Your Pocket Therapist (eBook)

Befreie dich von alten Mustern und verändere dein Leben
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60703-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Your Pocket Therapist -  Annie Zimmerman
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Wir alle haben im Leben mit Schwierigkeiten zu kämpfen, das weiß auch Dr. Annie Zimmerman - nicht nur als Psychotherapeutin, sondern auch als Betroffene. Basierend auf ihrer jahrelangen Erfahrung zeigt sie, dass psychisches Wohlbefinden möglich ist, wenn wir uns darauf einlassen, unsere Emotionen wirklich zu verstehen und alte Verhaltensweisen loszulassen. »Your Pocket Therapist« kombiniert praktische Tools und Übungen mit Anekdoten aus der Therapie und gibt den Leser:innen mithilfe eines 5-Schritte-Plans das Rüstzeug an die Hand, um sinnvolle Veränderungen vorzunehmen, tiefe Heilung zu bewirken und ihr Leben zu verbessern. Ein unverzichtbarer Leitfaden für mentale Gesundheit und bessere Beziehungen zu Familie, Freunden und Partnern.

Dr. Annie Zimmerman ist Psychotherapeutin, Autorin und Wissenschaftlerin.  Als @your_pocket_therapist erreicht sie in den sozialen Medien über 500.000 Follower mit ihren Posts und Videos über Therapie, Beziehungen und psychische Gesundheit. Annie Zimmerman schreibt seit über zehn Jahren in verschiedenen Formen und hat eine eigene psychotherapeutische Praxis in London.

Dr. Annie Zimmerman ist Psychotherapeutin, Autorin und Wissenschaftlerin.  Als @your_pocket_therapist erreicht sie in den sozialen Medien über 500.000 Follower mit ihren Posts und Videos über Therapie, Beziehungen und psychische Gesundheit. Annie Zimmerman schreibt seit über zehn Jahren in verschiedenen Formen und hat eine eigene psychotherapeutische Praxis in London.

Einleitung


Ich sitze auf einem Sofa, warmes Licht erfüllt den Raum, und schaue in das kluge Gesicht meines Gegenübers mit den neugierigen Augen. Alles ist dabei, sich zu verändern. Ich rutsche nervös herum, wie vor einem ersten Date, aber nicht die Art von Date, auf dem man seinen Freund*innen heimlich eine SMS schickt, wenn der andere Part auf der Toilette ist. Tatsächlich weiß niemand, dass ich hier bin. Ich schäme mich irgendwie, davon zu erzählen, als würde hier zu sein bedeuten, dass mit mir irgendwas nicht stimmt, dass ich verrückt bin.

Dabei bin ich nicht hier, weil ich einen Nervenzusammenbruch hatte. Mit meiner geistigen Gesundheit ist sogar alles ziemlich in Ordnung, dessen bin ich mir sicher. Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, warum ich hier bin. Ich weiß nur, dass ich leide und keine Ahnung habe, was ich sonst noch versuchen soll. Ich kann einfach nicht aufhören zu essen. Egal, welche Diät ich ausprobiere, welche neue Art von Sport oder welche Lebensmittelgruppe ich versuche wegzulassen, ich stopfe mich jeden Tag voll, bis mir der Bauch wehtut. Ich esse wie im Rausch, bis mir schlecht wird, ich komatös auf dem Sofa liege und nicht mehr richtig da bin. Ich fühle mich träge, hässlich und unglücklich. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass eine Therapie irgendetwas bringen wird. Ich bin einfach nur verzweifelt.

Ich habe wirklich alles versucht: habe Google durchforstet, eine Achtsamkeits-App heruntergeladen, Yoga gemacht, positiv gedacht, ein Dankbarkeitstagebuch geführt, mich noch mehr bemüht, mich abzulenken, habe ausschließlich über Essen gesprochen, dann gar nicht mehr über Essen gesprochen. Ich habe auf Zucker verzichtet, mir selbst Warn-Nachrichten geschrieben, keine Schokolade mehr zu Hause gehabt, bin nicht mehr mit Freund*innen essen gegangen, habe bis zehn gezählt, bis hundert; habe drei Mahlzeiten am Tag gegessen, fünf Mahlzeiten, keine Mahlzeiten. Manchmal hat das ein wenig geholfen, aber irgendwann kam das Problem immer wieder auf.

Ich weiß nicht, warum es mir so schwerfällt; nur, dass ich nicht aufhören kann.

Ich schaue auf, blicke die Frau an, die eine Stunde lang meinem Gerede über mich selbst zugehört hat, und frage: »Was ist denn nur los mit mir?«

Sie antwortete: »Klingt so, als wäre da eine Menge Schmerz bei Ihnen. Lassen Sie uns gemeinsam versuchen, das anzugehen.« Wir vereinbaren also, uns einmal pro Woche zu treffen, und ich bin unsicher und skeptisch, ob das helfen wird. Aber zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich einen winzigen Hoffnungsschimmer, dass es besser werden könnte.

 

Springen wir ein paar Monate weiter: Ich bringe kaum ein Wort heraus, mir stehen die Tränen in den Augen. In mir schreit alles, dass ich sie nicht sehen lassen darf, wie ich weine. Aber ich atme durch den Schmerz und lasse die Tränen zu. Ich blicke auf, um mich zu vergewissern, dass sie nicht verärgert ist. Sie nickt ermutigend. Ich spreche gerade über etwas aus meiner Vergangenheit, das ich noch nie jemandem erzählt habe. Ich war damals sieben Jahre alt, und mich schrie jemand aus einem Grund an, den ich nicht verstand. Danach ging ich an den Vorratsschrank, um mich zu beruhigen. Hier verwendete ich Essen zu ersten Mal, um mich zu trösten.

In den Sitzungen sprechen wir monatelang über alles Mögliche, außer Essen. Tatsächlich haben die Gründe, warum ich eine Therapie begonnen habe, absolut nichts mit den Dingen zu tun, über die ich am Ende dort rede. Ich spreche über meine Eltern, über meine Schwester, über Partner, über die gemeinen Mädchen in der Schule. Ich spreche über meine Sehnsüchte, über meine Ängste und darüber, wie ich mich mit mir selbst fühle. Doch ohne dass ich jemals wirklich über Essen spreche, verlagert sich das Problem irgendwie. Aber ich rede nicht nur, ich weine auch, ich bin wütend, eifersüchtig, beschämt, gedemütigt, allein und unheimlich traurig. Vorher hätte ich gesagt, dass es mir gut geht, dass ich alles in allem ein glücklicher Mensch bin. Jetzt merke ich, wie viele Gefühle in mir sind.

Danach verlasse ich den Raum, und der vertraute Drang zu essen überkommt mich. Ich gehe an den Schrank, um nach meinen Standard-Schokoladenkeksen zu greifen – und halte dann inne. »Versuchen Sie wahrzunehmen, was in Ihrem Körper vor sich geht«, höre ich meine Therapeutin sagen. Ein Anflug von Traurigkeit überkommt mich. Ich bleibe einen Moment lang dabei, und mir steigen die Tränen in die Augen. Ich blinzle eine Träne weg, dann noch eine.

Es zieht meinen Körper ins Bett, dort beginne ich zu schluchzen. Es fühlt sich gut an, wie eine kathartische Befreiung. Nach ein paar Minuten versiegen meine Tränen, und ich fühle mich verletzlich, aber ein wenig besser. Ich habe nichts gegessen. Die Kekse sind unangetastet im Schrank geblieben. Ich lächle. Es ist nicht so, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich bin nur sehr traurig und wütend, und das Essen hat den ganzen Schmerz unterdrückt. So im Bett liegend überkommt mich ein Hochgefühl. Ich habe das Essen immer für das Problem gehalten, aber jetzt verstehe ich, dass es nur der Versuch war, irgendetwas zu tun, um mich besser zu fühlen. Das Einzige, was mit mir nicht stimmte, war, dass ich noch nicht wusste, was unter der Oberfläche emotional in mir vorging.

Und mir ging auf, dass die meisten von uns keine Ahnung haben, warum sie leiden. Ein Großteil unserer psychologischen Probleme ist nichts anderes als der Versuch, mit Schmerz umzugehen. Diese Probleme schaffen wiederum neue Schwierigkeiten in unserem Leben, doch der Ursprung des eigentlichen Problems hat vielleicht gar nichts damit zu tun.

Ich hörte damals nicht sofort mit dem Binge-Eating auf, aber es war der erste Schritt in diese Richtung. Und einige Jahre harter Arbeit später kann ich mit Stolz sagen, dass es mich nur noch selten überkommt. Und wenn doch einmal, dann weiß ich, dass es ein Zeichen für ein tiefer liegendes Problem ist. In diesen Momenten erlaube ich mir, unter die Oberfläche zu schauen, und zwar mit dem gleichen Mitgefühl, das mir meine Therapeutin beigebracht hat – und dann verschwindet es wieder.

Diese bahnbrechende Erkenntnis motivierte mich, selbst Psychotherapeutin zu werden. Alle Frauen in meiner Familie sind Therapeutinnen, wirklich alle. Meine Mutter ist Therapeutin, meine Schwester ist Therapeutin, alle meine vier Tanten sind Therapeutinnen. Meine Großmutter war eine der ersten Frauen, die im Vereinigten Königreich Psychologie studierten. Ich bin also regelrecht in einem Therapiekult aufgewachsen.

Kein Wunder also, dass ich schließlich in Psychologie promovierte und mich anschließend zur Psychotherapeutin ausbilden ließ. Es liegt mir im wahrsten Sinne des Wortes im Blut.

Das kann zwar manchmal extrem nervig sein, und unsere Familientreffen sind ziemlich anstrengend, aber mir wurde eben auch viel Liebe und ein Verständnis für das menschliche Leid vermittelt sowie ein solides Grundverständnis für psychische Gesundheit und dafür, wie Therapie funktioniert. Dennoch habe ich erst im Rahmen meiner eigenen Therapie und als ich selbst Therapeutin wurde, diesen grundlegenden Punkt verstanden: Die meisten von uns haben keine Ahnung, was das eigentliche Problem ist.

 

In der modernen westlichen Kultur glauben wir gerne, dass unser Bewusstsein die volle Kontrolle hat. In Wirklichkeit sitzt aber unser Unbewusstes am Hebel. Es bestimmt, wie wir auf Dinge reagieren, warum wir ängstlich sind, warum wir prokrastinieren, warum wir uns für Männer entscheiden, die uns schlecht behandeln, warum uns zu selbstbewusste Frauen Angst machen, warum wir wie besessen arbeiten, warum wir nicht schlafen können, warum wir eine gute Freundin sind, warum wir uns mit Essen vollstopfen, obwohl wir satt sind, warum wir denken, dass uns jeder hasst – warum wir überhaupt irgendetwas denken, fühlen und tun.

Sigmund Freud zog für die menschliche Psyche das Bild des Eisbergs heran: Die 10 Prozent, die wir sehen, sind unser bewusster Verstand, aber darunter befinden sich noch weitere 90 Prozent, nämlich unser Unbewusstes. Und ja, Freud war etwas problematisch, sexbesessen und fuhr gern mit seinen Patientinnen in den Urlaub (ein bisschen weird …), aber ein paar seiner Ideen waren ziemlich genial und gelten auch heute noch.

So viele von uns laufen mit diesen großen Problemen herum, die uns unlösbar erscheinen, weil wir keine Ahnung haben,...

Erscheint lt. Verlag 29.2.2024
Übersetzer Marlene Fleißig, Anja Lerz
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte 5-Schritte-Plan • Achtsamkeit • Akzeptanz • Ängste bewältigen • Ängste überwinden • bessere Beziehungen • bessere Beziehungen führen • Betroffene • Beziehungen • Beziehungen verbessern • Bindungsangst • Burnout • Depression • Entlastung • Entspannungstechniken • Erfüllung • Existenzkrise • Gedanken • Gefühle • Gefühle entschlüsseln • Gewohnheiten ändern • Glück • Heilung • Hilfe • Hoffnung • Inneres Kind • Instagram • Krise • Lebenshilfe • Leiden • Leidensdruck • Leitfaden • Meditation • Mental Health • Muster • negative Gedanken • Niedergeschlagenheit • Orientierung • Persönlichkeitsentwicklung • praktische Lösung • Praktische Tipps • Praktische Tools • Probleme lösen • Psyche • Psyche besser verstehen • Psychiatrie • Psychische Erkrankung • Psychische Krankheit • psychisches Wohlbefinden • Psychoanalyse • Psychologie • psychologische Konzepte • Psychopharmaka • Psychosomatisch • Psychotherapeutin • Psychotherapie • Ratgeber • Sehnsucht • Selbstentfaltung • Selbsterkenntnis • Selbstfürsorge • Selbstheilung • Selbsthilfe • Selbstliebe • selbstwertgefühl stärken • Sinnkrise • Sinnsuche • sinnvolle Veränderungen • Sorgen • Sorgen bewältigen • Stress • Sucht • Suchttherapie • Therapie to go • Trauer • Trauma • Übungen • Umgang mit Emotionen • Unsicherheit • Veränderung • Verhaltensmuster • Verhaltenstherapie • Verlust • Verlustangst • wohlfühlen • @your_pocket_therapist • Zuhören • Zwangsstörung
ISBN-10 3-492-60703-9 / 3492607039
ISBN-13 978-3-492-60703-2 / 9783492607032
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