Hidden Potential - Die Wissenschaft des Erfolgs (eBook)

Wie man über sich hinauswächst

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
352 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60683-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hidden Potential - Die Wissenschaft des Erfolgs -  Adam Grant
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Viele Autoren haben die Gewohnheiten von Supertalenten beschrieben, die Spitzenleistungen erbringen. Doch Adam Grant zeigt: Wir alle können Großes erreichen! Denn unser Fortschritt hängt nicht davon ab, wie hart wir arbeiten, sondern davon, wie gut wir lernen. Unsere Entwicklung ist keine Frage der Talente, die uns gegeben sind, sondern der Einstellung. Grants Forschungen beweisen: Wenn wir gezielt unsere vorhandenen Fähigkeiten stärken und neue Motivationsstrukturen aufbauen, können wir unsere verborgenen Potenziale heben und Dinge erreichen, die wir nicht für möglich gehalten hätten!

Adam Grant ist Professor für Organisationspsychologie an der renommierten Wharton Business School. Seine Forschungsbeiträge im Bereich Motivation und Produktivität wurden vielfach ausgezeichnet. Er ist Autor mehrerer internationaler Bestseller, die Millionenauflagen erreichten und in 35 Sprachen übersetzt wurden.

Adam Grant, Jahrgang 1982, ist Professor für Organisationspsychologie an der renommierten Wharton Business School. Seine Forschungsbeiträge im Bereich Motivation und Produktivität wurden vielfach ausgezeichnet. Er ist Autor mehrerer internationaler Bestseller, die Millionenauflagen erreichten und in 35 Sprachen übersetzt wurden.

Prolog


Rosen, die aus Rissen im Beton sprießen

Did you hear about the rose that grew

from a crack in the concrete

Proving nature’s law is wrong it

learned 2 walk without having feet

Funny it seems but by keeping its dreams

it learned 2 breathe fresh air

»The Rose That Grew from Concrete«, Tupac Shakur[1]

 

An einem kühlen Frühlingswochenende des Jahres 1991 kamen in einem Hotel außerhalb von Detroit einige der herausragendsten jungen Denker der Vereinigten Staaten zusammen. Stimmengewirr erfüllte den Saal, während die Schüler die ihnen zugewiesenen Plätze einnahmen. Doch sobald die Schachuhren gestartet wurden, herrschte vollkommene Stille. Allein das Ticken war zu hören, und niemand ließ die schwarzen und weißen Felder auf dem Schachbrett aus den Augen – hier, beim nationalen Schachturnier der Mittelstufe.

In den vergangenen Jahren hatten Teams von noblen Privatschulen und Eliteschulen den Wettbewerb dominiert, die über die Mittel verfügten, Schach in den Stundenplan zu integrieren. Titelverteidiger war die Dalton School, eine Eliteschule in New York City, die bereits dreimal in Folge nationale Siege errungen hatten.

Dalton war eine Kaderschmiede, sozusagen ein olympisches Trainingszentrum für Schach. Jeder Vorschüler nahm ein Halbjahr lang am Schachunterricht teil, und jeder Erstklässler hatte ein ganzes Jahr lang Schachunterricht. Die talentiertesten Schüler qualifizierten sich für diesen Unterricht vor und nach dem regulären Schulunterricht bei einem der besten Schachlehrer des Landes. Daltons Ass im Ärmel war das Wunderkind Josh Waitzkin, dessen Lebensgeschichte nur zwei Jahre später die Grundlage für den Kinofilm Das Königsspiel – Ein Meister wird geboren bildete. Zwar traten Josh und ein anderer Starspieler in diesem Jahr nicht an, doch Dalton hatte trotzdem eine beachtliche Mannschaft mitgebracht.

Die Raging Rooks[2] hingegen sah niemand als ernsthafte Konkurrenz an. Als dieses Team sichtlich nervös das Hotel betrat, schnellten die Köpfe herum, denn die Spieler hatten mit ihren wohlhabenden weißen Gegnern nur wenig gemein.

Die Raging Rooks waren ziemlich mittellose People of Color: sechs Schwarze, ein Latino und ein asiatischer Amerikaner. Die Jungs kamen aus Vierteln, in denen Drogen, Gewalt und Kriminalität zum Alltag gehörten. Die meisten von ihnen wuchsen bei nur einem Elternteil auf; sie wurden von Müttern, Tanten oder ihren Großmüttern aufgezogen, die über ein Einkommen verfügten, mit dem man in Dalton nicht einmal das Schulgeld hätte bezahlen können.

Die Raging Rooks waren Acht- und Neuntklässler, die auf die Junior High School 43 gingen, eine öffentliche Mittelschule in Harlem. Im Gegensatz zu ihren Gegnern der Dalton School konnten sie weder zehn Jahre Schachunterricht vorweisen noch die Teilnahme an mehreren Turnieren. Einige von ihnen hatten erst in der sechsten Klasse gelernt, Schach zu spielen. Der Mannschaftskapitän Kasaun Henry hatte im Alter von zwölf Jahren damit angefangen und im Park mit einem Drogendealer Partien gespielt.

Bei den nationalen Meisterschaften dürfen die Teams ihre höchste Punktzahl mitnehmen und die anderen Partien annullieren. Mannschaften mit so vielen Spielern wie Dalton können so bis zu sechs Spielstände unbewertet lassen. Die Raging Rooks hingegen hatten gerade genug Spieler, um überhaupt antreten zu können. Jede Partie würde zählen, es gab kein Sicherheitsnetz. Um überhaupt eine Chance zu haben, mussten sie also Spitzenleistung erbringen. Und in der Tat legten sie gut vor. Ihr schwächster Spieler brachte schon früh einen Gegner zu Fall, der im Ranking Hunderte von Punkten vor ihm stand. Der Rest des Teams wuchs über sich hinaus und setzte Gegner schachmatt, die weitaus erfahrener waren. Als es ins Halbfinale ging, nahmen die Rooks unter den 63 Teilnehmenden den dritten Platz ein. Und auch sie hatten, obwohl sie noch nicht so lange spielten, eine Geheimwaffe mitgebracht. Ihr Trainer war ein junger Schachmeister namens Maurice Ashley, ein etwa 25-jähriger jamaikanischer Einwanderer. Und Maurice war auf einer Mission: das Klischee Lügen zu strafen, dass PoC-Kids nicht intelligent seien. Er wusste aus Erfahrung, dass Talent zwar gleichmäßig verteilt ist, dass aber keine Chancengleichheit herrscht. Maurice konnte Potenzial erkennen, wo andere es übersehen hatten. Wie es der Rapper Tupac schrieb, wollte er die Rosen aus dem Beton sprießen lassen.

In der vorletzten Runde der Landesmeisterschaften musste Maurice jedoch mit ansehen, wie sein Team ins Straucheln geriet. Nachdem Kasaun erst in Führung gegangen war, patzte er und konnte gerade noch ein Remis erzielen. Ein anderer Spieler stand kurz vor dem Sieg, als sein Gegner seine Dame schlug und die Partie für sich entschied. Daraufhin brach er in Tränen aus und verließ fluchtartig den Saal. Ein weiteres Spiel hatte einen so holprigen Start, dass Maurice es sich nicht länger mit anschauen konnte und den Spielbereich verlassen musste. Am Ende der Runde waren die Raging Rooks vom dritten auf den fünften Platz abgerutscht.

Maurice erinnerte sein Team daran, dass sie nur ihre Entscheidungen kontrollieren konnten, nicht ihre Ergebnisse. Um den Rückstand aufzuholen, würden die Raging Rooks ihre vier Endspiele gewinnen und beten müssen, dass die Spitzenteams ihrerseits verlieren. Aber egal was nun passieren würde: Sie gehörten bereits zu den Besten des Landes. Sie brauchten das Turnier nicht zu gewinnen, um als Sieger der Herzen zu gelten, hatten sie doch bereits alle Erwartungen übertroffen.

Schach gilt als ein Spiel der Genies. Die besten jungen Spieler sind meist Wunderkinder mit dem nötigen Grips, sich Spielzüge zu merken, schnell Szenarien zu analysieren und mehrere Züge vorauszudenken. Wer also ein Schachteam mit großen Erfolgsaussichten aufbauen will, wird es wohl so machen wie die Dalton School: sich eine Reihe von kleinen Genies schnappen und sie im frühen Alter einer intensiven Ausbildung unterziehen.

Maurice tat jedoch das Gegenteil: Er fing an, ein paar Mittelschüler zu unterrichten, die zufällig interessiert waren und Zeit hatten; einer davon war sogar der Fiesling der Klasse. Die meisten von ihnen zählten nicht zu den besten Schülern, und sie wurden nicht aufgrund einer besonderen Schachbegabung ausgewählt. »In unserem Team gab es keine Stars«, erzählte Maurice.

In der letzten Runde des Turniers gelang es jedoch den Raging Rooks, sich zu behaupten. Zwei Spieler setzten ihre Kontrahenten schachmatt, und Kasaun schlug sich wacker gegen einen viel höher eingeschätzten Gegner. Selbst wenn er überraschend die Partie für sich entscheiden würde, wussten die Rooks, dass es wahrscheinlich nicht ausreichen würde, denn das erste Spiel in dieser Runde war unentschieden ausgegangen.

Einige Minuten später hörte Maurice am anderen Ende des Korridors lautes Rufen – »Mr Ashley, Mr Ashley!« Kasaun hatte das unmöglich Erscheinende vollbracht und nach einem langen Kampf im Endspiel Daltons Spitzenmann geschlagen. Zur Überraschung aller waren die führenden Teams ins Straucheln geraten und hatten den Raging Rooks den Weg zum Sieg geebnet. Die Spieler klatschten sich ab, umarmten sich und jubelten: »Gewonnen! Gewonnen!«

Zwei Jahre zuvor waren die armen Kids aus Harlem blutige Anfänger, nun waren sie Landesmeister. Dabei ist die größte Überraschung nicht die Tatsache an sich, dass die Außenseiter gewonnen haben, sondern weshalb sie gewonnen haben. Und die Fähigkeiten, die sie entwickelt hatten, würden ihnen irgendwann einmal mehr einbringen als den ersten Platz bei einem Schachturnier.

 

In jedem Menschen steckt ein verborgenes Potenzial. Dieses Buch bietet eine Anleitung, wie wir es freisetzen können. Es ist eine weitverbreitete Überzeugung, dass es einem in die Wiege gelegt wird, Großes schaffen zu können, und man die dafür erforderlichen Fähigkeiten nicht erwerben kann. So feiern wir Schüler mit natürlicher Begabung in der Schule, als Sportler geborene Athleten und mit Genie gesegnete Musiker. Man muss jedoch kein Wunderkind sein, um Spitzenleistungen zu erbringen. In diesem Buch möchte ich aufzeigen, wie wir alle Großartiges vollbringen können.

Als Organisationspsychologe habe ich einen Großteil meiner Forschungsarbeit damit verbracht zu untersuchen, was uns dazu bringt, uns...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2024
Übersetzer Marlene Fleißig, Violeta Topalova
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Denktraining • Emotionale Intelligenz • Höchstleistung • Intelligenz • Intuition • Kognitionswissenschaft • Lernen • Lernwissenschaft • Mentaltraining • Neuropsychologie • Organisationspsychologie • Potenziale • Psychologie • Selbstentwicklung • Selbstoptimierung • Spitzenleistung • Talente • Verhaltenstheorie
ISBN-10 3-492-60683-0 / 3492606830
ISBN-13 978-3-492-60683-7 / 9783492606837
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