Leipziger Kompetenz-Screening für die Schule (LKS) (eBook)
103 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61581-0 (ISBN)
Prof. Dr. phil. habil. Blanka Hartmann, Dipl.-Päd., hat die Professur für Pädagogik und Didaktik der Emotionalen und Sozialen Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung inklusiver Bildungsprozesse an der Universität Oldenburg inne. Dr. phil. Andreas Methner, Förderpäd., syst. Kinder- und Jugendlichentherapeut, Berater und Supervisor (wAB), ist schulfachlicher Referent für Grund- und Förderschulen am Landesschulamt Sachsen-Anhalt.
Prof. Dr. phil. habil. Blanka Hartmann, Dipl.-Päd., hat die Professur für Pädagogik und Didaktik der Emotionalen und Sozialen Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung inklusiver Bildungsprozesse an der Universität Oldenburg inne. Dr. phil. Andreas Methner, Förderpäd., syst. Kinder- und Jugendlichentherapeut, Berater und Supervisor (wAB), ist schulfachlicher Referent für Grund- und Förderschulen am Landesschulamt Sachsen-Anhalt.
2 Die Leipziger Kompetenz-Screenings für die Schule (LKS)
Kapitel 1 hat den zentralen Stellenwert der Schlüsselkompetenzen für das soziale und emotionale Verhalten sowie das Arbeits- und Lernverhalten explizit verdeutlicht. Um diese Kompetenzen systematisch fördern zu können, wurde hervorgehoben, dass ein besonderes diagnostisches Vorgehen notwendig ist: Es muss sowohl den Kriterien einer Diagnostik im inklusiven Setting als auch den Grundprinzipien der Förderdiagnostik Rechnung tragen und gut in den Schulalltag zu implementieren sein. Die Leipziger Kompetenz-Screenings in der Lehrer- und Schülerversion sollen diese Bedingungen berücksichtigen. Mit dem gemeinsamen Einsatz beider Verfahren geht das Potenzial einher, sowohl eine Fremdeinschätzung durch die Lehrkräfte als auch eine Selbsteinschätzung durch die Schüler mit aufeinander abgestimmten Instrumenten zu erheben. Bevor auf die Screenings eingegangen wird, soll die Entwicklung der Verfahren skizziert werden.
2.1 Entwicklung der Leipziger Kompetenz-Screenings
Die Leipziger Kompetenz-Screenings basieren auf den wissenschaftlichen Standards für die Entwicklung von normierten Screeningverfahren (Hartmann 2004; Häcker et al. 1998; Kallus 2016; Schomann et al. 2000).
Die Formulierung der Items der vorliegenden Screenings basiert auf einer theoretischen Fundierung der zu erhebenden sozialen und emotionalen Kompetenzen. Um eine möglichst hohe Kompatibilität der Screenings für den Schulbereich zu gewährleisten, wurden im Rahmen der weiteren Entwicklungsschritte stetig Rückmeldungen von Lehrkräften über die Beobachtbarkeit im Schulalltag und die Verständlichkeit der einzelnen Items eingeholt. Das Expertenurteil der Lehrkräfte aus der Praxis miteinzubeziehen, soll gewährleisten, dass die formulierten Items der Schulwirklichkeit entsprechen und damit ein Screening entwickelt wird, das Lehrkräfte ohne großen Aufwand selbständig im schulischen Kontext einsetzen können. Mittels eines Prä-Tests wurde anhand einer kleineren Stichprobe zunächst sichergestellt, dass die Konstruktion der Skalen (= theoretisch fundierte Zusammenstellung von Items) statistischen Analysen standhält. Diesbezüglich wurden Faktorenanalysen durchgeführt. Damit wurde überprüft, ob die theoretisch zusammengestellten Skalen auch statistisch einem Faktor zuzurechnen sind. Auf Basis dieser statistischen Bestätigung wurden in einem nächsten Schritt die Skalen der Screenings einer Reliabilitätsanalyse unterzogen. Diese Analyse sollte sicherstellen, dass die Items tatsächlich die theoretisch fundierten Kompetenzen messen und nicht zu hohen Messfehlern unterliegen, die eine adäquate Interpretation der Werte nicht zulassen würden (Bortz/Döring 2015).
Eine Probeevaluation überprüfte, ob die im Prä-Test bestätigten Skalen der Screenings auch einer größeren Stichprobe standhalten. War dies nicht der Fall, wurden einzelne Items der nicht bestätigten Skalen extrahiert und auf Basis einer weiteren Faktorenanalyse konsistente Skalen herauskristallisiert. Eine weitere Probeevaluation überprüfte diese Skalen erneut. Um die vorliegenden Screenings zu entwickeln, waren jeweils zwei Probeevaluationen notwendig.
Die abschließende Evaluation erfolgte an einer großen Stichprobe (N=ca. 1450 für die Lehrerversion und N=ca. 980 für die Schülerversion) in Form weiterer Faktoren- und Reliabilitätsanalysen. Mittels der Faktorenanalyse wurden die jeweiligen Skalen der Lehrer- sowie Schülerfassung statistisch bestätigt, indem die Items der jeweiligen Skalen immer auf einen Faktor geladen werden konnten. Die Reliabilitätswerte für die einzelnen Skalen der Lehrerversion schwanken zwischen 0,7747 und 0,9342. Die Reliabilitätswerte für die Lehrerversion sind damit als akzeptabel bis exzellent zu bezeichnen. Aufgrund der Besonderheiten der Erhebung der Selbstsicht sowie der Erhebung aus der Schülerperspektive (3. und 4. Klasse) fallen die Reliabilitätswerte der Schülerversion geringer aus. Mit einer Ausnahme liegen alle Werte über 0,5 (bis 0,776). Diese geringer ausfallenden Reliabilitätswerte werden allerdings dadurch ausgeglichen, dass die einzelnen Skalen statistisch jeweils einem Faktor zugewiesen werden konnten. Die daraus resultierende Bestätigung der Skalen zog die Normierung der Screenings der Lehrerversion und der Schülerversion nach Alter und Geschlecht nach sich (Anhang).
2.2 Leipziger Kompetenz-Screening – Lehrerversion (LKS-L)
Eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Wolfgang Mutzeck, PD Dr. habil. Blanka Hartmann (Universität Bremen) und Prof. Dr. Michael Fingerle (Universität Frankfurt) hat das Leipziger Kompetenz-Screening in der Lehrerversion (LKS-L) entwickelt, erprobt und in Studien eingesetzt.
Das LKS-L ist ein Verfahren, das es Lehrkräften umfassend und gleichzeitig ökonomisch ermöglicht, systematisch Kompetenzen ihrer Schüler zu erfassen. Die Zielsetzung der Entwicklung bestand nicht nur darin, der Kompetenz- und Ressourcenorientierung der Förderdiagnostik Rechnung zu tragen und ein für die Schule geeignetes Verfahren zur Erfassung der Kompetenzen zu entwickeln. Darüber hinaus impliziert die Fokussierung auf die Kompetenzen der Schüler auch einen Perspektivenwechsel in Bezug auf die Wahrnehmung der Schüler. So kann es mittels des Screeningverfahrens gelingen, dem einzelnen Schüler Kompetenzen zuzuschreiben, die ohne differenzierte Betrachtung anhand eines Screenings im Verborgenen geblieben wären.
2.2.1 Beschreibung des LKS-L
Das Leipziger Kompetenz-Screening in der Lehrerversion (LKS-L) umfasst insgesamt 124 Kompetenzen und differenziert sich in zwei Teile: Teil 1 „Kompetenzen im sozialen und emotionalen Verhalten“ (Abb. 2) und Teil 2 „Kompetenzen im Lern- und Arbeitsverhalten“ (Abb. 3). Beide Teile lassen sich unabhängig voneinander einsetzen. Zudem können auch einzelne Skalen zur Diagnostik ausgewählt werden. Dies stellt insbesondere einen Vorteil für die Prozessdiagnostik dar.
Das LKS-L kann von Lehrkräften und Erziehern eingesetzt werden, die ihre Schüler über einen längeren Zeitraum kennen und damit die Kompetenzen ihrer Schüler auf Basis unterschiedlicher Situationen im schulischen Kontext einschätzen können.
Das folgende Kapitel erläutert die Vorgehensweise für die Lehrkräfte näher (Kap. 2.6). Der Beurteilung liegt eine Viererskalierung von 0–3 zugrunde. Auf einen Mittelwert wurde bei der Skalierung bewusst verzichtet, damit eine eindeutige Zuordnung in eine eher positive oder negative Tendenz vorgenommen werden kann. Diese eindeutige Zuordnung erleichtert dann die Entscheidung für konkrete Förderziele und die daraus abzuleitenden Fördermaßnahmen (Kap. 3.4).
■ Teil 1: Kompetenzen im sozialen und emotionalen Verhalten: Die Erfassung der Kompetenzen im sozialen und emotionalen Verhalten erfolgt auf 13 Skalen mit 72 Items. Die Skalen sowie ein exemplarisches Item werden in Tabelle 2 dargestellt.
■ Teil 2: Kompetenzen im Lern- und Arbeitsverhalten: Dieser Teil ermöglicht die Beurteilung der Kompetenzen im Lern- und Arbeitsverhalten. Diesbezüglich sind 8 Skalen mit 52 Items entwickelt worden, die in Tabelle 3 exemplarisch dargelegt werden.
Teil 1: Kompetenzen im sozialen und emotionalen Verhalten |
1. S. ist tolerant. | 0 | 1 | 2 | 3 |
2. S. ist hilfsbereit. | 0 | 1 | 2 | 3 |
3. S. verhält sich solidarisch. | 0 | 1 | 2 | 3 |
4. S. setzt sich für andere ein. | 0 | 1 | 2 | 3 |
5. S. hat Gerechtigkeitssinn. | 0 | 1 | 2 | 3 |
6. S. ist freundlich. | 0 | 1 | 2 | 3 |
7. S. ist höflich. | 0 | 1 | 2 | 3 |
8. S. ist emotional ausgeglichen. | 0 | 1 | 2 | 3 |
9. S. zeigt positive Gefühle, wie z. B. Freude, Glück. | 0 | 1 | 2 | 3 |
10. S. kann Gefühle anderer Schüler verstehen. | 0 | 1 | 2 | 3 |
11. S. nimmt Wünsche, Interessen anderer wahr. |
Erscheint lt. Verlag | 7.3.2022 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Test in der Psychologie |
Sozialwissenschaften ► Pädagogik | |
Schlagworte | Diagnostik • Förderplanung • Förderung • INDIVIDUELLE FÖRDERPLANUNG • Inklusion • Kompetenzdiagnostik • KOMPETENZDIAGNOSTIK SCHULE • Kompetenzen • KOMPETENZEN SCHÜLER • Kompetenz-Screening • KOPENTENZEN SCHÜLERINNEN • Lehrer • LERN- UND ARBEITSVERHALTEN • LKS • Response-to-Intervention-Ansatz • Schule • Schüler • SCHÜLER EMOTIONALES-SOZIALES VERHALTEN • Schülerinnen • SCHÜLERINNEN ARBEITSVERHALTEN • SCHÜLERINNEN LERNVERHALTEN • SCHÜLERINNEN VERHALTEN • Unterricht • Verhalten |
ISBN-10 | 3-497-61581-1 / 3497615811 |
ISBN-13 | 978-3-497-61581-0 / 9783497615810 |
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