Metaphysik. Schriften zur Ersten Philosophie -  Aristoteles

Metaphysik. Schriften zur Ersten Philosophie (eBook)

Aristoteles - Logik und Ethik - 14289 - Vollst. durchges. und erw. Ausgabe 2023

(Autor)

Franz F. Schwarz (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
597 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-962138-8 (ISBN)
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Wie funktioniert die Welt? Aristoteles legt in seinem Werk den Grundstein für eine der wichtigsten philosophischen Disziplinen, die Metaphysik. Diese befasst sich im Kern mit dem Anspruch, die Strukturen der Welt im Allgemeinen zu erschließen. Die epochemachende Übersetzung des Klassikers von Franz F. Schwarz wurde für diese Neuausgabe von dem Aristoteles-Kenner Wolfgang Detel vollständig überarbeitet. Ein neues Nachwort über die Idee und Geschichte der Metaphysik, den Aufbau und Inhalt der Aristotelischen Metaphysik einschließlich eines Überblicks über die Forschung sowie eines eigenen Abschnitts über die spezielle Substanzentheorie von Aristoteles runden den Band ab. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Wolfgang Detel , geb. 1942, emeritierter Professor für Antike Philosophie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt.

Wolfgang Detel , geb. 1942, emeritierter Professor für Antike Philosophie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt.

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IX. Buch
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XI. Buch
XII. Buch
XIII. Buch
XIV. Buch

Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Metaphysik Inhaltsverzeichnis
Glossar zu den wichtigsten Grundbegriffen der aristotelischen Metaphysik
Literaturübersicht
Nachwort
Begriffsregister
Namensregister

5. Kapitel


Zu dieser Zeit, aber auch schon vorher, beschäftigten sich die sogenannten Pythagoreer60 als Erste mit der Mathematik, bauten sie weiter aus und waren, da sie sich mit ihr ausgiebig auseinandergesetzt hatten, [25] der Meinung, dass [23]ihre Prinzipien die Prinzipien der Dinge sind. Da nun von diesen Prinzipien die Zahlen von Natur aus das Erste sind, sie aber gerade in diesen viele Ähnlichkeiten mit den existierenden und entstehenden Dingen zu sehen vermeinten – mehr als in Feuer, Erde oder Wasser –, weil die eine Eigenschaft der Zahlen die Gerechtigkeit, die andere die Seele und den Geist, [30] wieder eine andere den günstigen Augenblick bedeuten sollte, und ähnlich alles Übrige, da sie dazu noch in den Zahlen die Eigenschaften und Verhältnisse der Harmonien erblickten, weil sie also glaubten, alle anderen Dinge glichen ihrer ganzen Natur nach den Zahlen und die Zahlen seien das Erste in der ganzen Natur, [986a] nahmen sie an, dass die Elemente der Zahlen die Elemente aller Dinge sind und der gesamte Himmel Harmonie und Zahl ist. Und alles, was sie in Ähnlichkeit mit den Zahlen und Harmonien in Hinsicht auf die Eigenschaften, [5] die Teile des Himmels und den Gesamtaufbau des Himmels vorfanden, das fassten sie zusammen und passten es einander an. Und wenn nun etwas offen blieb, so fügten sie noch etwas hinzu, damit ihre ganze Theorie geschlossen sei. Ich meine das etwa so: Da sie glauben, die Zahl Zehn sei vollkommen und umfasse die gesamte Natur der Zahlen, behaupten sie auch, dass die bewegten Himmelskörper zehn sind; [10] da aber lediglich neun sichtbar sind, erdachten sie sich als zehnten die Gegenerde. Doch darüber haben wir in anderen Schriften61 genauer gehandelt. Aber weswegen wir darauf eingehen, hat den Grund darin, auch bei diesen Philosophen festzustellen, welche Prinzipien sie postulieren und wie diese unter die eben genannten Ursachen fallen. [15] Offenkundig sehen auch die Pythagoreer die Zahl als Prinzip an, sowohl im Sinne von Materie für die Dinge wie [24]im Sinne von Eigenschaften und Zuständen. Sie glauben, die Elemente der Zahl seien das Gerade und Ungerade, von denen aber das eine begrenzt sei, das andere unbegrenzt; die Eins jedoch bestehe aus beidem, [20] denn sie sei gerade und ungerade, die Zahl wiederum bestehe aus dem Einen, und – wie gesagt – die Zahlen bildeten den ganzen Himmel.

Andere Mitglieder derselben Schule sagen wiederum, es gebe zehn Prinzipien, die sie in ihren Reihen anführen:

Grenze

Unbegrenztes

Ungerades

Gerades

Eines

Menge

Rechtes

Linkes

Männliches

Weibliches

[25] Ruhendes

Bewegtes

Gerades

Gekrümmtes

Licht

Dunkel

Gutes

Schlechtes

Quadrat

Rechteck.

Auf diese Weise scheint auch Alkmaion aus Kroton62 vorzugehen, und entweder hat dieser den Gedanken von jenen oder jene von diesem übernommen. [30] Alkmaion nämlich äußerte sich in ähnlicher Weise wie diese. Denn er meint, dass die menschlichen Dinge zumeist zu zweit auftreten, wobei er aber die Gegensätze nicht wie die Pythagoreer als fest bestimmt auffasst, sondern als zufällig, wie etwa: weiß – schwarz, süß – bitter, gut – schlecht, groß – klein. Über die übrigen Gegensätze hat er sich nicht bestimmt geäußert, während doch die Pythagoreer erklärten, [986b] wie viele und welche Gegensätze es gebe. Aus beiden [25]Lehrmeinungen kann man also so viel entnehmen, dass die Gegensätze die Prinzipien der Dinge darstellen; doch wie viele es gibt und welche sie sind, kann man nur von den Pythagoreern erfahren. Wie es allerdings möglich ist, die Prinzipien auf die von uns genannten Ursachen zurückzuführen, [5] ist von ihnen nicht klar und deutlich auseinandergesetzt worden, sie scheinen aber die Elemente Materie-artig anzusetzen. Sie behaupten nämlich, dass die Substanz aus ihnen als ihnen innewohnenden Bestandteilen zusammengesetzt und gebildet ist.

Daraus kann man hinreichend die Überlegung der alten Denker, die von mehreren Elementen der Natur sprechen, ersehen. [10] Doch gibt es auch solche, die sich über das All dahingehend äußerten, als stelle es nur eine einzige Natur dar, obwohl nicht alle dies auf ein und dieselbe Weise taten, weder, was die Folgerichtigkeit ihres Vorgehens, noch, was die Übereinstimmung mit den Tatsachen der Natur betrifft. Nun gehört zwar die Behandlung dieser Denker keineswegs zur gegenwärtigen Untersuchung der Ursachen; sie nehmen nämlich nicht wie einige Naturphilosophen das Seiende als Eines an, [15] wenn sie es auch aus dem Einen wie aus einer Materie entstehen lassen, sondern sie sprechen in anderer Art, denn jene fügen die Bewegung hinzu, indem sie das All entstehen lassen, doch diese behaupten, das All sei unbewegt. Indessen gehört doch so viel zur gegenwärtigen Erörterung: Parmenides nämlich scheint das Eine seiner Bestimmung nach aufgefasst zu haben, Melissos63 hingegen das Eine seiner Materie nach; so meint auch der eine, es sei begrenzt, [20] der andere, es sei unbegrenzt.64 Xenophanes65, der als Erster das Eine annahm, denn Parmenides soll sein Schüler gewesen sein, lieferte darüber [26]keine klare Darlegung. Er scheint auch in keiner von beiden Hinsichten die Natur des Einen aufgefasst zu haben, sondern im Hinblick auf den gesamten Himmel sagt er, das Eine sei Gott. Diese Denker nun, wie gesagt, [25] müssen bei der gegenwärtigen Untersuchung übergangen werden – zwei allerdings in besonderem Maße, da sie zu ungeschult im Denken sind, nämlich Xenophanes und Melissos. Dagegen scheint Parmenides manchmal mit mehr Einsicht zu sprechen. Da er meint, dass neben dem Seienden das Nicht-Seiende nicht existiert, glaubt er, dass notwendigerweise66 das Seiende Eines ist und nichts anderes [30], worüber wir mit mehr Deutlichkeit in unserem Werk über die Natur67 gesprochen haben. Aber gezwungen, den Erscheinungen Rechnung zu tragen, und in der Annahme, es gebe der Bestimmung nach das Eine, jedoch der Wahrnehmung nach mehreres, setzt er doch wieder zwei Ursachen und zwei Prinzipien an und bezeichnet sie mit Warm und Kalt, also Feuer und Erde. Von diesen rechnet er das Warme dem Seienden zu, [987a] das andere dem Nicht-Seienden.

Aus dem Gesagten und von den weisen Männern, die wir für unsere Erörterung zu Rate gezogen haben, haben wir Folgendes übernommen: von den frühesten Philosophen, dass das Prinzip körperlich ist, denn Wasser und Feuer und Derartiges sind Körper, [5] und zwar meinen von diesen Denkern die einen, es gebe nur ein einziges Prinzip, die anderen, es gebe mehrere körperliche Prinzipien; beide allerdings setzen sie als Materie-artige Prinzipien an. Einige wiederum, die eine solche Ursache annehmen, fügen noch das Woher der Bewegung hinzu, und zwar entweder als eine oder als zwei Ursachen. Bis zu den Italikern68 nun und unabhängig von ihnen [10] haben die Philosophen zu unklar [27]darüber gehandelt, ausgenommen, wie gesagt, dass sie zwei Ursachen verwendeten, von denen sie die eine, das Woher der Bewegung, einerseits als eine, andererseits als zwei ansetzen. Aber die Pythagoreer haben auf dieselbe Art behauptet, es gebe zwei Prinzipien, doch meinten sie noch zusätzlich, was für sie spezifisch ist, [15] dass das Begrenzte und Unbegrenzte nicht noch andere Naturen sind, wie etwa Feuer oder Erde oder etwas anderes Derartiges, sondern dass das Unbegrenzte selbst und das Eine selbst die Substanz dessen sind, von dem sie ausgesagt werden; daher sei auch die Zahl die Substanz aller Dinge. Darüber also äußerten sie sich...

Erscheint lt. Verlag 24.3.2023
Reihe/Serie Reclams Universal-Bibliothek
Reclams Universal-Bibliothek
Nachwort Wolfgang Detel
Überarbeitung Wolfgang Detel
Übersetzer Franz F. Schwarz
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Geschichte der Philosophie
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie Altertum / Antike
Schlagworte Affektlehre Aristoteles • Analyse • Antike Philosophie • Aristoteles Dianoetische Tugenden • Aristoteles Einteilung der Seele • Aristoteles Ergon-Argument • Aristoteles Ethik • Aristoteles Ethische Tugenden • Aristoteles Eudaimonie • Aristoteles Glück • Aristoteles Glückliches Leben • Aristoteles Glückseligkeit • Aristoteles Philosophie • Aristoteles Tugendethik • Aristoteles tugendhaftes Leben • Aristoteles Tugendlehre • Auszüge • Bücher Philosophie • Erläuterung • Ethik • Ethik-Unterricht • Eudemische Ethik • Geisteswissenschaft • gelb • Grundlagen • Ideengeschichte • Lektüre • Nikomachische Ethik • Philosophie • philosophie texte • Philosophie-Unterricht • philosophische Bücher • Reclam Hefte • Textanalyse • Textsammlung • Wissen • Wissenschaft • Wissenschaftstheorie
ISBN-10 3-15-962138-3 / 3159621383
ISBN-13 978-3-15-962138-8 / 9783159621388
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