Die Medea des Euripides

Ein Kommentar zur deutschen Übersetzung

(Autor)

Buch | Softcover
390 Seiten
2005 | 1., Aufl.
Frank & Timme (Verlag)
978-3-86596-010-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Medea des Euripides - Georg Otten
39,80 inkl. MwSt
Dieser Kommentar zu einer der berühmtesten Tragödien der Antike ist der erste seiner Art in Deutschland, da er im Unterschied zu allen bisher erschienenen Kommentaren - die wichtigsten im angelsächsischen Raum - keine Griechischkenntnisse voraussetzt.
Er bietet neben einer Neuübersetzung der Medea in Prosa Erläuterungen zu allen erklärungsbedürftigen Versen, zeigt Text- und Übersetzungsvarianten auf und diskutiert Echtheitsfragen. Er dokumentiert die antiken Texte, auf die der Text der Medea selbst sich bezieht, vor allem die frauenfeindliche Tradition der griechischen Dichtung. Darüber hinaus führt er ein in die Forschungsdiskussion und macht den Leser mit den verschiedenen kontrovers diskutierten Themen zu Medea vertraut. Damit macht er, was bisher nur dem mit den alten Sprachen Vertrauten zugänglich war, auch den Laien auf dem Gebiet der Klassischen Philologie zugänglich.
Dieser Kommentar zu einer der berühmtesten Tragödien der Antike ist der erste seiner Art in Deutschland, da er im Unterschied zu allen bisher erschienenen Kommentaren - die wichtigsten im angelsächsischen Raum - keine Griechischkenntnisse voraussetzt. Er bietet neben einer Neuübersetzung der Medea in Prosa Erläuterungen zu allen erklärungsbedürftigen Versen, zeigt Text- und Übersetzungsvarianten auf und diskutiert Echtheitsfragen. Er dokumentiert die antiken Texte, auf die der Text der Medea selbst sich bezieht, vor allem die frauenfeindliche Tradition der griechischen Dichtung. Darüber hinaus führt er ein in die Forschungsdiskussion und macht den Leser mit den verschiedenen kontrovers diskutierten Themen zu Medea vertraut. Damit macht er, was bisher nur dem mit den alten Sprachen Vertrauten zugänglich war, auch den Laien auf dem Gebiet der Klassischen Philologie zugänglich.

1;INHALTSVERZEICHNIS;6
2;0.1 VORWORT;8
3;0.2 HINWEISE ZUR BENUTZUNG DES KOMMENTARS;10
4;1. EINLEITUNG;12
4.1;1.1 DER MEDEA- MYTHOS;12
4.2;1.2 FREISPRUCH FÜR MEDEA EURIPIDES AUF DER ANKLAGEBANK ;18
4.3;1.3 PROBLEME;23
4.4;1.4 DIE GLIEDERUNG DER TRAGÖDIE;26
4.5;1.5 DAS PROBLEM DER ÜBERSETZUNG;28
4.6;1.6 DIE ÜBRIGEN FIGUREN DES DRAMAS;43
4.7;1.7 DIE ANTIKEN INHALTSANGABEN (HYPOTHESEIS);52
4.8;1.8 VORGESCHICHTE;57
5;2. DER KOMMENTAR;61
5.1;2.1 PROLOG;61
5.2;2.2 PARODOS;91
5.3;2.3 MEDEA UND DIE FRAUEN VON KORINTH;103
5.4;2.4 KREON;117
5.5;2.5 ERSTE RACHEPLÄNE;128
5.6;2.6 ERSTES STANDLIED;139
5.7;2.7 JASON;143
5.8;2.8 ZWEITES STANDLIED;173
5.9;2.9 AIGEUS;176
5.10;2.10 MEDEAS RACHEPLAN;196
5.11;2.11 DRITTES STANDLIED;209
5.12;2.12 JASON UND MEDEA II (TRUGSZENE);217
5.13;2.13 VIERTES STANDLIED;232
5.14;2.14 MEDEAS ABSCHIED VON DEN KINDERN;236
5.15;2.15 EIN CHORLIED;259
5.16;2.16 BOTENBERICHT;264
5.17;2.17 DER KINDERMORD;276
5.18;2.18 JASON;287
6;3. EXKURSE;307
6.1;3.1 ZUM VERSTÄNDNIS DES BEGRIFFS THYMÓS;307
6.2;3.2 ZUR WIRKUNGSGESCHICHTE UND ZUR ÜBERSETZUNG VON 1-8;308
6.3;3.3 EHE UND EHELICHE TREUE IM ANTIKEN GRIECHENLAND;311
6.4;3.4 FRAUENFEINDLICHE TENDENZEN IN DER GRIECHISCHEN DICHTUNG;315
6.5;3.5 ZUM VORSCHLAG EINER ATHETESE DER VERSE 1056-1080;318
6.6;3.6 MEDEA EINE ZAUBERIN?;330
7;4. VORBILDER, EINFLÜSSE, QUELLEN;332
7.1;4.1 DIE ORESTIE DES AISCHYLOS;332
7.2;4.2 AIAS VON SOPHOKLES;334
7.3;4.3 DIE NEOPHRON-FRAGE;336
7.4;4.4 SAGEN ÜBER MEDEA IN KORINTH;347
7.5;4.5 DIE PROKNE-SAGE;350
8;5. INTERPRETATIONSANSÄTZE UND -KONTROVERSEN;352
8.1;5.1 LIEBT JASON SEINE KINDER?;352
8.2;5.2 MEDEA ALS BARBARIN;357
8.3;5.3 MEDEA ALS FRAU DAS SYMBOL BETT;358
8.4;5.4 LIEBT MEDEA IHRE KINDER?;360
8.5;5.5 WANN FASST MEDEA IHREN RACHEPLAN?;361
8.6;5.6 KINDERMORD AUS RACHE KINDERMORD AUS NOT;362
8.7;5.7 DER KINDERMORD ALS OPFER;366
8.8;5.8 WUSSTE MEDEA VOM HELIOSWAGEN?;368
8.9;5.9 DER MORALISCHE ASPEKT: MEDEA UND ANTIGONE;369
8.10;5.10 SINNASPEKTE DER TRAGÖDIE;371
9;6. ANHANG;376
9.1;6.1 ERKLÄRUNG DER FACHBEGRIFFE;376
9.2;6.2 ABKÜRZUNGEN;382
9.3;6.3 NAMENSREGISTER;383
10;Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur;384

3. EXKURSE (S. 306-307)
3.1 ZUM VERSTÄNDNIS DES BEGRIFFS THYMÓS
Einer der wichtigsten Begriffe der griechischen Psychologie bzw. Anthropologie ist thymós . Der Begriff weist in seiner Verwendung eine große Variationsbreite auf. Übersetzt wird er mit Herz, Seele, Gemüt, Stimmung, in bestimmten Zusammenhängen auch mit Leidenschaft oder Zorn, kann aber auch Lebenskraft, Mut, Antrieb bedeuten, ohne daß alle diese Begriffe das griechische Wort in seiner Tiefe treffen. Er kann definiert werden als das wilde, heiße Wollen des Herzens, als Affekt, der wie ein ungezügeltes Tier den Menschen überfällt und mitreißt, ein Aufwallen von Leidenschaft und Tatkraft, das den Menschen bis zu den Wurzeln seines Daseins hin ergreift.
Der Begriff bezeichnet den irrationalen Seelenfaktor, der durch den Verstand kontrolliert, gezügelt, gebändigt werden muß, und wird in der klassischen Literatur zumeist in einer harten Bedeutung als Synonym für Leidenschaft, Zorn, Groll, aggressive Strebung gebraucht. In Platons Protagoras (352b) wird er als hindernder Faktor genannt, der davon abhalten kann, das zu tun, was man als das Beste erkannt hat. Medea folgt ihrem thymós , wenn sie in ihrer Liebe zu Jason alle Brücken hinter sich abbricht (8). In 639 bitten die Frauen des Chores, daß ihr thymós nicht in unsinniger Liebe geschlagen wird mit der Gier nach fremden Betten. In der Deutung der Amme wird Medea durch ihren thymós zur Rache getrieben (108), als sie erfährt, daß Jason eine neue Bindung eingegangen ist. 865 ist es der Chor, der in bezug auf Medeas geplanten Mord von ihrem thymós spricht. Ob Medea durch ihren thymós zur Rachetat getrieben wird und unsere Tragödie als Leidenschaftsdrama zu sehen ist, wird in der Forschung kontrovers diskutiert.
Manuwald betont (S. 49 Anm. 59): Medea selbst führt ihr Verhalten an keiner Stelle (der unechte Teil des Monologs287 bleibt hier natürlich außer Betracht) auf ihren thymós zurück, mit Ausnahme bezeichnenderweise ihrer Trugrede an Jason (879, 883), in der sie Jason vorgaukelt, sie sei grundlos über ihn erregt gewesen, lobe aber jetzt seine vernünftigen Maßnahmen".
Nach Manuwald ist es ihr klar definiertes und keineswegs emotional gesteuertes Ehrgefühl", das den Beweggrund zu dem Plan des Kindermords bildet. Hier wird deutlich, daß thymós im Sinne einer binären Psychologie ein Gegenbegriff zu Verstand, Erkenntnis ist. In der Regel wird der Begriff durch den Kontext oder ein Epitheton deutlich bestimmt. Umstritten ist, ob man in unserem Stück auch Beispiele für eine weiche Bedeutung im Sinne von Mutterliebe findet. Dafür streitet vor allem Dihle. Er sieht in den Versen 865 und 1056 Belege für ein solches Verständnis (in beiden Fällen wohl zu Unrecht, vgl. die Erläuterungen zu den beiden Versen) und möchte auch den vieldiskutierten Vers 1079 so verstanden wissen.
3.2 ZUR WIRKUNGSGESCHICHTE UND ZUR ÜBERSETZUNG VON 1-8
Die ersten Verse des Dramas bilden ein Hysteron-Proteron, denn der Bau des Schiffes Argo aus Fichten des Pelion (V.4 f.) liegt natürlich vor dessen Durchfahrt durch die Symplegaden. Aber schon in der Antike, am Ende der sog. Ersten Hypothesis (s. Kap. 1.8), wird der Grammatiker Timachidas gerügt, weil er im Eingang der Medea ein Hysteron-Proteron wie bei Homer Odysse 5.264 gesehen hat. Man spricht also besser von einem scheinbaren Hysteron-Proteron, denn der Anfang allen Unheils lag tatsächlich in der Überwindung der durch die Symplegaden markierten Schwelle zwischen Griechischem und Außergriechischem. Ganz analog dazu sieht die feministische Deutung hier die Überschreitung der Grenze zwischen Matriarchat (Kolchis) und Patriarchat (Griechenland). In pathetischer Steigerung verfolgt die Amme den Ursprung des Unheils noch weiter zurück bis zum Fällen der Fichten, die zum Bau der Argo verwendet wurden. Der erste S

Reihe/Serie Klassische Philologie
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 502 g
Einbandart kartoniert
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Latein / Altgriechisch
Schlagworte Euripides • Hardcover, Softcover / Klassische Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft • HC/Geisteswissenschaften allgemein • HC/Klassische Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft • Medea • Medea (Euripides)
ISBN-10 3-86596-010-3 / 3865960103
ISBN-13 978-3-86596-010-8 / 9783865960108
Zustand Neuware
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