Käthe und Gusti. ¿Die raue Nazi-Wirklichkeit lehrte uns, keine richtigen Deutschen zu sein.¿ - Detert Zylmann

Käthe und Gusti. ¿Die raue Nazi-Wirklichkeit lehrte uns, keine richtigen Deutschen zu sein.¿

(Autor)

Buch | Softcover
48 Seiten
2023
Diplomica Verlag
978-3-96146-959-8 (ISBN)
24,99 inkl. MwSt
Die letzte Folge meiner Familiengeschichte, angefangen mit den Feldpostbriefen meines Vaters, der Inhaftierung meines Großvaters wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat und der Biographie unserer Familie und der meiner eigenen, möchte ich schließen mit dem Versuch, den Lebensweg zweier mit meiner Familie befreundeten jüdischen Menschen aufzuzeigen, die unter der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten gelitten haben und zu Opfern wurden. Es sind die Leidensgeschichten der Künstlerin Käthe Steinitz und der Röntgenschwester Auguste Friedburg, genannt Gusti. Ihre Schicksale gleichen denen vieler Millionen jüdischer Menschen während der Nationalsozialistischen Diktatur. Während Frau Steinitz und ihre Familie in die USA emigrieren konnten, wurde Auguste Friedburg nach Theresienstadt deportiert, wo sie unter nicht geklärten Umstanden verstarb.

Detert Zylmann wurde 1944 in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Vor- und Frühgeschichte promovierte er 1980 in Mainz und übernahm 1983 die Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters bei der dortigen Denkmalpflege. Seit dem Eintritt in den Ruhestand 2009 beschäftigt sich der Autor intensiv mit der umfangreichen Familiengeschichte. Seit 2018 lebt er wieder in Hamburg.

Textprobe:Kapitel Käthe und Ernst Steinitz:Es begann mit einer großen Liebe zu einer kleinen Insel, als mein Großvater Peter Zylmann 1920 zum ersten Mal von Leer, wo er am dortigen Gymnasium lehrte, mit seiner Frau Martha auf die kleine Nordseeinsel Baltrum reiste. "Nach dem Ersten Weltkrieg kamen wir in unsere ostfriesische Heimat zurück. Wir hatten den Wunsch, fern von Beruf und Verkehr einen Erdfleck zu finden, wo wir mit der Natur und uns eine erholsame Zeit verbringen konnten." Überwältigt von der Nähe der Natur und seiner Urwüchsigkeit vermerkte er in seinem Tagebuch: "Baltrum ist eine Insel mit Menschen und Dingen, wie sie überall zu finden sind, aber sie ist einbezogen in eine große, übergewaltige Natur, und die Elemente haben das Schicksal ihrer Menschen geformt. Im Bannkreis dieser einsamen Welt kann der Mensch das Große groß und seine eigene Kleinigkeit klein erleben; so erwächst in ihm in wiederkehrenden Begegnungen eine große Liebe zu einer kleinen Insel!" Das Leben der Bewohner auf der Nordseeinsel Baltrum in diesen Jahren war sehr bescheiden und einfach. Man ernährte sich vom Fischfang, von Garnelen und Miesmuscheln, jagte Tümmler, Seehunde und Kaninchen und sammelte Vogeleier. Man beschränkte sich auf den Anbau von Kartoffeln und Bohnen. Es gab keinen elektrischen Strom auf der Insel. Die Petroleumlampe beherrschte den Abend. Erst ab 1925 verfügte Baltrum über elektrischen Strom, und fließendes Wasser gab es erst zehn Jahre später.Das einfache Leben der Baltrumer muss meinen Großvater sehr beeindruckt haben: "Es war eine herrliche Zeit, an die ich gern zurückdenke!" Er hatte, wie er schreibt, sein kleines Paradies gefunden und verbrachte fortan viele Urlaube mit seiner Familie auf dieser kleinen Insel.Erste Anzeichen einer sich entwickelnden Seebäderkultur lassen sich in Großbritannien erkennen. Von dort nahm die moderne Bäderentwicklung ihren Ausgang. Erste Badeanlagen wurden Ende des 18. Jahrhunderts auf Norderney eingerichtet. Hundert Jahre später folgte Baltrum. Nach bescheidenen Anfängen Mitte des 19. Jahrhunderts wird mit der wirtschaftlichen Entwicklung nach 1871 allmählich der Gästeverkehr auf der Insel lebhafter. Damals, um 1920, als die Familie auf die Insel kam, zählte Baltrum etwa 150 Einwohner, und das Gästeaufkommen lag nach amtlichen Angaben schon bei 619. Ein Jahr später, im Sommer 1921 fand hier die erste Begegnung mit dem jüdischen Ehepaar Ernst und Käthe Steinitz statt. Man wohnte gemeinsam bei Marie Ulrichs ("Oma Ulrichs") in der "Villa Ulrichs", heute Pension "Fallen Anker", im Westteil der Insel, nahm dort das Frühstück ein und zum Mittagessen verabredete man sich in der "Villa Peteda", erbaut vom Baltrumer Bäckermeister Frerich Eberhard Meyer. 2003 wurde die "Villa Peteda" abgerissen. Heute befindet sich hier das Restaurant "Skippers Inn". Es war der Beginn einer jahrzehntelangen Freundschaft!Aus diesen ersten Jahren des Baltrumer-Tourismus, als auch Künstler wie Paul Klee und Kurt Schwitters auf der Insel zu Gast waren, gibt es folgende Anekdote: "Schwitters und seine Freunde gastierten im Sommer 1919 und 1920 in der Villa Peteda. Man lebte sehr einfach. Zum Mittagessen trafen wir uns in der großen Glasveranda, vor uns das Meer, auf dem Tisch das typische Nachkriegs-Pensionsessen. Fast jeden Tag erklang das Frikadellenlied: Sind im Meere große Wellen, Gibt`s bei Meyers Frikadellen.Sind im Meere kleine Wellen, Gibt`s bei Meyers Frikadellen." Die Gäste stellten keine hohen Ansprüche. Man war zufrieden, abends saß man zusammen und tauschte sich mit den Gästen aus. Offensichtlich waren meine Großeltern sehr angetan von dem Ehepaar Steinitz. So schwärmte mein Großvater: "Gestern Abend in Peteda lange mit [...] Dr. Steinitz-Hannover [...] zusammengesessen und über modernste Kunstfragen gesprochen." Man hatte sich also auf Baltrum kennengelernt, hatte insbesondere Freundschaft geschlossen, die in den kommenden Jahren durch einen lebhaften Briefwechsel vertieft wurde. So spricht Pe

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 93 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Schlagworte Deportation • Emigration • Familie • Juden • Nationalsozialismus
ISBN-10 3-96146-959-8 / 3961469598
ISBN-13 978-3-96146-959-8 / 9783961469598
Zustand Neuware
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