Die USA im Vietnamkrieg. Kriegsverbrechen amerikanischer Soldaten - Erik Fischer

Die USA im Vietnamkrieg. Kriegsverbrechen amerikanischer Soldaten

Unbearbeitete Neuausgabe

(Autor)

Buch | Softcover
160 Seiten
2022
Diplomica Verlag
978-3-96146-916-1 (ISBN)
49,50 inkl. MwSt
Am Morgen des 16. März 1968 machte sich eine amerikanische Einheit auf den Weg in ein kleines südvietnamesisches Dorf: My Lai. Innerhalb von vier Stunden brachten sie so gut wie alle Bewohner in einem grauenvollen Exzess um. My Lai ist eine Zäsur; es ist der Höhepunkt eines grausamen Krieges. Erschreckender noch als das Ereignis selbst, ist die Erkenntnis, dass My Lai zwar in seiner zeitlichen Verdichtung einzigartig, ansonsten aber in der Geschichte des Vietnamkrieges nicht ungewöhnlich war. Extreme Gewalt gegen andere wurde in Vietnam alltäglich; nicht einmal die eigenen Soldaten waren voreinander sicher. In diesem Krieg entgrenzte sich die amerikanische Armee vollständig. Sie stellte ihren Soldaten eine Ermächtigung zum willkürlichen Töten aus und versank schlussendlich in einem Strudel aus Disziplinlosigkeit, Gewalttätigkeit, Verbrechen, Drogenmissbrauch und Insubordination.Mithilfe von Erkenntnissen aus der Sozialpsychologie und der genauen Untersuchung der Umstände, wie die jungen Soldaten in diesen Krieg gerieten, will das Buch zur Klärung der Frage beitragen, wie so eine Entgrenzung möglich werden konnte: Wie wurden aus ganz "normalen" Menschen "Massenmörder"? Was trug dazu bei, dass junge Männer zu solchen grausamen Taten fähig waren,wie sie in Vietnam begangen wurden?Mehrere Lebensstationen rücken dabei in den Fokus des Interesses: Die Lebensverhältnisse der Jugendlichen nach dem Zweiten Weltkrieg in der "victory culture" mit ihren Helden Audie Murphy und John Wayne. Die Grundausbildung, die ganz wesentlich zu einer körperlichen und auch charakterlichen Veränderung der jungen Männer beitrug. Schlussendlich der Einsatz in Vietnam, der vonAngriffen aus dem Hinterhalt, Sprengfallen, dem Verlust enger Kameraden und allgemein dem Gefühl von Hilflosigkeit angesichts eines unsichtbaren und allgegenwärtigen Feindes geprägt war. Erkenntnisse über all diese Lebensstationen können zur Klärung der "Frage des Jahrhunderts" mit beitragen. Allein sie sind nur ein Teil der menschlichen Disposition, die zu Verbrechen in Kriegen führt. Konformismus, Gruppenzwang, Autorität, Gehorsam und Befehl, Vorurteile und Stereotypen - auch diese menschlichen Verhaltensweisen sind Teil der Antwort auf die Frage und sollen ebenfalls mit einbezogen werden.Die Auseinandersetzung mit diesem Gegenstand ist wichtig. Im Irak, genauso wie in Afghanistan sind auch im 21. Jahrhundert Soldaten in Kriege verwickelt, die ähnliche Umstände aufweisen, wie der Krieg in Vietnam. Wir können anhand der Beschäftigung mit der Geschichte viel über die Entgrenzung des Menschen in solchen extremen Situationen lernen und wir sind dazu verpflichtet,wenn wir Fehler der Vergangenheit in Zukunft vermeiden wollen.

Textprobe:Kapitel 6.1.1, Veränderungen in der Wahrnehmung des Raumes und des Kampfes: Guerilla-Krieg im Dschungel von VietnamEine einschneidende Veränderung und Umstellung war das Erlebnis des Raumes und das veränderte Kampfverhalten, mit welchem die Soldaten konfrontiert waren und auf das sie sich einstellen mussten.Das Schlachtfeld, "Kontingenzraum par excellence", hatte sich hier völlig verändert bzw. aufgelöst. Kannte man aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Koreakrieg noch Frontverläufe, die Taktik des Vorrückens und des Gebietsgewinns, so war der Krieg in Vietnam durch ein anderes Vorgehen bestimmt. Seit dem Mai 1959 unterstützte der Norden aktiv die Widerstandsbewegung im Süden und schleuste über den Ho-Chi-Minh-Pfad Menschen und Material in den Süden. Dieser wurde also durch Guerillas infiltriert und bis zur Mitte des Jahres 1968 kämpfte die amerikanische Armee gegen hauptsächlich irregulär agierende Kampftruppen als Anti-Guerilla-Armee. Die nordvietnamesische Armee agierte nur an bestimmten Punkten verstärkt. Bis zu diesem Zeitpunkt dominierte die Guerilla in Südvietnam. Dies führte dazu, dass es keine klar untergliederten Räume, keine ausgewiesenen Kampf- und Ruhezonen gab. Beide Bereiche diffundierten ineinander. Da die hoch-technisierte Armee der USA für einen solchen Einsatz im eigentlichen Sinne nicht ausgelegt war, waren Veränderungen im Kampfverhalten von Nöten. Der Kampf gegen die Guerillazentren, die dezentral in ganz Südvietnam verteilt waren, bedingte somit zwei neue militärische Taktiken, die den Krieg in Vietnam maßgeblich prägten: einmal das »search and destroy« und zum anderen den »body count«.Die nord- und südvietnamesischen Guerillas operierten landesweit im Süden und zwangen so die US-amerikanische Armee, sich deren Stil anzupassen. Bei einem solchen Kleinkrieg gab es keine Front, der Kampf war potentiell überall möglich und damit omnipräsent. Auf die so genannten »hit and run«-Attacken des Gegners, bei denen diese zumeist aus dem Hinterhalt oder mit Scharfschützen angriffen und sich sofort wieder zurückzog, reagierte man mit der »search and destroy«-Taktik. Kleine Einheiten der Armee, über die noch zu sprechen sein wird, wurden mit Hubschraubern zu ihrem Einsatzort in Südvietnam geflogen. Nach der Absetzung machte man sich daran, einen vorher festgelegten Punkt unter Feuer zu nehmen und ihn zu erobern. Verdächtige wurden festgenommen bzw. getötet, Material, vor allem Waffen und Nahrungsmittel, welches als Nachschub dienen konnte, wurde konfisziert bzw. zerstört. Nachdem die Aktion beendet war, die zumeist ein Dorf oder einen Weiler-Komplex zum Ziel hatte, wurden die Truppen wieder abgeholt und in ihren Stützpunkt zurückgeflogen. Das einmal betretene Gebiet verblieb also nicht im Besitz der US-amerikanischen Armee, sondern man gab es nach einer Räumung und Bereinigung wieder preis. Dies führte regelmäßig dazu, dass die Guerilla in dem Gebiet erneut Fuß fassen konnte und die US-amerikanische Armee gezwungen war, denselben Punkt immer wieder anzufliegen, um erneute Räumungsaktionen durchzuführen. Man »suchte« also den Feind auf und »vernichtete« ihn, aber nie auf lange Sicht. Ein Soldat meinte zu diesem Vorgehen später: "Wir wurden missbraucht ... Sie quetschten uns bis zum letzten aus.".Erschwerend kam für die Soldaten die Vegetation und das Klima hinzu. Südvietnam besteht zu großen Teilen aus Wald- und dichten Dschungelgebieten. Vor allem dieser stellte die US-Soldaten vor schier unbewältigbare Herausforderungen. Die Bewegung in diesem Raum wurde stets als die Bewegung unter extremer Bedrohung wahrgenommen. Der Dschungel bildete für die ortskundigen Guerillas, aber auch für die Truppen der nordvietnamesischen Armee, eine ideale Rückzugs- und Kampfmöglichkeit. Daher wurde er für die amerikanischen Soldaten undurchschaubar, undurchdringlich, unberechenbar und in jeder Hinsicht feindlich."I was really frightening. Everybody just kept their head down and then shot at anything on the other side oft the

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 265 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Zeitgeschichte
Schlagworte Kriegsverbrechen • Sozialpsychologie • USA • US-Soldat • Verhalten • Vietnam • Vietnamkrieg
ISBN-10 3-96146-916-4 / 3961469164
ISBN-13 978-3-96146-916-1 / 9783961469161
Zustand Neuware
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