Heuschrecken und wilder Honig -  Erwin Möde

Heuschrecken und wilder Honig (eBook)

Johannes der Täufer - eine tragische Heilsgeschichte

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
188 Seiten
Verlag Friedrich Pustet
978-3-7917-6259-3 (ISBN)
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Johannes, der in engster Verbindung mit Jesus aus Nazaret steht, der sein Vorläufer genannt wird und der ihn taufte, ein Heiliger, dessen Geburtstag die Kirche mit einem Hochfest feiert - dieser Johannes soll eine tragische Gestalt sein? Wer dem Autor auf seinen anthropologisch-theologischen Erkundungen folgt, wird die tiefgründige Wahrheit dieser Behauptung rasch begreifen. Erwin Möde, Theologe und Psychologe, enttabuisiert den rigorosen Asketen vom Jordan, den schonungslosen Pragmatiker in seinem Ruf nach Umkehr. Das Leben des Täufers weitet sich zum Beziehungsdrama zwischen Jesus und Johannes und wechselt zur Tragik des Täufers: seines Zweifels, seiner Gefangenschaft und Ermordung. Dass sich aber gerade in dieser überraschenden Wende der Sinn der Sendung des Johannes zeigt, ist das spannende Ergebnis der Spurensuche des Autors.

Erwin Möde, Prof. Dr. Dr. theol. habil., Lic. psych., ist Theologe und Psychologe. Er war Inhaber der Lehrstühle für Christliche Spiritualität/Homiletik und Pastoraltheologie/Pastoralpsychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

Erwin Möde, Prof. Dr. Dr. theol. habil., Lic. psych., ist Theologe und Psychologe. Er war Inhaber der Lehrstühle für Christliche Spiritualität/Homiletik und Pastoraltheologie/Pastoralpsychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

„Warum taufst du?“ (Joh 1,25): Johannes’ Verweis auf die Geisttaufe


Verständlich, dass die „Priester und Leviten“ nichts anfangen können mit der luftig-akustischen Selbstaussage dessen, der im Sprechen genau dieses „Selbst“ auflöst in ein „Rufen“ ohne identifizierbare Zielobjekte und ohne genauere Programmatik, aber auch ohne die Eigenwilligkeit, die sich andererseits im Tun des Täufers manifestiert. Deshalb fragen die, die aus Jerusalem den staubigen Weg auf sich nahmen, punktualisiert nach. Dabei überspringen sie die ihnen bereits gegebene, ihnen inakzeptable Antwort des Johannes. Wieder – wie im Wiederholungszwang – greifen sie zurück auf ihre vorherigen Projektionen:

„Und sie fragten ihn und sagten zu ihm: Warum denn taufst du, wenn du nicht der Gesalbte und nicht Elija und nicht der Prophet bist?“ (Joh 1,25)

Aus der einleitenden, umfänglichen Wer-Frage an Johannes wird, mit der Verleugnung seiner weitgehend bildlosen, rätselhaften Antwort, die Warum-Frage: „Warum taufst du […]?“ – Das ist es, was sie wirklich wissen wollen: welcher Autoritäts- und Machtanspruch sich im Tun des Johannes, in seinem Täufertum, verbirgt. Bald schon werden dieselben Zirkel religionspolitischer Macht nicht aufhören, die analoge Frage an Jesus zu richten, aus welcher Vollmacht er denn handle. Die Warum-Frage der „Priester und Leviten“ ermöglicht Konfrontation und Streit. Die aber führen weg vom Geistigen zum Materiellen, von der Sprache zum Macht-Anspruch und zur Ausgrenzung dessen, der eh’ schon am anderen Jordanufer im Osten, „in Betanien“ (Joh 1,28), angelangt ist.

Johannes verweigert sich nicht und antwortet:

„Ich taufe mit Wasser; mitten unter euch steht, den ihr nicht kennt, der nach mir Kommende, dessen Sandalenriemen zu lösen ich nicht würdig bin.“ (Joh 1,26–27)

Johannes nennt keinen Namen. Warum? Weil er ihn nicht kennt. Er verweist auf einen noch Namenlosen, Kommenden und qualifiziert ihn zweifach: als den, der schon vor ihm war, ohne sein Vorgänger zu sein und als den, „dessen Riemen der Sandalen zu lösen“ (V. 27b) Johannes nicht „würdig“ sei. Folgt man der Textbotschaft des Johannesevangeliums, dann gilt, dass Jesus erst „am nächsten Tag“ (Joh 1,29) von Johannes gesehen und erkannt wird als das „Lamm Gottes, nehmend/ergreifend die Sünde/ Verfehlung der Welt“ (Joh 1,29b). Das griechische Zeitwort „aireo“ ist zwar von vielfacher Bedeutung, besagt aber in seinem Wortstamm: „nehmen“, im Sinne von „erfassen, ergreifen“.

Bleibt man bei dieser einfachen Grundbedeutung ohne in tendenziellen Deutungen wie „wegnehmen, übernehmen, auf sich nehmen“ zu übersetzen, dann wird dadurch nicht bereits die Übersetzung des Bezugswortes „Hamartia“ vorbestimmt. „Hamartia“ ist ein Schlüsselbegriff des gesamten Neuen Testaments und meint eigentlich „Verfehlung“. Wenn beispielsweise der Bogenschütze nicht ins Schwarze trifft, sondern vom Ziel abweicht und es verfehlt, dann geschieht ihm „Hamartia“. Anders als „Sünde“ ist „Hamartia“ im Griechischen zunächst kein moralischer Begriff, lässt aber – insbesondere auf alttestamentlichem Thora-Hintergrund – die Übersetzung mit „Vergehen“ bzw. „Sünde“ im abgeleiteten Sinn zu. Das alles mag zunächst (unnötig) kompliziert klingen, ist aber entscheidend, um die Diskrepanz in der Bedeutungsverschiebung von „Fehler“ zu „Verfehlung“ – „Sünde“ zumindest wahrzunehmen.

Mit dieser sprachlichen Unterscheidung gewinnt der Ausruf des Täufers nicht an Eindeutigkeit, sondern bleibt mysteriös. Was und wen meint Johannes? Johannes mag Jesus kennen. Aber die Identität Jesu als „Lamm Gottes“ und „Gottes Sohn“ kommt Johannes nicht aus eigenem Erkenntnisvermögen zu. Sie wird ihm offenbart. Wörtlich, d. h. in Wort-für-Wort-Übertragung, sagt der Text:

„Und ich nicht kannte ihn, aber damit er offenbart werde Israel, deswegen bin gekommen ich. Und es bezeugte Johannes, sagend: Ich habe gesehen den Geist herabkommend wie eine Taube aus dem Himmel und er blieb auf ihm; und ich nicht kannte ihn, aber der geschickt Habende mich, zu taufen mit Wasser, der mir hat gesagt: Auf wen du siehst den Geist herabkommend und bleibend auf ihm, der ist der Taufende mit heiligem Geist. Und ich habe gesehen, und ich habe bezeugt, dass dieser ist der Sohn Gottes.“ (Joh 1,31–34)

Jetzt erst, ab Vers 31, gibt Johannes klar und umfassend den Auftrag und Sinn für seine ritualisierten Taufhandlungen an: Seine Jordan-Taufe ist Vorgabe für ein Offenbarungsgeschehen, in das Johannes selbst als Subjekt inbegriffen ist. Offenbarung geht also nicht ursächlich und eigenmächtig von ihm aus, sondern er gehört konstitutiv dazu, so wie ein Buchstabe zum Alphabet. Er tauft mit Wasser als symbolischem Akt der Reinigung und spirituellen Erneuerung, der Umkehr (Meta-noia) zur Vorbereitung auf das (Ein-)Wirken des ankommenden, zunächst noch namenlosen, großen Anderen. Mit Hilfe von „Geist“ und „Zeichen“ vermag er ihn endlich sicher zu identifizieren: Jesus, „dieser ist Gottes Sohn“. Der ist es, der „mit heiligem Geist tauft.“ (V. 33c)

Indem Johannes am Jordan tauft und dabei sein „Zeugnis“ (Joh 1,19) gibt, wird ihm Jesus vom Heiligen Geist als „Gottes Sohn“ geoffenbart, was der Täufer wiederum ausdrücklich selbst bezeugt (Joh 1,34). Liest man die Erzählung der johanneischen Zeugnisgabe von ihrem Ausgang zurück zu den zwei entscheidenden Fragen der Abgesandten an Johannes („Wer bist du? – „Warum taufst du?“), dann taucht eine Ahnung auf bezüglich seiner einmaligen Sendung:

Weil er es ist, der Jesus als Christus bezeugen soll und wird, deshalb tauft er. Die volle Wahrheit seines („Gottes Sohn“-)Zeugnisses kennt Johannes zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, als er gefragt wird: „Warum taufst du?“ – Diese Wahrheit der Antwort enthüllt und erfüllt sich erst, Tag für Tag (vgl. Joh 1,29: „Des folgenden Tages …“), Handlung für Handlung, bis hin zur zeichenhaften Offenbarung bei dem, was man verallgemeinernd die „Taufe Jesu“ (vgl. Joh 1,32–34; Mt 3,13–17; Mk 1,9–11; Lk 3,21–22) nennt.

So verstanden werden Kausalitäten umkehrbar und die Warum-Frage doppelseitig einer diesseitig-jenseitigen Antwort angenähert: Weil Johannes vor Ort ist, um dort mit Wasser zu taufen, deshalb kann er dort schließlich Jesus taufen und seine Messias-Würde bezeugen. So begründet sich das Wirken des Täufers in diesseitiger Logik. Die „jenseitige“, spekulative Logik spricht andererseits aus der Umkehrung: Deshalb, weil er es ist, der Jesus als Messias bezeugen wird, tauft Johannes bei Betanien am Jordan, ohne den „Christus“ zu kennen und ohne ihn taufen zu wollen. Beide Kausalitäten ergänzen und begründen einander, falls der Leser bzw. Hörer dies zulässt. Beide bewirken die doppelseitige Antwort auf die Frage: „Warum taufst du?“ (Joh 1,25)

Bemerkenswert, dass sich auch das „Zeugnis“ des Johannes diesseitig-jenseitig aufbaut: Zunächst bezeugt er den Fragen gegenüber, dass er tauft und wartet – auf einen (noch) Namen- und Zeitlosen, der, wie Johannes den Anwesenden verkündet, bereits „mitten unter euch“ sei. Dieses erste johanneische Zeugnis, zu den „Priestern und Leviten“ gesprochen, kann man mit „Verheißung“ überschreiben und „diesseitig“ nennen, bezogen auf die Warum-Frager vor Ort. Die zweite, große Zeugnisgabe des Täufers erfolgt erst „am folgenden Tag“ (Joh 1,29a). Sie ist als substanzielle und metaphysische Aussage („Sohn Gottes“, „Lamm Gottes“) unüberprüfbar „jenseitig“ ausgerichtet. Theologisch gesprochen ist sie meta-physisch (d. h. „nach“ bzw. „hinter“ dem Physischen, Materiellen usw.), also nicht empirisch beweisbar.

Aber für die, die das Zeugnis annehmen wollen, wird sie umso glaubwürdiger durch das vom „Geist“ gegebene „Zeichen“ aus dem Jenseits der „Himmel“ (Joh 1,33).

Vielleicht mag sich Ihnen als Leser(in) hier, in der aufmerksamen Textlektüre (Joh 1,19–34) Folgendes exemplarisch verdeutlichen, das für die gesamte Bibel in ihrer Qualität als „Heilige Schrift“ gilt: Die herangezogenen 15 Verse sind von einer schier unerschöpflichen, reziproken...

Erscheint lt. Verlag 4.4.2024
Verlagsort Regensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Heiliger • Heilsgeschichte • Johannes der Täufer
ISBN-10 3-7917-6259-1 / 3791762591
ISBN-13 978-3-7917-6259-3 / 9783791762593
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