Grüfte und Gräber in St. Dorothea -  Walter Zechmeister

Grüfte und Gräber in St. Dorothea (eBook)

Bestattung Klosterfremder bei den Wiener Augustiner Chorherren
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2023 | 1. Auflage
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978-3-99139-849-3 (ISBN)
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Im Seitenhof des Wiener Dorotheums sind 40 Grabsteine etc. aus dem ehemaligen Augustiner-Chorherren-Stift St. Dorothea eingemauert. Das Buch beschreibt inklusive zahlreichen Bildern die über 230 klosterfremden Personen, die im Stift bestattet waren, samt ihren Familien. Darunter waren auch zahlreiche Adelige der Familien Herberstein, Salm etc., auch der Barockarchitekt Matthias Steinl.

Walter Zechmeister, geboren in St. Pölten, Studium der Germanistik und Klassischen Philologie (Latein). Unterricht an einer AHS und wissenschaftliche Arbeiten mit dem Schwerpunkt auf Editionen mittelalterlicher lateinischer Texte, unter anderem: - Zechmeister, Walter: Christani Campililiensis Opera poetica. Verlag Brepols, Turnholti 1992 (Corpus Christianorum, Continuatio mediaevalis 19A/B). - Zechmeister, Walter: Glossae de evangeliis dominicalibus. Glossen über die Sonntagsevangelien. Pseudo-Albertus-Magnus in der Bearbeitung eines Zisterziensers. Aus dem Codex Campililiensis 144 fol. 72ra-78ra. Ediert, übersetzt und kommentiert von W. Z. Verlag Bautz, Nordhausen 2004. - Zechmeister, Walter: Flosculus beatae virginis. Marienallegorien als Brief eines Zisterziensers. Verlag Bautz, Nordhausen 2015. Ediert, übersetzt und kommentiert von W. Z. Verlag Bautz, Nordhausen 2015. - Zechmeister, Walter: St. Dorothea in Wien. Die Augustiner Chorherren von 1414 bis 1534. MyMorawa, Wien 2019.

1. Einleitung:

1. Themenstellung und Gründungsgeschichte:

„Sůcht haim darnach Dorotheer,

Die habn ein schönes Clösterlein,

Gepaut inwendig wie ein schrein.

Drinn Graf Niclaß von Salm grab,

An welchen Du magst nemen ab,

Wieviel schlachten und ehrlich that

Der Edel Graf begangen hat.“1

Dieses Zitat aus dem „Lobspruch der Stadt Wien“ Wolfgang Schmelzls2 (um 1500 bis um 1564), des Schulmeisters am Wiener Schottenstift, charakterisiert die beiden Fragestellungen der vorliegenden Arbeit:

Wer waren jene Laien und Weltpriester, die im Augustiner-Chorherren-Stift St. Dorothea in Wien (Dorotheergasse 17) bestattet wurden, und wie beeinflusste die Baugeschichte des Stiftes das Schicksal seiner Grabstellen und Grabmonumente?

St. Dorothea war aus einer kleinen Kapelle hervorgegangen, die zwischen der Laderstraße und der Färberstraße bzw. -gasse (heute Wien 1., Spiegelgasse 16 und Dorotheergasse 17) lag.

Herzog Albrecht II. von Österreich (1298-1358) mit den Beinamen der Weise oder der Lahme hatte die Kapelle spätestens 1353 zu Ehren der heiligen Jungfrauen Dorothea und Catharina sowie aller Himmelsbürger gestiftet.

Rudolf II. (1339-1365) stellte sie fertig und ließ sie am 25. Mai 1360 durch den Bischof von Passau Gottfried von Weißeneck (1342-1362) weihen.

Die Kapelle und das benachbarte Wohngebäude der Geistlichen wandelte Andreas Plank, Pfarrer der Doppelpfarre Gars-Eggenburg und seit 1406 Rektor der Kapelle, in ein Kloster der Augustiner Chorherren um. Sein ehemaliger Schüler Herzog Albrecht V., dem Plank von 1411-1435 als Kanzler diente, bestätigte diese Stiftung am 15. August 14143 (Mariae Himmelfahrt).

Ein Notariatsakt vom 12. Dezember 14144 beurkundete die Umwandlung in ein Kloster regulierter Chorherren nach dem Vorbild von Wittingau und dem 1410 gegründeten Stift Dürnstein (beide waren Reformstifte Raudnitzer Observanz) und dessen materielle Absicherung. Plank entsprach mit dieser Stiftung dem Wunsch Albrechts IV., dessen Kanzler er ab 1403 gewesen und der im September 1404, kurz vor seinem 27. Geburtstag, verstorben war.

Nach dem Abschluss von Umbauarbeiten übersiedelte Plank in das Kloster, ohne die Ordensgelübde abzulegen oder in die Amtsgeschäfte des jeweiligen Propstes einzugreifen. Hingegen förderte er das Kloster mit der Unterstützung Albrechts V. bis zu seinem Tod am 9. Juni 1435 nach Kräften. Zum Schicksal seiner sterblichen Überreste siehe seine Einzelbesprechung 009. 1435.

2. Der Beginn der Bestattungen in St. Dorothea:

Der Chorherr Andreas und der erste Propst Magister Aegydius, die am 17. Jänner bzw. 8. Februar 1417 verstorben waren, wurden als Erste in St. Dorothea bestattet. Beide waren aus dem Kloster Wittingau (Třeboň, Tschechien), das die Gewohnheiten (Consuetudines Rudnicenses) des Reformklosters Raudnitz (Roudnice nad Labem) übernommen hatte, zunächst in das 1410 gegründete Stift Dürnstein gekommen, besiedelten aber 1414 zusammen mit drei anderen St. Dorothea. Als nächster Kleriker (wohl nicht Priester) starb am 27. Dezember 1417 oder 1418 (1418 VI. Kal. Ianuarii) Johannes Röchl aus Strassburg.5 Die Chorherren wurden nahe bzw. unter dem Hochaltar, die Pröpste später auch in der sogenannten Prälatengruft unter dem Hochaltar beigesetzt.

Aufgrund der Ausmaße könnte der folgende undatierte Kostenvoranschlag samt Skizze die Gruft der Chorherren beschreiben (der 1750 begonnenen Handschrift StAKl, Hs. D 8 beigelegt):6

„Verzaichnus ainer Grufften in St. Dorotheae Gottshauß bei dem hochen Altar, welche im Liecht braid 14 Schuech, die Lenge 30 Schuech, in der Hoch im Liecht 8 Schuech, die Tieffe deß Fundaments wegen deß ein Graben 5 Schuech. Darzue ist vonneden 12000 Ziegl. 3 Klaffter Stain. 9 Muth Kalch. 60 Fuhr Sands. Item miesten auch die Stafel <Stufen> vor dem Hochaltar hinweg gebrochen werden und, wofehrn es vonnedten sein wird, der Communion Stafl, auch das Pflaster aufgehebt werden, solches wider zu repariern und zu machen sambt der Stiegen in bemelde Grufft. Für solche Arbeith 170 f.“

Die Grundfläche der Gruft war also etwa 4,2 x 9m, die Höhe ca. 2,4m, das Fundament ungefähr 1,5m hoch.

Als erste klosterfremde Person, deren Sterbejahr bekannt ist, wurde Bernhard von Liechtenstein von Judenburg bestattet; dieser Oberste Kämmerer in Steiermark starb am 20. April 1417.7

Der Domherr von St. Stephan Johannes Matthias Testarello della Massa (1636-1693) schwärmte in seiner bis 1685 reichenden Geschichte und Beschreibung der Wiener Kirchen:

„Es wäre alhie viel zu lang, aller hochadelichen Persohnen in dießer |S. 516| Kirchen situirter Grufften und Begräbnüssen benändtlich beyzubringen; deren glauben auß dießem wohl kann gezogen werden, daß in wahrheit, ob gleich nicht alle, doch die meiste Kirchen der Stadt Wien dieße in Grufften und Begrabnüssen fürstlicher Persohnen, hoher Ministren und hochadelicher geschlechter ungezweifelt übertreffe.“8

Bis zum Jahr 1774 wurden über 230 Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten und mit unterschiedlichen Berufen in der Stiftskirche oder im Kreuzgang, in Erdgräbern oder Grüften bestattet: Adelige, Bürger, Handwerker, Apotheker, Künstler, Wohltäter, Klosterbedienstete, Nachbarn.

Hinweise auf ihre Bestattung wie auch auf die Schicksale ihrer Grabdenkmäler bescheren uns vor allem die Nekrologe von St. Dorothea (besonders StAKl, Hs. D 7), die Sterbebücher von St. Stephan (ab 1523), aber auch St. Michael (ab 1631), der um 1630 begonnene sogenannte Codex Trautsonianus (ÖNB, Cod. series nova 12781: Abschrift durch Franz Paul Smitmer), die um die Mitte des 16. Jahrhunderts eingeführte Totenbeschau (Protokolle von Wien Stadt ab 1648), weiters die Abzeichnung von Grabdenkmälern 1751 und 1766 (StAKl, Hs. D 15), die Chroniken zur Stiftsgeschichte im St.-Dorothea-Archiv (heute in Stift Klosterneuburg) und die Umsetzung neuer gesetzlicher Vorgaben des 18. Jahrhunderts bezüglich der Bestattung in Kirchen.

3. Die Orte der Bestattungen:

Ob die heute bekannten Inschriften von Grabplatten im Boden, aufrecht stehenden Grabsteinen, beschrifteten Särgen oder auch von Epitaphien stammen, die, getrennt von der Grabstelle, in der Stiftskirche angebracht waren, ist nur selten belegt. Hinweise auf die Lage der Grabstätten fehlen bis zum Ende des 17. Jahrhunderts fast völlig. Die meisten Angaben stammen aus den letzten Jahrzehnten des Stiftes vor der Aufhebung 1786.

Manch ältere Steine waren schon während früherer Umbauten, etwa unter Propst Hieronymus Hayden (1671-1698), besonders aber während der Barockisierung9 der Stiftskirche unter Propst Ferdinand Nolthaeius (1698-1712), versetzt, oft auch beschädigt oder gar vernichtet worden. Der Autor der Epitaphiensammlung StAKl, Hs. D 15 vermerkt 1751 in seiner Vorrede:

„Also ware auch unsere Kirch vorhin nach ihren alten Gebau wegen villen Insignien, Wappen und Grabsteiner berühmet, welche vorhin von verschidenen hohen Familien alhier zu finden waren. Weilen aber anno 1702 oder 1703 zur Erneurung der Kirchen der Anfang gemacht wurde und die neue Architectur nicht zuliesse, solche Antiquitaeten von Wappen, Schildereyen und Grabsteiner beyzubehalten, so müsten also selbige nothwendig aus der Kirchen auf andere Orth gebracht werden, besonders, weilen das alte Kirchengewölb völlig eingeschlagen und das neue umb drey Klaffter nidriger ist gespannet worden. Bey solchen vorgenohmenen Gebau ist leichtlich zu erachten, das einige Grabstein werden zu Grund gegangen und die zerbrochene Stück zu den neuen Gebau werden seyn gebraucht worden. Die noch übrige Grabsteiner lagen an verschidenen Orthen, […] und diese alle, bis auf wenige, waren denen meisten unbekant, bis endlich unter Ihro Hochwürden und Gnaden Herrn Josepho Rosner, jetzt regierenden würdigsten Herrn Probsten <1734-1759>, anno 1751 ein neues Repositorium für die Sacristay und auch nach langwürigen Wunsch ein neuer Ofen unter Erden mitten in Sacristay ist gebauet worden.“

Weil man also jene, die zerbrochen waren, als Baumaterial verwendet hatte, kennen wir manche Inschriften nur aus Franz Paul Smitmers (1741-1796) Abschrift des heute verschollenen, um 1630 begonnenen sogenannten Codex Trautsonianus (ÖNB, Cod. series nova 12781). In Einzelfällen wird dort sogar die Skizze eines sonst nicht belegten Wappens überliefert.

Andererseits könnten Angehörige der bestatteten Personen bewusst die alten Grabsteine durch zu den Umbauten passende neue ersetzt haben. Das würde erklären, dass der Hofpfalzgraf Nicolaus Reusner (1545-1602) 1586 bzw. in der erweiterten Fassung 1597 Grabinschriften der Familie Salm und Neuburg am Inn zitiert, die heute in den Quellen St. Dorotheas nicht aufscheinen, obwohl laut Reusners Werktitel die meisten seiner Texte aus St. Dorothea stammten (siehe 035.).

Im besten Fall nennen die Quellen die Nähe eines Altares, eine Gruft (deren Lage ebenfalls nur durch relative Ortsangaben wie...

Erscheint lt. Verlag 11.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte
ISBN-10 3-99139-849-4 / 3991398494
ISBN-13 978-3-99139-849-3 / 9783991398493
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