Das geteilte Deutschland in der Literatur der alten Bundesrepublik 1949 bis 1990 (2015) -  Axel Dornemann

Das geteilte Deutschland in der Literatur der alten Bundesrepublik 1949 bis 1990 (2015) (eBook)

Eine annotierte Bibliographie
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2022 | 1. Auflage
254 Seiten
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978-3-7562-6249-6 (ISBN)
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Während die Vereinigung Deutschlands 1990 den Startschuss gab für einen regelrechten Boom sog. Wendeliteratur, hatte in den Jahrzehnten davor die westdeutsche Nachkriegsliteratur "Die Wunde namens Deutschland" (so der Titel einer Anthologie zur deutschen Teilung von 1981) nicht als vorrangig zu pflegendes literarisches Thema betrachtet. Schon 1961 bedauerte W. J. Siedler, dass seit 1945 zwar bewegende Bücher erschienen seien, "aber nimmt man Hans Scholz und dann Uwe Johnson und vielleicht auch Schnurre (und heute sicher Martin Walser; A.D.) beiseite, nichts über Berlin und nichts über Ostdeutschland und nichts über eine zerrissene Wirklichkeit." Das hatte sich bis 1989 / 90 nicht wesentlich geändert, musste doch der Herausgeber des Sammelbandes "Mein Deutschland findet sich in keinem Atlas. Schriftsteller aus beiden deutschen Staates über ihr nationales Selbstverständnis" 1990 auch für die bundesrepublikanischen konstatieren: "Keiner der befragten AutorInnen setzt sich für die Wiedervereinigung ein. Das Wort allein löste empfindliche, bisweilen scharfe Reaktionen aus." Aber es gab sie natürlich, die bundesdeutsche schriftstellerische Auseinandersetzung mit dieser besonderen deutschen Realität! Mit der vorliegenden Bibliographie wird nun erstmals in einer Gesamtschau die 'schöne' Literatur der westdeutschen Teilrepublik vorgestellt, die zentral um Stacheldraht, Mauer, Flucht, Trennungsschmerz und die vielen anderen körperlichen und seelischen Qualen, welche die Teilung mit sich brachte, kreist. Neben dem Roman, der Erzählung und Kurzgeschichte sowie dem kürzeren Prosatext fanden auch der Essay, der Reisebericht und die Reiseprosa, die Autobiographie, das Tagebuch, das Schauspiel und die Jugendliteratur Berücksichtigung. Eine zweite Abteilung stellt schließlich die Anthologien und Sammelbände zum Thema vor. Immer ist dem einzelnen bibliographischen Titel eine kurze Zusammenfassung seines Inhalts beigegeben. So entpuppt sich diese wissenschaftliche Untersuchung auch als ein spannendes Lesebuch über eine schwere Zeit, die historisch zwar abgeschlossen ist, aber noch lange unsere Gegenwart mitbestimmen wird.

Axel Dornemann, Jahrgang 1951, promovierte mit einer komparatistischen Arbeit zu Tolstoj und Kafka und war danach als Lektor und Verlagsleiter in renommierten Verlagshäusern tätig. Er veröffentlichte literaturwissenschaftliche Untersuchungen und edierte mehrere literarische Anthologien, zuletzt das Lesebuch HEIMWEHLAND über Flucht und Vertreibung der Deutschen 1945 (2018) und "SIE SIND NOCH WEIT ENTFERNT VOM VERSTÄNDNIS FÜR DIE BEHÖRDE. Unversöhnliche Bürokratiegeschichten von Comenius bis Stephen King" (2021).

Kurze Chronik der Teilung Deutschlands


1944

12. September: Auf der Londoner Konferenz einigen sich Großbritannien, die Vereinigten Staaten und die UdSSR über die künftigen Besatzungszonen in Deutschland und die Verwaltung Groß-Berlins.

1945

4. bis 11. Februar: Auf der Konferenz von Jalta wird Deutschland unter den vier Siegermächten aufgeteilt. Die Zonen werden durch Demarkationslinien voneinander getrennt.

8. Mai: Kapitulation Deutschlands [bzw. der Deutschen Wehrmacht]

1. bis 3. Juli: Die amerikanischen und britischen Truppen ziehen sich aus Sachsen, Thüringen und Mecklenburg zurück, sowjetische Truppen besetzen diese Gebiete.

3. bis 11. September: In der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ergehen Verordnungen zur Durchführung einer Bodenreform, die unter anderem die Aufteilung des Grundbesitzes über 100 Hektar veranlassen. Im Rahmen der Grenzziehung kommt es in den Folgemonaten zu lokalen Grenzverschiebungen entlang der Demarkationslinie (DL) zur SBZ. Der aktuelle Verlauf der DL wird durch Holzpfähle und in Waldgebieten mittels farbiger Markierungen an den Bäumen angezeigt.

15. November: In der amerikanischen Besatzungszone wird die «Bayerische Landesgrenzpolizei» aufgebaut, welche die Überwachung der Demarkationslinien und den Zollgrenzschutz übernimmt.

1946

1. Februar: Die britische Besatzungsmacht ruft die «Hessische Grenzpolizei» ins Leben.

1. März: Die britische Besatzungsmacht übergibt der «deutschen Zollverwaltung» die Verantwortung für die Kontrolle der Demarkationslinien.

5. März: Winston Churchill prägt in seiner Rede in Fulton (Missouri) die Bezeichnung «Eiserner Vorhang». Dieses Sprachbild wird in den folgenden Jahrzehnten häufige Verwendung finden.

2. Juni: Die bereits seit Juli 1945 in der SBZ aufgestellte Polizei wird von der Zeitung «Neues Deutschland» erstmals als «Volkspolizei» bezeichnet.

30. Juni: Die DL wird auf Verlangen der sowjetischen Militäradministration (SMAD) gesperrt.

29. Oktober: Mit Einführung des Interzonenpasses ist das legale Passieren der DL wieder in beschränktem Maße möglich, und zwar für eine Aufenthaltsdauer von höchstens 30 Tagen bei dringenden geschäftlichen und familiären Angelegenheiten.

28. November: Auch in der SBZ wird auf Anordnung der SMAD eine «Deutsche Grenzpolizei» (Grepo) gebildet. Sie untersteht bis zum 15. Mai 1952 der Deutschen Volkspolizei und setzt sich zunächst hauptsächlich aus Volkspolizisten (Vopos) zusammen. Ab Juli 1948 erfolgt ihre Kasernierung und militärische Ausbildung. Ihre Uniform ist seit Oktober 1952 in den Farben (olivbraun, grün) den sowjetischen Uniformen angelehnt.

1948

26. März: Die Landtage von Mecklenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen fordern ihre Regierung auf, den Schutz der Zonengrenze zu verstärken. Dies geschieht mit Hilfe sowjetischer Truppen.

Juni: In der letzten Juniwoche werden in den «Westzonen» sowie in der «Ostzone» getrennte Währungsreformen durchgeführt.

19. Juni: Daraufhin kommt es, nachdem der Interzonenverkehr immer mehr eingeschränkt wurde, zur Berlin-Blockade, die bis zum 12. Mai 1949 andauert.

1949

23. Mai: Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD [so vor allem im DDR-Sprachgebrauch]) und Inkrafttreten des Grundgesetzes.

7. Oktober: Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und Inkrafttreten der Verfassung.

1950

6. Juli: Im Görlitzer Vertrag erkennt die DDR die Oder-Neiße-Linie als Grenze zu Polen an.

1951

22. März: Der Bundesgrenzschutz (BGS) wird als eine dem Bundesminister des Innern unterstellte Sonderpolizei geschaffen. Die Aufgaben des BGS bestehen in der Sicherung des Grenzgebietes gegen unberechtigte Grenzübertritte sowie in der Verhinderung von Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.

1952

10. März: Die Sowjetunion schlägt einen Friedensvertrag mit einem wiedervereinigten Deutschland vor, das keinem Militärpakt angehören solle («Stalin-Note»), lehnt jedoch den Gegenvorschlag ab, eine Viererkonferenz über freie Wahlen in ganz Deutschland einzuberufen.

26. Mai: Unterzeichnung des Deutschland- bzw. Generalvertrages (Aufhebung des Besatzungsstatuts und Beitritt zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft), der am 5. Mai 1955 in Kraft tritt. Am gleichen Tag noch reagiert der Ministerrat der DDR mit der «Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands».

27. Mai: Dieser Verordnung des Ministerrats folgt die «Polizeiverordnung über die Einführung einer besonderen Ordnung an der Demarkationslinie». Das Territorium entlang der DL wird in einer Tiefe von fünf Kilometern zum Sperrgebiet erklärt und ein sogenannter Schutzstreifen von 500 Metern Breite eingerichtet. Die alten Passierscheine für Pendler und Landwirte, die ihre auf DDR-Gebiet liegenden Felder bis dahin noch bewirtschaften konnten, werden ungültig und die infrastrukturelle Zusammenarbeit abgebrochen. Gleichzeitig beginnt die DDR mit dem Ausbau der DL. Ein zehn Meter breiter Kontrollstreifen, «K-10», wird durch Umpflügen von allem Bewuchs befreit und ein 1,20 Meter hoher Stacheldrahtzaun errichtet. Jeder Aufenthalt in der Sperrzone und insbesondere im Schutzstreifen unterliegt strengen Einschränkungen.

In diesem Mai werden die DDR-Grenzposten angewiesen, bei Verletzungen des Kontrollstreifens von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. In den Folgewochen werden mehrere Tausend Menschen zwangsweise aus der Sperrzone umgesiedelt. Bundesbürgern ist der Zugang zu diesem Sperrgebiet verboten. Illegale Grenzüberschreitungen sind jedoch bis Anfang der sechziger Jahre vereinzelt noch möglich.

1953

16. / 17. Juni: Arbeiteraufstand in der DDR, die Bundesregierung reagiert mit der Forderung nach sofortiger Wiedervereinigung. [In der Erhebung «entzündete sich der gärende Unmut der DDR-Bürgerinnen und -Bürger an Normerhöhungen in den Betrieben und Baustellen. Aus spontanen Streiks entwickelte sich ein Aufstand, der das ganze Land erfasste.» [www.stasi-unterlagen-archiv.de; Zugriff vom 18.1.2022. Er wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht mit militärischen Mitteln blutig niedergeschlagen.]

21. November: Nach der Aufhebung des Interzonenpaßzwanges vom 14. November wird der Interzonenverkehr neu geregelt. Besucher aus der Bundesrepublik müssen nun bei den örtlichen Polizeibehörden der DDR Aufenthaltsgenehmigungen beantragen. DDR-Bürger müssen einen Antrag auf Ausstellung einer Personalbescheinigung einreichen, gegen die sie ihren Personalausweis vor der Ausreise bei der Volkspolizei zu hinterlegen haben.

1954

15. September: Das Paßgesetz der DDR legt die Visumpflicht für Grenzübertritte fest und stellt das unerlaubte Verlassen oder Betreten des Territoriums der DDR unter Strafe.

23. Oktober: Die Sowjetunion bietet erneut die Wiedervereinigung an und ist bereit, der Forderung nach freien Wahlen nachzugeben, wenn die Bundesrepublik Deutschland auf Wiederbewaffnung und Beitritt zum westlichen Verteidigungsbündnis verzichtet. Die Pariser Verträge [u.a. Beitritt zur Westeuropäischen Union und zur NATO] werden jedoch am selben Tag unterzeichnet.

1955

14. Mai: Der Warschauer Pakt wird gegründet und die DDR aufgenommen, nachdem die Pariser Verträge sowie der Deutschlandvertrag in Kraft getreten sind.

10. Dezember: Von seiten der DDR wird mitgeteilt, daß die Grepo am 1. Dezember die alleinige Überwachung der DL übernommen habe. Ab November 1957 wird sie vom Amt für Zoll und Kontrolle unterstützt, das den Warenverkehr kontrolliert.

1956

15. Mai: Inkrafttreten der Grenzmaßnahmenverordnung der DDR vom 3. Mai 1956, in der die Bezeichnung «Demarkationslinie» durch «Grenze» ersetzt wird.

1957

16. November: Die DDR führt die amtliche Bezeichnung «Staatsgrenze West» ein.

11. Dezember: Das Paßgesetz der DDR wird dahingehend verändert, daß nunmehr jedes nicht genehmigte Verlassen des Landes als «Republikflucht» mit Gefängnis bestraft wird. Dies gilt auch für Fluchtversuche; Fluchthilfe oder Abwerbung werden mit Zuchthausstrafen geahndet.

1958

Im Laufe dieses Jahres werden die Sperranlagen von der DDR verstärkt und gestaffelt, die Grepo erhält im Frühjahr schwere Waffen (Sturmgeschütze und Schützenpanzerwagen).

5. Juni: Die Verordnung über «freiwillige Helfer zur Unterstützung der Deutschen Volkspolizei» (Grenzhelfer) wird erlassen. Sie regelt den Einsatz von mit Armbinden gekennzeichneten Zivilisten bei der Überwachung des Grenzterritoriums und der Ergreifung von Grenzverletzern.

1960

Die Sperranlagen werden durch Stolperdrähte und Hundelaufanlagen...

Erscheint lt. Verlag 21.6.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
ISBN-10 3-7562-6249-9 / 3756262499
ISBN-13 978-3-7562-6249-6 / 9783756262496
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