Aristoteles to go -  Mortimer J. Adler

Aristoteles to go (eBook)

Der leichte Zugang zu komplexen Gedanken
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-484-3 (ISBN)
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Aristoteles (384-322 v. Chr.) lehrte Alexander den Großen die Logik und durch seine philosophischen Werke jeden Philosophen seither, von Mark Aurel über Thomas von Aquin bis zu Mortimer J. Adler. Jetzt lehrt Adler - einst Vorstandsvorsitzender der renommierten Encyclopedia Britannica - die Welt die aristotelische Logik, indem er Aristoteles' Erkenntnisse in einer aktuellen, wunderbar verständlichen Weise präsentiert. Er bringt Aristoteles' Werk auf eine alltägliche, für jeden verständliche Ebene - »to go«, wie auf einen schnellen Kaffee mit Aristoteles. Indem er die Leser ermutigt, selbst philosophisch zu denken, bietet Adler uns einen einzigartigen Weg zu persönlichen Einsichten und zum Verständnis der grandiosen aristotelischen Philosophie, wie der Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen, der richtige Weg zum Glück und der richtige Plan für ein gutes Leben.

Dr. Mortimer J. Adler war Vorstandsvorsitzender der Encyclopedia Britannica, Direktor des Institute for Philosophical Research, Ehrentreuhänder des Aspen Institute und Autor von mehr als 50 Büchern. Er starb im Jahr 2001.

Dr. Mortimer J. Adler war Vorstandsvorsitzender der Encyclopedia Britannica, Direktor des Institute for Philosophical Research, Ehrentreuhänder des Aspen Institute und Autor von mehr als 50 Büchern. Er starb im Jahr 2001.

TEIL 1
DER MENSCH ALS PHILOSOPHISCHES TIER


1
PHILOSOPHISCHE SPIELE

Viele Menschen haben schon zwei Spiele gespielt, ohne dass ihnen bewusst war, dass sie sich dadurch philosophisch betätigten. Das eine Spiel heißt »Tier, Pflanze, Mineral«, das andere »Zwanzig Fragen«.

Beide Spiele bestehen darin, Fragen zu stellen. Aber nicht das macht sie zu philosophischen Spielen, sondern das, was hinter den Fragen steht - eine Reihe von Kategorien, ein Schema der Klassifizierung. Dinge zu klassifizieren, sie in diese oder jene Kategorie einzuordnen, ist uns vertraut. Jeder macht das irgendwann einmal - Ladenbesitzer, wenn sie eine Bestandsaufnahme ihrer Waren in den Regalen machen; Bibliothekare, wenn sie Bücher katalogisieren; Sekretärinnen, wenn sie Briefe oder Dokumente abheften. Wenn es sich bei den zu klassifizierenden Objekten jedoch um die Inhalte unserer physischen Welt oder des noch größeren Universums, das unter anderem unsere physische Welt enthält, handelt, dann kommt die Philosophie ins Spiel.

Die beiden Spiele - »Tier, Pflanze, Mineral« und »Zwanzig Fragen« - werden manchmal so gespielt, als würde es sich um dasselbe Spiel handeln. Das ist der Fall, wenn die erste der zwanzig Fragen »Tier, Pflanze oder Mineral?« lautet, um herauszufinden, ob der Gegenstand, an den jemand denkt, in eine dieser drei großen Kategorien oder Klassen von physikalischen Wesen beziehungsweise Gegenständen fällt. Aber nur manches von dem, an das wir denken können, ist etwas Physisches. Wenn es sich beispielsweise um eine geometrische Figur wie einen Kreis oder um eine Zahl wie die Quadratwurzel aus minus eins handeln würde oder wenn es um einen der griechischen Götter wie Zeus, Apollo oder Athene ginge, dann gäbe es keine bestätigende Antwort auf die Frage, ob das Objekt tierisch, pflanzlich oder mineralisch sei - zumindest sollte das nicht der Fall sein.

Das Spiel der zwanzig Fragen zielt darauf ab herauszufinden, an welches von allen möglichen Objekten jemand anderes gerade denkt. Es beschränkt sich nicht auf Gegenstände von physischer Natur. Von den beiden genannten Spielen verwickelt es uns am ehesten in philosophische Gedanken, ohne dass wir uns dessen bewusst wären. Damit wir uns dessen bewusst werden, brauchen wir die Hilfe von Aristoteles.

Die Klassifizierung von Objekten gehört mit zu den Fähigkeiten, in denen Aristoteles sich besonders auszeichnete. Eine andere war seine Fähigkeit, Fragen zu stellen. Philosophisches Denken hat damit begonnen, Fragen zu stellen - Fragen, die auf der Grundlage unserer gewöhnlichen, alltäglichen Erfahrung und mit einer gewissen Reflexion über diese Erfahrung, die zu einer Schärfung und Verfeinerung unseres gesunden Menschenverstands führt, beantwortet werden können.

Tier, Pflanze und Mineral ist eine grobe Dreiteilung all der Dinge, die wir in der physischen Welt vorfinden. Aber wir fassen den Begriff »Mineral« sehr weit, wenn wir ihn für jegliche leblose Materie nutzen, um sie von lebenden Organismen abzugrenzen - Stöcke und Steine von Rosenbüschen oder Mäusen. Nicht alles, was leblos ist, ist ein Mineral wie beispielsweise Gold oder Silber, das wir aus der Erde schürfen. Bei einigen dieser Dinge handelt es sich um Gesteinsformationen, die an der Erdoberfläche oder im Erdinneren zu finden sind, einige sind andere Formen von Materie in flüssigem oder gasförmigem Zustand.

In der Kategorie der leblosen beziehungsweise seelenlosen Objekte, die lose unter dem Begriff »Mineral« erfasst sind, würde Aristoteles uns zwischen elementaren und zusammengesetzten Körpern unterscheiden lassen. Ein elementarer Körper ist nach Aristoteles einer, der aus einer einzigen Art von Materie besteht - zum Beispiel Gold, Kupfer oder Zink. Im Gegensatz dazu besteht ein zusammengesetzter Körper aus zwei oder mehr verschiedenen Arten von Materie - zum Beispiel Messing, das eine Legierung aus Kupfer und Zink ist. Wichtiger ist für Aristoteles jedoch die Unterscheidung zwischen Lebendigem und Leblosem.

Was unterscheidet alle lebenden Organismen von den trägen leblosen Körpern, seien es nun elementare oder zusammengesetzte Körper? Aus unserer alltäglichen Erfahrung mit lebenden Organismen wissen wir, dass sie alle bestimmte gemeinsame Merkmale haben. Sie nehmen Nahrung auf, sie wachsen, sie pflanzen sich fort.

Und was unterscheidet innerhalb der Kategorie der lebenden Organismen die Pflanzen von den Tieren? Auch hier wissen wir aus unserer alltäglichen Erfahrung, dass Tiere bestimmte gemeinsame Merkmale haben, die den Pflanzen fehlen. Sie sind nicht wie Pflanzen in der Erde verwurzelt, sondern können mithilfe eigener Fortbewegungsmittel ihren Standort wechseln. Sie beziehen ihre Nahrung nicht wie Pflanzen aus der Luft und aus dem Boden. Darüber hinaus besitzen die meisten Tiere Sinnesorgane.

Es gibt jedoch keine feste Grenzlinie, die leblose Gegenstände von lebenden Organismen trennt, sodass wir uns manchmal fragen, zu welcher dieser Kategorien etwas gehört. Das gilt auch für die Trennung zwischen Pflanzen und Tieren. So scheinen einige Pflanzen auf Reize zu reagieren, obwohl sie keine Sinnesorgane wie Augen und Ohren besitzen. Einige Tiere, etwa Steckmuscheln, scheinen nicht in der Lage zu sein, sich fortzubewegen; wie Pflanzen scheinen sie fest an einem Ort verwurzelt zu sein.

Aristoteles war sich bewusst, dass seine Einteilung aller physischen Dinge in die drei großen Klassen »leblose Gegenstände«, »Pflanzen« und »Tiere« Grenzfälle nicht ausschloss - Dinge, die in einer bestimmten Hinsicht auf die eine Seite der Grenzlinie und in einer anderen Hinsicht auf die andere Seite zu gehören scheinen. Er erkannte, dass der Übergang von leblosen Dingen zu Lebewesen und von pflanzlichem zu tierischem Leben allmählich erfolgt und nicht immer eindeutig ist.

Dennoch hielt Aristoteles an seiner Auffassung fest, dass die Unterschiede zwischen lebendigen und leblosen Körpern sowie zwischen Pflanzen und Tieren diese in ganz unterschiedliche Arten von Dingen unterteilen. Er begründete diese Ansicht wie folgt.

Würden wir nicht zunächst den klaren Unterschied zwischen einem Stein und einer Maus erkennen und verstehen, würden wir uns nie fragen, ob etwas, das schwierig zu klassifizieren ist, ein Lebewesen oder etwas Lebloses ist. Ebenso würden wir uns nie fragen, ob es sich bei einem bestimmten lebenden Organismus um eine Pflanze oder ein Tier handelt, wenn wir den klaren Unterschied zwischen einem Rosenstock und einem Pferd nicht erkennen würden.

So wie Tiere eine besondere Art von Lebewesen sind, weil sie über Fähigkeiten verfügen, über die Pflanzen nicht verfügen, so ist der Mensch aus einem ähnlichen Grund eine besondere Art von Tier. Er verfügt über Fähigkeiten, über die kein anderes Tier verfügt, wie zum Beispiel allgemeine Fragen zu stellen und mithilfe von Beobachtung und Nachdenken Antworten zu suchen. Deshalb bezeichnete Aristoteles den Menschen als vernunftbegabtes Tier - als fragendes und denkendes Tier, das zu philosophischen Überlegungen fähig ist.

Manche Tiere scheinen die Grenze zwischen nichtmenschlichen Wesen und Menschen zu überschreiten. Schweinswale und Schimpansen, so hat man kürzlich herausgefunden, sind intelligent genug, um einfache Formen der Kommunikation anzuwenden. Aber wie es aussieht, stellen sie weder sich selbst noch einander Fragen über die Natur der Dinge und versuchen auch nicht, auf irgendeine Weise entsprechende Antworten zu entdecken. Wir können solche Tiere als nahezu menschlich bezeichnen, aber wir sehen sie nicht als dem Menschengeschlecht zugehörig an.

Jeder einzelnen Art von Dingen, so glaubte Aristoteles, wohnt eine Natur inne, die sie von allen anderen Dingen unterscheidet. Was eine Klasse von Dingen von allen anderen unterscheidet, definiert die Natur, die jedes einzelne Ding besitzt, das dieser Klasse angehört. Wenn wir zum Beispiel von der menschlichen Natur sprechen, meinen wir damit schlicht und ergreifend, dass alle Menschen bestimmte Eigenschaften haben und dass diese Eigenschaften sie von anderen Tieren, von Pflanzen und von leblosen Gegenständen unterscheiden.

Aristoteles’ Klassifikationsschema ordnete die fünf Hauptklassen der physischen Dinge in aufsteigender Reihenfolge an. Die elementaren und zusammengesetzten Körper stehen am unteren Ende der Skala. Jede der höheren Klassen ist deshalb höher angesiedelt, weil sie die Eigenschaften der darunterliegenden Klasse besitzt und darüber hinaus bestimmte Unterscheidungsmerkmale aufweist, die die darunterliegende Klasse nicht hat.

Auf der Skala der natürlichen Dinge ist das Lebendige eine höhere Existenzform als das Leblose, Seelenlose; Tiere sind eine höhere Lebensform als Pflanzen; und das menschliche Leben ist die höchste Lebensform, die es auf der Erde gibt.

Alle lebenden Organismen nehmen ebenso wie alle leblosen Körper Raum ein und haben ein Gewicht, aber darüber hinaus nehmen sie, wie bereits erwähnt, Nahrung zu sich, wachsen und pflanzen sich fort. Da Tiere lebende Organismen sind, verfügen sie wie die Pflanzen auch über diese lebensnotwendigen Funktionen, aber sie verfügen darüber hinaus über bestimmte Funktionen beziehungsweise Fähigkeiten, über die Pflanzen nicht verfügen. An der Spitze der Skala stehen die Menschen, die über alle lebensnotwendigen Funktionen der anderen Tiere verfügen und darüber hinaus die Fähigkeit besitzen, durch das Stellen und Beantworten von Fragen nach Wissen zu streben und philosophisch zu denken.

Natürlich könnte man behaupten, dass viele der höher entwickelten Tierarten denken, ja sogar, dass Computer denken. Es stimmt auch nicht, dass nur der Mensch intelligent wäre. Intelligenz ist in unterschiedlichem...

Erscheint lt. Verlag 14.7.2024
Reihe/Serie Free your mind
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Alexander der Große • Antike • Athen • Dialog • Dichtung • Enyclopedia Britannica • Erkenntnis • Ethik • Glück • Griechenland • Logik • Metaphysik • Naturphilosophie • Nikomachische Ethik • Philosophie • Platon • Poesie • Staatstheorie
ISBN-10 3-98609-484-9 / 3986094849
ISBN-13 978-3-98609-484-3 / 9783986094843
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