Seid ihr noch zu retten?! (eBook)

Einfach mal machen und so Kirche verändern
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2022 | 1. Auflage
224 Seiten
bene! eBook (Verlag)
978-3-96340-223-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Seid ihr noch zu retten?! -  Pfarrer Rainer M. Schießler,  Stephan Maria Alof
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Der eine ist der wohl bekannteste Pfarrer Deutschlands, der andere steckt als Kirchenpfleger hinter vielen verrückten Ideen der katholischen Kirchengemeinde »St. Maximilian« in München: Rainer M. Schießler und Stephan Maria Alof sind seit mehr als 25 Jahren ein unschlagbar kreatives Duo. Die beiden setzen alles daran, den Glauben ins Gespräch zu bringen - auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten. Zugleich entwickeln sie eine Perspektive für die Kirche von morgen. Machen deutlich, dass Kirche und Glaube alles andere als altbacken und langweilig sind.  Eine Einladung zur inneren Positionsbestimmung in Glaubensfragen. Und ein Fundus an Spaß und Humor.

Rainer Maria Schießler, geboren 1960, ist katholischer Pfarrer. Durch seine unkonventionelle Art und medienwirksame Aktionen gehört er zu Deutschlands bekanntesten Kirchenmännern. Seine Bücher »Himmel, Herrgott, Sakrament«, »Jessas, Maria und Josef« und »Die Schießler-Bibel« wurden zu Bestsellern. Sein Anliegen: Mit zugespitzten Appellen aufrütteln und für eine lebhafte, engagierte Kirche eintreten. Seit 1993 ist er Pfarrer in St. Maximilian in München.  

Rainer Maria Schießler, geboren 1960, ist katholischer Pfarrer. Durch seine unkonventionelle Art und medienwirksame Aktionen gehört er zu Deutschlands bekanntesten Kirchenmännern. Seine Bücher »Himmel, Herrgott, Sakrament«, »Jessas, Maria und Josef« und »Die Schießler-Bibel« wurden zu Bestsellern. Sein Anliegen: Mit zugespitzten Appellen aufrütteln und für eine lebhafte, engagierte Kirche eintreten. Seit 1993 ist er Pfarrer in St. Maximilian in München.   Stephan Maria Alof (Jahrgang 1966), aufgewachsen im Westerwald, absolvierte eine Ausbildung als Altenpfleger. Mit Anfang 20 ging er nach München, arbeitete zunächst als Pfleger in einem Altenheim und dann selbstständig als Betreuer für AIDS-Kranke. Ein leerstehendes Ladengeschäft inspirierte ihn, einen beruflichen Neuanfang zu wagen. Ohne Vorkenntnisse in der Gastronomie gründete er im Glockenbachviertel nacheinander ein Dutzend cooler Lokalitäten, unter anderem das »Café Maria«, nebenan die Eisdiele »Jessas« und schräg gegenüber die Eventlocation »Josef«.  Als ehrenamtlicher Kirchenpfleger und Gemeindevorstand in St. Maximilian ist Stephan Maria Alof an der Seite des bekannten Pfarrers Rainer Maria Schießler, ein »bunter Hund« des katholischen Glaubens, der alle Klischees sprengt. Seit Sommer 2020 engagiert er sich als Mitinhaber eines Bestattungsunternehmens, um Sterbenden und Trauernden beizustehen.

Andere Sichtweisen


Rainer M. Schießler // Kennen Sie den? Ein Ballonfahrer hat sich verflogen, und jetzt weiß er nicht mehr, wo er ist. Er kennt sich einfach nicht mehr aus. Da sieht er am Boden einen Mann laufen, den fragte er: »Können Sie mir sagen, wo ich bin?«

Der Mann ruft herauf: »In einem Heißluftballon.«

Der Ballonfahrer gibt zurück: »Kann es sein, dass Sie ein Pfarrer sind?«

»Woher wissen Sie das?«

»Erstens, weil Sie eine laute Stimme haben, zweitens, weil Sie mir Dinge sagen, die ich selber weiß. Und drittens, weil ich mit all dem nichts anfangen kann.«

Ich habe diesen Witz einmal an Fasching in der Kirche erzählt. Und die Leute haben herzlich mit mir gelacht. Lachen zu können, und das auch mal über sich selbst, das ist so wichtig. Die Menschen sollen Freude haben, am Leben und am Glauben.

Gerne mag ich auch diesen Witz: Mitten in der heiligen Messe kommt der Teufel in die Kirche. Alle Leute laufen sofort hinaus, der Pfarrer voran, er hat am meisten Angst. Nur ein Mann, Mitte siebzig, der bleibt sitzen. Geht der Teufel hin zu ihm und sagt: »Wieso läufst denn du nicht weg?«

»Warum sollte ich?«

»Ich bin der Teufel.«

»Das macht mir nichts aus, ich bin seit vierzig Jahren mit deiner Schwester verheiratet.«

 

Witze erzählen, das ist nicht einfach, gerade, wenn man sie auswendig vorträgt. Eine gute Vorbereitung hilft. Anderes entsteht spontan, ergibt sich aus einer bestimmten Situation heraus. Bei einer Viecherlmesse habe ich die Besucher einmal mit Blick auf eine Schildkröte gefragt: »Was haben wir beide gemeinsam? Die Antwort ist simpel: Wir sind beide uralt – und wir schau’n beide verdammt gut aus.«

Das fanden die meisten Anwesenden zum Brüllen komisch.

Wissen Sie, dass Sie, wenn Sie lachen, mehr Muskeln bewegen, als wenn Sie ins Fitnessstudio gehen? Nicht weitersagen, sonst machen die Läden alle Pleite.

Warum muss es in der Kirche immer so bieder, so ernst, so streng zugehen? Warum verlassen wir nicht öfters lachend und gut gestimmt den Gottesdienst? Diese Fragen stellen sich viele Menschen. Andere, oftmals sehr fromme sagen: Das mit dem Lachen steht nicht in der Bibel.

Aber die Bibel ist auch kein Handbuch, aus dem man herauslesen kann, wie etwas konkret ablaufen soll. Etwa: Bitte jetzt nicht in der Kirche lachen – weil das nicht sein darf. Denn Jesus hat schließlich auch nicht gelacht!

Doch das wissen wir gar nicht, denn es steht tatsächlich nichts darüber in der Bibel. Aber ich glaube schon, dass auch Jesus Humor hatte, dass er herzhaft lachen konnte – denn er war ein Mensch wie Sie und ich. Und das Lachen gehört zum Leben dazu.

Es steht ja auch nicht in der Bibel, dass Jesus sich gekämmt oder die Zähne geputzt hat. Und ich lebe doch heute nicht meinen Glauben, indem ich Jesus kopiere! Die Evangelien sind keine Regiebücher, keine Handlungsanweisung, die wir einfach umsetzen können. Wir müssen oft zwischen den Zeilen lesen. Wenn beispielsweise der Evangelist Johannes seinen Bericht mit der Hochzeit von Kanaan beginnt oder Jesus selbst immer wieder das Bild der Hochzeit, des Festmahls verwendet – warum tun sie das? Wir wissen doch, wie es bei solchen Festen zugeht, dass da ausgelassen gefeiert, getanzt, gegessen und getrunken wird.

Manch einer könnte jetzt ängstlich nachfragen: Ist das wirklich im Sinne der Kirchenordnung? Ja, warum denn nicht! Denn auch Jesus hat mit den Leuten zusammengesessen und mitgefeiert. Und er wird dabei manche lustige Geschichte erzählt haben, denn er war ganz bei den Menschen. Macht mir bitte aus Jesus keinen Miesepeter!

*

Das Osterlachen ist eine schöne Tradition, die seit Jahrhunderten in vielen christlichen Gemeinden gepflegt wird. Nach der langen Fastenzeit und der Passionswoche kommt man am Ostersonntag zusammen und feiert die Auferstehung Christi. Dass es dabei fröhlich zugeht, versteht sich für mich von selbst.

Einen neuen, richtig guten Osterwitz zu finden ist oft schwieriger, als eine gute Predigt zu formulieren. Denn in der Predigt hat man fünf bis zehn Minuten Zeit, das Thema zu entfalten. Ein Witz muss direkt auf den Punkt kommen und zünden.

Einen sehr netten Witz hat Stephan Alof vor einiger Zeit mitgebracht. Der geht so: Die Jünger fragen Josef von Arimathäa nach der Kreuzigung, wo sie Jesus beerdigen können. Und Josef von Arimathäa antwortet: Ach, das ist schwierig. Jesus ist hingerichtet worden, wie stehe ich denn da, wenn ich für so jemand ein Grab herrichte? Da sagt einer der Jünger: Jetzt tu nicht so, ist ja bloß für drei Tage.

Dass wir am Ende der Osterliturgie lachen können, ist wichtig. In dieser Situation, in der wir die Auferstehung Jesu feiern, lachen wir über den Tod, weil er keine Macht mehr über uns hat. Paulus fragt: Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Zu wissen, dass der Tod nicht das Ende bedeutet, das ist schön!

 

Es gibt sehr viele schöne Witze, die sich mit dem Glauben und der Kirche beschäftigen.

Meistens sind die einfachen die besten. Beispielsweise dieser: Ein Junge besucht mit seinem Bruder an einem Samstagnachmittag die Kirche. Eine Putzfrau macht zu dieser Zeit gerade den Mittelgang sauber.

Als die beiden Buben später heimkommen, fragt sie ihre Mama, wie es in der Kirche war. Sagt der eine Bub: Ach da war nichts Besonderes. Die Kirche war leer, der liebe Gott war nicht da, aber seine Frau hat geputzt.

*

Wenn wir in der Kirche lachen, heißt das nicht, dass wir den Glauben nicht ernst nehmen. Es ist ein befreites Lachen – denn wir dürfen frei sein und uns über das Leben mit all seinen Facetten freuen. Dazu lädt uns Christus ein. Seine Botschaft ist die der Freiheit!

Jede und jeder soll das Gefühl haben, willkommen zu sein. Und alle sind wichtig. Der kleine Junge, der im Gottesdienst mit dabei ist und am Ende hoffentlich fröhlich nach Hause kommt, die ältere Dame, die die Kirchenmusik so sehr liebt, und auch diejenigen, die eher am Rand des Geschehens stehen. Bei den Menschen zu sein, das ist mir ein großes Anliegen.

Zehn Jahre habe ich deshalb auf der Wiesn im Schottenhamel gekellnert. Zwei Wochen am Stück habe ich zwölf Stunden am Tag Bestellungen aufgenommen, Maßkrüge geschleppt und Hendl serviert. Ein Kontrastprogramm zu meinem Job als Pfarrer. Und doch hatte beides miteinander zu tun. Wenn der Kirche die Leute davonlaufen, dann laufe ich ihnen auf der Wiesn entgegen, mit Maßkrügen in der Hand.

Ich habe im Supermarkt und in Kneipen oft die besten Ideen gehabt. Meinen Job auf der Wiesn habe ich bekommen, weil ich den Schottenhamel-Wirt gefragt habe: Kann ich mal hier arbeiten? Einfach so. Es war eine spontane Idee.

Was bin ich die ersten Jahre dafür angefeindet worden. Man hat mir gesagt: »Das geziemt sich für einen Priester nicht!« Ich habe das gar nicht verstanden. Was sollte an meiner Tätigkeit falsch sein? Ich habe Urlaub genommen, um auf der Wiesn zu arbeiten. Meinen Lohn und das Trinkgeld habe ich immer gespendet, beispielsweise für ein Aids-Projekt an der Elfenbeinküste oder um syrischen Flüchtlingen im Libanon zu helfen.

Priester werden teilweise auch heute noch als »Hochwürden« wahrgenommen, eine Art Übermensch. Ich möchte mit den Leuten auf Augenhöhe sein – das kann man auf der Wiesn sehr gut üben. Trotz der harten Arbeit hat es mir sehr große Freude gemacht, mich auf der Wiesn zu engagieren. Immer wieder haben sich kurze, aber gute Gespräche mit den Gästen oder Kollegen ergeben. Und mein Einsatz hatte noch einen Nebeneffekt: Plötzlich kannten mich die Menschen in der ganzen Stadt. In einem Fernsehinterview hat einer der Gäste gesagt: »So muss ein Pfarrer sein – raus zu den Leut’, nicht sich in der Kirche verstecken.«

Als ich aufgehört habe, gab es Applaus von zweihundertzwanzig Kollegen. Der Wirt des Schottenhamel-Zeltes hat sich bei mir bedankt. Danach ist ein Saxofonist auf die Bühne gekommen und hat das Lied »Heast das nit, wia die Zeit vergeht« von Hubert von Goisern gespielt – da hatte ich Gänsehaut.

Es hat ja durchaus etwas Paradiesisches, mit anderen Menschen zu feiern. Und im Festzelt werden auch zahlreiche Ehen gestiftet.

 

Für die einen bin ich immer noch die lustige Wiesn-Bedienung, der Typ, der vermeintlich nicht über den Biertisch rausschaut, und für die anderen der unkonventionelle Pfarrer, der vor allem eines möchte: auffallen. Viele lesen irgendwas im Internet: vom »Pfarrer Klartext«, »… dem, der Tiere und Autos segnet« oder dem Rebellen – und schon stecken sie dich in eine Schublade. So wie manche Schauspielerinnen und Schauspieler, die immer wieder ähnliche Rollen spielen und irgendwann bloß noch »die schräge Kommissarin« oder »der kleine Komödiant« sind, obwohl sie durchaus ernste Rollen spielen könnten. Auch ich habe, wenn man mich näher kennt, durchaus viele Facetten und Begabungen, die mich ausmachen. Als einen Rebellen würde ich mich selbst jedenfalls nie bezeichnen. Das Wort ist mir unangenehm, allein, weil da der lateinische Begriff bellum, d.h. Krieg drinsteckt. Ich bin überzeugter Pazifist. Dass Menschen aufeinander losgehen, um sich umzubringen, werde ich nie verstehen. Ich finde das total widersinnig und kann mir im Fernsehen auch keine Kriegsfilme anschauen.

 

Weil du aus bestimmten Schubladen irgendwann kaum noch rauskommst, war mir mein letztes Buchprojekt, bei dem ich Auslegungen zu Bibeltexten veröffentlicht habe, besonders wichtig. Denn ich betreibe durchaus ernste Theologie und bin nicht nur so eine Art »Herrgottsquatscher vom Dienst«, wie mir manche zuweilen unterstellen. Das mit der »Schießler Bibel« war nicht meine Idee, der Verlag...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Bayern • Biografie Religion • Christliche Biografien • Christliche Bücher • Christliche Lebensführung • Christlicher Glaube • christliche Spiritualität im Alltag • die Spaß macht • Erfahrungen und wahre Geschichten • Freiheit • Freiheitlicher Glaube • Freude • Glaubenspraxis • Gottesdienst • Himmel Herrgott Sakrament • Jessas Maria Josef • Katholische Kirche • katholische kirche kritik • Kirche • Kirche anders • Kirche Buch • Kirche der Zukunft • Kirche im 21. Jahrhundert • Kirchenkritik • Kirche wohin • Kirche Zukunft • Lebensfragen • Lebensgeschichten • München • Mutmachbuch • Mut machen • Pfarrer Rainer Maria Schießler • Pfarrer Schießler • Rainer Maria Schießler • Rainer M. Schießler • Sankt Maximilian • Sinnsuche • spirituelle Biografie • Stephan Alof • Stephan Maria Alof • St. Maximilian • Unmögliches wagen
ISBN-10 3-96340-223-7 / 3963402237
ISBN-13 978-3-96340-223-4 / 9783963402234
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