Das tschechisch-deutsche Drama 1918–1939

Errichtung und Zusammenbruch eines Vielvölkerstaates als Vorspiel zum Zweiten Weltkrieg
Buch | Softcover
368 Seiten
2022 | 3., durchgesehene Auflage
Olzog ein Imprint der Lau Verlag & Handel KG
978-3-95768-245-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das tschechisch-deutsche Drama 1918–1939 - Gerd Schultze-Rhonhof
34,00 inkl. MwSt
Die Besetzung der Tschechei durch deutsche Truppen von 1939 bis 1945 und die anschließende Vertreibung der Sudetendeutschen von 1945 bis 1946 werden heutzutage gemeinhin als das »tschechisch-deutsche Drama des 20. Jahrhunderts« wahrgenommen. Die Zeit davor löst sich im Nebel des Vergessens auf, dennoch strahlen diese Jahre bis 1939 auf die Zukunft ganz Europas aus: Es sind die Ereignisse jener Zeit, die direkt in den Zweiten Weltkrieg führen. Deshalb ist das tschechisch-deutsche Verhältnis von 1918 bis 1939 ein entscheidender und schicksalhafter Abschnitt der deutschen Geschichte.Der Autor des Buches »1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte« untersucht nun, wie das Geschehen in der Tschechoslowakei von 1918 bis 1939 den Marsch in den Zweiten Weltkrieg ausgelöst hat. Er zeichnet ein differenziertes Bild des Vielvölkerstaats mit seinen sieben Sprachnationen und den sechs Millionen Minderheitenbürgern, die 1938 und 39 diesen Staat verlassen wollten. Er lässt dabei immer wieder sowohl die damals lebenden Slowaken, Tschechen und Ruthenen als auch die Sudetendeutschen zu Wort kommen, so dass sich der Leser ein eigenes Urteil bilden kann.

Gerd Schultze-Rhonhof war 37 Jahre lang Soldat der Bundeswehr, zuletzt als Generalmajor und Territorialer Befehlshaber für Niedersachsen und Bremen. 1995 zog er das Interesse der Medien auf sich, als er das Bundesverfassungsgericht wegen seines sogenannten 'Soldaten sind Mörder'-Urteils öffentlich kritisierte.

Vorwort

Teil 1: Völker, Regionen, Religionen
Die Tschechoslowakei als Vielvölkerstaat
Ein Staat mit drei Landesteilen
Die tschechisch-deutsche Religionstragödie

Teil 2: Die Entstehung der Tschechoslowakei
Erste Bestrebungen bis zum Ersten Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg
Gegen Ende des Ersten Weltkriegs
Rund um die Siegerkonferenzen
Der Staatsvertrag mit der Tschechoslowakei

Teil 3: Die junge Republik bis 1920
Staatsgebiet, Staatsgewalt und Staatsvolk
Die Provisorische Verfassung vom 13. November 1918
Das Schulgesetz vom 3. April 1919
Die Landenteignungen
Masaryks Versuch, die Deutschen einzubeziehen
Die ersten Gemeindewahlen in der Tschechoslowakei am 15. Juni 1919
Der Staatsvertrag der Sieger mit der Tschechoslowakei vom 10. September 1919
Die Abtretung des Hultschiner Ländchens von Deutschland an die Tschechoslowakei am 10. Januar 1920
Die Verfassung der Tschechoslowakei vom 29. Februar 1920
Das Sprachengesetz vom 29. Februar 1920
Das Wahlgesetz vom 29. Februar 1920
Das »Gesetz über das Verfassungsgericht« vom 9. März 1920
Das Schulgesetz von 1920
Die Parlamentswahlen und die Regierungsbildung von 1920
1920 und die parlamentarischen Anlaufschwierigkeiten
Der Kampf um Sprachen, Schulen und Kultur

Teil 4: Die Zeit der unangefochtenen Tschechenherrschaft bis 1933
1921 und die Volkszählung am 15. Februar
1922 – Wirtschaftliche Not und der slowakische »Hilferuf«
1923 – Deutsche Solidarität und das »Staatsschutzgesetz«
1924 und die ausgeschlossenen Minderheiten
1925 – Die Bodenreform und die Nationalratswahlen
1926 – Das »Sprachendurchführungsgesetz« und zwei deutsche Minister
1927 und der Traum von der slowakischen Autonomie
1928 und die Neuordnung der Verwaltung
1929 und der Tuka-Prozess
1930 und die 2. Volkszählung am 1. Dezember
1931 und die Deutsch-Österreichische Zollunion
1932 – Die Vision vom sudetendeutschen Notparlament
Die Rolle des Völkerbunds in diesen Jahren

Teil 5: Die Tschechoslowakei 1933 bis 1937
1933 und die Sudetendeutsche Heimatfront
1934 und die tschechoslowakisch-polnische Entfremdung
1935 und die Gründung der Sudetendeutschen Partei
1936 – Deutsche Denkschriften und Beneš’ Reden

Teil 6: 1937 – Das letzte Jahr der Einheit
Das Ringen der Minderheiten um ihre Autonomie
Henleins Entwurf eines Volksschutzgesetzes
Der »Offene Brief« der Slowaken
Das erfolglose Hodža-Henlein-Gespräch
Henleins erster Brief an Hitler
Ein vergeblicher Versuch der sudetendeutschen Sozialdemokraten
Etwas Rätselhaftes aus der Aktenlage
Das Ende der tschechoslowakischen Sicherheit
Das »Hoßbach-Protokoll« und der »Fall Grün«
Sonderbotschafter Halifax bei Reichskanzler Hitler
Das »Recht«, Krieg zu führen

Teil 7: 1938 – Die allerletzte Chance für die Tschechoslowakei
Die Lage bis zur ersten deutschen Einmischung
Der Anschluss Österreichs
Die Auswirkung des Österreich-Anschlusses
Hitler lässt die Sudetenkrise »reifen«
Die deutsche Einmischung in die tschechische Sudetenkrise
Englands und Frankreichs Haltung zur Tschechoslowakei
Polens Haltung zur Tschechoslowakei
Henleins Audienz bei Hitler
Das Karlsbader Programm
Die Maikrise
Die deutschen Kriegsvorbereitungen
Das letzte Vierteljahr vor München
Die Runciman-Mission

Teil 8: 1938 – Das Ringen um eine Lösung
Die Zuspitzung der Lage
Chamberlains erster Vermittlungsversuch vom 15. September 1938
Die Franzosen und der Beneš-Vorschlag zur Aussiedlung der Sudetendeutschen
Der britisch-französische Abtretungsplan
Die anderen Interessenten
Roosevelts Rettungsversuch
Die »Prager Abtretung« vom 21. September 1938
Das Treffen in Bad Godesberg vom 22. bis 24. September 1938
Beneš’ »Sowjet-Plan«
Die Horace-Wilson-Mission
Eine schlimme Woche für die Sudetendeutschen
Das letzte Ringen um eine Lösung

Teil 9: 1938 – Das Münchener Abkommen
Die Münchener Konferenz vom 29. und 30. September 1938
Der Anschluss der Sudetengebiete
Die Folgen des Sudetenanschlusses

Teil 10: 1939 – Das Ende der alten Tschechoslowakei
Die Zeit bis zum Protektorat
Noch einmal etwas Rätselhaftes in der Aktenlage
Der Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938
Der Irrtum mit der »freien Hand im Osten«
Der Zerfall der Tschechoslowakei
Die Tschechei wird zum Protektorat
Die Garantie, die es nie gab

Teil 11: Der Anlass zum Zweiten Weltkrieg
Hitlers vermutliche Motive
Die Reaktion des Auslands

Teil 12: Schlussbetrachtung
Die »Großwetterlage«
Die Rolle der Siegermächte
Die Rolle der Tschechen
Die Rolle der Slowaken
Die Rolle der Sudetendeutschen
Die Rolle des Deutschen Reiches

Nachwort

Anhang
Anmerkungen
Quellenverzeichnis
Personenverzeichnis
Sachregister

Vorwort Heutzutage werden die deutsche Besetzung der Tschechei von 1939 bis 1945 und die anschließende Vertreibung der Sudetendeutschen von 1945 bis 1946 gemeinhin als das tschechisch-deutsche Drama des 20. Jahrhunderts wahrgenommen. Die Zeit davor löst sich im Nebel des Vergessens auf. So werden die Jahre der Tschechoslowakei bis 1939 in den Schulen Deutschlands in aller Regel nicht behandelt. Diese Jahre strahlen aber auf die Zukunft ganz Europas aus. Sie sind es, die ohne Umweg in den Zweiten Weltkrieg führen. So ist das tschechischdeutsche Verhältnis von 1918 bis 1939 ein wesentliches und schicksalhaftes Stück der eigenen Geschichte, diese Jahre sind das eigentliche Drama. Der Blick auf das deutsch-tschechische Verhältnis in dieser Zeit zeigt exem­plarisch, wie aus der explosiven Nachkriegsordnung von 1919/21 erst langsam, dann mit zunehmender Geschwindigkeit und Wucht der neue Krieg entsteht. Die erste Szene dieses Dramas ist die Errichtung eines künstlichen Vielvölkerstaates, dem über sechs Millionen Menschen fremder Nationen zu einem Drittel ohne ihre Zustimmung und zu zwei Dritteln sogar gegen ihren ausdrücklichen Willen zugeordnet werden. Auf dieser Bühne entfaltet sich der Freiheitsdrang der Sudetendeutschen, der Slowaken, der Ungarn und Ruthenen, die zuerst bescheiden ihre Autonomie innerhalb der Tschechoslowakei verlangen, die zwei Jahrzehnte mit nicht gehaltenen Versprechen der tschechoslowakischen Regierung hingehalten werden, und die zum Schluss mit aufgestauter Wut den ungeliebten Staat verlassen. Es ist die Bühne, auf der am Ende dieses Stückes Adolf Hitler die Regie führt. Den Schlussakt des Dramas spielen vier Parteien: die tschechoslowakische Regierung, die den Bestand des Staates mit Gewalt erhalten will, die alten Siegermächte, die ihren Einfluss wahren und den deutschen Machtzuwachs verhindern möchten, die sechs Millionen »Minderheitenbürger«, die den Staat verlassen wollen und Adolf Hitler, der seine Unterstützung für die Minderheiten überzieht, sie mit der Annexion der »Rest-Tschechei« missbraucht und damit die Schleusen für den Zweiten Weltkrieg öffnet. So wird das tschechisch-deutsche ­Drama zum Vorspiel der nächsten Katastrophe. Gerd Schultze-Rhonhof September 2008

VorwortHeutzutage werden die deutsche Besetzung der Tschechei von 1939 bis 1945 und die anschließende Vertreibung der Sudetendeutschen von 1945 bis 1946 gemeinhin als das tschechisch-deutsche Drama des 20. Jahrhunderts wahrgenommen. Die Zeit davor löst sich im Nebel des Vergessens auf. So werden die Jahre der Tschechoslowakei bis 1939 in den Schulen Deutschlands in aller Regel nicht behandelt. Diese Jahre strahlen aber auf die Zukunft ganz Europas aus. Sie sind es, die ohne Umweg in den Zweiten Weltkrieg führen. So ist das tschechischdeutsche Verhältnis von 1918 bis 1939 ein wesentliches und schicksalhaftes Stück der eigenen Geschichte, diese Jahre sind das eigentliche Drama. Der Blick auf das deutsch-tschechische Verhältnis in dieser Zeit zeigt exemplarisch, wie aus der explosiven Nachkriegsordnung von 1919/21 erst langsam, dann mit zunehmender Geschwindigkeit und Wucht der neue Krieg entsteht.Die erste Szene dieses Dramas ist die Errichtung eines künstlichen Vielvölkerstaates, dem über sechs Millionen Menschen fremder Nationen zu einem Drittel ohne ihre Zustimmung und zu zwei Dritteln sogar gegen ihren ausdrücklichen Willen zugeordnet werden. Auf dieser Bühne entfaltet sich der Freiheitsdrang der Sudetendeutschen, der Slowaken, der Ungarn und Ruthenen, die zuerst bescheiden ihre Autonomie innerhalb der Tschechoslowakei verlangen, die zwei Jahrzehnte mit nicht gehaltenen Versprechen der tschechoslowakischen Regierung hingehalten werden, und die zum Schluss mit aufgestauter Wut den ungeliebten Staat verlassen. Es ist die Bühne, auf der am Ende dieses Stückes Adolf Hitler die Regie führt. Den Schlussakt des Dramas spielen vier Parteien: die tschechoslowakische Regierung, die den Bestand des Staates mit Gewalt erhalten will, die alten Siegermächte, die ihren Einfluss wahren und den deutschen Machtzuwachs verhindern möchten, die sechs Millionen »Minderheitenbürger«, die den Staat verlassen wollen und Adolf Hitler, der seine Unterstützung für die Minderheiten überzieht, sie mit der Annexion der »Rest-Tschechei« missbraucht und damit die Schleusen für den Zweiten Weltkrieg öffnet. So wird das tschechisch-deutsche Drama zum Vorspiel der nächsten Katastrophe.Gerd Schultze-RhonhofSeptember 2008

Erscheinungsdatum
Verlagsort Reinbek
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik 20. Jahrhundert bis 1945
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte 1938 • 2. Weltkrieg • Adolf Hitler • Anschluss • Anschluss Sudetengebiete • Bad Godesberg • Benes • Beneš • Besetzung • Besetzung Tschechei • Chamberlain • Hoßbach Protokoll • Konrad Henlein • Kriegsbeginn • Münchener Abkommen • Münchner Abkommen • Münchner Konferenz • Österreich • Prager Abtretungserklärung • Protektorat • Roosevelt • runciman • Slowaken • Sudetendeutsche • Sudetenkrise • Sudetenland • Tschechei • Tschechen • Tschechien • Tschechosloawakei • Vorgeschichte Zweiter Weltkrieg • Wiener Schiedsspruch • Zerfall Tschechoslowakei • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-95768-245-2 / 3957682452
ISBN-13 978-3-95768-245-1 / 9783957682451
Zustand Neuware
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