

Die vergangenen Wochen wanderten durch meine Gedanken: Der Papierkram bezüglich Versicherungen, Reservierungen, Buchungen und sämtliche andere zu solch einer Reise dazugehörigen Vorbereitungen und Planungen hatten mich fast wahnsinnig gemacht. Außerdem gab es da noch meine Angststörung und die damit verbundene Unsicherheit, die sich zu einer explosiven Aufregung mischten. Sie fühlte sich ein klein wenig an wie Schmetterlinge im Bauch.

Das Flugzeug hob vom Boden ab und glitt höher und höher. Ich blickte auf die Häuser, die in Windeseile zu kleinen Mosaiksteinen wurden und schließlich mit der Landschaft verschmolzen. Ich blickte hinab auf Flussläufe und Wälder. Fast wäre ich nicht in dieses Flugzeug gestiegen, und nun katapultierte es mich in ein Abenteuer. Ich rauschte im Turbogang in die Höhe und hatte gleichzeitig Angst zu fallen.

Mein „altes“ Leben wurde mit jedem Höhenunterschied kleiner, und vor mir lag das große Ungewisse. Würde ich stark sein? Würde ich die Reise genießen können? Würde ich das Glück finden, das ich mir so sehnlich wünschte – wie auch immer es aussehen mochte? Was wäre, wenn sich all dies als riesiger Fehler entpuppte?

Was aber wäre, wenn ich mich fallen ließe? Wenn ich weiter in mich vertraute, so wie ich es auf dem Jakobsweg gelernt hatte? Was wäre, wenn es ein größerer Fehler gewesen wäre, es nicht zu tun? Mich überkam das gleiche Gefühl, wie ich es beim Camino empfunden hatte, und ich wusste, dass es kein Zurück mehr gab.

Mein Herz schlug bis zum Hals und ich spürte, wie sich eine Träne an meiner Wange ihren Weg bannte. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich – wie so oft – auf meinen Atem.

Mein Sitznachbar riss mich aus meinen Gedanken. Nur zu gern ließ ich mich auf das Gespräch ein, denn es lenkte mich ab. Für eine Weile konnte ich vergessen, wie es mir ging und dass wir mit Verspätung gestartet waren – was nicht ganz unwesentlich für meinen Anschlussflug war. Denn ich musste in Punta Cana in der Dominikanischen Republik umsteigen und von dort weiter nach Panama City fliegen. Aber irgendwie würde das schon hinhauen.

Ich versuchte, positiv zu bleiben. Für alle anderen Gedanken wurde ich allmählich sowieso zu müde. Die vergangene Nacht hatte ich den Umständen entsprechend mehr schlecht als recht geschlafen. Und ändern konnte ich auch nichts mehr.

Dabei ahnte ich noch nicht, dass ich schon bei meiner Ankunft in Panama City an meine Grenzen stoßen würde und welcher Albtraum eines jeden Reisenden dort auf mich warten sollte. Noch konnte ich nicht wissen, dass das Unheil bereits beim Einchecken seinen Lauf genommen hatte.

Vor wenigen Stunden stand ich aufgeregt in der Warteschlange zum Check-in-Schalter am Flughafen und freute mich darauf, endlich meinen großen Rucksack loszuwerden. Ich hatte ihn in eine Schutzhülle gepackt und schob das sperrige und schwere Gepäckstück nun vor mir her. Doch genau dieses „Ding“ sollte ich bald schmerzlich vermissen.

Endlich war ich an der Reihe. Hinter dem Schalter der Fluglinie begrüßte mich ein junger Mann, der nicht besonders routiniert wirkte und offensichtlich noch geschult wurde. Das merkte ich daran, dass er mich nach Kapstadt schicken wollte.

„Kapstadt?! Nein, nein! Ich fliege nach Panama City!“ Ich war verunsichert, versuchte aber, mich nicht beirren zu lassen. Ich überprüfte das ausgestellte Ticket: „PTY – Panama City“. Das stimmte.

„Es wird schon gut gehen!“, redete ich mir selbst zu.

Ankunft mit Folgen


Nach über zehn Stunden Flugzeit kam ich endlich in Punta Cana an. Als ich die Treppe des Flugzeugs nach unten auf das Rollfeld ging, stand ich vor einer tropischen Wand aus Hitze und Schwüle, die ich zuvor noch nie erlebt hatte. Der Schweiß lief mir den Rücken hinunter, was aber vor allem daran lag, dass ich nervös war. Wo musste ich hin? Zum Glück sammelten sich weitere Reisende um mich, die ebenfalls nach Panama City weiterfliegen wollten. Ein Mitarbeiter des Flughafens rief uns zu, dass wir warten sollten. Der Anschlussflug nach Panama City sei bereits beim Boarding und wir würden abgeholt und auf direktem Weg zum Gate gebracht.

„Man, das ist eine knappe Nummer“, dachte ich mir. Aber tatsächlich kam ein Bus, der uns über das Rollfeld zu einem Hintereingang fuhr. Ein Mitarbeiter entsicherte eine Tür, und los ging es im schnellen Schritt durch die hintersten Wege des Flughafens zum Terminal.

Das Einchecken war umständlich. Ich kam mir wie eine Schwerverbrecherin vor, die sich einem Verhör unterziehen musste. Ich wurde nach meinem Job in Deutschland gefragt und sollte meinen Impfausweis, das Weiterreiseticket aus Panama sowie mein Rückreiseticket aus Costa Rica vorzeigen. Das Personal, das Spanisch und nur schlechtes Englisch sprach, wirkte hektisch, was meine eigene Unruhe noch verstärkte. Ich kramte in meinem Rucksack nach den Dokumenten, um nach einer gefühlten Ewigkeit endlich durchgewunken zu werden, während alle anderen bereits im Flugzeug waren.

Erschöpft ließ ich mich auf meinem Sitzplatz nieder. Auf diesem zweiten Teil meiner Reise fühlte ich mich das erste Mal fremd. Viele Einheimische nutzten die Strecke, und auch die Kommunikation mit dem Flugzeugpersonal wurde durch die Sprachbarrieren schwieriger. Das Flugzeug war bis auf den letzten Platz belegt, und die Menschen erschienen mir etwas miesepetrig. Vermutlich war ich nur müde und überfordert. Wenn ich Panama City erreichte, würde ich über zwanzig Stunden unterwegs sein. Hinzu kam, dass ich kaum etwas gegessen hatte. Mein Magen war flau, schmerzte und verschloss sich für jede Art von Nahrung. Ich spürte, wie die Bauchschmerzen mir mehr und mehr zu schaffen machten. Ein paar Stunden musste ich noch durchhalten.

Nach dem dreistündigen Flug kam ich – mit rumorendem Magen – in der Dunkelheit Panama Citys an und fühlte mich wie in eine weiße Nebelwolke eingehüllt. Alles lief ab wie im Film, nur war ich die Hauptakteurin und versuchte krampfhaft, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Ich hielt mich an die anderen Reisenden, deren Gesichter ich mir gemerkt hatte, und eilte neben ihnen zur Gepäckausgabe. Ich wollte nur noch ankommen!

„Hoffentlich ist unser Gepäck da. Das wäre jetzt ein Albtraum“, sagte eine Frau im Laufschritt neben mir. „Klar, das wird da sein“, entgegnete ich. Darüber hatte ich mir bisher gar keine Gedanken gemacht. Aber nun arbeitete mein Kopf, soweit er dies konnte. „Ohne Gepäck!? Ja, das wäre eine Katastrophe!“ Ich schüttelte mich, um die Gedanken zu vertreiben und wach zu bleiben.

Der Weg zum Laufband der Gepäckausgabe erschien endlos. Und als ich dort ankam, zeigte der Bildschirm bereits „Closed“ an, die Ausgabe war abgeschlossen. Zwanzig Minuten später konnte ich meinen Backpack mit der knallgrünen Schutzhülle noch immer nicht entdecken. War er vielleicht irgendwo anders abgelegt worden? Ich umrundete das Laufband mehrmals und sah in jede Ecke. Mir wurde schlecht. Ich spürte, wie mein Herz trotz der Erschöpfung schneller schlug und sich meine Augen mit Tränen füllten. Das konnte nicht wahr sein!

Aber das war es leider. Mein Gepäck blieb unauffindbar. Die junge Frau, die ich auf dem Weg hierher noch beruhigt hatte, tröstete nun mich. „Komm, wir gehen zum Schalter. Ich begleite dich und lasse dich nicht allein.“ Ich war gerührt von ihrer Geste und Hilfe.

Aufgewühlt erzählte ich dem Menschen hinter dem Schalter, dass mein Gepäck nicht in Panama City angekommen war, und war froh, mich auf Englisch verständigen zu können.

„Kein Problem, ich helfe Ihnen. Können Sie mir bitte Ihre Gepäcknummer zeigen?“

„Gepäcknummer? Gepäcknummer!“ Ich kramte und suchte, aber die Nummer, die normalerweise beim Einchecken auf die Bordkarte geklebt wurde, war nicht da. Ich konnte es nicht glauben, aber der junge, unerfahrene Mensch am Check-in-Schalter hatte mir keine Gepäcknummer gegeben. Vor lauter Aufregung hatte ich nicht darauf geachtet. Nun stand ich vor einem Dilemma. Wie sollte man meinen Rucksack ohne diese Nummer finden?

Panik kam in mir auf. Der hilfsbereite Mensch hinter dem Schalter aber schaute in seinen Computer und sagte schließlich: „Ich habe herausgefunden, dass Ihr Gepäck noch in Punta Cana ist. Wir werden es morgen zu Ihrer Unterkunft liefern.“ Ich verstand zwar nicht, wie ihm das ohne Gepäcknummer gelungen war, aber ich...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2023
Verlagsort Würzburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Angststörung • Costa Rica • Mittelamerika • Panama • Pilgern • Spiritualität
ISBN-10 3-429-06620-4 / 3429066204
ISBN-13 978-3-429-06620-8 / 9783429066208
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