Das Geheimnis der Seele -  Ralf T. Vogel

Das Geheimnis der Seele (eBook)

Grundlagen einer zeitgemäßen Psychotherapiewissenschaft
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2024 | 1. Auflage
136 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-044005-0 (ISBN)
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Psychotherapeutische Praxis und ihre wissenschaftliche Erforschung müssen sich mit dem letztendlich unfassbaren, unverfügbaren, prinzipiell geheimnisvoll bleibenden Charakter des menschlichen Seelenlebens auseinandersetzen. Ausgehend von drei grundlegenden Säulen moderner Psychotherapie, der integrativen Idee, der Idee eines psychotherapeutischen Common Ground im Sinn einer Fokussierung auf existenzielle Themen in der Psychotherapie sowie der psychodynamischen Psychotherapie in Gestalt der Analytischen Psychologie, werden erkenntnistheoretisch grundlegende Eigenschaften einer zeitgemäßen Psychotherapiewissenschaft herausgearbeitet. Das Buch will aufzeigen, dass die Akzeptanz der Unmöglichkeit einer abschließenden Erkenntnisgewissheit bezüglich des Seeleninnenraums nicht das Ende einer wissenschaftlichen Psychotherapie bedeutet, sondern im Gegenteil kreative Wissenschaft inspirieren kann.

Prof. Dr. phil. Ralf T. Vogel ist Psychotherapeut, Psychoanalytiker und Verhaltenstherapeut. Er habilitierte im Fachbereich Psychotherapiewissenschaften an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien und ist Honorarprofessor für Psychotherapie und Psychoanalyse an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Ralf T. Vogel ist Lehranalytiker, u. a. am C. G. Jung Institut Zürich. In Ingolstadt arbeitet er in einer Privatpraxis für Psychotherapie und Supervision.

Prof. Dr. phil. Ralf T. Vogel ist Psychotherapeut, Psychoanalytiker und Verhaltenstherapeut. Er habilitierte im Fachbereich Psychotherapiewissenschaften an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien und ist Honorarprofessor für Psychotherapie und Psychoanalyse an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Ralf T. Vogel ist Lehranalytiker, u. a. am C. G. Jung Institut Zürich. In Ingolstadt arbeitet er in einer Privatpraxis für Psychotherapie und Supervision.

Endnoten


3Die jahrtausendealte Vorgeschichte der Psychotherapie in schamanischen und später auch philosophischen Traditionslinien soll hier außen vor bleiben.

4Der Begriff der Seele, der hier eingeführt wird, soll in dieser Arbeit mit dem Terminus ›Psyche‹ gleichgesetzt werden. Es wird also nicht der seit Freud beginnenden und bis heute anhaltenden Trennung zwischen einer der Wissenschaft zugänglichen Psyche und der Religion zugerechneten Seele gefolgt. Dies aus gutem Grund: Der Seelenbegriff macht heute viel mehr deutlich, dass der ›Gegenstand‹ der Psychotherapie über das rational Fassbare hinausgeht und ihm eine zwangsläufige Offenheit eignet, wie im Verlauf der vorliegenden Arbeit gezeigt werden soll.

5Dass hier der Pflegebegriff dem Heilungsbegriff vorgezogen wird, hat psychotherapiepraktische Gründe. Pflegen impliziert durchaus Heilungsanstrengungen, während der Heilungsbegriff außer Acht lässt, dass manchmal lediglich ›Pflege‹ erfolgen kann, wir es also mit seelischen Gegebenheiten zu tun haben, die sich der Heilung entziehen. Gleichzeitig hat die Pflege auch nicht unbedingt Krankheit zur Voraussetzung. Sich pflegen kann etwa auch auf sich achten meinen.

6Vgl. dazu Schmidtbauer 2012

7Vgl. z. B. die vier antiken ›Athener Philosophieschulen‹, die als sich zunächst um eine Gründerfigur scharende Männerbünde mit gleichen grundlegenden Ansichten und (Denk-)‌Methoden einen inneren und äußeren Zusammenschluss bildeten.

8Die Psychotherapiehistorie zeigt übrigens bis in die 1970er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein eine gegenteilige Argumentation vonseiten psychoanalytischer WissenschaftlerInnen, die zu verhindern suchten, dass verhaltenstherapeutische Verfahren als wissenschaftlich anerkannt gelten.

9Kuhn 2010, S. 106

10Der in dieser Arbeit bisweilen und etwas unscharf genutzte Begriff des ›Mainstreams‹ wird hier im Sinne einer quantitativen Anmutung genutzt. Der Mainstream ist in unserem Zusammenhang diejenige Sichtweise eines wissenschaftlichen Gegenstands, der von der Mehrzahl der Mitglieder der wissenschaftlichen Gemeinde augenscheinlich geteilt wird und eine gewisse Macht sowie Leitfunktion innehat. Er steht so im Gegensatz zu Minderheits- oder Einzelpositionen.

11Vgl. Vogel 2003, S. 263

12Die im Folgenden dargestellte Untergliederung des Schulenbegriffs in fünf Komponenten steht historisch in der Tradition Petzolds (z. B. 1884), der in Metatheorie, Realexplikative Theorie und Praxeologie unterscheidet und hat mittlerweile, in meist geringen Abweichungen, Eingang in die allgemeine Psychotherapieliteratur gefunden. Als Beispiel sei die Einteilung von Trautmann-Voigt und Voigt (2017, S. 98) genannt, die sehr ähnlich gliedern in 1. Metatheorie, Menschenbild und Ethik, 2. Therapietheorie, 3. Methodik, Interventionsstrategien 4. Techniken und 5. Evaluation. Auch Wampold u. Imel (2015) stellen ein in dieser Logik stehendes Modell von »Abstraktionsebenen der Psychotherapie« (S. 74 ff.) vor.

13Burda 2019, S. 53

14Lewandowski 1990, S. 165

15Nida-Rümelin 2011, S. 8

16Der hier verwendete, eher deskriptive Konzeptbegriff unterscheidet sich von dem der Linguistik oder der Neurowissenschaften.

17Von Bedeutung ist hier, dass diese Prämissen selbstredend auch für die vorliegende Arbeit und die Psychotherapiewissenschaft im Ganzen zu gelten haben.

18Amlinger u. Nachtwey 2022, S. 108

19Hier würde es wohl v. a. um die Bewusstwerdung der logisch-positivistischen Grundlagen und der Diskussion ihrer Brauchbarkeit für den psychotherapeutischen Erkenntnisbereich gehen, ▸ Kap. 5.4.2.

20Parsons 1964, S. 71

21Zum »Primat der Ökonomie« z. B. in der stationären Psychotherapie und Psychosomatik vgl. Streek 2019.

22Als Beispiel siehe Vogel 2020d

23Vgl. Han 2021, S. 49

24Ebd., S. 50

25Prominente Beispiele hierfür sind viele der Verfahren der sog. »Dritten Welle« der Verhaltenstherapie wie etwa die Schematherapie oder die Acceptance-Commitment Therapie, vgl. z. B. Heidenreich u. Michalak (2013)

26Vogel 2003

27Fraas 2000, S. 31. Diese aus der Sprachwissenschaft stammende Beschreibung bietet eine hervorragende Zusammenfassung des Strukturmodells aus der Sicht einer Nachbardisziplin.

28Vgl. dazu z. B. die entsprechende Bestimmung von Halbwachs 1991.

29Steinweg 2022, S. 327

30Unter Mikrowelten versteht der konstruktive Realismus wissenschaftliche »Theoriengebäude, die in sich logisch kongruent sind. Innerhalb einer Mikrowelt gelten wissenschaftliche Erfahrungen als wahr. Im Sinne der Vorstellung von Realität und Wirklichkeit bewegt sich eine Mikrowelt im Bereich der Realität, da es sich um ein vom Menschen erschaffenes Konstrukt handelt«, Wallner 2002, S. 204.

31Mit Devereux (1984) eindrücklicher Darstellung der Abhängigkeit der gewählten sozialwissenschaftlichen Forschungsmethode von der Angst des/der jeweiligen ForscherInnen kann die durchaus plausible Hypothese aufgemacht werden, dass angstbindende und angstabwehrende Mechanismen auch im Aufbau und später in der Ausgestaltung psychotherapeutischer Schulrichtungen eine zentrale Rolle spielen (▸ Kap. 2.5).

32Burda 2021, S. 3

33Knorr Cetina 2002, S. 11. Der die Philosophie durch ihre gesamte Geschichte begleitende Wissensbegriff kann an dieser Stelle nicht suffizient begründet werden. Es genügt zu benennen, dass sich in Bezug auf die Psychotherapieschulen als Wissenskulturen ein klassischer, breiter Wissensbegriff als »Verknüpfung einer festen Überzeugung mit einem Faktum« anbietet, der theoretisches, Erfahrungs- und Handlungswissen beinhaltet.

34Foucault 1994

35Gabriel 2020, S. 26

36Sandkühler 2010

37Vgl. hierzu Foucaults Ansatz, wonach Wahrheit, dasjenige ist, was mit Machtinstrumenten als Wahrheit durchgesetzt worden ist (z. B. 1978).

38Vgl. z. B. Hübner 1980

39Vgl. z. B. Searle (2012)

40Vgl. Fried 2003

41Vgl Fried u. Stolleis 2009

42Agnetta 2018, S. 26

43Vgl. Kuhn 2001; ein Forschungsparadigma ist bei ihm ein wenig transparenter und stark handlungsleitender Konsens einer Gruppe von WissenschaftlerInnen, was überhaupt beobachtet, und was als richtig akzeptiert wird. Es bestimmt die Forschungsvorgaben und -instrumente. In Erweiterung dieser Sicht betrachtet die Konzeption der Wissenskulturen z. B. noch stärker die sozialen Prozesse und beschäftigt sich mit den Strukturen und den Verhältnissen gleichzeitig bestehender Kulturen zueinander. Evtl. haben wir es bei den Therapieschulen aber auch eher mit einer »präparadigmatischen Phase« nach Kuhn zu tun.

44Vgl. z. B. Stegmüller 1980

45Derrida 1998

46Derrida 1998, S. 70 f.

47Dies gilt beispielhaft sehr ausgeprägt für die modernen Formen der sog. Tiefenpsychologisch fundierten Therapie und der modernen Verhaltenstherapie, und hier allen voran der Schematherapie. Weiter oben wurde bereits auf Überscheidungen in den schulspezifischen Definitionsversuchen opaker Begriffe hingewiesen.

48Das Intermundium ist der von Epikur so bezeichnete und zunächst als leer angenommene Zwischenraum zwischen der unendlichen Vielzahl der Welten; vgl. Ritter u. a. 2007, S. 1828.

49Sell 2012

50Ebd., S. 278

51So weist in einem lexikalischen Beitrag Städler (1998) bzgl. zweier zentraler Wissenskulturen darauf hin, es gebe »kaum ein Gebiet, das dem Geist der akademischen Psychologie konträrer ist als die Psychoanalyse« (ebd., S. 1274).

52Vgl. auch Vogel 2005

53Frank 1981, S. 444 ff.

54Jaeggi 1997

55Z. B. Textor 1990

56Orlinsky u. Howard 1987

57Vgl. z. B. Gerger u. Gaab 2016

58Wampold u. Imel 2015, Ludewig 2012: »Es gibt diesen Allegianzeffekt, der beschreibt, dass der Erfolg von Therapien im besonderen Maße mit der Identifikation und Begeisterung für eine Methode zusammenhängt und weniger mit ihrer stringenten Anwendung (Adhärenz)« (ebd., S. 45).

59▸ Kap. 2.5.

60Detel 2003

61Epple 2009,...

Erscheint lt. Verlag 10.1.2024
Zusatzinfo 9 Abb.
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Erkenntnistheorie • Psychotherapie • Seelentherapie
ISBN-10 3-17-044005-5 / 3170440055
ISBN-13 978-3-17-044005-0 / 9783170440050
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