Orontius und Mafalda (eBook)

auf mystischen Reisen

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
476 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-94207-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Orontius und Mafalda -  Bea Eschen
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Es handelt sich um die Lebensgeschichten des Bauernsohnes Orontius und seiner dritten Tochter Mafalda; zwei Protagonisten, die auf ihren Reisen und Abenteuern ihre Herkunft, Identität und ihre spirituellen Erkenntnisse erforschen. Das erste Buch mit dem Titel 'Orontius, der Gaukler Gottes' spielt im Spätmittelalter und erzählt von Orontius' Reise mit einem fahrenden Gaukler, seinem späteren Leben im Kloster und seiner Rückkehr in die Heimat. Orontius' Vater vertraut seinen Sohn dem Gaukler Eberlein an, um ihn vor Armut zu bewahren und ihn im Franziskanerkloster in Siegen, dem Geburtsort seiner verstorbenen Frau und Orontius' Mutter, unterzubringen. Das Klosterleben ist von einem festen Tagesablauf geprägt. Bruder Orontius unterscheidet sich von seinen Mitbrüdern, denn er hat seine eigene Art, Gott zu finden. Außerdem stößt er auf ein Geheimnis, das seine Herkunft in Frage stellt. Nach zwei Jahrzehnten im Kloster verlässt er es und begibt sich erneut auf eine Reise, die von überraschenden Ereignissen begleitet wird. Das zweite Buch, Mafalda, Tochter des Gauklers, spielt im Jahr 1551 und folgt Mafalda, der dritten Tochter von Orontius. Bei einem Besuch in ihrem Geburtsort Flecken entdeckt sie eine antike Münze in den Ruinen einer Kapelle, die der Heiligen Katharina gewidmet war. Die Münze zeigt ein Kopfprofil, das Mafalda in aller Einzelheit ähnelt. Neugierig darauf, wer diese Frau aus der fernen Vergangenheit war, begibt sie sich gemeinsam mit einem Kindheitsfreund auf eine Reise nach Ägypten zum Katharinenkloster. Diese Reise ist gespickt mit historischen Ereignissen, Liebe und Mafaldas spiritueller Suche nach ihrer Identität.

Bea Eschen ist gebürtige Deutsche und lebt seit 1984 im Ausland. Momentan ist sie in Sydney, Australien, zuhause. Ihr bisheriges Leben auf den verschiedenen Kontinenten Südafrika, Neuseeland und Australien brachte ihr viele Erfahrungen, die sie zum Schreiben anregen. ......................................................................................................................................................................

Bea Eschen ist gebürtige Deutsche und lebt seit 1984 im Ausland. Momentan ist sie in Sydney, Australien, zuhause. Ihr bisheriges Leben auf den verschiedenen Kontinenten Südafrika, Neuseeland und Australien brachte ihr viele Erfahrungen, die sie zum Schreiben anregen. ......................................................................................................................................................................

KAPITEL

ZWEI

Als wir über den Hügel kamen, erblickten wir eine Ansammlung durcheinander stehender Laubhütten und Zelte. Der Rauch eines großen Feuers mischte sich unter den Wirrwarr der Menschen, die mit vielen verschiedenen Aufgaben beschäftigt waren. Bunt gekleidete Frauen, die anscheinend nichts Weiteres zu tun hatten, als Fremde auszukundschaften, scharten sich um mich herum und strichen mir mit ihren schmutzigen Fingern frech übers Gesicht.

„Ein weicher Flaum ist schon da“, schrie eines der Weiber mit rotem lockigem Haar. Die anderen lachten kreischend auf.

Angewidert wich ich zurück. „Lass mich in Ruhe!“

Wir starrten einander an. Ich bemerkte mehrere große und kleine Sommersprossen an der Frau, die in ungewöhnlicher Weise zwischen Nase und Mund verteilt waren.

„Oh, der junge Mann ist empfindlich!“

Die Weiber prusteten aufs Neue los.

Mein Vater stieß sie mit einer brüsken Armbewegung zur Seite. „Lasst ihr uns jetzt durch, oder muss ich euch erst den Marsch blasen?“, woraufhin sich die Schar wiehernd wie Pferde davonmachte.

Es gab Affen, Meerkatzen, Murmeltiere, Kamele und andere fremde Tiere. Ja, sogar ein Bär brüllte aus seinem Käfig heraus im Einklang mit den wilden Trommelschlägen einer Person, die dem Teufel ähnelte. Erschrocken sah ich ihn an. Er trug ein Kostüm, das mich an einen bösen Waldgeist erinnerte. Eine gehörnte, bestialische, pelzige Gestalt mit einem Schwanz und gespaltenen Füßen. Sofort kamen mir die Worte unseres Pfarrers in den Sinn: „Satan, der große Feind Christi, der Kirche und der Menschheit!“

Als der Teufel mich bemerkte, winkte er mir freundlich zu. „Bist du Orontius, der neue Junge des Gauklers Eberlein?“

„Ja“, sagte ich zögernd. Ich konnte es nicht fassen, dass ich mit dem Teufel sprach.

Der Schreck muss mir im Gesicht gestanden haben, denn der Teufel wusste, was in mir vorging. „Keine Sorge! Das ist nur eine Verkleidung. Ich bin Gottfried. Wie der Name es schon sagt, der Friede Gottes. Ich bin Eberleins Bruder.“

Er reichte mir die Hand. Widerwillig nahm ich sie an. Entgegen meiner Angst war sie warm und ich fühlte mich zuversichtlicher.

Mein Vater räusperte sich. „Wo finden wir Eberlein?“

Gottfried zeigte zu einem großen Baum.

„Siehst du die große königliche Holzkutsche unter der Rieseneiche? Wir nennen sie die Arche. Dort findet ihr meinen Bruder.“

Wir kämpften uns durch ein Gewühl von grotesken Spielmännern, Quacksalbern, Musikanten und Narren, bevor wir an Eberleins Kutsche ankamen. Ich traute meinen Augen nicht. Sie stach von den anderen teilweise mit Tuch bespannten Planwagen alleine durch ihre kolossale Größe hervor. Die Räder waren fast so hoch wie ich! Außerdem war der hölzerne Wagenkasten am Fahrgestell mit Lederriemen aufgehängt, die an den unteren Ecken und auf den hohen Achsen befestigt waren. Zwei kräftig aussehende Maultiere standen in der Nähe und fraßen Gras. An verziertem Zuggeschirr, wie ich es noch nie gesehen hatte, und einem gepolsterten Kutschbock fehlte es auch nicht.

„Da seid ihr ja!“ Eberlein gesellte sich zu uns. Er schien erfreut zu sein, uns zu sehen.

„Wird mein Sohn in deiner Kutsche untergebracht sein?“, fragte mein Vater begeistert.

„Aber ja doch“, erwiderte Eberlein. „Es ist die alte Kutsche von Friedrich III, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Damit zog er vor über einem Jahrzehnt in Frankfurt ein.“

„Willst du mich veräppeln?“, fragte mein Vater.

„Es ist kein Scherz“, sagte der Gaukler und lächelte. „Auf dem Rückweg wurden der Kaiser und seine Ritter von einer Gaunerbande überfallen. Die Kutsche wurde angezündet und schwer beschädigt. Der Kaiser kam glimpflich davon. Zufälligerweise arbeitete ich damals beim Wagen-Bau und zusammen mit einem anderen Gesellen wurden wir beauftragt, die Kutsche zu reparieren. Die Räder und der Ledergurt-Unterbau mussten komplett erneuert werden. Der Wagen hatte durch das Feuer schwere Beschädigungen.“ Er drehte sich um und zeigte auf eine stark verrußte Stelle. „Siehst du, da oben ist einiges weggebrannt.“

Ich sah dorthin, wohin seine Hand zeigte. Der Schaden war unmöglich zu reparieren gewesen — das war mir sogar als Laie klar.

„Eine zu große Macke für unseren Kaiser! Deswegen wollte er nicht mehr mit seiner alten Kutsche fahren und schenkte sie uns.“

Ich schluckte. „Das war aber großzügig.“

Mein Vater drehte sich zu mir um. „Ich geh jetzt. Du bist hier gut aufgehoben.“ Er umfasste meinen Nacken und zog mich an sich. „Komm zu mir, wenn du Mönch bist, um die Ikone abzuholen. Leb wohl, Junge.“

Er verließ mich schneller, als es mir lieb war. Ich sah ihm nach und ein Gemisch aus Unbehagen und Freiheit überkam mich. Allerdings kam ich schnell darüber hinweg, denn meine neue Umgebung lenkte mich vom Abschiedsschmerz ab.

In der Arche hatte Eberlein für mich eine Hängematte eingerichtet. „Damit du während der Fahrt wie ein Baby gewogen wirst!“, erklärte er.

Ich lachte. Auch das hatte ich noch nie gesehen. Dann stellte er mich seiner Truppe vor. Ich konnte damals nur bis zehn zählen und wenn ich jede Person einem meiner Finger zuordnete, hatte ich zwei Finger zu wenig.

„Das ist unser Hannes Harnischer, auch als die böse Zunge unserer Truppe bekannt“, sagte Eberlein.

Hannes verbeugte sich und zog sogar den Hut vor mir. Er war ein kleiner, dünner Mann mit einem auffallend großen Mund. „Ich bin der Sänger der Truppe und die Schande des kargen Mannes. Mein Spottlied ist das beste Mittel, um uns Trank, Speise, Kleider, goldene Armringe und Geld zu sichern, wenn wir die Burgen und die Häuser der Vornehmen besuchen. Denn nur meine Spottlieder lehren ihnen das Fürchten vor uns, weil ich darin der ganzen Welt von ihrem Geiz erzähle, wenn sie uns nicht bezahlen!“

„Im Angeben warst du schon immer gut! Du bist nicht der Einzige, der uns am Leben hält“, erwiderte Eberlein.

„Aber der Beste!“, rief Hannes stolz und verschwand.

Unser nächster Stopp war die Hexe Walpurga. Ihre roten Locken wehten ihr im aufkommenden Wind wild ums Gesicht. „Wir hatten uns schon näher kennengelernt!“, sagte sie frech und versuchte, mir wieder mit ihren Fingern über das Kinn zu streichen. Diesmal schnappte ich ihre Hand und hielt sie fest, bevor sie mich berühren konnte. In dieser Stellung verharrten wir, während sich unsere Blicke ineinander verbohrten.

„Walpurga versetzt ihre Zuschauer in Angst und Schrecken, indem sie sich auf ihrer kleinen Bühne mit dem Teufel einlässt“, erklärte Eberlein.

Ich trat einen Schritt zurück. Das Weib war mir ungeheuerlich.

„Und wer bist du?“, fragte ich ein kleines Mädchen, dessen Haar genauso rot leuchtete wie das der Hexe Walpurga. „Hildegard“, antwortete die Kleine und sah mich mit unschuldigen blauen Augen an.

„Sie ist meine Tochter, Kind eines einsamen Vagabunden“, erklärte Walpurga und verschwand in einem kurzen, heftig aufbrausenden Wind, der das Laub um sie herum aufwirbelte.

Hildegard nahm meine Hand. „Willst du mit mir spielen?“

„Gerne“, erwiderte ich, „vielleicht später.“

Zwei weitere Weiber kamen zu uns. Ihre Kleider waren ungewöhnlich, denn sie hörten kurz über dem Knöchel auf. Sie waren auffallend geschminkt und trugen ihr Haar genau wie Walpurga, offen und ohne Kopfbedeckung.

„Das sind Margrede und Gertrudt, unsere Tänzerinnen. Die vornehmen Barone und geistlichen Herren finden sie unwiderstehlich“, sagte Eberlein und musterte eine der beiden grinsend von oben bis unten. Das verwirrte mich. Eigentlich waren solche Frauen in der Gesellschaft, wie ich sie kannte, anstößig und nicht gerne gesehen.

Eberlein zog mich am Arm und wir gingen weiter.

Schon von Weitem sah ich den Quacksalber. Er war ein älterer, bärtiger Mann, trug eine Zipfelmütze, unter der sein langes Haar herausquoll und ein weites, grobes Gewand. Auf seiner Nase saß eine runde Brille, die seinem Aussehen etwas Gewitztes gab. Als wir vor ihm stehen blieben, unterbrach er seine Tätigkeit und sah über den Rand seiner Brille auf mich hinab. „Ich bin Laurin, benannt nach der Gestalt der Heldensage des Zwerges Laurin. Das Volk glaubt, dass Zwerge eine große Kenntnis über die Heilkraft der Pflanzen haben.“

„Und haben sie?“, fragte ich neugierig.

„Gibt es Zwerge?“, fragte er zurück.

Ich zuckte die Schultern. „Weiß ich nicht.“ Ich dachte kurz nach. „Vielleicht in Höhlen und Erdlöchern, wo wir sie nicht sehen können?“

„Mir sind bisher...

Erscheint lt. Verlag 18.5.2023
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeines / Lexika
Schlagworte 16. Jahrhundert • Abenteuer • adeligen • Ägypten • Akrobatik • Alexandrien • Bauern • Bischof • Christen • Christentum • das fahrende Volk • Flucht • Folter • Franziskaner • Gaukler • Geschichte • Glaube • Heiliges Römisches Reich • Heranwachsen • Herkunft • Hexenverfolgung • Historischer Roman • Juden • Kamele • Katakomben • Katharinenkloster • Kirche • Kunst • Liebe • Mönch • Mord • Mumien • Musikanten • Novelle • Osmanische Reich • Romanze • Schiffsunglück • Spätes Mittelalter • Spiritualismus • Spirituelle • Sultan
ISBN-10 3-347-94207-8 / 3347942078
ISBN-13 978-3-347-94207-3 / 9783347942073
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