Briefe an Lucilius (eBook)

Mit einer ausführlichen Einleitung von Robin Campbell
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2023 | 1. Auflage
320 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-300-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Briefe an Lucilius -  Lucius Annaeus Seneca
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Als Berater des Kaisers Nero war Lucius Annaeus Seneca im antiken Rom die einflussreichste Macht hinter dem Thron. Seinen bleibenden Ruhm verdankt er seinen Schriften über den Stoizismus, in dem die Philosophie eine praktische Form der Selbstverbesserung und keine bloße Angelegenheit von Argumenten oder Wortspielen ist. In den Briefen an seinen jungen Freund Lucilius rät Seneca eher zum Handeln als zum Nachdenken und spricht die Fragen an, mit denen sich jede Generation konfrontiert sieht: Wie kann man ein gutes Leben führen? wie kann man Korruption und Maßlosigkeit vermeiden? Wie kann man ohne Angst vor dem Tod leben? Die Briefe sind in einem eingängigen Gesprächsstil verfasst und spiegeln den stoischen Grundsatz wider, im Einklang mit der Natur zu leben und die Welt zu ihren eigenen Bedingungen zu akzeptieren. Seneca betont die römischen Werte des Mutes, der Selbstbeherrschung und der Rationalität, bleibt aber in seiner toleranten und kosmopolitischen Haltung bemerkenswert modern. Seine Interpretation des Stoizismus ist auch von Humor geprägt und stellt eine zeitlose und inspirierende Beschreibung der Würde des individuellen Geistes dar. Diese neue deutsche Ausgabe der bedeutendsten Briefe an Lucilius beruht auf der Übersetzung aus dem Lateinischen von Robin Campbell, der auch eine Einleitung dazu verfasst hat.

Lucius Annaeus Seneca, genannt Seneca der Jüngere, etwa 1 - 65 n. Chr., war ein römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker und als Stoiker einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit. Neben Mark Aurel und Cicero zählt er zu den wichtigsten Vertretern der römischen Stoa.

Lucius Annaeus Seneca, genannt Seneca der Jüngere, etwa 1 - 65 n. Chr., war ein römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker und als Stoiker einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit. Neben Mark Aurel und Cicero zählt er zu den wichtigsten Vertretern der römischen Stoa.

Senecas Leben


Lucius Annaeus Seneca wurde in Córdoba, der damals bedeutendsten Stadt im römisch besetzten Spanien, geboren, etwa zur gleichen Zeit wie Jesus.1 Sein Vater, Marcus Annaeus Seneca, war kaiserlicher Prokurator2 und eine Autorität auf den Gebieten der Rhetorik, der öffentlichen Rede und der Debatte.3 Er war nicht nur der Vater von Seneca, der ihm eine »altmodische Strenge«4 attestiert, sondern auch von Novatus, der später unter dem Namen Gallio bekannt wurde und es als Statthalter von Achaia ablehnte, über Paulus zu Gericht zu sitzen (Apostelgeschichte 18, 11–17), sowie von Mela, der nicht so ehrgeizig war wie seine Brüder, aber ein fähiger Finanzier (und Vater des brillanten Dichters Lucan).

Seneca litt zeitlebens unter schweren Krankheiten, insbesondere unter Asthma. Er berichtet, dass er mehrmals nur deshalb keinen Selbstmord begangen habe, weil sein Vater den Verlust nicht hätte ertragen können.5 In jungen Jahren lebte er eine Zeit lang in Ägypten (wo der Ehemann einer ihm zugetanen Tante namens Marcia von 16 bis 31 n. Chr. Vizekönig des Kaisers Tiberius war) und sammelte dort Erfahrungen in Verwaltungs- und Finanzangelegenheiten. Er befasste sich zudem eingehend mit der Geografie und Ethnologie Ägyptens und Indiens6 und entwickelte ein anhaltendes Interesse an Naturwissenschaften, das jedoch eher spekulativer als empirischer Natur war (obwohl Plinius von ihm als Autorität auf den Gebieten der Geologie, der Meeresbiologie und der Meteorologie spricht und andere seine Ausführungen beispielsweise zur Evolution oder zur Erklärung der Ringe um die Sonne gelobt haben). Schon in jungen Jahren interessierte er sich für die pythagoräische Mystik und verschiedene Kulte östlichen Ursprungs, die damals in Rom Anhänger fanden, bevor er sich schließlich größtenteils der stoischen Philosophie anschloss.

Seneca wurde zunächst Anwalt und machte anschließend Karriere im öffentlichen Dienst. Es gelang ihm, Quästor zu werden, obwohl er aufgrund seiner labilen Gesundheit, seiner ausländischen Herkunft und der vergleichsweise wenigen familiären oder anderweitigen Beziehungen benachteiligt war. Als Caligula 37 n. Chr. die Nachfolge von Tiberius antrat, war Seneca bereits ein einflussreicher Redner im Senat. Das erregte die Eifersucht7 des neuen Kaisers so sehr, dass dieser laut Cassius Dio die Hinrichtung Senecas anordnete und nur durch eine dem kaiserlichen Thron nahestehende Frau, die sagte, dass Seneca »an fortgeschrittener Tuberkulose« leide und es nicht mehr lange dauere, bis er sterbe, dazu gebracht wurde, die Strafe zurückzunehmen.8 Dieser Vorfall führte offenbar zu Senecas vorübergehendem Rückzug aus politischen Angelegenheiten.

Im Jahr 41 n. Chr., im ersten Jahr der Herrschaft von Caligulas Nachfolger Claudius, wurde Seneca erneut zum Tode verurteilt. Diese Strafe wurde jedoch in Verbannung umgewandelt. Weshalb er verurteilt wurde, ist unbekannt. Als Vorwand diente ein vermeintlicher Ehebruch mit Julia Livilla, der Schwester des verstorbenen Kaisers. Doch wahrscheinlicher9 ist, dass die Gemahlin des neuen Herrschers, die berüchtigte Messalina, ihn für gefährlich hielt. Sein Exil auf der Insel Korsika scheint er nicht sonderlich stoisch ertragen zu haben. Der aufmunternde Geist eines Trostbriefes, den er an seine geliebte Mutter Helvia schickte, fehlt gänzlich in einem anderen, der an Polybius gerichtet war, einen ehemaligen Sklaven, der zu einem vertrauten Diener des Kaisers geworden war. Stattdessen enthält dieses Schreiben unterwürfige Schmeicheleien. Wahrscheinlich sollte es nie veröffentlicht werden. Seneca hatte inzwischen nicht nur seinen Vater, sondern auch einen Sohn verloren, zudem starb seine erste Frau, während er fort war. Der einzige Trost für ihn in diesen acht langen Jahren der Einsamkeit und Verzweiflung war der Zuspruch, den die Gedichte, Tragödien und Essays an Freunde fanden, die er während seiner Verbannung weiterhin schrieb.

Im Jahr 49 n. Chr. wendete sich sein Schicksal. Messalina war hingerichtet worden, und die neue Frau des Kaisers, Agrippina, ließ Seneca nach Rom zurückbeordern, in das hohe Amt des Prätors berufen und zum Lehrer ihres zwölfjährigen Sohnes Lucius Domitius Ahenobarbus machen (der Junge, der bald Kaiser Nero werden sollte). Agrippinas Motive waren laut Tacitus neben der Unterweisung ihres Sohnes die Zuversicht, dass Senecas »literarischer Ruhm« sie populär machen würde, und die Überzeugung, dass er sich als zuverlässiger Verbündeter und nützlicher Berater für sie und Nero bei ihren künftigen Machtplänen erweisen würde.10

Es gibt keinen Beleg dafür, dass Seneca mit der Vergiftung von Kaiser Claudius im Jahr 54 n. Chr. in Verbindung stand. Aber er schrieb die Reden, die der siebzehnjährige Nero nach seiner Thronbesteigung hielt, und war wahrscheinlich der Autor eines witzigen, wenn auch aus heutiger Sicht etwas geschmacklosen Angriffs auf das Andenken des verstorbenen Herrschers (die Apocolocyntosis oder »Verkürbissung«, eine imaginäre Geschichte über die Abfuhr, die der kürzlich verstorbene Kaiser erhält, wenn er an der Himmelspforte erscheint und seine Bitte um Einlass von den Göttern erörtert wird). Nero hielt eine feierliche Rede zu Ehren seines Vorgängers, die »sehr geschliffen« und ein gutes Beispiel für Senecas »gefälligen Stil, abgestimmt auf den Geschmack seiner Zeit« war.11

Die Anfangszeit des neuen Regimes verlief positiv. »Neros erste fünf Jahre« wurden später als eine Periode unvergleichlich guter Regierungsarbeit bezeichnet, Kaiser Trajan nannte sie sogar die beste Periode in der Geschichte des kaiserlichen Roms.12 Dafür konnte sich Rom bei Seneca und einem Armeeoffizier namens Burrus bedanken. Diese beiden, »die einflussreichsten und aufgeklärtesten der Männer, die Nero umgaben« (Dio),13 »deren große Erfahrung allgemein bekannt war« (Tacitus),14 verhinderten, dass der hitzköpfige junge Mann im Zuge seiner Thronbesteigung zahlreiche Morde beging. Sie bemühten sich, einen Teil seiner Energie in »statthafte Vergnügungen« zu lenken.15 Nur kurz wurden sie durch die Vergiftung des Britannicus aufgeschreckt, ansonsten handelten sie durchweg in völliger Harmonie. So gelang es ihnen, dass die öffentlichen Angelegenheiten nicht in Agrippinas Händen landeten, sondern dass sie selbst die Kontrolle darüber behielten. Tacitus schreibt das Geheimnis von Senecas Einfluss »seiner Unterweisung Neros in der öffentlichen Rede und seinen einnehmenden Manieren und hohen moralischen Grundsätzen« zu, das von Burrus »seinen militärischen Kompetenzen und seinem strengen Charakter«.16

Die beiden »übernahmen die gesamte Macht und übten sie nach besten Kräften auf die vortrefflichste und gerechteste Weise aus, die man sich vorstellen kann, sodass jedem von ihnen die Anerkennung aller Menschen zuteilwurde« (Dio).17 Während Nero sich vergnügte, kümmerten sie sich um die Regierungsprobleme. Zu ihren Tätigkeiten zählten – um einige Beispiele zu nennen – rechtliche und finanzielle Reformen, einschließlich der Senkung der indirekten Steuern und Maßnahmen zur Verhinderung von Veruntreuung und Wucherei durch Provinzstatthalter. Zudem führten sie einen erfolgreichen Krieg in Armenien, um die Ostgrenze des Reiches zu sichern. Senecas geografische Interessen zeigen sich in der Entsendung einer Expedition »zur Erforschung der Nilquelle«. Ein weiteres seiner Interessen galt der Stenografie, deren römisches System er vollständig überarbeitet haben soll.

Weder er noch Burrus scheinen über diesen Zeitraum hinweg ein juristisches oder verfassungsmäßiges Amt innegehabt zu haben, das ihnen die Befehlsgewalt hätte verleihen können, die sie in diesen Jahren ausübten. Seneca, »der wahre Herr der Welt«,18 scheint einfach die treibende Kraft hinter dem Thron gewesen zu sein. Man kann wohl mit Sicherheit sagen, dass Nero (anders als Aristoteles’ berühmter Schüler – Alexander der Große – in einem ähnlichen Alter) noch immer unter dem Einfluss eines Lehrers von unzweifelhaftem persönlichem Charme stand und diesem gern die Leitung von Angelegenheiten überließ, die ihn selbst nur wenig interessierten. Als der junge Kaiser jedoch begann, auf andere Berater zu hören und zunehmend seinen gewalttätigen und rachsüchtigen Impulsen nachzugeben, waren diese glücklichen Verhältnisse dem Untergang geweiht.

Im Jahr 58 n. Chr. wurde Seneca von Leuten wie Publius Suillius Rufus attackiert.19 Die Anschuldigungen reichten vom Beischlaf mit der Mutter des Kaisers (offensichtlich hatte der Mann seine Lektion aus seiner »wohlverdienten« Verbannung wegen »Verführung von kaiserlichen Prinzessinnen« nicht gelernt) über die Einführung des Kaisers in die Päderastie bis hin zur Nutzlosigkeit seiner...

Erscheint lt. Verlag 18.6.2023
Übersetzer Kerstin Brömer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Geschichte der Philosophie
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie Altertum / Antike
Schlagworte Achtsamkeit • Antike • Gelassenheit • Glück • Philosophie • Resilienz • Römische Philosophie • Seneca • Stoa • Stoiker • Stoizismus • Zufriedenheit
ISBN-10 3-98609-300-1 / 3986093001
ISBN-13 978-3-98609-300-6 / 9783986093006
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