Hitler - Eine Bilanz: Der Spiegel-Bestseller als Sonderausgabe. Fundiert, informativ und spannend erzählt (eBook)

Ein facettenreiches Porträt von Adolf Hitler - dem Diktator und dem Privatmann. Waren die Deutschen ihm hilflos ausgeliefert oder fiel seine Ideologie auf fruchtbaren Boden?

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2022 | 1. Auflage
Bassermann (Verlag)
978-3-641-29781-7 (ISBN)

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Hitler - Eine Bilanz: Der Spiegel-Bestseller als Sonderausgabe. Fundiert, informativ und spannend erzählt -  Guido Knopp
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Guido Knopp zieht Bilanz über Adolf Hitler - den Diktator und den Privatmann. Waren die Deutschen ihm hilflos ausgeliefert oder fiel seine Ideologie auf fruchtbaren Boden? Der Bestsellerautor gibt einen ausgezeichneten Überblick über bekannte und unbekannte Fakten zur Person Hitlers, seiner Politik, seinen Verbrechen und den Wurzeln seiner Schreckensherrschaft.

Prof. Dr. Guido Knopp war nach seinem Studium der Geschichte, Politik und Publizistik zunächst Redakteur der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' und anschließend Auslandschef der 'Welt am Sonntag'. Seit 1984 leitet er die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte, mit der er vielbeachtete Fernsehserien wie 'Hitlers Helfer', 'Hitlers Krieger' und die Serie 'History' produziert; auf Phoenix erschien die Reihe '100 Jahre' über die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Durch eine gelungene Verknüpfung von exakt recherchierter und gleichzeitig unterhaltender Information gelingt es ihm immer wieder, ein großes Publikum für seine Fernseh- und Buch-Dokumentationen zu begeistern. Guido Knopp hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Jakob-Kaiser-Preis, den Europäischen Fernsehpreis, den Telestar, den Goldenen Löwen, den Bayerischen Fernsehpreis, das Bundesverdienstkreuz und den Internationalen Emmy. Seine Bücher waren allesamt Bestseller. Zuletzt erschienen von ihm die Bücher zur ZDF-Serie 'Die Deutschen' sowie 'Geheimnisse des ?Dritten Reichs?'.

Hitler heute


»Keine Angst vor Hitler« habe ich das Einführungskapitel meines Buches damals ganz bewußt genannt. Wenn ich dessen Zeilen heute lese, so kann ich die Befunde großteils nur bekräftigen. Allenfalls in wichtigen Details hat uns die Wissenschaft weitere Erkenntnisse vermittelt.

Ich nenne hier drei Fragen: Wie wurde Hitler zum Antisemiten? Wie erklären sich so scheinbar irrationale Anweisungen wie der Haltebefehl vor Dünkirchen 1940 und die Kriegserklärung an die USA 1941? Und was wissen wir inzwischen wirklich über Hitler als den eigentlichen Urheber und Antreiber des Holocaust?

Im ersten Halbjahr 1919 war der Kriegsheimkehrer Hitler noch kein virulenter Antisemit. Natürlich mochte er den stets latenten Antisemitismus, der in der alten Donaumonarchie grassierte, in seinen Wiener Jugendjahren aufgesogen haben. Doch ein Bestandteil seines damals noch diffusen Weltbilds war er nicht. Wir wissen heute noch viel besser als vor dreißig Jahren, daß Hitler in München mindestens zehn Wochen lang die linke Räte-Regierung unterstützte – ja mehr noch, daß er persönlich der alten bayerischen Sozialdemokratie, der MSPD unter ihrem Führer Erhard Auer, zuneigte. In diesen Wochen war er alles andere als ein radikaler Judenfeind.

Der wurzellose österreichische Gefreite hatte sich sogar zum Soldatenrat wählen lassen. Und am Trauerzug für den ermordeten bayerischen Ministerpräsidenten Eisner hatte er tatsächlich teilgenommen. Die wirkliche Inkubationszeit des Antisemiten Hitler lag in den Wochen zwischen seiner Wahl zum »Ersatz-Bataillonsrat« im April 1919 und seiner Abordnung zu einem Lehrgang im Juni 1919, der ihn zu antibolschewistischer Propaganda befähigen sollte. Da einige Protagonisten der brutal zerschlagenen Münchner Räterepublik aus jüdischen Familien stammten, war die neue völkische Melange »Judentum plus Kapitalismus plus Bolschewismus sind der Untergang Deutschlands« für Hitler ein willkommenes Gebräu. Und denkbar war wohl auch der opportunistische Drang des frischgebackenen Renegaten, sein im Rückblick fehlgeschlagenes Engagement für die Räte durch übermäßigen Eifer zu kompensieren. Letzten Endes aber war es dann im Juni 1919 der als Diktat empfundene Versailler Friedensvertrag, der Hitlers Weg zum radikalen Antisemiten komplettierte. Daß das Judentum als solches mit Versailles gar nichts zu tun hatte, war für Hitler unwichtig. Der fixe Gedanke, daß hinter dem Endziel der Niederwerfung Deutschlands der »zionistische Kapitalist« zu stecken habe, blieb bis zum Ende in den letzten Bunkertagen unverändert.

Betrachten wir nun zwei aus heutiger Sicht nur schwer erklärbare Anweisungen: zunächst den Ende Mai 1940 erlassenen Haltebefehl für seine Panzer in den alliierten Kessel von Dünkirchen. Er führte letzten Endes dazu, daß die Royal Navy rund 330 000 Soldaten in allen möglichen Schiffen und Booten evakuieren konnte – darunter viele erfahrene Truppen, die später gegen Rommel in Nordafrika kämpften. Warum Hitler diesen Haltebefehl erteilte, ist bis heute ein historischer Streitfall. Daß es sich um ein verdecktes Waffenstillstandsangebot an Churchill handelte, kann ausgeschlossen werden. Denn so dachte Hitler nicht. Auch, daß er dem großspurigen Versprechen seines Luftwaffenchefs Göring traute, die Eingeschlossenen im Kessel könnten aus der Luft bezwungen werden. Alle deutschen Siege hatten bis dahin gezeigt, daß es letzten Endes stets die Bodentruppen waren, die den endgültigen Erfolg erreichten.

Am plausibelsten scheint daher eine Interpretation, auf die letzthin der Publizist Sven Felix Kellerhoff verwiesen hat. Zum Zeitpunkt des Haltebefehls am 24. Mai 1940 waren die deutschen Panzerverluste immens. Zudem hatte der französische Brigadegeneral De Gaulle mit seiner Panzerdivision gerade einen heftigen Angriff auf die eroberte Stadt Abbeville begonnen, dem die deutsche Besatzung nur mit Mühe widerstand. Die deutschen Kommandeure fürchteten einen Einbruch in die eigene Flanke. Und so empfahl Generaloberst Rundstedt, geprägt vom Grabenkampf des Ersten Weltkriegs, die Eroberung des Kessels von Dünkirchen der Infanterie zu überlassen. Hitler stimmte zu. All das mißglückte. Doch der Aufschub brachte den Briten drei kostbare Tage – und damit die Rettung der eingeschlossenen Soldaten. Es war der erste Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs.

Ebenso irrational erscheint die Kriegserklärung Hitlers an die USA im Dezember 1941. Während die Wehrmacht vor Moskau ihre erste große Niederlage erlitt, erklärte der Diktator ohne Not der Weltmacht USA den Krieg.

Zwar unterstützten die Vereinigten Staaten schon seit über einem Jahr die Briten massiv mit allem möglichen Kriegsgerät. Im August 1941 beschlossen Roosevelt und Churchill die Atlantik-Charta – die erhoffte Ordnung einer Welt nach Hitler. Und dennoch: Warum aus heiterem Himmel eine solche Kriegserklärung?

Wenn Hitler glaubte, daß die USA durch den Pazifikkrieg so ausgelastet seien, daß für Deutschland dieser zusätzliche Feind keine größere Bedeutung habe, war das eine grobe Fehleinschätzung.

Eher wahrscheinlich, nach wie vor, ist für mich die Interpretation, die ich in »Hitler, eine Bilanz« 1995 formuliert habe: »Seine Entscheidung im Dezember 1941 kann, wie frühere Entschlüsse auch, mit einem Argument erläutert werden, das Hitler selbst zur Motivation einsetzte: ›Man muß die eigenen Rückzugslinien selbst abschneiden, dann kämpft man leichter und entschlossener.‹ Umgeben von Gegnern, attackiert an allen Fronten, blieb den Deutschen nach dieser Logik nur noch eine Möglichkeit: der Kampf bis zum bitteren Ende.« Der Hasardeur, der Hitler immer war, er zeigte sich auch hier.

Und der vielzitierte »Holocaust-Befehl«, den es in schriftlich dargelegter Form nie gab, weil Hitler die Niederschrift seines Verbrechens so scheute wie der Teufel das Weihwasser?

Wir wissen heute noch genauer, daß es mannigfache mündliche Befehle Hitlers zur Durchführung von Judenmorden gab. Sein Helfer Himmler sprach in beiden Posener Reden 1943 ebenso von den ihm auferlegten Befehlen zur »Endlösung« wie auch in Briefen und Privatnotizen. Auf dem Gipfelpunkt der Schlacht um Stalingrad am 8. November 1942 rief Hitler im Münchener Löwenbräukeller seinen Paladinen zu, das Ergebnis des internationalen Weltkriegs werde die »Ausrottung des Judentums in Europa« sein.

Der vielzierte Streit zwischen »Intentionalisten«, die auf Hitlers Intention als Auslöser des Holocaust beharren, und den »Strukturalisten«, die den Weg zum Massenmord als »kumulative Radikalisierung« beschrieben haben – er ist längst überholt. Einerseits waren am Holocaust viele Institutionen und Amtsträger in den besetzten Gebieten beteiligt, die zum Teil selbständig den Judenmord vorangetrieben haben. Andererseits war letzten Endes jeder wirklich wichtige Schritt mit Hitlers Helfer Himmler abgestimmt – und damit mit dem eigentlichen Urheber Hitler. So war die Anweisung zum Judenmord letzten Endes doch schon ein Befehl – aber, wie der Historiker Peter Longerich schrieb, ein »ungeschriebener Befehl«.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Guido Knopp im September 2022

1927

Dieses Buch will nicht nur zeigen, was wir über Hitler heute wissen, sondern auch belegen, wie wir uns an ihn erinnern: 2 000 Interviews in allen Teilen Deutschlands und mit Deutschen jeden Alters geben Aufschluß, daß wir mit dem lästigen Sujet A. H. nicht fertig sind – noch lange nicht.

Auch deshalb braucht die Beschäftigung mit Hitler keinen Jahrestag. Sie ist in sich ein Akt politischer Kultur.

Über Hitler schreiben ist riskant. Wer es wagt, muß sich rechtfertigen. Ihm wird mitunter vorgehalten, wer sich literarisch mit der Unperson A. H. beschäftigt, diene damit nur postumer Nostalgie. Hitler-Analyse sei im Grunde pseudowissenschaftlicher Personenkult. Legitim sei allenfalls Faschismus-Forschung.

Da wird übersehen, daß die modische Gleichung »Nicht Männer machen Geschichte, sondern sozioökonomische Strukturen« für Hitler nicht gilt. Erst machte die Geschichte ihn, dann machte er Geschichte. Das »Dritte Reich« war ohne ihn, das Zentrum böser Emotionen, mannigfacher Ängste, Sehnsüchte und Hoffnungen, nicht denkbar. Ohne ihn zerfiel der ganze Spuk. Er war der Super-Gau der deutschen Nationalgeschichte, ihre denkbar größte Katastrophe.

Jacob Burckhardts Formel »Die Geschichte liebt es bisweilen, sich auf einmal in einem Menschen zu verdichten, welchem hierauf die Welt gehorcht« paßt zu keinem anderen besser als zu ihm. Im gleichen Sinne urteilen Joachim Fest (»In Hitlers Person hat ein einzelner noch einmal seine stupende Gewalt über den Geschichtsprozeß demonstriert«) und Rudolf Augstein (»Hitler war der letzte Attentäter der Geschichte«).

So bleibt uns gar nichts anderes übrig, als Karl Kraus (»Zu Hitler fällt mir nichts ein«) bei aller Reverenz zu widersprechen, denn zu Hitler sollte uns noch immer etwas einfallen. Hitler-Nostalgien siedeln auf dem Nährboden der Ignoranz. Faszinieren kann Hitler nur den, der wenig...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2022
Zusatzinfo durchgehend s/w Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Schlagworte 2022 • 2. Weltkrieg • 3. Reich • Adolf Hitler • Deutsche Geschichte • Die deutsche Mutter und ihr Kind • Drittes Reich • Drittes Reich Buch • Drittes Reich Roman • eBooks • Faschismus • Geschichte • Geschichte des Zweiten Weltkriegs • Geschichte Deutschland • Hitler Biografie • Judenverfolgung • Konzentrationslager • Mein Kampf • Nationalsozialismus • Nationalsozialismus Jugendbuch • Nazis • Nazizeit • Neuerscheinung • NSDAP • Waffen SS • Wehrmacht • WK2 • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-641-29781-8 / 3641297818
ISBN-13 978-3-641-29781-7 / 9783641297817
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