Was wir wirklich brauchen (eBook)

Erfahrungen eines Psychoanalytikers

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
144 Seiten
Schattauer (Verlag)
978-3-608-12140-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Was wir wirklich brauchen -  Dieter Adler
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Wofür es sich zu kämpfen lohnt Glück und Zufriedenheit finden: Was Menschen wirklich zufrieden macht und was uns auf falsche Fährten lockt Authentischer leben: Die Erfahrungen eines Psychoanalytikers machen Mut, für sich selbst zu kämpfen! Ein Psychoanalytiker zieht nach 30 Jahren »hinter der Couch« Bilanz: Was hat seinen Patientinnen und Patienten wirklich geholfen? Was bedeutet Glück und wie kann man es erlangen? Adler stellt fest: Am Ende waren es stets die scheinbar einfachen Veränderungen, die wirklich halfen: Freundschaften finden, Geborgenheit, innere Sicherheit, Ziele im Leben, die Neugier wiederentdeckt zu haben und alles viel gelassener zu nehmen. Aber vor allem: Wieder aus dem Inneren heraus leben zu können statt nach äußeren und inneren Zwängen. Authentisch zu sein und die Dinge zu finden und umzusetzen, die wirklich Befriedigung bringen. Dieses Buch hilft, für sich selbst zu beantworten: Was brauche ich wirklich? Wie werde ich sicher in mir selbst? Wie wird mein Leben zur bestmöglichen Version?

Dieter Adler ist Diplom-Sozialarbeiter und Diplom-Psychologe. Er hat eine Ausbildung zum Psychoanalytiker bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) absolviert, ist Mitglied der DPV und der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA). Er hat Zusatzausbildungen in Systemischer Familientherapie, katathym-imaginativer Psychotherapie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Gruppenanalyse und Gruppenpsychotherapie sowie in intensiver psychodynamischer Kurzzeittherapie (IS-TDP). Seit 30 Jahren ist er in eigener Praxis als Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Gruppenanalytiker, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut mit Approbation und Kassenzulassung tätig.  Er ist Lehrtherapeut und Supervisor in der Ausbildung von Psychotherapeut:innen. Zudem berät er Kolleg:innen bei der Gründung, Führung und Optimierung ihrer Praxis. Ferner leitet er Fortbildungsveranstaltungen, Workshops, Symposien und Kongresse. Er ist Gutachter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Beihilfe im Richtlinienverfahren. Dieter Adler ist Gründer und erster Vorsitzender des Deutschen Psychotherapeuten Netzwerks in Bonn.  Adler ist außerdem Filmemacher, produzierte diverse Dokumentarfilme und einen (kleinen) Spielfilm. 

Dieter Adler ist Diplom-Sozialarbeiter und Diplom-Psychologe. Er hat eine Ausbildung zum Psychoanalytiker bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) absolviert, ist Mitglied der DPV und der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPA). Er hat Zusatzausbildungen in Systemischer Familientherapie, katathym-imaginativer Psychotherapie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Gruppenanalyse und Gruppenpsychotherapie sowie in intensiver psychodynamischer Kurzzeittherapie (IS-TDP). Seit 30 Jahren ist er in eigener Praxis als Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Gruppenanalytiker, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut mit Approbation und Kassenzulassung tätig.  Er ist Lehrtherapeut und Supervisor in der Ausbildung von Psychotherapeut:innen. Zudem berät er Kolleg:innen bei der Gründung, Führung und Optimierung ihrer Praxis. Ferner leitet er Fortbildungsveranstaltungen, Workshops, Symposien und Kongresse. Er ist Gutachter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Beihilfe im Richtlinienverfahren. Dieter Adler ist Gründer und erster Vorsitzender des Deutschen Psychotherapeuten Netzwerks in Bonn.  Adler ist außerdem Filmemacher, produzierte diverse Dokumentarfilme und einen (kleinen) Spielfilm. 

2 In Gemeinschaft und miteinander


Gemeinschaft und Geborgenheit


Wenn Menschen zu mir kommen, sehe ich sie nicht als Kranke an, sondern als Hilfesuchende, die an einem Punkt ihres Lebens feststecken und nicht mehr allein aus der Klemme kommen. Was ich in 30 Jahren festgestellt habe, war, dass alle Patienten zwei Konfliktgebiete hatten und entweder in einem oder nicht allzu selten in beiden litten. Viele kommen mit Beziehungsschwierigkeiten zu mir. Damit meine ich grundsätzlich alle zwischenmenschlichen Bindungen dieses Menschen, meist betrifft es aber die Partnerschaft.

Das andere Konfliktfeld war und ist der Beruf. Ein falsch gewählter Partner kann einem das Leben ebenso vergällen wie ein falsch gewählter Beruf beziehungsweise Arbeitsplatz. Auf die Berufswahl gehe ich später noch ein. Fangen wir damit an, weshalb zwischenmenschliche Bindungen für uns so essenziell wichtig sind.

Befriedigende Beziehungen stabilisieren nicht nur unsere Psyche und unser Selbst. Sie gestalten es überhaupt erst. Unbefriedigende Beziehungen können es deformieren, auch das ist richtig. Unser Leben beginnt glücklicherweise mit zwei anderen Menschen, die uns im besten Fall wohlgesonnen sind, die uns wahrnehmen, auf unsere Äußerungen reagieren und mit uns in einen wechselseitigen Kontakt treten, den wir Kommunikation nennen. Es entsteht Nähe. Zwischenmenschliche Nähe ist unser wichtigstes Bedürfnis, zu deren Gunsten wir im besten Fall, also wenn die Beziehung befriedigend ist, unsere selbstbezogenen und egoistischen Motive aufgeben. Doch gerade heute haben viele Menschen Angst vor dieser Nähe. Auf die Ursachen hierfür werde ich später eingehen.

Das Gefühl der Nähe ist, wenn es angstfrei gelebt wird, ein großer Quell von Lebensfreude und Zufriedenheit.

Haben Menschen noch das Glück, in einer stabilen Gemeinschaft, also mit vielen befriedigenden Beziehungen leben zu können, wird auch das Grundbedürfnis nach Geborgenheit und Schutz befriedigt. Gerade diese Gemeinschaften werden als sehr befriedigend und angstfrei erlebt. Sie sorgen für Mut, Zuversicht und Vertrauen in die Welt und die eigene Person. Leider gibt es diese Gemeinschaften in unserer Kultur so gut wie gar nicht mehr. Ich habe sie nur bei meiner Beschäftigung mit anderen Kulturen gefunden. Bei den Zanskari, einem Volk, das im indischen Staat Kaschmir in der zweiten Himalaja-Kette in Dörfern lebt, in denen es keinen Strom und keine Wasserversorgung gibt, habe ich mich nach kurzer Zeit als Teil ihrer Gemeinschaft gefühlt. Eine schwere Erkrankung, ein komplizierter Knochenbruch, hätte vermutlich meinen sicheren Tod bedeutet. Trotzdem habe ich mich so geborgen und sicher gefühlt, wie ich es bewusst vorher nicht erlebt habe. Ich betone hier bewusst, weil ich glaube, dass ich dieses Gefühl als kleines Kind gekannt habe, in einer Zeit, an die ich keine Erinnerung habe. Das Glücksgefühl entsprach dem Gefühl der Verliebtheit. Unsere Erziehung als Anpassung unserer Fähigkeiten an die Anforderungen der Realität bewirkt, dass wir diesen elterlichen Geborgenheitsschutz verlieren. Vielleicht verlieren wir ihn nicht ganz, aber wir können uns nach Wahrnehmung des »Draußen« nicht mehr so gemütlich und naiv darin einkuscheln. Das ist in Gemeinschaftskulturen nicht anders, nur bleibt bei ihnen die Gemeinschaftsgeborgenheit ein Leben lang erhalten. Bei den Ovahimba in Namibia wird die mütterliche Einzelbindung schnell durch eine Bindung an alle Frauen des Dorfes ergänzt. Alle Frauen werden zur Mutter, was eine Kollegin dazu gebracht hat, den Begriff »Dorfmutter« hierfür zu prägen.

In unserer Kultur verlieren wir die Geborgenheit. Das liegt zum einen daran, dass wir keine gesunden Gemeinschaften mehr haben, und zum anderen daran, dass sich neue Gemeinschaften nicht künstlich konstruieren lassen. Sind nicht die gleichen Bedingungen, wie wir sie in der Zeit unserer frühen Geborgenheit erlebt haben, vorhanden, scheitert das Ganze. In der Psychotherapie ist es nicht anders: Fühlt sich der Patient nicht geborgen, ist die Therapie zum Scheitern verurteilt.

Weil wir ohne Geborgenheit nicht leben können und diese in Gemeinschaften nicht mehr bekommen, suchen und finden wir sie in unseren Liebesbeziehungen. Dass Liebesbeziehungen in der westlichen Welt zum Ersatz für die Gemeinschaftsbindung geworden sind, bringt neue Probleme mit sich: bei vielen die permanente Angst vor Beziehungsverlust, aber auch die dauernde Diskrepanz zwischen unseren Bindungsbedürfnissen und unseren menschenimmanenten Freiheits- und Vagabundierbedürfnissen. Beides findet man so nicht in den Gemeinschaftskulturen. Hier wird passageres Vagabundieren geduldet und die Angst vor Bindungsverlust ist nicht permanent präsent. Weil der Mensch eine Bindung an die Gemeinschaft hat, kann er es sich erlauben, anderer Meinung zu sein oder Krach mit einem Einzelnen zu haben. Aus einer Dorfgemeinschaft herausgeworfen zu werden, ist die höchste Strafe solcher Gemeinschaftskulturen. Dies schützt im Übrigen auch die Gemeinschaft und den Einzelnen vor verpönten Handlungen, welche wir als Straftaten bezeichnen würden.

Weggefährten


In westlichen Kulturen wie in Gemeinschaftskulturen gibt es das Bedürfnis nach Weggefährten. Das Leben allein zu meistern ist schwierig und unbefriedigend. Mit Gleichgesinnten an der Seite ist es leichter und befriedigender als allein. Und erfahrungsgemäß sind Menschen mit Unterstützern erfolgreicher. Hier reicht die gute Bindung nicht aus, der Weggefährte muss sich auch mit den Zielen des anderen identifizieren. Diese Aufgabe übernehmen zuerst die Eltern, dann Freunde oder Geschwister. In unserer Kultur ersetzen oft die Partner Freunde und Geschwister als Wegbegleiter. Bei den Gemeinschaftskulturen bleiben Freunde und Geschwister Wegbegleiter. Dies liegt zum einen daran, dass unsere Geschwister oder Freunde meist andere Wege gehen als wir. Selten wohnen wir nach unserer Individuation am selben Ort. Das ist in den Gemeinschaftskulturen anders. Hier bleibt man traditionell in der Gemeinschaft, verbringt mit den anderen das ganze Leben. Dadurch hat der Einzelne immer wieder auf die Menschen seiner Altersgruppe Zugriff. Es kommt meiner Erfahrung nach noch etwas Wesentliches bei den Gemeinschaftskulturen hinzu: Andere werden nur als »passagere« oder temporäre Wegbegleiter angefragt. Unbewusst sucht man sich einen Unterstützer, der sich mit diesem Ziel, das ich verwirklichen will, identifizieren kann oder gerade die gleiche Entwicklung durchmacht.

Da wir keine Gemeinschaften mehr haben, wird auch hier auf die Liebespartner zurückgegriffen. Dies führt oft zu Schwierigkeiten, weil der andere nicht immer die gleichen Ziele hat, vielleicht sogar gegen ein Ziel eingestellt ist, und auch nicht immer die gleichen Entwicklungsaufgaben zu bewältigen hat beziehungsweise diese vielleicht lieber allein bewältigen möchte oder die Unterstützung bei jemand anderem, zum Beispiel einem Gleichgeschlechtlichen, sucht.

Hinzu kommt, dass dann ein Phänomen in Liebesbeziehungen auftritt, das ich als »Vergeschwisterung« oder »Hänsel-und-Gretel-Ehe« bezeichnet habe: Der Partner verliert nicht nur seine Rolle als sexuell begehrenswerte Person, sondern kann sogar in eine aversive Position geraten, in der Sexualität zu einem Tabu wird. Dieses Phänomen haben auch Westermarck (1902) und Sheper (1983) beschrieben.

Geborgenheit


Wir sind nicht gern einsam. Menschen sind gesellige Lebewesen. Wir setzen uns ungern in leere Restaurants oder Cafés, wenn wir allein unterwegs sind. Auch wenn wir die anderen Gäste nicht kennen, geben sie uns ein Stück Sicherheit und Geborgenheit – das ist einer der Gründe, warum in Wien und Paris die Literatencafés im letzten Jahrhundert so eine Blütezeit erlebt haben. Geborgenheit ist ein Grundbedürfnis, das wir ohne andere nicht erreichen. Manchmal erzeugen natürlich auch Räume ohne andere Menschen Geborgenheit. Allerdings glaube ich, dass hier Erinnerungen aus dem Unbewussten mobilisiert werden, die mit Erfahrungen von Geborgenheit bei anderen Menschen zu tun haben. Wir sehen ein Zimmer, das Elemente des Wohnzimmers der Großmutter hat, bei der wir uns immer sehr wohl- und sicher gefühlt haben. Wir erinnern uns nicht an das Wohnzimmer der Großmutter. Vielmehr erinnern wir uns unbewusst an das Gefühl der Geborgenheit, das durch das alte Sofa oder den Geruch des Zimmers, in dem wir uns im Hier und Jetzt geborgen fühlen, ausgelöst wird. Ein Patient hat mir einmal gestanden, dass er sein Wohnzimmer bei sich zu Hause exakt so wie mein Behandlungszimmer gestaltet habe. Er war trotz mannigfacher erotischer Abenteuer ein tief einsamer Mensch, der sich...

Erscheint lt. Verlag 18.2.2023
Reihe/Serie Wissen & Leben
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Authentisch Leben • Authentizität • Einsamkeit • Erfahrungen als Psychotherapeut • Erfahrungen Psychotherapie • Glück • glückliches Leben • Glücksforschung • Innere Sicherheit • Lebensqualität • Lebenssinn • Persönlichkeitsentwicklung • Selbstfürsorge • Sinn des Lebens • Weisheit
ISBN-10 3-608-12140-4 / 3608121404
ISBN-13 978-3-608-12140-7 / 9783608121407
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