Ewiges Imperium. Wie das Römische Reich die westliche Welt prägt -  Aldo Cazzullo

Ewiges Imperium. Wie das Römische Reich die westliche Welt prägt (eBook)

Italiens führender Sachbuch-Bestsellerautor | Von Asterix bis Spartakus - über den Erfolg und die Modernität der alten Weltmacht
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2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0695-6 (ISBN)
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Untergang. Welcher Untergang? - Über die Modernität eines alten Weltreichs

Das Römische Reich ist nie wirklich untergegangen. Bis heute ist sein Einfluss allgegenwärtig, jedes nachfolgende Imperium hat sich direkt oder indirekt als Erbe der alten Römer gesehen: Byzanz, das Heilige Römische Reich von Karl dem Großen, die K.-u.-k.-Monarchie oder das Deutsche Kaiserreich.

Der Mythos Rom zog sie alle in seinen Bann: Napoleon verehrte Caesar und ließ sich nicht zum König, sondern gleich zum Kaiser krönen. Die italienischen Faschisten träumten von der Wiedergeburt des Imperium Romanum, die Nazis vom großgermanischen Weltreich. Die Kommunisten um Luxemburg und Liebknecht eiferten Spartakus nach, während Mark Zuckerberg, Digitalherrscher des 21. Jahrhunderts, besessen ist von Kaiser Augustus. Und in der Populärkultur, ob Asterix, Ben Hur oder Gladiator, lebt das Römische Reich ohnehin munter weiter.

Der bekannte italienische Journalist Aldo Cazzullo rekonstruiert den Mythos des Imperiums: angefangen bei Aeneas über Republik und Kaiserzeit bis hin zu den Ideen und Insignien einer Supermacht, in der unsere heutige Kultur ihren Ursprung hat.

Dabei zeigt Cazzullo nicht nur, wie Rom auf unseren Straßen, in unseren Köpfen, Worten und Symbolen weiterlebt, sondern auch, wie eigentlich alles, was wir heute Westen nennen, nach Rom führt.



ALDO CAZZULLO, geboren 1966 in Alba, gehört zu den erfolgreichsten und renommiertesten Journalisten Italiens. Seit über dreißig Jahren berichtet er über wichtige italienische Ereignisse, zunächst fürLa Stampa, dann für den Corriere della Sera, dessen stellvertretender Chefredakteur er heute ist. Seine Bücher über die italienische Geschichte und Identität haben sich bisher über eine Million Mal verkauft und stürmen regelmäßig Italiens Bestsellerlisten. Cazzullo lebt und schreibt in Rom.

EINFÜHRUNG

Das Römische Reich ist niemals untergegangen.

Es lebte weiter im Gedächtnis, in den Sprachen und Symbolen der Reiche, die nach ihm kamen. Es lebt aber auch in unseren Worten, Gebäuden und Gedanken fort – in unserer Art zu sprechen, zu bauen und zu denken hat sich vieles vom antiken Rom bewahrt. Und Christen sind wir nur deshalb, weil das Römische Reich christlich wurde.

Rom hat die Romane, Comics und Filme inspiriert, die wir als Kinder verschlungen haben, von Quo vadis? über Asterix bis hin zu Ben Hur – alles lange vor Gladiator. Dass ausgerechnet diese Epoche die nachfolgenden Generationen so sehr beeinflusst hat, liegt sicher nicht zuletzt daran, dass die Entstehung des römischen Kaiserreichs ungefähr mit einem anderen Ereignis zusammenfiel, das die Geschichte der Menschheit nachhaltig verändert hat: der Geburt Jesu Christi.

Auch die Kunst des antiken Rom ist niemals gänzlich verschwunden und taucht von der Renaissance (wörtlich: Wiedergeburt) bis zum Klassizismus und Historismus immer wieder auf. Ob im Florenz der Medici oder im Berlin der Hohenzollern, überall im Westen haben einige der größten Künstler so gebaut, gezeichnet, gemalt und gemeißelt wie die alten Römer – oder glaubten zumindest, sie täten es.

Jeder »Imperator« der Geschichte hat sich wie der neue Caesar gefühlt – und jeder Revolutionär der Geschichte hat sich wie der neue Spartacus gefühlt.

Alle Reiche, die auf das Imperium Romanum folgten, haben sich als Erben Roms betrachtet. Konstantinopel, das »Zweite Rom«, und das Byzantinische Reich. Moskau, das »Dritte Rom«. Das Fränkische Reich Karls des Großen mit seiner Erneuerung des Kaisertums im Westen. Das Heilige Römische Reich (deutscher Nation) vom 10. Jahrhundert bis zu seinem Untergang 1806. Das Kaisertum Österreich bzw. Österreich-Ungarn sowie das Deutsche Kaiserreich, die sich als dessen Nachfolger betrachteten.

Und nicht zu vergessen das britische Empire, das etwa das riesige Indien mit einer Handvoll Soldaten beherrschte, von denen die meisten auch noch Inder waren. Damit trat London in die Fußstapfen Roms, das die Barbaren an seinen Außengrenzen mit Armeen in Schach hielt, die von Barbaren befehligt wurden und aus Barbaren bestanden, die oftmals sogar ihr traditionelles Kriegsgeschrei beibehielten.

Napoleon verehrte Caesar so sehr, dass er ein Buch über ihn schrieb und nicht zum König, sondern zum Kaiser der Franzosen gekrönt werden wollte.

Das amerikanische Imperium baut wie das römische auf Bündnisse und Pakte mit anderen Völkern, um sie auf diese Weise militärisch und kulturell zu beeinflussen. Das ist oftmals weitaus effektiver als die Besetzung von Territorien, denn die wahre Macht liegt in der Herrschaft über die Köpfe und die Wirtschaft der Bewohner.

Nicht zufällig blicken heutige Digitalherrscher wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk mit großem Interesse auf die römischen Caesaren. Denn auch sie herrschten über riesige Gemeinschaften aus Menschen, die einander niemals physisch begegneten, sich in unterschiedlichen Sprachen verständigten und zu unterschiedlichen Göttern beteten, aber unter demselben Kaiser geboren wurden, lebten und starben. Das konnte aber nur funktionieren, weil sie sich alle in denselben Gesichtern, Geschichten und Ideen wiederfanden.

Denn als Bürger des Imperium Romanum konnte man unabhängig von seiner Herkunft, seiner Hautfarbe oder seinem Glauben Römer werden, aber gleichzeitig Spanier, Gallier, Thraker, Syrer, Grieche, Ägypter oder Nubier bleiben. Dabei standen die Römer vor denselben Herausforderungen wie wir heute, denn auch sie hatten mit Migrationswellen und der Integration von Ausländern zu kämpfen. Außerdem führten sie beinahe ständig irgendwo gegen irgendjemanden Krieg. Eines ist jedoch wichtig: Die Römer waren zwar zutiefst von ihrer eigenen Überlegenheit überzeugt, aber keine Rassisten. Nun ja, außer vielleicht den Goten gegenüber, die sie als zu groß und zu blond verspotteten.

Was wir heute »den Westen« nennen, wurde auf den Fundamenten des Imperium Romanum errichtet.

Die Sprache der Politik und der Macht ist überall im Westen dieselbe wie in Rom vor 2000 Jahren. Diktator und Potentat sind aus dem Lateinischen entlehnte Worte, ebenso wie Klient und Patron, Patrizier und Plebejer, Kandidat und Jurist oder Prinz und Proletarier.

Der Name der Stadt Köln geht auf das lateinische colonia zurück. Die Suffragetten, die erstritten, dass Frauen wählen dürfen, sind nach suffragium, dem lateinischen Wort für Wahlrecht benannt. Palast leitet sich vom Palatin ab, einem der sieben Hügel Roms, auf dem sich die Residenz der römischen Kaiser befand. Der Begriff Faschismus geht auf die fasces, jene Rutenbündel zurück, die die Liktoren den hohen römischen Beamten als Symbol ihrer Macht vorantrugen. Sozialismus und Kommunismus haben ihren Ursprung in den lateinischen Begriffen societas und communio. Das Wort Präsident hat seine Existenz dem lateinischen praesidere (vorsitzen) zu verdanken. Die Freiwilligen, die nach den Plänen der CIA im Falle einer sowjetischen Invasion Italiens im Rahmen der Operation Gladio hinter den Linien Widerstand leisten sollten, wurden Gladiatoren genannt. Bis heute werden fleißig Filme über diese Stars der römischen Arenen gedreht.

Nach wie vor greifen Regierende gerne auf das Mittel der »Propaganda« zurück und versuchen einen »Konsens« zu erzielen oder sich beim Volk mit Hilfe von panem et circenses (Brot und Spielen) beliebt zu machen – ein Ausdruck, der von Juvenal, einem der großen römischen Satiriker, geprägt wurde.

Die Begriffe Kaiser und Zar gehen auf Caesar zurück, sodass sich jeder Herrscher mit diesem Titel als Nachfolger des eigentlichen Begründers des römischen Kaiserreichs fühlen konnte. In gewisser Weise gilt das auch für viele US-Präsidenten, die durchaus der Ansicht waren, dass den Vereinigten Staaten, ebenso wie den Römern, die »offensichtliche Bestimmung« zukomme, die Welt zu beherrschen. Und wie im Falle Roms ist auch das Machtsymbol Amerikas der Adler.

Es gibt aber auch noch eine andere Seite: Die Vereinigten Staaten verfügen, genau wie Frankreich, Spanien und Italien, über einen dem alten Rom nachempfundenen Senat, dessen Sitz das Kapitol ist.

Natürlich wird der römischen Herrschaft nicht immer und überall mit Nostalgie gedacht. Im 19. Jahrhundert errichteten Franzosen, Deutsche und Briten den Feinden Roms kolossale Statuen und machten sie zu Nationalhelden. Vercingetorix wird auf dem Gipfel des Mont Auxois geehrt, dem antiken Alesia, wo die Gallier ein letztes Mal verzweifelt Widerstand leisteten. Ein fast dreißig Meter hoher Arminius aus Eisen und Kupfer, bekannt als »Hermannsdenkmal«, erhebt sich über den Teutoburger Wald, wo der Cherusker und seine Verbündeten die Legionen des Augustus unter ihrem Kommandanten Varus niedermetzelten. Der rebellischen Königin Boudicca und ihren Töchtern schließlich wurde an der Westminster Bridge in London ein Denkmal gesetzt. Dennoch wären Franzosen, Deutsche und Engländer ohne Rom nicht das geworden, was sie heute sind.

Sogar die Sprache des Glaubens wurde in der ewigen Stadt geboren, denn Religion und Pontifex sind lateinische Wörter. Ähnlich verhält es sich mit der Sprache des Krieges: Armee, Militär oder General sind lateinischen Ursprungs, und Soldat kommt von solidarius, das jemanden meint, der Sold erhält. Sogar das Wort Familie verdanken wir den Römern. Allerdings waren römische Bräute bei der Hochzeit nicht weiß, sondern gelb gekleidet.

Aber wir haben nicht nur Wörter der Römer übernommen, sondern auch ihre Konzepte. Wer in den nachfolgenden Epochen über große Gebiete herrschte und Einfluss auf andere Völker nahm, orientierte sich dabei am Vorbild des Römischen Reiches, seinen Gesetzen, seinen Straßen und seinem Kalender. In den romanischen Sprachen sind die Namen der Tage (mit Ausnahme des Samstags, der über das Griechische aus dem Hebräischen stammt) und der Monate römischen Bezeichnungen entlehnt. Bis heute werden Menschen in Monaten geboren, die nach Julius Caesar (Juli) und Augustus (August) benannt sind. Den Römern verdanken wir die Kunst, zu teilen und zu herrschen, aber auch Fremde zu integrieren, Einwanderer willkommen zu heißen und zu Neubürgern zu machen. Hinzukommen der Respekt vor lokalen Gebräuchen und Gottheiten sowie die Verbindung von Zivilisation und Gerechtigkeit. Der Preis dafür waren allerdings Leid, Grausamkeit und Ströme von Blut, die durch die Straßen der Geschichte flossen.

Ein beachtlicher Teil dieses Blutes wurde von den ersten Christen vergossen. Sie waren Märtyrer, bekannten sich zu einem Glauben, der im Verborgenen Verbreitung fand und den Tod bedeuten konnte. Die römischen Kaiser gelten als grausame Christenverfolger, und einige von ihnen, wie Nero oder Diokletian, waren es tatsächlich. Gleichzeitig ist das Römische Reich aber auch dafür verantwortlich, dass das Christentum zur vorherrschenden Religion des Westens werden konnte. Entscheidende Figuren dabei waren Konstantin der Große, der das Christentum privilegierte, und seine Mutter Helena, die das wahre Kreuz Jesu ausfindig machen und nach Rom bringen ließ. Folge der konstantinischen Politik war eine nachhaltige Christianisierung des Römischen Reiches.

Die römische Geschichte ist aber nicht nur eine Geschichte militärischer und politischer Machtausübung, sondern auch moralischer und...

Erscheint lt. Verlag 21.5.2024
Sprache deutsch
Original-Titel Quando eravamo i padroni del mondo
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Aeneis • Augustus • Big History • Cäsar • Catilinaische Verschwörung • Einfluss Roms • Gaius Iulius Caesar • Geschichte • Geschichte Europa • Konstantin • Lucius Sergius Catilina • Populärkultur • Rom • Römische Geschichte • römische Kultur • Römische Republik • Spartakus • SPQR
ISBN-10 3-7499-0695-5 / 3749906955
ISBN-13 978-3-7499-0695-6 / 9783749906956
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