Der Alte des Meeres -  Herbert Weiler

Der Alte des Meeres (eBook)

Sindbads fünfte Reise
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
228 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-4559-0 (ISBN)
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- Er trifft auf den Alten des Meeres. Dies ist der Name eines Greises. Sindbad findet ihn hockend an einem Bachlauf, wo der Alte ihn bittet, hinübergetragen zu werden. Anschließend zwingt er Sindbad auf qualvolle Weise ihm als Träger dienstbar zu sein. - Diese Erzählung stellt in gewisser Weise eine Umkehrung der Geschichte des Heiligen Christophorus dar ... Inhalt: Der Alte des Meeres, Christophorus, Sindbad, Der Vogel Roch Eraserhead, Ukraina-Grenzland, Der Vertrag von Perejaslav, Bloodlands, Parasit verlängert Leben, Der Fisch geht an Land, Impfaktion im Kölner Dom, Katze rettet Säugling, Petermanns Ausbruch, Drache und Widder, Die Ermordung des Claudius, Hitlers Scheitel, Der Buchfink, Der Raum der Technik, Aletheia, Joseph Beuys und der Lockdown, Das Schwinden der Begriffe, Der Jäger

Geboren 1956 - ab 1974 Studium der Freien Malerei und Freien Graphik in Köln bei Karl Marx und Pravoslav Sovak, Kunstgeschichte, Bildhauerei - 1978 Begegnung mit der Münchner Rhythmenlehre, ab 1983 Seminare bei Wolfgang Döbereiner - Seminartätigkeit zu Kunstgeschichte und Astrologie - 1984-1990 Dozent an der Kölner FH für Kunst & Design, Schaffung eines Seminars für Zeichnen als Erkennen - Maler, Bildhauer, Autor - astrologische Beratungs- und Seminartätigkeit, Essays und Betrachtungen

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Der Vogel Roch


  • In der Vorgeschichte wird erzählt, warum Sindbad Schiffbruch erlitt und auf der Insel des Alten landete: Sein Schiff war untergegangen, weil seine Reisegefährten zuvor auf einer anderen Insel das Ei des sagenhaften Riesenvogels Roch zerstört hatten.

Während sich Sindbad noch auf dem Schiff aufhielt, hatten die Kameraden beim Landgang eine Kuppel entdeckt, die sie zunächst für ein Gebäude hielten. Es war aber das Ei des Riesenvogels. Mit Steinen begannen sie auf die Schale einzuschlagen, bis sie zerbrach. Darinnen entdeckten sie das Junge des Vogels Roch. Sie erschlugen es und verspeisten das Fleisch. Als sich nun die riesigen Vogeleltern am Himmel nähern, flieht die Mannschaft in großer Angst zurück auf das Schiff. Nachdem man sich wieder auf See befindet, tauchen am Himmel erneut die Eltern des erschlagenen Vogeljungen auf. Sie haben nun große Felsbrocken mitgebracht und lassen sie auf das Schiff hinabfallen, bis dieses versinkt. Nur Sindbad überlebt. Und so gelangt er auf die Insel des Alten.

  • Der Name Roch oder Ruch des in den arabischen Sagen öfters erwähnten Vogels ist etymologisch verwandt mit dem hebräischen Ruach, dem Wort für den Geist. Ruwh im Arabischen.
  • Das Bild des Vogels wird seit jeher mit dem Heiligen Geist verbunden. In der Genesis heißt es: "Finsternis lag über der Urflut und der Geist Gottes schwebte über den Wassern". Genesis 1:2
  • Der Geist Gottes, Ruach Elohim, wird im hebräischen Urtext an dieser Stelle mit einem in der Bibel seltenen Verb bedacht, merachephet. Es kommt, wie Martin Buber bemerkt, nur ein weiteres Mal in der Schrift vor: Gottes schützendes Walten wird dort verglichen mit dem Bild des Adlers, der mit vibrierendem, kaum wahrnehmbar schwingendem Flügelschlag über seinen Jungen schwebt. "Wie ein Adler… über seinen Nestlingen schwingt" 5. Moses 32,11

Entsprechend heißt es in der Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig an dieser Stelle der Genesis: "Finsternis über Urwirbels Antlitz. Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser".

  • In der Entwicklung des Tierkreises ist es die Phase des Zeichens Wassermann, des Schöpferischen. Der Schöpfer Geist, der über der Urflut schwingt, nachdem Himmel und Erde erschaffen wurden. Es ist die Entstehung der Polarität aus dem Chaos des Ungeteilten, der Ursprung von Himmel und Erde, von Ebbe und Flut, von Innen und Außen, von Ich und Du. Sie scheiden sich im Wassermann. In den Bildern des Tierkreises wird der Wassermann als ein Mensch dargestellt, der mit einem Eimer oder einem Krug aus dem Wasser schöpft.
  • Sindbads Geschick, nachdem der Vogel Roch sein Schiff versenkt hat, weil Sindbads Gesellen dessen Junges getötet und verspeist hatten, erzählt vom verdrängten Ursprung der Beteiligten. Die Geschichte erzählt vom verdrängten Geist, vom nicht zugelassenen Schöpferischen bei den Gefährten mit denen Sindbad reist. Deswegen töten und verspeisen sie das Vogeljunge des Vogels Roch, des Ruach, der erst in der bürgerlichen Verdrängung als bedrohliche Gestalt erscheinen muss.
  • Ohnehin eine ruchlose Tat, ein Vogeljunges aus dem Ei zu brechen und zu schlachten. Christophorus auf seinem Weg wäre als reisender Kaufmann kaum denkbar.
  • Der Wassermann schöpft aus den Wassern des Ungeteilten die Polarität von Ich und Du, von Innen und Außen. Er teilt die Wasser, schöpft das So-Sein der Dinge und das ihrer Anderheit. Im Steinbock wird es zur Bestimmung. Wird diese Vereinzelung nicht zugelassen, so kommt es, statt zur Bestimmung des Einzelnen, zur Regelung im Kollektiv.
  • Es ist immer ein Konflikt, denn das Neue muss vom Vorgegeben angenommen und getragen werden. Es muss mit dem Neuen die Wasser der Wandlung durchschreiten. Das ist der Weg des Christoporus.
  • Wenn der Saturn den Uranus nicht in die Zeit und zur Bestimmung trägt. wird der Uranus nunmehr durch die kollektive Regelung geknechtet. Die Regelung ersetzt die Bestimmung. Sie lässt die Polarität der Individuen, Orte und Gemeinwesen nicht zu.
  • Deswegen landet Sindbad, nachdem seine Gesellen das Junge des Vogel Roch getötet haben, auf der Insel, wo er zum Sklaven des Alten auf seinen Schultern wird.
  • Der falsche Saturn ist die Regelung des Kollektivs, das die Bestimmung des Einzelnen verdrängt. In diesem Sinne steht der Alte des Meeres für die Regelung, die zum Selbstzweck wird – und damit auch für den Staat, für eine Gemeinschaftsbildung in dem der Einzelne nur als Funktion der Gemeinschaft aufgefasst wird.
  • Die Bestimmung, die der Steinbock anzeigt, ist die Bestimmung des, aus der Vereinzelung im Wassermann geschöpften Einzelnen.
  • Das Dasein ist stets das Dasein der Identität des Einzelnen. Ein anderes Dasein ist nicht denkbar. Die Bestimmung ist damit die Bestimmung der Eigenbewegung des Einzelnen. Indem diese verhindert wird, ist der Steinbock nicht zugelassen und muss so, ursprungslos, zum Bestimmenden des Kollektivs, nämlich zum Bestimmenden der Regeln der Gemeinschaft werden, die ihn zur Gemeinschaftsfunktion reduziert.
  • Ernst Jünger bemerkte seinerzeit zu der nationalsozialistischen Parole, nach der der Einzelne nichts und das Volk alles sei, dies laufe auf eine Summe von Nullen hinaus.
  • Auf den Selbstzweck des Regelungszwangs weist ein weiterer wesentlicher Unterschied zu der Geschichte des Christopherus hin: Dieser trägt das Kind durch einen reißenden Strom, Menschen können ihn nur mit seiner Hilfe durchschreiten. Der Alte des Meeres auf den Sindbad trifft sitzt jedoch an einem Bächlein, ein Wasserlauf, den er eigentlich auch ohne Sindbads Hilfe überschreiten könnte. Hierbei um Hilfe zu bitten fordert bereits eine Unterwerfung ein. Sindbad lässt sich nötigen und gerät so in die Sklaverei.
  • Nicht ohne Grund wird dabei Sindbads Spekulation auf eine himmlischen Belohnung erwähnt: Die Hilfe, die Sindbad dem Alten angedeihen lässt, kommt nicht aus der eigenen Bewegung, nicht aus dem Empfinden, sondern folgt jenem Pragmatismus, der sich an eine äußere, moralische Autorität anlehnt.
  • Der moderne, sich demokratisch verstehende Staat basiert auf dem Gedanken einer Zähmung der Machtgier Einzelner durch die gesellschaftliche Selbstregulation. So etwa von Immanuel Kant in seiner Staatslehre formuliert: Das Problem der Staatserrichtung ist, so hart wie es auch klingt, selbst für ein Volk von Teufeln (wenn sie nur Verstand haben), auflösbar und lautet so: 'Eine Menge von vernünftigen Wesen, die insgesamt allgemeine Gesetze für ihre Erhaltung verlangen, deren jedes sich aber im Geheimen sich davon auszunehmen geneigt ist, so zu ordnen und ihre Verfassung einzurichten, dass, obgleich sie in ihren Privatgesinnungen einander entgegenstreben, diese einander doch so aufhalten, dass in ihrem öffentlichen Verhalten der Erfolg eben derselbe ist, als ob sie keine solche bösen Gesinnungen hätten'

Zum ewigen Frieden, 224

Der Gedanke war freilich seinerzeit nicht neu, sondern folgte einem Trend, den der Schotte Adam Smith schon einige Jahre zuvor kürzer und prägnanter formuliert hatte. Im Sinne einer sich selbst regulieren Marktwirtschaft als Grundlage des Staats erklärte Smith: Eine Horde eigennütziger Teufel produziert, ohne es zu wollen und zu wissen, das Gemeinwesen.

aus Wealth of Nations

  • In einem Gemeinwesen, in dem die Machtgelüste durch ein Regelsystem in Schach gehalten werden sollen, muss sich zwangsläufig das Regelsystem verselbständigen. Der gesellschaftliche Frieden erwächst ja nicht aus der Läuterung der Teufel in ihrer Machtgier, sondern diese bildet, im Sinne des Adam Smith und Kants, gleichsam die Antriebsenergie der Staatsmaschine.
  • Dies nicht nur, indem die zuvor unverhohlene Machtgier sich nunmehr indirekt der Motive und Regeln des vorgeblichen Allgemeinwohls, etwa der Gesundheitsvorsorge, bedient, sondern vor allem, weil das Regelsystem selber unter dieser Vorgabe stetig anwachsen und zur Wucherung geraten muss. Es muss zu einem Apparat werden, der permanent seine Begründung erschafft.
  • So wie eine Gemeinschaft, die den Einzelnen nur als Funktion des Gemeinschaftlichen begreift, zum Selbstzweck wird, muss auch ihr Regelungsapparat sich verselbständigen sich im Durchsetzen von Regelungen um der Regelung willen zu üben.
  • In drastischer Weise offenbarte sich der Selbstzweck des staatlichen Regelungsapparats im Zuge des Corona-Wahns, als die Bevölkerung über drei Jahre mit teils widersprüchlichen, teils völlig unsinnigen und teils schädlichen bis gefährlichen Restriktionen und Pflichten konfrontiert wurde. Dies in einem Maße, wie es sich ein Jahr zuvor niemand hätte vorstellen können.
  • Dies ist der Staat als der Alte des Meeres, der den Bach nicht überschreiten kann, und der zum Zwang wird. Der zur Regelung gewordene Saturn, der die Bestimmung nicht mehr in die Zeit trägt, sondern zum Selbstzweck der Regelung wird.
  • Er ist die zum Dämon gewordene Bestimmungslosigkeit, die sich überall dort anhaften kann, wo die Bestimmung...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie
ISBN-10 3-7568-4559-1 / 3756845591
ISBN-13 978-3-7568-4559-0 / 9783756845590
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