Naturzustand und Barbarei
Hamburger Edition, HIS (Verlag)
978-3-86854-375-9 (ISBN)
Obwohl ein enger Zusammenhang zwischen »Barbarei« und Kolonialismus besteht, ist es bemerkenswert, dass der Begriff im Alltag und in der Theorie weiter verwendet wird - wenn auch in kritischer Absicht. Im Topos der »Barbarei« vereinen sich über die Zeiten die Gegenbilder verschiedener Wertesysteme: der Vernunft, des Christentums, der Humanität, der Zivilisation, der Kultur oder der Menschenrechte. Wie fand diese theoretische und begriffsgeschichtliche Entwicklung statt?
Oliver Eberl hat mit dieser Studie die Dekolonisierung der Politischen Theorie zum Ziel, die ihr Denken mit Blick auf den Staat und seine Kritik vielfach von dem Begriffspaar »Naturzustand und Barbarei« anleiten lässt. Dazu zeichnet er die Theoriegeschichte des Begriffs »Barbarei« nach. Im Zuge der neuzeitlichen Staatsbegründung wurde »Barbarei« als Vergangenheit der europäischen Staaten verstanden und Staatlichkeit vor dem Hintergrund der Gefahr des Rückfalls in den »Naturzustand« theoretisiert. Zentral ist dabei die Verknüpfung mit dem europäischen Kolonialismus, dem »Barbarei« von der Antike bis zum 20. Jahrhundert zur Abwertung der Kolonisierten diente und der das »Barbarische« als das Nichtstaatliche mit dem zu Kolonisierenden gleichsetzte.
Die seit der Aufklärung vollzogene Wende vom kolonialen zum kritischen Gebrauch sichert den theoretischen Stellenwert des Begriffs bis heute. Diese Wende hat dem Begriff »Barbarei« einen festen Platz in unserem Denken gesichert, so die These des Autors. In der Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten wurde der Begriff dann zum Platzhalter für die Kritik von Menschheitsverbrechen. Dabei wurde verdrängt, dass auch der Kolonialismus ein Menschheitsverbrechen ist und als solches kritisiert werden muss.
Eindrücklich verdeutlicht Oliver Eberl, wie fatal es für politische Theoriebildung ist, in kritischer Absicht die Wirkungsgeschichte des Kolonialismus zu verlängern.
Oliver Eberl, Dr. phil. ist Privatdozent und Ko-Leiter des Projekts »Der Blick nach unten. Soziale Konflikte in der Ideengeschichte der Demokratie« an der Technischen Universität Darmstadt. Im Sommersemester 2023 vertritt er die Professur Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Theorie an der Goethe-Universität Frankfurt.
Einleitung: Eine Gesellschaft ohne »Barbarei«? 11
I PolitischeTheorie zwischen Kolonialismus, Staatsbegründung und Staatskritik 30
A Barbareidiskurs und Kolonialismus
II Der Topos »Barbarei« in der Antike 77
III Der Barbareidiskurs und die Eroberung Amerikas 112
B Barbareidiskurs und Staatsbegründung
IV Thomas Hobbes' Transformation der »Barbarei« in den Naturzustand 171
V Absolutismus-Kritik der Aufklärung zwischen Naturzustand und »Barbarei« 223
C Barbareidiskurs und Staatskritik
VI »Barbarei« und der Staat der bürgerlichen Gesellschaft 365
VII Menschheitsverbrechen als »Rückfall in Barbarei« 459
Schluss: Politische Theorie jenseits von Naturzustand und »Barbarei« 512
Erscheinungsdatum | 17.02.2023 |
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Zusatzinfo | 11 Abb. |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Maße | 139 x 215 mm |
Gewicht | 750 g |
Themenwelt | Geschichte ► Teilgebiete der Geschichte ► Wirtschaftsgeschichte |
Geisteswissenschaften ► Philosophie | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung ► Politische Theorie | |
Schlagworte | Aufklärung • Dekolonisierung • Genealogie • Politischer Diskurs • Politische Theorie • Staatlichkeit • Thomas Hobbes |
ISBN-10 | 3-86854-375-9 / 3868543759 |
ISBN-13 | 978-3-86854-375-9 / 9783868543759 |
Zustand | Neuware |
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