Der Heros in tausend Gestalten (eBook)

Das einflussreiche Standardwerk der Mythenforschung
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
527 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77487-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Heros in tausend Gestalten -  Joseph Campbell
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Luke Skywalker, Buddha, Herakles, Wotan und der Froschkönig ... Sie gehen auf einen Grundtyp des Heros zurück und folgen den Stationen der Heldenreise wie sie Joseph Campbell in seiner mythologischen Studie beschrieben hat, die erstmals 1949 veröffentlicht wurde und seitdem weltweit Millionen von Lesern hat. Bob Dylan, Jim Morrison, Stanley Kubrick, George Lucas, Steven Spielberg und zahlreiche andere Künstler berufen sich auf dieses Buch.

Campbell beschreibt den Heros als ein universelles Motiv, das allen Abenteuern zu Grunde liegt, und sich durch sämtliche mythische Traditionen der Welt zieht. Durch umfassende Vergleiche und tiefenpsychologische Deutungen bringt Campbell die Eigenheiten, die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede dieser zeitlosen Symbole ans Licht.

Der Heros in tausend Gestalten ist das Standardwerk der Mythenforschung - ein Handbuch über die Helden der Menschheitsgeschichte und deren Bedeutung, das auch dem interessierten Laien die Geschichte des Heros verständlich nahebringt. Zeitgemäß neu übersetzt von Michael Bischoff.



<p>Joseph Campbell, 1904 in White Plains/New York geboren, gilt als einer der bedeutendsten Mythenforscher des 20. Jahrhunderts und hat viele Werke rund um vergleichende Mythologie- und Religionsforschung ver&ouml;ffentlicht. Campbell starb 1987 in Honolulu.</p>

13Prolog


Der Monomythos

1. Mythos und Traum


Ob wir nun mit distanzierter Erheiterung dem traumähnlichen Hokuspokus eines rotäugigen Medizinmanns aus dem Kongo zuhören oder mit kultivierter Verzückung eine dünne Übersetzung aus den Sonetten des Mystikers Laozi lesen, ob wir hin und wieder die harte Schale einer Beweisführung des Thomas von Aquin knacken oder unvermittelt die leuchtende Bedeutung eines bizarren Eskimomärchens verstehen – immer stoßen wir auf die eine, bei allem Gestaltwechsel dennoch wundersam gleichbleibende Geschichte samt einer herausfordernd durchgängigen Andeutung, dass es da noch mehr zu erleben gibt, als wir jemals wissen oder erfahren werden.

12Abb. 1 Medusa (Marmor, römisch, Italien, Entstehung ungewiss)

In der gesamten von Menschen bewohnten Welt gab es zu allen Zeiten und unter allen Lebensbedingungen eine reichhaltige Vielfalt menschlicher Mythen, die eine lebendige Inspirationsquelle für alles bildeten, was der Körper und Geist des Menschen sonst noch hervorbringen mochte. Es wäre durchaus nicht übertrieben, wenn man sagte, der Mythos sei die geheime Öffnung, durch welche die unerschöpflichen Energien des Kosmos Eingang in die kulturellen Äußerungen des Menschen finden. Religionen, Philosophien, Kunst, die sozialen Formen des vorgeschichtlichen und geschichtlichen Menschen, herausragende Entdeckungen in Wissenschaft und Technologie, ja selbst die Träume, die uns im Schlaf heimsuchen, strömen aus dem elementaren Zauberkreis des Mythos hervor.

Das Wunder liegt darin, dass diese charakteristische Fähigkeit, tiefe schöpferische Zentren zu berühren und zu inspirieren, noch im kleinsten Kindermärchen anzutreffen ist – wie der Geruch des Meeres in einem einzigen Tropfen Meerwasser oder das ganze Mysterium des 14Lebens im Ei einer Fliege enthalten ist. Denn die Symbole der Mythen sind nicht künstlich hergestellt worden; sie lassen sich nicht steuern, erfinden oder dauerhaft unterdrücken. Sie sind spontane Hervorbringungen der Psyche, und jedes von ihnen trägt die Keimkraft seiner Quelle unbeschädigt in sich.

Worin liegt das Geheimnis der zeitlosen Sicht? Aus welcher Tiefe des Geistes speist sie sich? Warum ist der Mythos unter der Hülle seiner Varianten dennoch stets derselbe? Und was lehrt er?

Heute leisten zahlreiche Wissenschaftler einen Beitrag zur Lösung dieses Rätsels. Archäologen erforschen die Ruinen des Iraks, Henans, Kretas und Yukatans. Ethnologen befragen die Ostiaken am Ob und die Bubi auf Fernando Po [heute Bioko]. Erst kürzlich hat eine Generation von Orientalisten uns den Zugang zu den heiligen Schriften des Ostens und zu den vorhebräischen Quellen unserer eigenen Heiligen Schrift eröffnet. Und inzwischen versuchen zahlreiche Wissenschaftler, gestützt auf Forschungen aus dem letzten [dem 19.] Jahrhundert, die psychologischen Grundlagen der Sprache, des Mythos, der Religion, der künstlerischen Entwicklung und der Moralsysteme zu ergründen.

Am bemerkenswertesten sind indessen die Erkenntnisse, zu denen man in der Psychiatrie gelangt ist. Die kühnen und wahrhaft epochalen Schriften der Tiefenpsychologen sind für die Erforscher der Mythologie unverzichtbar. Denn was auch immer man von den detaillierten und zuweilen widersprüchlichen Deutungen einzelner Fälle und Probleme halten mag, Freud und Jung und ihre Anhänger haben unwiderleglich bewiesen, dass die Logik, die Helden und die Taten der Mythen bis in unsere Zeit überlebt haben. Da es letztlich keine allgemeine Mythologie gibt, besitzt jeder von uns sein privates, unerkanntes, rudimentäres und dennoch insgeheim wirkmächtiges Traumpantheon. Die jüngste Inkarnation des Ödipus, die Fortsetzung der Geschichte von der Schönen und dem Biest, steht heute Nachmittag an der Kreuzung zwischen Forty-second Street und der Fifth Avenue und wartet, dass die Ampel auf Grün springt.

Ein amerikanischer Jugendlicher schrieb an den Autor einer Zeitschriftenkolumne:

15 

Ich träumte, ich deckte unser Haus neu mit Schindeln ein. Plötzlich hörte ich unten die Stimme meines Vaters, der mich rief. Ich drehte mich abrupt um, damit ich ihn besser hören konnte, und dabei glitt mir der Hammer aus der Hand. Er rutschte das schräge Dach hinunter und über die Dachkante. Ich hörte einen dumpfen Schlag wie von einem fallenden Körper.

Fürchterlich erschrocken kletterte ich die Leiter hinunter auf den Boden. Da lag mein Vater tot ausgestreckt, sein Kopf von Blut überströmt. Ich war tief bestürzt, weinte und begann, nach meiner Mutter zu rufen. Sie kam aus dem Haus und nahm mich in die Arme. »Reg dich nicht auf, es war ein Unfall«, sagte sie. »Ich weiß, dass du dich um mich kümmern wirst, auch wenn er jetzt nicht mehr da ist.« Als sie mich küsste, wachte ich auf.

Ich bin das älteste Kind in unserer Familie, und ich bin 23 Jahre alt. Seit einem Jahr lebe ich von meiner Frau getrennt; irgendwie kamen wir nicht miteinander aus. Ich liebe meine beiden Elternteile sehr und hatte niemals Probleme mit meinem Vater, außer dass er darauf bestand, dass ich zurück zu meiner Frau ging und mit ihr zusammenlebte. Ich war aber niemals glücklich mit ihr und werde es niemals sein.1

 

Der erfolglose Ehemann enthüllt hier mit wahrhaft erstaunlicher Blauäugigkeit, dass er seine psychischen Energien nicht im Blick nach vorn auf die Liebe und die Probleme seiner Ehe verwendet, sondern in den geheimen Winkeln seiner Phantasie der inzwischen lächerlich anachronistischen dramatischen Situation seiner ersten und einzigen emotionalen Bindung verhaftet bleibt: der tragikomischen Dreiecksbeziehung aus Säuglingszeiten, als der Sohn gegen den Vater um die Liebe der Mutter kämpfte. Die dauerhaftesten Dispositionen der menschlichen Psyche sind offenbar jene, die aus der Tatsache resultieren, dass wir von allen Säugetieren am längsten an der Mutterbrust hängen. Die Menschen werden zu früh geboren. Sie sind noch unfertig und nicht in der Lage, sich der Welt zu stellen. Deshalb ist ihr ganzer Schutz vor einer Welt von Gefahren die Mutter, unter deren Obhut die intrauterine Entwicklungsphase verlängert wird.2 So bilden denn Kind und Mutter für mehrere Monate nach der Katastrophe 16der Geburt nicht nur in physischer, sondern auch in psychischer Hinsicht eine duale Einheit.3 Jede längere Abwesenheit der Mutter löst beim Kind Spannungen und damit auch aggressive Impulse aus, und dasselbe geschieht, wenn die Mutter gezwungen ist, dem Kind etwas zu verwehren. Das erste Objekt kindlicher Feindseligkeit ist daher identisch mit dem ersten Objekt seiner Liebe, und sein erstes Idealbild (das im späteren Leben als unbewusste Grundlage für alle Bilder von Glück, Wahrheit, Schönheit und Vollkommenheit dient) ist das der Zweieinigkeit der Madonna con Bambino.4

Abb. 2 Vishnu, das Universum träumend (Stein, Indien, um 400-700)

Der unglückliche Vater ist der erste radikale Einbruch eines anderen Realitätsbereichs in die Glückseligkeit dieser irdischen Fortsetzung der Situation im Mutterleib und wird deshalb in erster Linie als Feind erlebt. Auf ihn überträgt das Kind die Aggression, die ursprünglich der »bösen« oder abwesenden Mutter galt, während die mit der »guten« oder anwesenden, nährenden und schützenden Mutter assoziierten Wünsche (im Normalfall) mit ihr verbunden bleiben. Diese 17verhängnisvolle Aufteilung des Todestriebs (Thanatos: Destrudo) und der Lebenstriebe (Eros: Libido) bildet die Grundlage des heute allgemein bekannten Ödipuskomplexes, den Sigmund Freud vor gut fünfzig Jahren als die Hauptursache für das Scheitern des Erwachsenen, sich wie ein rationales Wesen zu verhalten, ausgemacht hat. Freud schreibt dazu: »König Ödipus, der seinen Vater Laïos erschlagen und seine Mutter Jokaste geheiratet hat, ist nur die Wunscherfüllung unserer Kindheit. Aber glücklicher als er, ist es uns ...

Erscheint lt. Verlag 21.11.2022
Übersetzer Michael Bischoff
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Schlagworte Abraham • Adam • Adonis • Ägypten • aktuelles Buch • Bibel • bücher neuerscheinungen • Buddha • Christentum • Dante • DC Comics • Disney • Drache • Froschkönig • George Lucas • Gott • Götter • Griechenland • Handbuch • Helden • Heldenepos • Heldengeschichte • Heldenmythos • Indien • insel taschenbuch 5018 • IT 5018 • IT5018 • Jesus • Klassiker • Krishna • Lotos • Marvel • Menschheitsgeschichte • Minotaurus • Mythenforschung • Mythos • Neuerscheinungen • neues Buch • Oedipus • Ovid • Psychoanalyse • Sigmund Freud • Sonne • Standardwerk • Star Wars • Träume • Upanishads • Wotan • Zeus
ISBN-10 3-458-77487-4 / 3458774874
ISBN-13 978-3-458-77487-7 / 9783458774877
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