Geronnene Lava
»Gestorben wird alleine, zum Töten des Anderen gehören zwei. Die Fähigkeit des Menschen, seinesgleichen umzubringen, konstituiert vielleicht mehr noch menschliche Geschichte als seine Grundbestimmung, sterben zu müssen.«
Der »gewaltsam Umgebrachten« zu gedenken, gehört zum Kern der politischen Kultur. Reinhart Koselleck hat mit seinen wegweisenden Arbeiten zum »Totenkult« ein neues Forschungsfeld erschlossen: die europäischen Denkmalslandschaften in ihrer ganzen historischen, ästhetischen und politischen Komplexität. Ob es sich um Opfer für das Vaterland oder um solche von Kriegen und Gewaltherrschaft handelt, ob Menschen in Bürgerkriegen und Revolutionen oder durch Staatsverbrechen, politischen oder religiösen Terror umgebracht wurden - alle sind »getötete Tote«. Ohne ihrer zu gedenken, so der Humanist Koselleck, ist ein Weiterleben nicht möglich.
Der Band versammelt Kosellecks Aufsätze zum politischen Totenkult, publizistische Beiträge zu den Debatten über die »Neue Wache« und das Holocaustmahnmal in Berlin, theoretische Überlegungen zum Erinnerungsbegriff und unveröffentlichte autobiografische Notizen über seine Erfahrungen in Krieg und russischer Gefangenschaft. In Distanz zur populären »Erinnerungskultur« betonen sie die Unhintergehbarkeit der Differenz zwischen individueller Erfahrung und kollektiven Erinnerungskonstruktionen. Die Historie soll solche kollektiven Identitäten nicht stiften, sondern kritisch analysieren. Darin liegt für Koselleck die Aufgabe der Geschichtswissenschaft.
Reinhart Koselleck (1923–2006), Professor in Bochum, Heidelberg und Bielefeld, Mitglied zahlreicher Akademien und Kollegien. Bahnbrechende Studien zur Geschichte der europäischen Aufklärung, zur Theorie der Geschichte und zur Begriffsgeschichte.
Manfred Hettling, geboren 1956, ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Hubert Locher, geboren 1963, ist Professor für Geschichte und Theorie der Bildmedien an der Philipps-Universität Marburg sowie Direktor des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg.
Adriana Markantonatos, geboren 1982, forscht am Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.
»[Koselleck] konnte messerscharf schreiben, ganze Epochen und Wissenschaften wurden in wenigen Absätzen skizziert, abstrakt und anschaulich zugleich.« Michael Hesse Frankfurter Rundschau 20230423
»[Koselleck] konnte messerscharf schreiben, ganze Epochen und Wissenschaften wurden in wenigen Absätzen skizziert, abstrakt und anschaulich zugleich.«
»Die Wirkung dieses sprühenden Geistes hat gerade erst begonnen. Kosellecks Stil war einer an den Katastrophen des 20. Jahrhunderts gehärtete, dabei unzynische Nüchternheit. Nicht zu Unrecht hat man ihn mit dem französischen Aufklärer Diderot verglichen ... Das beschreibt treffend den auch literarischen Rang dieser gelehrten Prosa.«
Erscheinungsdatum | 28.03.2023 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Maße | 146 x 220 mm |
Gewicht | 676 g |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Allgemeine Geschichte |
Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Geschichtstheorie / Historik | |
Geschichte ► Teilgebiete der Geschichte ► Kulturgeschichte | |
Schlagworte | aktuelles Buch • Autobiografische Notizen • Begriffsgeschichte • bücher neuerscheinungen • Denkmallandschaft • Geschichte • getötete Tote • Historie • Historik • Holocaustmahnmal • kollektive Erinnerungskonstruktionen • Neuerscheinungen • neues Buch • Politischer Totenkult • Russische Gefangenschaft • Totenkult |
ISBN-10 | 3-518-58796-X / 351858796X |
ISBN-13 | 978-3-518-58796-6 / 9783518587966 |
Zustand | Neuware |
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