Herzauge -  Lina Maria Pietras

Herzauge (eBook)

Warum du dich nur in dir selbst finden kannst
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01953-9 (ISBN)
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Im Alltag betäuben wir uns zunehmend mit unterschiedlichsten Aktivitäten und entfernen uns so mehr und mehr von uns selbst. Selbstzweifel und innere Kritiker haben da leichtes Spiel. Lina Maria Pietras zeigt uns in ihrem Buch, dass man sich nur in sich selbst und nicht im Außen finden kann und dass das Sehen mit dem Herzen viel wichtiger ist als das Sehen mit den Augen. Sie selbst geht mit nur vier Prozent Sehvermögen selbstbewusst und selbstbestimmt durchs Leben. Sie lebt Inklusion und hilft anderen als Coach, ebenfalls mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, als der Anerkennung von außen nachzueifern. Gleichzeitig zeigt die Autorin auf beeindruckende Weise, dass Selbstfindung und Druck keine guten Partner sind - in «Herzauge» erfahren wir, wie es mit Leichtigkeit gelingt, Strategien für schlechte Zeiten zu entwickeln, gesunde Beziehungen aufzubauen, sich selbst wieder mehr zu lieben und nicht zu streng mit sich zu sein.

Lina Maria Pietras ist zertifizierte Business-Coachin, Unternehmensberaterin, Inclusion Strategist und Gewinnerin des German Diversity Awards 2020. Trotz der Tatsache, dass sie fast blind ist, reist sie um die ganze Welt, unterstützt gemeinnützige Initiativen in Kanada, Brasilien und Deutschland und zeigt in ihren Vorträgen, dass Behinderung keine Verhinderung ist.

Lina Maria Pietras ist zertifizierte Business-Coachin, Unternehmensberaterin, Inclusion Strategist und Gewinnerin des German Diversity Awards 2020. Trotz der Tatsache, dass sie fast blind ist, reist sie um die ganze Welt, unterstützt gemeinnützige Initiativen in Kanada, Brasilien und Deutschland und zeigt in ihren Vorträgen, dass Behinderung keine Verhinderung ist.

Vorwort


Ich hatte mein Leben lang Angst vor Achterbahnfahrten. Das Gefühl des Kontrollverlusts, die Sorge vor einem Absturz und die Gewissheit, für die Dauer der Fahrt keine Chance zu haben, dem Auf und Ab zu entkommen, haben mich immer davon abgehalten, auch nur einen Fuß in eine Achterbahn zu setzen. Bis zum Sommer 2023, in dem ich entschied, mich dieser Angst zu stellen.

Ich war mit meinem Mann in Krakau im Urlaub, und wir wollten uns unbedingt den Energylandia-Freizeitpark anschauen. Während des Urlaubs steckte ich mitten in der Recherche zu diesem Buch und hatte gerade ein Buch zur Neuroplastizität des Gehirns gelesen, in dem ich gelernt hatte, wie sich Nervenzellen, Synapsen und Hirnareale ständig verändern, um sich zu jeder Zeit optimal an neue Anforderungen anzupassen. Als es in den Freizeitpark ging, wusste ich, dass ich nun auch mein Gehirn verändern konnte. Ich freute mich riesig auf diese neuen Erlebnisse.

Frei nach dem Motto «Wenn, dann richtig» stellten wir uns bei einer Achterbahn an, in der die Beine frei baumelten und fünf Schrauben dabei waren. 80 km/h, eine kurzfristige Belastung von fast 5 g, also dem fünffachen Körpergewicht. Ein ganzer Schwarm an Schmetterlingen flatterte in meinem Bauch, als der Haltebügel sich herabsenkte. Wir saßen ganz vorn. Und natürlich waren die alten tief verankerten Gedanken präsent. Doch gleichzeitig blieb ich bei meiner bewussten Entscheidung, es dieses Mal anders zu machen, und freute mich riesig auf die nächsten Minuten.

Ich schloss die Augen, als es losging – und als wir uns kurz nach dem Start sofort in die erste Schraube drehten, schrie ich aus vollem Halse: «NEUGIER! NEUGIER! NEUGIER

Denn Neugier ist es, die unserem Gehirn hilft, sich zu verändern. Die Offenheit für andere Perspektiven und Erfahrungen. Und dieser Rausch der Achterbahn war definitiv eine andere Erfahrung. Ich schrie, lachte und fand es überraschend großartig. Viel schneller als erwartet bremste die Bahn wieder ab, und wir stiegen aus.

Mein altes Ich, rechnete mit wackeligen Knien einem flauen Magen und dem Bedürfnis, mich hinzusetzen. Ich spürte, wie mein Gehirn meinen Körper abcheckte und verwirrt war. Knie und Magen waren stabil. Stattdessen rief da eine Stimme in mir: NOCH MAAAAL!

Und genau das tat ich dann auch. Ich fuhr noch mal und noch mal und noch mal, probierte alle Bahnen aus. Die Adrenalinkicks schossen durch meinen Körper, und ich feierte alles daran.

In den Tagen darauf war ich vom Schreien so heiser wie schon lange nicht mehr. Ich habe viel darüber nachgedacht, dass das ganze Leben aus Achterbahnfahrten besteht. Manchmal sitzen wir ganz hinten, ohne uns wirklich für diese Fahrt entschieden zu haben, wissen nicht, was auf uns zukommt, und leiden sehr. Manchmal reißen wir ganz vorn die Arme hoch, lachen laut und genießen den Rausch der Fahrt. Manche Mitfahrenden sind liebe, wohlwollende Menschen, bei manchen sind wir froh, wenn sie wieder aussteigen.

Zwischendurch können wir durchatmen und entspannen, dann geht es bergauf und anschließend bergab. Willkommen im Leben.

Auch die Entstehung dieses Buches war für mich eine dieser Achterbahnfahrten, die mir neue Abgründe und Talente an mir selbst eröffnet hat. Vieles von dem, was du hier lesen wirst, war mir zu Beginn des Schreibprozesses noch gar nicht bewusst. Für mich wurde das Buch zu einem Coach – und ich hoffe sehr, dass es dir genauso geht.

 

Kurz zu mir. Ich heiße Lina Maria Pietras, bin zertifizierte Business-Coachin, Strategieberaterin, Inclusion & Belonging Expertin und internationale Keynote Speakerin. Ich begleite Menschen in Veränderungsprozessen – und davon habe ich selbst schon einige hinter mir. Auf den nächsten Seiten erzähle ich dir viel aus meinem Leben. Es geht um meine lange Suche nach Zugehörigkeit. Als Deutsch-Brasilianerin mit nur 4 Prozent Sehkraft habe ich mich schon oft ausgeschlossen gefühlt. Doch mir wurde im Laufe des Lebens immer klarer, dass nicht nur Menschen mit Behinderung oder Migrationsgeschichte das Gefühl kennen, sich ausgeschlossen zu fühlen, sondern dass es uns allen immer mal wieder so geht.

Egal, ob du als Schülerin als Letztes in die Mannschaft gewählt wirst, als Angestellter im Meeting nicht zu Wort kommst, dich als Mensch mit Migrationsgeschichte nie richtig zu Hause fühlst, beim Dating erfolglos bleibst, während um dich herum alle heiraten, oder dir wegen einer Behinderung weniger zugetraut wird als anderen – das, wonach du dich sehnst, ist Zugehörigkeit. Anders gesagt: Inklusion.

Inklusion schafft es, den Wunsch nach Zugehörigkeit mit dem Streben nach Autonomie zu verbinden. Denn ja, es ist möglich, dass du bei dir bleiben und deine Bedürfnisse ernst nehmen kannst, ohne dabei zu vereinsamen oder ausgeschlossen zu sein. Inklusion ist für mich ein Grundrecht aller Menschen – und damit wir alle dieses Gefühl genießen können, braucht es Kommunikation, Kollaboration und Ehrlichkeit.

Dass so ein Umgang wirklich funktioniert und sowohl zu Erfolgen als auch zu einer hohen Zufriedenheit führt, zeigt die Entstehungsgeschichte dieses Buches. Meine Co-Autorin Anna Maas und ich haben uns gegenseitig gezeigt, wie Teamwork läuft. Ja, es ist zwar meine Geschichte, die hier erzählt wird, doch ohne Anna wäre sie nie in Worte gefasst worden. Bei der Zusammenarbeit haben wir die Prinzipien, die wir in diesem Buch benennen, direkt angewandt: Wir haben ehrlich miteinander gesprochen, Bedürfnisse geteilt, Grenzen gezogen, uns Raum gegeben, Annahmen hinterfragt, Kritik geübt und angenommen, Verantwortung übernommen und an den richtigen Stellen losgelassen. In uns beiden hat sich in den letzten Monaten viel bewegt. Wir haben einander gesehen und verstanden, aber auch an uns selbst neue Facetten entdeckt.

In diesem Buch geht es unter anderem darum, wie wichtig solche menschlichen Verbindungen sind. Sie sind fest mit diesen Buchseiten verwoben. Die Verbindung von mir zu Anna und von Anna zu mir, die Verbindung von mir zu mir und von Anna zu sich selbst, vor allem aber auch die Verbindung von diesem Buch zu dir, liebe Leserin, lieber Leser.

Wenn du den Mut hast, bei dir selbst hinzuschauen, dich mit all deinen Anteilen auseinanderzusetzen, auch die Anteile anzunehmen, die gern im Verborgenen bleiben, kannst du dich wahrhaftig mit anderen Menschen verbinden und Teil einer inklusiven Gesellschaft sein. Denn die Akzeptanz deiner eigenen Unvollkommenheit ist der erste Schritt.

Mit diesem Buch, das eine Herzensangelegenheit ist, möchte ich dich auf deinem Weg begleiten. Dabei greife ich auf das Wissen von vielen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen zurück: Die Psychologie, das Coaching, aber auch die Neurowissenschaften helfen uns dabei, das Zusammenspiel aus Herz und Hirn – und damit die Vielfalt unserer Persönlichkeit – besser zu verstehen.

 

In meinem Lieblingsbuch Der Kleine Prinz heißt es: «Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.»[1] Man könnte nun behaupten, dass es mir leichterfällt, mit dem Herzen zu sehen, weil ich mich nicht auf meine Augen verlassen kann. Doch das stimmt nur in Teilen. Auch für mich war und ist es eine immer neue Herausforderung, in Verbindung mit mir selbst zu bleiben und meine Bedürfnisse nicht hintanzustellen. Doch ich habe schon einige Hürden gemeistert und kann dir verraten, was mir geholfen hat und hoffentlich auch in Zukunft helfen wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle lernen können, mit dem Herzen zu sehen, völlig unabhängig von unserer physiologischen Sehkraft.

Ich will dich dazu ermutigen, in jene Bereiche deines Seins hineinzublicken, in die du nur selten das Licht lässt, in denen es dunkel und kalt ist und du dich mit den Händen vorantasten musst, um dich überhaupt zurechtzufinden. Mit schwierigen Lichtverhältnissen kenne ich mich aus. Ich weiß auch, wie es sich anfühlt, wenn ich mich an anderen festhalten muss, damit ich nicht stolpere. Aus diesem Grund ist es mir ein Bedürfnis, dich auf deinem Weg zu begleiten und dir eine Stütze zu sein. Ich werde dir erzählen, wie auch ich strauchelte, fiel, aufstand, noch mal fiel, liegen blieb und mich irgendwann eben doch aufrappelte. Schon immer war da ein glitzerndes Einhorn in mir, auch wenn es zwischendurch mal müde war – doch ich verhalf ihm immer wieder zu neuen Freudensprüngen. Und ich verspreche dir, dass du das auch kannst.

 

Noch ein paar Worte zu Sprache und Aufbau des Buches: Als Diversity- und Inclusion-Strategin ist es mir ein Grundbedürfnis, dass sich in meinem Buch alle Menschen wiederfinden. Das Gendern mit Gendersternchen oder der Nennung beider Formen allerdings führt bei mir immer wieder dazu, dass ich beim Lesen ins Stocken gerate. Zudem reicht es meiner Meinung nach nicht, zwei Geschlechter zu benennen, da das Leben eine deutlich größere Vielfalt an Geschlechtsidentitäten zu bieten hat. Ich habe mich deshalb dafür entschieden, so oft wie möglich geschlechtsneutral zu formulieren und ansonsten die männliche und weibliche Form im Wechsel zu nutzen. Durch diesen Wechsel soll deutlich werden, dass ich alle anderen Geschlechter stets mitdenke. Ich bitte um dein Verständnis hierfür und hoffe, dass diese Durchmischung für genau die Vielfalt sorgt, die auch in der Realität zu finden ist.

 

Ein vielfältiger Mix ist ebenfalls die Mischung aus meinen persönlichen Geschichten und fachlichen Ansätzen. Für mich hängt beides untrennbar zusammen. Denn genau diese Ansätze, Theorien und Modelle haben...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2024
Co-Autor Anna Maas
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Achtsamkeit • Akzeptanz • Bewusst leben • bücher selbstfindung • Coaching • Diversität • Diversity • German Diversity Award • Inklusion • innerer Kritiker • inspirierende bücher • Lebenshilfe • Lebensratgeber • Lebensweisheiten • Menschen mit Behinderung • mentale Gesundheit • Mentale Stärke • Persönlichkeitsentwicklung • psychologie sachbuch • Selbstakzeptanz • Selbstbewusstsein • Selbstfindung • Selbsthilfe • Selbstliebe • social activist • toxische Positivität
ISBN-10 3-644-01953-3 / 3644019533
ISBN-13 978-3-644-01953-9 / 9783644019539
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