Die geheime Gesellschaft (eBook)

Roman | Von der New York Times Bestsellerautorin von »Die versteckte Apotheke« | Für Fans von Emilia Hart »Die Unbändigen« | Hexen und Spiritualität im viktorianischen London

***

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0601-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die geheime Gesellschaft -  Sarah Penner
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Der neue Roman der Autorin von »Die versteckte Apotheke« - Zwei geheimnisvolle Frauen, die die Grenzen ihrer Zeit sprengen und den wohl außergewöhnlichsten Mordfall der Welt lösen

1873: In einem verlassenen Château außerhalb von Paris hält die Spiritualistin und Wahrsagerin Vaudeline D'Allaire düstere Séancen ab. Sie ist weithin bekannt für ihr Talent und ihre Dienste werden gleichermaßen von Verwitweten wie von Gesetzeshütern in Anspruch genommen - um Kontakt zu Mordopfern aufzunehmen und deren Mörder zu finden.

Die junge Lenna Wickes ist nach Paris gekommen, um den Mord an ihrer Schwester aufzuklären, wobei sie erst ihre Vorurteile gegenüber dem Okkulten überwinden muss. Als dann Vaudeline für eine Mordermittlung nach England gerufen wird, begleitet Lenna sie als Gehilfin. Doch während die zwei Frauen versuchen, mit der exklusiven und ausschließlich aus Männern bestehenden Geheimgesellschaft »Séance Society« zusammenzuarbeiten, kommt ihnen langsam der Verdacht, dass sie nicht nur ein Verbrechen aufdecken sollen, sondern selbst in eines verwickelt wurden ...



Sarah Penner ist Mitglied in der Historical Novel Society sowie der Women's Fiction Writers Association. Nach dreizehn Jahren im Finanzsektor arbeitet sie seit dem Erfolg ihres Debütromans als Vollzeit-Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Dackeldame Zoe in St. Petersburg, Florida. Ihr Debüt »Die versteckte Apotheke« wurde weltweit in vierzig Sprachen übersetzt und zu einem internationalen Bestseller. Ende 2023 erscheint ihr zweiter Roman »Die geheime Gesellschaft«. Mehr Informationen zur Autorin gibt es unter slpenner.com

2

MR. MORLEY


London, Montag, 10. Februar 1873

Im zweiten Stock der London Séance Society, einem Etablissement im West End, das ausschließlich Gentlemen vorbehalten war, saß ich in meinem persönlichen Arbeitszimmer über den Mahagonischreibtisch gebeugt. Darauf flackerte eine Lampe, deren orangeblaues Licht die Gegenstände beleuchtete, die vor mir lagen: einige unbeschriebene Bögen des Briefpapiers unserer Gesellschaft, ein Monokel an einer Silberkette und ein Tintenfass in Form einer Glocke.

Ich hielt einen Augenblick inne, um die geschwollenen Tränensäcke unter meinen Augen zu massieren, die wohl von Überanstrengung und Sorge stammten. Seit Monaten hatte ich nicht mehr gut geschlafen, und meine Kiefermuskulatur war ständig verkrampft.

Wir sahen uns hier in der Society mit einigen Problemen konfrontiert.

Nicht in der Abteilung für Hellseherei – nein, die war blitzsauber. Die Probleme lagen vielmehr in der Abteilung für Spiritualität, der ich als Vizepräsident vorstand, seit ich der London Séance Society vor einem Jahrzehnt beigetreten war.

Wie jeder ehrenwerte Gentleman in einer Autoritätsposition wusste ich alles, was es über meine Abteilung zu wissen gab. Ich wusste, welche Séancen wir vergangene Woche abgehalten hatten – schließlich war ich derjenige, der die Mitglieder dafür einteilte –, und ich kannte den Standort jedes Referenzhandbuches in unserer Bibliothek, jeden Band über das Okkulte. Ich kannte die Finanzen der Abteilung, die Namen der Ehegattinnen unserer Mitglieder und wusste, was wir bei der Abteilungsversammlung in drei Tagen zum Frühstück servieren würden.

Sei die Information auch noch so persönlich oder trivial, ich verfügte darüber.

Was also diesen Schlamassel im Department of Spiritualism anging, so fiel es mir, und mir ganz allein, zu, für Ordnung zu sorgen.

Zu meiner Rechten stand ein leeres Cognacglas. Meine Lippen brannten noch vom letzten unbefriedigenden Schluck. Ich schenkte mir nach und betrachtete dabei den kleinen Bilderrahmen an der Wand vor mir. Darin prangte das Leitbild der Society. Gegründet im Jahr 1860, ist es das Anliegen der London Séance Society, der Stadt London die Dienste des Hellsehens und spiritueller Medien zur Verfügung zu stellen, um damit Trauernden Trost zu spenden und die wachsende Neugier der Bevölkerung bezüglich eines Lebens nach dem Tod zu befriedigen.

Ich verschränkte die Arme und dachte darüber nach. Trost zu spenden und Neugier zu befriedigen war in der Tat, was wir am besten konnten.

Die Society hatte mehr als zweihundert Mitglieder. Ungefähr zwei Drittel davon waren Mitglied im Department of Clairvoyance, angeführt von ihrem Vizepräsidenten, meinem Pendant, Mr. T. Shaw. Shaws Abteilung hielt jeden Monat Hunderte von hellseherischen Sitzungen in ganz London ab. Sein Ruf war tadellos und die Einkünfte konstant.

Dafür war unter anderem Shaws Kontrollprozess verantwortlich. Vor der Aufnahme in die Society mussten zukünftige Mitglieder seiner Abteilung ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, in Hellseherei, Numerologie, Wahrsagung oder welchem Talent auch immer.

In meinem Bereich, dem Department of Spiritualism, wurden die Dinge etwas anders gehandhabt. Erstens hatten wir weniger laufendes Geschäft. Wir führten im Monat nur ungefähr ein Dutzend Séancen durch (und trotzdem waren die Einkünfte pro Buchung höher – viel höher – als alles, was Shaws Abteilung mit Handlesen am Straßenrand einbrachte). Des Weiteren wurden die Mitglieder unserer Abteilung nur auf Einladung hin aufgenommen, und mein Prüfungsverfahren war weniger … präzise. Im Gegensatz zu Shaws Hellsehern, die in der Lage waren, das Datum auf einer Münze in meiner Tasche zu identifizieren, konnte ich von meinen Mitgliedsanwärtern schlecht erwarten, auf Befehl einen Geist in einem Sitzungssaal heraufzubeschwören.

Dies bedeutete, dass die Mitgliedschaft in meiner Abteilung auf vertrauenswürdigen Referenzen basierte, dem guten alten Empfehlungssystem. Doch das sollte nicht täuschen: Mein Auswahlverfahren mochte weniger rigoros erscheinen, ich war jedoch kein bisschen weniger wählerisch. Meine Ansprüche waren hoch.

Sowohl Shaw als auch ich unterstanden dem Präsidenten, Mr. Volckman. Volckman hatte die London Séance Society vor gut zwölf Jahren gegründet, als das Thema Geisterwelt in der Stadt populär wurde. Séancen, Geister, Gespenster: Dies alles war en vogue, und London konnte nicht genug davon bekommen. Da er eine finanzielle Gelegenheit witterte, machte Volckman sich an die Arbeit und zog frühzeitig Shaw und mich hinzu.

Er war ein bewundernswerter Mensch gewesen.

Jedenfalls bis zu seinem Tod.

In der Ecke meines Tisches lag ein Artikel über jene Unglücksnacht, der in der heutigen Morgenzeitung erschienen war. Ich warf einen Blick auf die Überschrift: Immer noch keine Antworten bezüglich Mord an Londoner Gentleman während Abendveranstaltung. Dann las ich den kurzen Bericht noch einmal in Gänze durch.

Die Metropolitan Police untersucht weiterhin die Umstände, die zum Tod von Mr. M. Volckman, Einwohner von Mayfair, vor über drei Monaten geführt haben. Volckman war ein geschätzter Gentleman: Vater, Ehemann und Vorsitzender des angesehenen Herrenclubs im West End, der London Séance Society.

Volckmans übel zugerichtete Leiche wurde am 31. Oktober in einem privaten Keller in der Nähe des Grosvenor Square aufgefunden, der von einem gewissen Mr. M. Morley aus London, Vizepräsident der Abteilung für Spiritualismus in der oben genannten Society, geführt wird.

An jenem Abend vor Allerheiligen hatte in diesem Keller eine Soiree stattgefunden. Volckmans Leiche wurde von Mr. Morley persönlich in der unteren Kelleretage entdeckt. Mindestens einhundert Gäste hatten an der Veranstaltung teilgenommen, eine Tatsache, welche die Metropolitan Police als erhebliche Komplikation für ihre Ermittlungen anführt.

Mr. Volckman war ein aufrechter Bürger dieser Stadt. Laut seinen Freunden hatte er keine Spielschulden angehäuft und sich auch sonst mit niemandem angelegt. Als ehrenwerten Gentleman bezeichnen ihn seine Angehörigen, was für uns alle weiterhin die Frage aufwirft: Wer könnte seinen Tod gewollt haben?

Ich legte den Artikel beiseite und erhob mich aufgewühlt von meinem abgewetzten Lederstuhl. Auf meinen Wanderungen durchs Zimmer blieb ich vor dem Spiegel stehen, der neben der Leitlinie der Society an der Wand hing. Ich sah lange hinein und runzelte wie immer die Stirn ob des Konterfeis, das meinen Augen entgegenblickte. Sechsunddreißig Jahre alt mit einem dichten Haarschopf – keine schütteren Stellen, kein zurückweichender Ansatz –, mit markantem Kinn und gerade geschnittener Nase.

Es war meine Haut, die ich verabscheute. Ein Muttermal, tiefrot und fleckig, zog sich von meinem linken Unterlid quer über mein Gesicht bis zum Ohr. Es handelte sich dabei nicht um einen kleinen Makel, der sich mit etwas Creme abdecken ließe. Nein, der Fleck hatte die Größe meines Handtellers und war einst glatt gewesen. Inzwischen jedoch hatte sich diese Hautpartie verdickt und wirkte erhaben und rau.

Während meiner Kindheit hatte mir dieses Mal die Zuneigung von Erwachsenen eingebracht. Eines Tages würde es verschwinden, versicherten mir alle. Doch das tat es nicht, und wie sehr ich mich nun dessen schämte. Keiner meiner Freunde wurde von einem solchen Makel geplagt. Zwischen den edelsten Gentlemen der Londoner Gesellschaft stach ich hervor, und zwar nicht auf positive Weise.

Wenn sich dieser Fleck doch nur wegschrubben oder bleichen ließe. Als Jugendlicher hatte ich ihn mit Sand und Kalk wund gescheuert. Als mir das jedoch nur fleckigen Schorf auf der gesamten linken Gesichtshälfte einbrachte, rührte ich eine selbst erdachte Salbe an: Essig, vermischt mit einer Bleichcreme, die ich bei den Sachen meiner Mutter fand, und trug sie über Nacht auf meine Haut auf. Woche für Woche probierte ich solche absurden Behandlungen aus. Keine einzige davon funktionierte. Wenn überhaupt, wurde das Muttermal dunkler, vielleicht sogar größer.

Und das Schlimmste daran? Die Art, wie Frauen mich einen Moment zu lange ansahen, als wäre ich ein seltenes fremdartiges Wesen. Einen solchen Makel zu haben trug auch nicht gerade zu meinen Heiratschancen bei. Abgesehen davon, dass es auf Frauen optisch nicht anziehend wirkte, konnte niemand erklären, was diesen Fleck verursacht hatte. Meine Eltern hatten keine riesigen Muttermale im Gesicht gehabt. Welche Frau würde riskieren, ihren Kindern so etwas anzutun?

Ich fuhr mir mit der Hand über die Wange. Meine Gesichtsbehaarung verdeckte einen kleinen Teil des Flecks, doch den Anblick meiner restlichen Visage fand ich abstoßend. Ich drehte mich weg. Schamgefühle wegen meiner Erscheinung waren etwas, womit ich schließlich meinen Frieden gemacht hatte, doch Spiegel hasste ich nach wie vor.

Mr. Volckman hatte stets hinter mein Äußeres geblickt. In all den Jahren, die ich ihn kannte, hatte er nicht eine einzige Bemerkung darüber gemacht.

Er fehlte mir sehr. Obwohl er zehn Jahre älter als ich und ein Mann außergewöhnlicher Ansprüche gewesen war, war er für mich Mentor und Vertrauter geworden. Ein Partner.

Großzügig war er ebenfalls gewesen – und er war der Grund, weshalb meine Mutter und ich vor zehn Jahren finanziell nicht in...

Erscheint lt. Verlag 21.11.2023
Sprache deutsch
Original-Titel The London Séance Society
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte 18. Jahrhundert • 18. Jahrhundert Frauenrolle • Bestsellerautorin • Betrug • bücher für frauen • Die Unbändigen • Emilia Hart • Frauenunterhaltung • Geheimbünde • Geheimgesellschaft • Geisterbeschwörung • Geistergeschichte • Geschwisterstreit • Gothic • Hexen • Homosexualität • Lesbische Liebe • Liebe zwischen Frauen • London • Medium • Mord • Mordermittlung • Mystery Bücher • New York Times Bestseller • New York Times Bestseller Autor • New York Times Bestsellerautorin • Okkult • Okkultismus • Paris • Rache • Schwester • Schwestern unzertrennlich • Seancen • Séance Society • spannung buch • Spannungsgeladen • Spiritualität • spirituelle bücher bestseller • spooky • Starke Frauen • Supernatural • The Lost Apothecary • Übersinnlich • versteckte Apotheke • viktorianisch • Wahrsagerin
ISBN-10 3-7499-0601-7 / 3749906017
ISBN-13 978-3-7499-0601-7 / 9783749906017
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