Abenteuer und Disziplin
[...] Wir alten Soldaten können und wollen natürlich niemals alles erzählen, was gewesen ist, nie und nimmer. Wir wollen keine besondere Aufmerksamkeit und vor allem kein Mitleid. Bei uns Legionären wäre Letzteres auch ganz besonders fehl am Platz, denn es war ja ein selbst gewähltes Schicksal, wir waren Freiwillige. Die Zeitzeugen wurden damals schon ein wenig dezimiert, und sie werden heute zwangsläufig mit jedem Jahr weniger; so möchte ich einfach diese kleine, für die meisten schwer zugängliche Welt der Fremdenlegion in Algerien aus meiner ganz persönlichen Sicht schildern. Und wenn ich so vielleicht das Eine oder Andere „geraderücken“ kann - umso besser. Bleibt mir bitte vom Leib mit all den Geschichtenerzählern über die „Hölle“ in der Legion und den Deserteuren, die sich wichtigmachen. Wir alle hatten für fünf Jahre unterschrieben, und wir wussten, dass die Fremdenlegion die härteste Armee der Welt ist. Fünf Jahre sind lang, aber nur wer sie mit Anstand hinter sich gebracht hat, sollte über sie reden. Ich habe sehr lange gewartet, bis ich angefangen habe, diese Erzählung zu schreiben. Wer wirklich nahe bei mir war in all den letzten Jahren, hatte zuvor immer einmal wieder - am Abend, wenn mir danach war - ein paar Episoden gehört. [...]
[...] Die Sonne stand schon recht tief, warf harte, blaue Schatten in die Gelbtöne der Steinwüste und ließ die Rippen der Piste so aussehen, wie sie sich anfühlten, als ich dann auf dem Weg zurück zum Ksar, zum Fort, war. Allein mit meinem Fahrer und unserem Dodge 6x6. Was sollte schon sein – der Krieg war ja vorbei! Etwa acht Kilometer vor dem Fort trafen wir auf eines unserer Fahrzeuge gleichen Typs, welches mitten auf der Piste stand – und kein Mensch war weit und breit zu sehen. Ich ließ etwa 25 Meter dahinter stoppen, irgend etwas war faul. Oberfaul. Sobald wir standen, hörten wir ein mahlendes Geräusch, welches das Fahrzeug da vor uns von sich gab. Rrrrrrr-Rrrrrr-Rrrrrr – sehr seltsam war das, bis mein Fahrer leise sagte: „Das ist der Anlasser, er hat blockiert, und mein Kollege, der Fahrer, kann das absichtlich hinkriegen, das weiß ich …“ Oh Scheiße, dachte ich nur, jetzt wird’s mehr als seltsam. „Das soll uns also etwas sagen“, überlegte ich laut. „Oui, Brigadier, oui, certainement!“ Ja, ganz sicher, meinte mein Fahrer gleich. Ich begann meine Nackenhaare zu spüren - sie kribbelten. Dieses Gefühl kannte ich nur zu gut. Seit drei Jahren war ich nun dabei, hatte so manches gesehen und erfahren bei unseren Einsätzen im Maquis und in den Djebel, den Bergen, im ersten Regiment, stationiert in Sidi bel Abbès. Ich konnte es wirklich riechen, wenn’s brenzlig wurde. Und hier war’s - das roch ich, spürte ich mit jeder Faser meiner Nerven - so heiß wie selten zuvor. Meine Hände suchten ganz automatisch nach dem, was nicht da war. Keine Waffe, nichts. Scheiße, merde, merde … [...]
Erscheinungsdatum | 04.01.2023 |
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Zusatzinfo | Fotografien, teils farbig |
Verlagsort | Kehl |
Sprache | deutsch |
Maße | 135 x 195 mm |
Gewicht | 420 g |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Geschichte ► Teilgebiete der Geschichte ► Militärgeschichte | |
Schlagworte | Algerien • Biografie • Elitekorps • Französische Fremdenlegion • Fremdenlegion • Kampfausbildung • Lordick • Militär • Soldat • Sturmtruppe • Volker Lordick |
ISBN-10 | 3-943288-50-1 / 3943288501 |
ISBN-13 | 978-3-943288-50-6 / 9783943288506 |
Zustand | Neuware |
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