Philosophie des Abendlandes (eBook)
864 Seiten
Europa Verlag GmbH & Co. KG
978-3-95890-463-7 (ISBN)
Bertrand Russell, geb. 1872 bei Trellech, gest. 1970 in Penrhyndeudraeth, war ein britischer Mathematiker, Religionskritiker, Philosoph und Logiker. Er studierte Mathematik und Philosophie an der Universität Cambridge. Zusammen mit Alfred North Whitehead veröffentlichte er die Principia Mathematica, eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts über die Grundlagen der Mathematik. Er unterrichtete unter anderem am Trinity College der Universität Cambridge, der London School of Economics, der Harvard University und der Peking-Universität und war Mitglied der Cambridge Apostles. Zusammen mit George Edward Moore gilt Bertrand Russell als einer der Begründer der Analytischen Philosophie. Mit seiner Kennzeichnungstheorie, in der er die Philosophie einer idealen Sprache vertrat, leistete er einen wichtigen Beitrag zur Sprachphilosophie. Bertrand Russell war Atheist und Rationalist. Er beschäftigte sich seit seiner Jugend mit gesellschaftlichen und politischen Themen, setzte sich unter anderem für das Frauenwahlrecht und soziale Gerechtigkeit ein. Als weltweit bekannter Aktivist für Frieden und Abrüstung galt er als eine Leitfigur des Pazifismus. So verfasste er 1955 zusammen mit Albert-Einstein das Russell-Einstein-Manifest über die Gefahren von nuklearen Waffen und die Verantwortung von Wissenschaft und Forschung und griff 1962 in die Kuba-Krise ein, indem er an Chruschtschow appellierte. 1963 gründete er die Bertrand Russell Peace Foundation, die sich für Frieden und Menschenrechte einsetzt. Er veröffentlichte eine Vielzahl von Werken zu philosophischen, mathematischen und gesellschaftlichen Themen und erhielt 1950 den Nobelpreis für Literatur.
Bertrand Russell, geb. 1872 bei Trellech, gest. 1970 in Penrhyndeudraeth, war ein britischer Mathematiker, Religionskritiker, Philosoph und Logiker. Er studierte Mathematik und Philosophie an der Universität Cambridge. Zusammen mit Alfred North Whitehead veröffentlichte er die Principia Mathematica, eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts über die Grundlagen der Mathematik. Er unterrichtete unter anderem am Trinity College der Universität Cambridge, der London School of Economics, der Harvard University und der Peking-Universität und war Mitglied der Cambridge Apostles. Zusammen mit George Edward Moore gilt Bertrand Russell als einer der Begründer der Analytischen Philosophie. Mit seiner Kennzeichnungstheorie, in der er die Philosophie einer idealen Sprache vertrat, leistete er einen wichtigen Beitrag zur Sprachphilosophie. Bertrand Russell war Atheist und Rationalist. Er beschäftigte sich seit seiner Jugend mit gesellschaftlichen und politischen Themen, setzte sich unter anderem für das Frauenwahlrecht und soziale Gerechtigkeit ein. Als weltweit bekannter Aktivist für Frieden und Abrüstung galt er als eine Leitfigur des Pazifismus. So verfasste er 1955 zusammen mit Albert-Einstein das Russell-Einstein-Manifest über die Gefahren von nuklearen Waffen und die Verantwortung von Wissenschaft und Forschung und griff 1962 in die Kuba-Krise ein, indem er an Chruschtschow appellierte. 1963 gründete er die Bertrand Russell Peace Foundation, die sich für Frieden und Menschenrechte einsetzt. Er veröffentlichte eine Vielzahl von Werken zu philosophischen, mathematischen und gesellschaftlichen Themen und erhielt 1950 den Nobelpreis für Literatur.
I. TEIL
Die Vorsokratiker
1. KAPITEL
Der Aufschwung der griechischen Kultur
In der ganzen Weltgeschichte ist nichts so überraschend oder so schwer erklärlich wie das plötzliche Aufblühen der Kultur in Griechenland. Vieles, was zum Begriff der Kultur gehört, hatte es schon Jahrtausende zuvor in Ägypten und Mesopotamien gegeben; seither hatte es sich in den benachbarten Ländern ausgebreitet. Aber gewisse, bislang fehlende Elemente trugen erst die Griechen dazu bei. Was sie im Reich der Kunst und Literatur geschaffen haben, ist allgemein bekannt; was sie jedoch auf dem Gebiet des reinen Denkens leisteten, ist ganz einzigartig. Sie erfanden die Mathematik1, die Naturwissenschaft und die Philosophie; sie schrieben zum erstenmal Geschichte anstelle bloßer Annalen; frei von überkommenen orthodoxen Anschauungen stellten sie Betrachtungen an über das Wesen der Welt und den Sinn des Lebens. Das Ergebnis war so verblüffend, daß sich die Menschen bis in die jüngste Zeit hinein damit begnügten, zu staunen und sich in mystischen Reden über den griechischen Genius zu ergehen. Es ist jedoch möglich, die Entwicklung Griechenlands in wissenschaftlichen Begriffen zu verstehen, und überdies ist es durchaus der Mühe wert.
Die Philosophie beginnt mit Thales; er ist glücklicherweise zeitlich zu bestimmen, weil er eine Mondfinsternis voraussagte, die nach Angabe der Astronomen in das Jahr 585 v. Chr. fiel. Philosophie und Wissenschaft – ursprünglich nicht voneinander getrennt – entstanden demnach gemeinsam zu Beginn des sechsten Jahrhunderts. Was hatte sich in Griechenland und den angrenzenden Ländern vor diesem Zeitpunkt zugetragen? Jede Antwort wird sich zumindest teilweise auf Mutmaßungen stützen; dank der Archäologie wissen wir jedoch im gegenwärtigen Jahrhundert bedeutend mehr davon als unsere Großväter.
Die Schreibkunst wurde in Ägypten um das Jahr 4000 v. Chr., in Mesopotamien wenig später erfunden. In beiden Ländern begann man zu schreiben, indem man bildlich darstellte, was es auszudrücken galt. Diese Zeichen wurden bald so gebräuchlich, daß Worte durch Ideogramme wiedergegeben wurden, wie es heute noch in China geschieht. Im Laufe von Jahrtausenden entwickelte sich dieses schwerfällige System zur alphabetischen Schrift.
Ägypten und Mesopotamien verdankten die frühe Entfaltung ihrer Kultur dem Nil, dem Tigris und Euphrat, die den Ackerbau sehr erleichterten und ertragreich machten. Die Kultur ähnelte in vieler Hinsicht der, welche die Spanier in Mexiko und Peru vorfanden. Da gab es einen göttlichen, mit despotischen Machtbefugnissen ausgestatteten König; in Ägypten gehörte ihm das ganze Land. Es gab eine polytheistische Religion mit einem höchsten Gott, zu dem der König in besonders enger Beziehung stand. Es gab eine Militär-Aristokratie und daneben eine Priester-Aristokratie. Diese Kaste maßte sich oftmals Eingriffe in die Rechte des Königs an, wenn der König schwach oder in einen schwierigen Krieg verwickelt war. Der Boden wurde von Sklaven bearbeitet, die Leibeigene des Königs, der Aristokratie oder der Priesterschaft waren.
Zwischen der ägyptischen und der babylonischen Religion bestand ein beachtlicher Unterschied. Bei den Ägyptern spielte der Tod eine ganz besondere Rolle; sie glaubten, die Seelen der Verstorbenen stiegen hinab in die Unterwelt, wo sie entsprechend ihrem Lebenswandel auf Erden von Osiris gerichtet wurden. Sie meinten, die Seele kehre schließlich zum Körper zurück; das führte zur Einbalsamierung und zum Bau der großartigen Grabmäler. Die Pyramiden wurden gegen Ende des vierten und zu Beginn des dritten Jahrtausends v. Chr. von verschiedenen Königen errichtet. Danach erstarrte die ägyptische Kultur mehr und mehr, und der religiöse Konservatismus verhinderte jeden Fortschritt. Um 1800 v. Chr. wurde Ägypten von den semitischen Hyksos erobert, die das Land etwa zweihundert Jahre lang beherrschten. Sie hinterließen keine bleibenden Spuren in Ägypten, ihre Anwesenheit muß jedoch dazu beigetragen haben, daß sich die ägyptische Kultur in Syrien und Palästina ausbreitete.
Babylonien hatte eine kriegerischere Entwicklung als Ägypten. Zunächst wurde es nicht von Semiten, sondern von den »Sumerern« beherrscht, deren Ursprung unbekannt ist. Sie erfanden die Keilschrift, die die semitischen Eroberer von ihnen übernahmen. Eine Zeitlang gab es verschiedene unabhängige Städte, die einander bekämpften; schließlich gewann jedoch Babylon die Oberhand und gründete ein Reich. Die Götter anderer Städte wurden untergeordnet, und Marduk, der Gott Babylons, errang eine Stellung, wie sie später Zeus im griechischen Pantheon einnahm. Das gleiche hatte sich in Ägypten abgespielt, jedoch weit früher.
Die ägyptische und die babylonische Religion waren wie andere antike Religionen ursprünglich Fruchtbarkeitskulte. Die Erde war weiblich, die Sonne männlich. Der Stier galt gewöhnlich als Verkörperung männlicher Fruchtbarkeit, und Stiergötter gab es allenthalben. In Babylon nahm Ishtar, die Erdgöttin, die Vorrangstellung unter den weiblichen Gottheiten ein. In ganz Westasien wurde die Große Mutter unter verschiedenen Namen angebetet. Als griechische Kolonisten in Kleinasien ihr geweihte Tempel vorfanden, nannten sie sie Artemis und übernahmen den bestehenden Kult. Das ist der Ursprung der »Diana der Epheser«.2 Das Christentum verwandelte sie in die Jungfrau Maria, und auf einem Konzil zu Ephesus wurde für sie die Bezeichnung »Mutter Gottes« rechtmäßig eingeführt.
Überall da, wo eine Religion eng mit der Regierung eines Reiches verbunden war, trugen politische Motive viel dazu bei, ihre ursprünglichen Züge zu verwandeln. Der Staat bekam seinen Gott oder seine Göttin; diese Gottheit hatte nicht nur für eine üppige Ernte, sondern auch im Kriegsfalle für den Sieg zu sorgen. Eine reiche Priesterkaste arbeitete das Ritual und die religiösen Lehren aus und vereinte die verschiedenen Gottheiten der einzelnen Teile des Reiches in einem Pantheon.
Da die Regierung so eng mit den Göttern verbunden war, ergaben sich daraus auch Beziehungen zwischen den Gottheiten und der Moral. Ein Gott schenkte dem Gesetzgeber den Kodex; daher wurde jeder Rechtsbruch zur Sünde gegen Gott. Das älteste, bislang bekannte Gesetzbuch ist das des Königs Hammurabi von Babylon, um 2100 v. Chr.; dieses Gesetzbuch, so versicherte der König, sei ihm von Marduk übergeben worden. Die Beziehung zwischen Religion und Moral wurde im Verlauf der Antike beständig enger.
Im Gegensatz zur ägyptischen Religion beschäftigte sich die babylonische mehr mit der Wohlfahrt auf dieser Welt als mit der Glückseligkeit in der nächsten. Magie, Weissagung und Astrologie waren nicht spezifisch babylonisch, jedoch in Babylon stärker entwickelt als anderwärts; ihren Einfluß auf die spätere Antike verdankten sie vornehmlich Babylon. Aus diesem Reich stammt auch einiges, das ins wissenschaftliche Gebiet gehört; die Einteilung des Tages in vierundzwanzig Stunden und des Kreises in 360 Grad; desgleichen die Entdeckung gewisser Zyklen bei Gestirnsverfinsterungen, so daß man imstande war, Mondfinsternisse mit Sicherheit und Sonnenfinsternisse mit gewisser Wahrscheinlichkeit vorauszusagen. Diese babylonischen Kenntnisse hatte sich, wie wir sehen werden, Thales zu eigen gemacht.
Ägypten und Mesopotamien hatten eine bäuerliche, die Nachbarstaaten zunächst eine Hirten-Kultur. Ein neues Element kam mit der Entwicklung des Handels hinzu, der anfänglich fast ganz auf dem Seewege betrieben wurde. Bis etwa 1000 v. Chr. fertigte man die Waffen aus Bronze an, und Völker, die das notwendige Metall nicht selbst besaßen, mußten es sich durch Handel oder Piraterie verschaffen. Die Piraterie war aber nur ein vorübergehender Notbehelf; bei einigermaßen beständigen sozialen und politischen Umständen erwies sich der Handel als vorteilhafter. Bahnbrechend im Handel scheint die Insel Kreta gewesen zu sein. Annähernd elfhundert Jahre lang, etwa von 2500 bis 1400 v. Chr., gab es auf Kreta eine künstlerisch hochstehende Kultur, die minoische. Was sich von kretischer Kultur erhalten hat, vermittelt den Eindruck von Heiterkeit und von fast dekadentem Luxus, der sich stark von dem erschreckenden Düster der ägyptischen Tempel unterscheidet.
Bis zu den Ausgrabungen von Sir Arthur Evans und anderen war von dieser bedeutenden Kultur fast nichts bekannt. Es war die Kultur eines Seevolkes, das in enger Verbindung mit Ägypten stand (allerdings nicht zur Zeit der Hyksos). Aus ägyptischen Darstellungen geht klar hervor, daß der sehr beachtliche Handel zwischen Ägypten und Kreta in Händen von kretischen Seeleuten lag; er erreichte um 1500 v. Chr. seinen Höhepunkt. Die kretische Religion scheint eine gewisse Verwandtschaft mit den Religionen Syriens und Kleinasiens gehabt zu haben; in der Kunst jedoch bestand eine stärkere Anlehnung an Ägypten, obwohl die kretische Kunst sehr...
Erscheint lt. Verlag | 2.5.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Allgemeines / Lexika |
Schlagworte | Abendland • Anaxagoras • Aristoteles • Arthur Schopenhauer • Astronomie • Atomisten • Augustinus • Baruch de Spinoza • Christentum • David Hume • Empedokles • Epikureer • Erasmus von Rotterdam • Europa • Francis Bacon • Friedrich Nietzsche • Georg Wilhelm Hegel • Gottfried Wilhelm Leibniz • Heraklit • Immanuel Kant • Islam • Jean-Jacques Rousseau • Johannes Scotus • John Dewey • John Locke • Karl Marx • Kirchenväter • Klassizismus • Kyniker • Mathematik • Parmenides • Plato • Plotin • Protagoras • Renaissance • René Descartes • Romantik • Skeptiker • Sokrates • Stoizismus • Thomas Hobbs • Utilitarier • Vorsokratiker • William James |
ISBN-10 | 3-95890-463-7 / 3958904637 |
ISBN-13 | 978-3-95890-463-7 / 9783958904637 |
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