Philosophische Schriften. Band 2 (eBook)

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2019 | 1. Auflage
290 Seiten
Felix Meiner Verlag
978-3-7873-3609-8 (ISBN)

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Philosophische Schriften. Band 2 -  Aristoteles
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Der zweite Band der Philosophischen Schriften enthält mit der Topik und den Sophistischen Widerlegungen zwei Texte, die dem sogenannten Organon, also den logischen und methodischen Schriften des Aristoteles, zugerechnet werden. Die Sophistischen Widerlegungen (De sophisticis elenchis) werden meist als neuntes Buch der Topik bezeichnet und sind dieser als Anhang beigegeben. In der Topik begründet Aristoteles einen Argumentationsschlüssel, in dem er Grundlagen und Regeln einer folgerichtigen Argumentation aufstellt. In den Sophistischen Widerlegungen geht es der äußeren Form nach um die Kritik an der Sophistik; die eigentliche Bedeutung der Abhandlung liegt aber in der Beibringung von Kriterien für die genaue Bestimmung und begründete Aussonderung logischer Fehler.

Aristoteles wird 384 v. Chr. in Stagira (Thrakien) geboren und tritt mit 17 Jahren in die Akademie Platons in Athen ein. In den 20 Jahren, die er an der Seite Platons bleibt, entwickelt er immer stärker eigenständige Positionen, die von denen seines Lehrmeisters abweichen. Es folgt eine Zeit der Trennung von der Akademie, in der Aristoteles eine Familie gründet und für 8 Jahre der Erzieher des jungen Alexander des Großen wird. Nach dessen Thronbesteigung kehrt Aristoteles nach Athen zurück und gründet seine eigene Schule, das Lykeion. Dort hält er Vorlesungen und verfaßt die zahlreich überlieferten Manuskripte. Nach Alexanders Tod, erheben sich die Athener gegen die Makedonische Herrschaft, und Aristoteles flieht vor einer Anklage wegen Hochverrats nach Chalkis. Dort stirbt er ein Jahr später im Alter von 62 Jahren. Die Schriften des neben Sokrates und Platon berühmtesten antiken Philosophen zeigen die Entwicklung eines Konzepts von Einzelwissenschaften als eigenständige Disziplinen. Die Frage nach der Grundlage allen Seins ist in der 'Ersten Philosophie', d.h. der Metaphysik jedoch allen anderen Wissenschaften vorgeordnet. Die Rezeption und Wirkung seiner Schriften reicht von der islamischen Welt der Spätantike bis zur einer Wiederbelebung seit dem europäischen Mittelalter. Aristoteles' Lehre, daß die Form eines Gegenstands das organisierende Prinzip seiner Materie sei, kann als Vorläufer einer Theorie des genetischen Codes gelesen werden.

Aristoteles wird 384 v. Chr. in Stagira (Thrakien) geboren und tritt mit 17 Jahren in die Akademie Platons in Athen ein. In den 20 Jahren, die er an der Seite Platons bleibt, entwickelt er immer stärker eigenständige Positionen, die von denen seines Lehrmeisters abweichen. Es folgt eine Zeit der Trennung von der Akademie, in der Aristoteles eine Familie gründet und für 8 Jahre der Erzieher des jungen Alexander des Großen wird. Nach dessen Thronbesteigung kehrt Aristoteles nach Athen zurück und gründet seine eigene Schule, das Lykeion. Dort hält er Vorlesungen und verfaßt die zahlreich überlieferten Manuskripte. Nach Alexanders Tod, erheben sich die Athener gegen die Makedonische Herrschaft, und Aristoteles flieht vor einer Anklage wegen Hochverrats nach Chalkis. Dort stirbt er ein Jahr später im Alter von 62 Jahren. Die Schriften des neben Sokrates und Platon berühmtesten antiken Philosophen zeigen die Entwicklung eines Konzepts von Einzelwissenschaften als eigenständige Disziplinen. Die Frage nach der Grundlage allen Seins ist in der "Ersten Philosophie", d.h. der Metaphysik jedoch allen anderen Wissenschaften vorgeordnet. Die Rezeption und Wirkung seiner Schriften reicht von der islamischen Welt der Spätantike bis zur einer Wiederbelebung seit dem europäischen Mittelalter. Aristoteles' Lehre, daß die Form eines Gegenstands das organisierende Prinzip seiner Materie sei, kann als Vorläufer einer Theorie des genetischen Codes gelesen werden.

Band 2 der Philosophischen Schriften
Zu diesem Band
Topik
1. Buch
2. Buch
3. Buch
4. Buch
5. Buch
6. Buch
7. Buch
8. Buch
9. Buch oder Über die sophistischen Widerlegungsschlüsse

ERSTES BUCH


Kapitel 1. Vorhaben der Untersuchung (ist): Ein Verfahren [100a] finden, von dem aus wir werden Schlüsse ziehen können über jede aufgegebene Streitfrage aus einleuchtenden (Annahmen) und selbst, wenn wir Rede stehen müssen, nichts Widersprüchliches zu sagen. – Erstens ist nun also zu sagen, was ist ein Schluß und welches sind die Unterschiede darin, damit der Schluß im Untersuchungsgespräch ergriffen wird; den suchen wir nämlich im Sinne der vorgenommenen Untersuchung.

Es ist denn also Schluß: Eine Herleitung, in der, bestimmte (Aussagen) gesetzt, etwas von dem Angesetzten Verschiedenes aus Notwendigkeit aufgrund des Angesetzten eintritt. Ein (wissenschaftlicher) Beweis ist es dann, wenn aus wahren und unmittelbaren (Annahmen) der Schluß erfolgt, oder aus solchen, die von bestimmten wahren Erstannahmen aus den Ausgangspunkt der Erkenntnis darüber genommen haben. Der Schluß im Untersuchungsgespräch dagegen ist der, welcher aus einleuchtenden (Annahmen) zum Schlußergebnis kommt. Es sind aber wahre und unmittelbare (Annahmen) solche, die nicht über andere vermittelt, sondern durch sich selbst die Gewähr [100b] besitzen, – man darf nämlich bei den wissenschaftlichen Anfangsgründen nicht nach dem »aufgrund wovon?« suchen, sondern (muß annehmen), daß jede der Anfangsannahmen selbst für sich selbst beglaubigt ist –; einleuchtend dagegen (sind Annahmen), die allen oder den meisten oder den Klugen so erscheinen, und bei diesen (letzteren) wieder entweder allen oder den meisten oder den angesehensten und namhaftesten. Spitzfindig dagegen ist der Schluß, der aus anscheinend Einleuchtendem, das es in Wirklichkeit aber nicht ist, (erfolgt), und der, welcher aus Einleuchtendem oder anscheinend Einleuchtendem nur scheinbar zusammenkommt; – denn nicht alles, was einleuchtend erscheint, ist auch einleuchtend. Keine der sogenannten einleuchtenden Annahmen nämlich trägt ihr Erscheinungsbild völlig auf der Oberfläche, wie das bei den Anfangsannahmen der spitzfindigen Streitreden sich so ergibt: Bei denen nämlich ist sogleich und allermeist sogar Leuten, die nur ein weniges zusammensehen können, die Wurzel der Falschheit klar. Der erste der genannten Schlüsse [101a] der Streitrede soll nun also auch »Schluß« genannt werden, der andere ist wohl ein spitzfindiges Schließen, aber kein wirklicher Schluß, da er doch zu schließen nur scheint, es in Wirklichkeit aber nicht tut.

Weiter aber (gibt es noch) neben all den genannten Schlüssen die aus den Eigenheiten bei bestimmten Wissensgebieten erfolgenden Trugschlüsse, wie es denn bei der Vermessungslehre und den ihr verwandten (Wissensgebieten) eintritt, daß es sich so verhält. Denn diese Weise scheint sich von den genannten Schlüssen zu unterscheiden: Weder aus wahren und unmittelbaren (Annahmen) zieht der Zeichner falscher Figuren seine Schlüsse noch aus einleuchtenden. Denn (was er macht) fällt nicht unter die (oben genannte) Begriffsbestimmung: Weder nimmt er (etwas), das allen einleuchtet, noch was den meisten, noch was den Fachleuten, und auch bei diesen weder, was allen noch den meisten noch den namhaftesten (einleuchtet), sondern aus Annahmen, die dem Wissensgebiet zwar eigentümlich sind, aber nicht wahr, macht er seinen Schluß. Nämlich entweder indem er die Halbkreise nicht so umschreibt, wie das sein muß, oder indem er bestimmte Geraden nicht so legt, wie sie wohl gezogen werden sollten, macht er den Trugschluß.

Formen der Schlüsse nun also, um es im Umriß zu erfassen, sollen die genannten sein. Allgemein zu sprechen über alle die genannten, und die danach noch vorzutragen sein werden, (dazu) soll insoweit von uns Bestimmung getroffen sein, weil wir nämlich über keinen davon den genauen Vortrag zu geben die Absicht haben, sondern sie (nur), wie weit (es) im Umriß (geht), durchgehen wollen, indem wir es für völlig hinreichend halten, gemäß dem vorliegenden Verfahren das Einzelne davon irgendwie zur Erkenntnis bringen zu können.

Kapitel 2. Anschließend an das Gesagte wäre zu reden darüber, zu wievielen (Anwendungen) und zu welchen diese Anstrengung nützlich ist. Sie ist es also zu dreierlei: Zur Übung, zu den Unterredungen und zu den Wissensgebieten im Bereich der Philosophie. Daß sie nun also zur Übung nützlich ist, ist aus der Sache selbst klar: Im Besitze eines wegbereitenden Verfahrens werden wir leichter die Untersuchung über die gestellte Aufgabe anpacken können. Zu den Unterredungen (ist sie nützlich), weil wir, nachdem wir die Meinungen der vielen (Leute) aufgezählt haben, nicht von fremden, sondern von uns eigenen Ansichten aus mit denen umgehen werden, wobei wir alles, was sie unserem Eindruck nach nicht gut sagen, in eine andere Richtung bringen. In den Wissensgebieten im Bereich der Philosophie (ist sie nützlich), weil wir mit der Fähigkeit, nach beiden Seiten hin Zweifel zu erheben, in jedem Einzelfalle leichter durchschauen werden, (was) wahr (ist) und (was) falsch. Darüber hinaus (ist sie) aber (auch nützlich) für die Erstannahmen bezüglich der Gegenstände jedes Wissensgebiets; denn aus den der je vorgenommenen Wissenschaft eigentümlichen Anfangssätzen ist es unmöglich, etwas über sie selbst zu sagen, da eben doch die Anfangsannahmen die ersten von [101b] allem sind, stattdessen ist es notwendig, mittels der über ein jedes einleuchtenden Annahmen darüber die Untersuchung durchzuführen. Das ist aber Eigentümlichkeit – oder doch besonders verwandt – der Unterredungskunst: Indem sie nämlich herausfragend ist, hat sie einen Zugang zu den Anfängen aller Wissensgebiete.

Kapitel 3. Wir werden über das wegbereitende Verfahren vollkommen verfügen, wenn wir es ähnlich handhaben können, wie (es) bei der Rede- und der Heilkunst und den derartigen Anwendungswissenschaften (ist); das ist, aus den (gegebenen) Möglichkeiten zu machen, was wir uns vorgenommen haben. Denn weder kann ja zwar der Redner auf jeden Fall überzeugen noch der Arzt heilen, aber wenn er von seinen Möglichkeiten nichts ausläßt, so werden wir doch sagen, daß er sein Fach hinreichend beherrscht.

Kapitel 4. Als erstes ist nun zu betrachten, woraus dies Verfahren hervorgeht. Wenn wir erfassen könnten, auf wieviele (Gesichtspunkte) und was für welche die Erklärungsreden (gehen) und woher (sie kommen) und wie wir darüber sichere Verfügung gewinnen können, dann hätten wir das Vorhaben wohl hinreichend geleistet. Es ist aber das, wovon die Reden (je ausgehen) und worüber die Schlüsse (gemacht werden), der Zahl nach das gleiche und (der Sache nach) dasselbe: Die Reden gehen aus von vorgelegten Fragen; worauf die Schlüsse gehen, das sind die gestellten Aufgaben.

Jede Frage und jede Aufgabe bezeichnet entweder eine Eigentümlichkeit oder eine Gattung oder ein (nur) nebenbei Zutreffendes; nämlich den Unterschied muß man, als gattungsbildend, zusammen mit der Gattung anordnen. Da aber nun vom Eigentümlichen ein Teil das »was-es-sein-sollte« bezeichnet, der andere dies aber nicht bezeichnet, so sei das Eigentümliche in die beiden gerade genannten Teile auseinandergenommen, und es sei das das »was-es-sein-sollte« Bezeichnende einerseits Begriffsbestimmung genannt, das restliche sei, entsprechend der allgemein dazu gegebenen Benennung, als Eigentümlichkeit angesprochen.

Klar ist nun aus dem Gesagten: Gemäß der jetzt vorgenommenen Einteilung ergibt sich, daß es insgesamt vier sind, entweder Begriffsbestimmung oder eigentümlich oder Gattung oder nebenbei zutreffend. Niemand aber soll uns so verstehen, als wollten wir sagen, daß ein jedes davon, für sich ausgesagt, schon eine vorgelegte Frage oder gestellte Aufgabe sei, sondern (es ist so gemeint): Davon kommen die Aufgaben und Fragen her. Es unterscheiden sich gestellte Aufgabe und vorgelegte Frage durch die Vorgehensweise; wenn nämlich so gesprochen ist: Nicht wahr, »Lebewesen, zu Lande lebend, zweifüßig«, das ist die Begriffsbestimmung von »Mensch«? Und: Nicht wahr, »Lebewesen« ist die Gattung von »Mensch«? – dann ist das eine vorgelegte Frage. Wenn dagegen (so vorgegangen wird): Ist »Lebewesen, zu Lande lebend, zweifüßig« die Begriffsbestimmung von »Mensch« oder nicht? [und: Ist »Lebwesen« die Gattung von »Mensch« oder nicht?] – dann ist es eine gestellte Aufgabe. Entsprechend auch bei allem anderen. Daher denn also einsehbarer Weise die Aufgaben gleich an Zahl sind wie die Fragen: Von jeder Frage aus wird man doch eine Aufgabe herstellen können, indem man in der Vorgehensweise umstellt.

Kapitel 5. Zu sagen ist nun: Was ist Begriffsbestimmung, was eigentümlich, was Gattung, was nebenbei zutreffend. Es ist also Begriffsbestimmung eine Rede, die das »was-es-sein-sollte« bezeichnet; dabei wird entweder eine Rede für ein [102a] Wort abgegeben oder eine Rede für eine Rede; es geht nämlich auch, Dinge dem Begriffe nach zu bestimmen, die mittels einer Rede bezeichnet werden. Wer da auch immer wie auch immer mit einem (bloßen) Wort die Wiedergabe macht – klar, daß die nicht die Begriffsbestimmung der Sache geben, da denn doch jede Begriffsbestimmung eine Rede ist. Als auf die Bestimmung hinführend muß man allerdings auch solches setzen, z. B.: »Das Schöne ist das Anständige«. Entsprechend auch (bei der Frage): »Sind Wahrnehmung und Wissen das gleiche oder etwas verschiedenes?« Denn auch bei den Begriffsbestimmungen geht ja der meiste Aufwand darum, ob (das je) das gleiche ist oder verschieden. Im einfachen Sinne zur Bestimmung führend sei denn also alles genannt, was unter das gleiche Verfahren fällt wie die Begriffsbestimmungen....

Erscheint lt. Verlag 12.4.2019
Reihe/Serie Philosophische Bibliothek
Übersetzer Hans Günter Zekl
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Geschichte der Philosophie
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie Altertum / Antike
Schlagworte Antike Philosophie • Aristoteles • Logik
ISBN-10 3-7873-3609-5 / 3787336095
ISBN-13 978-3-7873-3609-8 / 9783787336098
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