PITT mit Kindern und Jugendlichen (Leben Lernen, Bd. 339) (eBook)

Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie in der Praxis
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
266 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-12041-7 (ISBN)

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PITT mit Kindern und Jugendlichen (Leben Lernen, Bd. 339) -  Silvia Höfer,  Fee Schäfer,  Luise Reddemann
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Die Erweiterung des erfolgreichen Traumatherapieverfahrens PITT endlich auch für Kinder und Jugendliche Mit zahlreichen konkreten Behandlungsbeispielen Enthält Empfehlungen zur Bezugspersonen-Arbeit Traumatherapie mit Kindern und Jugendlichen erfordert, neben guten Kenntnissen der Entwicklungspsychologie und der Bindungstheorie, passende Diagnoseinstrumente und ein breites Spektrum an altersgerechten Interventionen. Das Buch vermittelt diese Voraussetzungen einer gelingenden Traumaarbeit praxisorientiert und durch viele Falldarstellungen konkretisiert. Handlungsleitend sind dabei in allen Phasen der Behandlung die Grundsätze der Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie nach Luise Reddemann: eine von Mitgefühl und Respekt getragene therapeutische Beziehung, die Orientierung an Ressourcen und die Einbeziehung von Imaginationen, welche gerade Kindern und Jugendlichen in spieltherapeutischen Szenen leicht zugänglich sind. All dies stärkt das Vertrauen der jungen Menschen und hilft, die Verletzungen zu heilen.  

Silvia Höfer, Diplom-Pädagogin sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, ist in eigener kinder- und jugendpsychotherapeutischen Praxis niedergelassen in Reutlingen; ausgebildet ist sie in Verhaltenstherapie (DGVT) und personzentrierter Psychotherapie (GwG);  Weiterbildungen in Sandspieltherapie, EMDR, Somatic Experiencing (Peter Levine), Hypno-Systemische Methoden mit Kindern und Jugendlichen und Psychodynamisch Imaginativer Traumatherapie (PITT) nach Luise Reddemann; sie ist Teil des autorisierten Dozententeams für das Aufbaucurriculum PITT mit Kindern und Jugendlichen sowie Mitentwicklerin dieses Curriculums.

Silvia Höfer, Diplom-Pädagogin sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, ist in eigener kinder- und jugendpsychotherapeutischen Praxis niedergelassen in Reutlingen; ausgebildet ist sie in Verhaltenstherapie (DGVT) und personzentrierter Psychotherapie (GwG);  Weiterbildungen in Sandspieltherapie, EMDR, Somatic Experiencing (Peter Levine), Hypno-Systemische Methoden mit Kindern und Jugendlichen und Psychodynamisch Imaginativer Traumatherapie (PITT) nach Luise Reddemann; sie ist Teil des autorisierten Dozententeams für das Aufbaucurriculum PITT mit Kindern und Jugendlichen sowie Mitentwicklerin dieses Curriculums. Fee Schäfer arbeitet als Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in eigener Praxis in Kehl; sie ist tiefenpsychologische Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene; sie gehört zum autorisierten Dozententeam für das Basiscurriculum PITT sowie für das Aufbaucurriculum PITT mit Kindern und Jugendlichen, das sie mitentwickelt hat. Prof. Dr. med. Luise Reddemann ist Nervenärztin, Psychoanalytikerin und Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin. Seit gut 50 Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit Trauma und Traumafolgestörungen. Von 1985 bis 2003 war sie Leiterin der Klinik für Psychotherapie und psychosomatische Medizin des Ev. Johannes-Krankenhauses in Bielefeld und entwickelte  dort ein Konzept zur Behandlung von Menschen mit komplexen Traumafolgestörungen, die »Psychodynamisch imaginative Traumatherapie« (PITT). Luise Reddemann führt zahlreiche Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen durch. Im Rahmen ihrer Honorarprofessur an der Universität Klagenfurt für medizinische Psychologie und Psychotraumatologie widmet sie sich den Arbeitsschwerpunkten Resilienz sowie Folgen von kollektiven Traumatisierungen.   Luise Reddemann war Mitglied im Weiterbildungsausschuss der Deutschen Akademie für Psychotraumatologie, im Wissenschaftlichen Beirat der Lindauer Psychotherapiewochen und in der wissenschaftlichen Leitung der Psychotherapietage NRW.   Luise Reddemanns Bücher und CDs im Verlag Klett-Cotta haben auch bei Betroffenen weite Verbreitung gefunden und vielen Menschen geholfen, mit einer traumatischen Erfahrung besser fertig zu werden.   Weitere Informationen zu Luise Reddemann finden Sie unter: www.luise-reddemann.de

Kapitel 1

Einleitung


Luise Reddemann

Grundlagen der Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie und ihre Übertragung auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen


Nach Übernahme der Leitung einer psychosomatischen Klinik 1985 stand ich vor der Herausforderung, mit besonders belasteten, nämlich traumatisierten, Patient*innen zu arbeiten. Leider wurden die Hintergründe ihrer schweren Leiden damals selten erkannt. Das Wissen über Trauma und die Theoriebildung waren zu dieser Zeit in Deutschland noch nicht fortgeschritten. Wir haben damals viel gesucht und vieles erprobt, bis es dann zur konkreten Formulierung dessen kam, was ich später als Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT) bezeichnete und was zügig verbreitet und angewendet wurde. Das Konzept wurde also für Erwachsene entwickelt, und zwar für die Behandlung von komplex traumatisierten Patientinnen und Patienten (Reddemann 2001/2022 und Reddemann 2011/2021).

In diesem Buch geht es um die Beschäftigung mit grundlegenden Bedürfnissen von Kindern, und darum, wie in der Psychotherapie mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen gearbeitet werden kann, wenn man die Prinzipien der Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie nutzt.

Zunächst möchte ich kurz auf die Grundgedanken des PITT-Ansatzes eingehen, um im zweiten Schritt zu zeigen, wie diese auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen übertragbar sind.

Grundprinzipien von PITT


1) In der Therapie mit PITT geht es stets um das Bemühen, eine tragfähige, Sicherheit und Halt gebende und von Mitgefühl getragene therapeutische Beziehung zu ermöglichen. Und es geht auch um eine Bejahung und Würdigung der Symptomatik – nicht zuletzt unter dem Aspekt der Widerständigkeit der Patient*innen gegen zerstörerische äußere Bedingungen. Alle Versuche der Patient*innen, mit der traumatischen Erfahrung fertig zu werden und diese ins Selbst zu integrieren, sind zu würdigen.

2) Orientierung an Ressourcen ist ein weiteres unverzichtbares Merkmal von PITT. Konkret bedeutet das ein konsequentes Aufspüren von ressourcenvollen Momenten im Leben der Patientin oder des Patienten. Wir interessieren uns so detailliert wie möglich dafür, wie sich die Patient*innen fühlen, wie es ihnen körperlich geht, was sie denken, was sie wahrnehmen, wenn sie uns von Erfahrungen berichten, die für sie angenehm waren. Daher streben wir in der PITT eine gezielte Nutzung und Förderung all der Möglichkeiten, die die Patient*innen ohnehin zur Verfügung haben, an, mit dem einzigen Unterschied, dass sie nun innerhalb einer sicheren Beziehung noch bewusster erprobt werden können. Es sei betont, dass jedoch, quasi als »Basso continuo«, das Wissen um und der Umgang mit Leiden immer da sein sollte.

3) Wir beziehen die Erkenntnisse der Ego-State-Theorie in unsere Arbeit mit ein. Es hat sich als sehr hilfreich erwiesen, mit »jüngeren Anteilen« von Trauma-Patient*innen zu arbeiten – mit dem Ziel, dass sich zunehmend »erwachsene Anteile« der Person um »jüngere, verletzte Anteile« kümmern können. Die Fähigkeit, sich selbst zuzuwenden und beruhigen zu können, ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Autonomie und Ganzheit. Die Arbeit mit Imaginationen leistet hier einen wichtigen Beitrag.

4) Wir folgen auch in der PITT dem dreistufigen Behandlungskonzept Stabilisierung, Traumakonfrontation, Integration. Allerdings mit wichtigen Abweichungen zu vielen anderen Traumabehandlungsansätzen: Wir halten die Stabilisierungsphase für essentiell, und sie kann in jeder Phase der Behandlung wieder nötig werden, z. B. wenn Krisen auftauchen. Die Stabilisierungsphase ist in der PITT nicht als zeitlich terminierte, erste Behandlungseinheit zu verstehen. Die zweite Phase, die traumakonfrontative Arbeit, unterscheidet sich in der PITT von fast allen mir bekannten Konzepten durch die Betonung äußerster Behutsamkeit. Komplex traumatisierte Menschen fordern uns auf, sehr flexibel auf sie einzugehen. Für manche ist es hilfreich, sich baldmöglichst mit ihren traumatischen Erfahrungen zu konfrontieren, für andere kann es sehr lange dauern und für nicht wenige steht es niemals an. Die Integrationsphase sollte nicht vernachlässigt werden. PITT bietet hierzu sehr konkrete Anregungen an.

Allgemeine Überlegungen zu PITT mit Kindern und Jugendlichen


Die wichtigsten Grundlagen von PITT lassen sich sehr gut auf die Behandlung traumatisierter Kinder und Jugendlicher übertragen. Der Ansatz hat sich in der Praxis bereits bewährt.

1) Für uns ist psychodynamisches Verstehen eine Ressource, die uns gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unverzichtbar erscheint. In der PITT mit Kindern ist es immer wichtig, den Entwicklungsstand des jeweiligen Kindes zu erkennen und auch zu nutzen, um ihm in einer sicheren Umgebung zu ermöglichen, sich zunächst spielerisch neue Lebenswelten zu gestalten, die dann im Alltag realisiert werden können und sich dort positiv auswirken. Konkret bedeutet das, dass in der Anfangsphase der Zusammenarbeit Therapeut*innen sich immer wieder vergewissern, inwieweit das Kind Halt und Orientierung braucht, um sich in einer Welt, die oft als bedrohlich erlebt wird, zurechtzufinden. Es heißt auch, dass es Neues, vielleicht bis dahin Verbotenes, ausprobieren kann und unterstützt wird im Entdecken neuer Welten; dies immer auch orientiert an seinem jeweiligen Entwicklungsstand. So kann das Kind einerseits Sicherheit und Geborgenheit in der therapeutischen Beziehung erfahren, aber auch die Erweiterung seiner bisherigen Grenzen erleben.

2) In der Behandlung hat sich das dreiphasige Vorgehen bewährt, das schon Pierre Janet empfiehlt, – ohne dass es sich hier um ein Dogma handeln sollte: Zunächst Kennenlernen, Vertrauen schaffen und mehr äußere und innere Stabilität anstreben und therapeutisch unterstützen. Danach Annäherung an extrem belastende Erfahrungen und, wenn möglich, genaues Aufarbeiten dieser Erfahrungen. Dazu gehört dann immer auch die Einladung zur Imagination günstigerer Entwicklungsbedingungen in der Zukunft. PITT bietet auch jungen Patient*innen die Möglichkeit einer emotionalen und intellektuellen Integration an, indem unerklärliche und befremdliche Erfahrungen, die bisher gemacht wurden, in ein Erklärungs- und Interpretationsschema eingeordnet werden können. Sich selbst besser verstehen und akzeptieren zu können, verhilft zu mehr Selbstkontrolle, wirkt stressmindernd und ermöglicht so, dass Neues erprobt werden kann. Wir halten auch Psychoedukation und Erklären für sinnvoll, weil wir kognitive Bedürfnisse anerkennen und für wichtig halten.

3) Ein sehr geeignetes Vorgehen, das in der PITT fest verankert ist, ist die Imaginationskompetenz junger Patient*innen zu nutzen, um insbesondere unterstützende, ja möglicherweise heilsame Vorstellungen anzuregen und zu fördern. Imaginationen und das Spiel als Ausdruck schöpferischer Prozesse, wie sie gerade jungen Menschen nahe sind, können so viel Raum erhalten, wie es dem Kind entspricht. In der Heilkunde, mehr noch in der Heilkunst, galt imaginative Kompetenz schon seit Paracelsus als das Wesentliche des Heilungsprozesses. Konkret heißt das, im Spiel oder im Tagtraum neue Lebensentwürfe zu entdecken. In der therapeutischen Arbeit ist dem Kind dabei zu helfen, diese neuen Entwürfe zum Leben zu erwecken. Dazu braucht es in aller Regel die Einbeziehung der Bezugspersonen, die diesen Prozess so kundig wie möglich unterstützen.

Mittlerweile wird in der Psychotherapieforschung gefordert, dass Praktiker*innen ihr Tun an die jeweiligen Bedürfnisse der Patient*innen anpassen. In jedem Fall geht es um ein Bemühen, Patient*innen zu sich selbst zu ermutigen und anzuerkennen, dass es sehr viele verschiedene Lebenswege und Lebenslösungen gibt. Diese Prinzipien gelten für Erwachsene und im Besonderen für Kinder und Jugendliche. Komplex traumatisierte Patient*innen können wir selten auf einem ganz sicheren Gelände begleiten, wir wissen wenig und gehen mit ihnen gemeinsam verschiedene Wege, um zu einem besseren Verstehen und daraus abgeleitetem neuen Handeln zu gelangen. Dazu können auch, aber nicht nur, Angebote von manualisierten therapeutischen Schritten gehören, die Therapeut*in und Patient*in Orientierung und Halt geben können.

Das Hauptanliegen dieses Buches ist es daher, einen in der Praxis erprobten Leitfaden anzubieten und zu kreativen Wegen zu ermutigen, die die Leser*innen am besten gemeinsam mit ihren...

Erscheint lt. Verlag 22.4.2023
Reihe/Serie Leben Lernen
Leben Lernen
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Arbeit mit Bezugspersonen • Bindung • Bindungsstörung • Bindungstheorie • Bindungstrauma • Diagnostik Kinder- und Jugendlichentherapie • Dissoziation • Entwicklungspsychologie • Hirnentwicklung • Kindeswohlgefährdung • Komplextraumatisierung • Neurobiologie Adoleszenz • Neurobiologie und Bindung • Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie • Psychoedukation • Schonende Traumatherapie • Spieltherapie traumatisierte Kinder • Stabilisierung nach Trauma
ISBN-10 3-608-12041-6 / 3608120416
ISBN-13 978-3-608-12041-7 / 9783608120417
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