Aneignungen der Geschichte

narrative Evidenzstrategien und politische Legitimation im europäischen Mittelalter

Marcel Bubert (Herausgeber)

Buch | Hardcover
465 Seiten
2024 | 1. Auflage
Böhlau Köln (Verlag)
978-3-412-52231-5 (ISBN)
70,00 inkl. MwSt
Vielfältige Formen der Aneignungen von Geschichte zum Zweck politischer Legitimation im Mittelalter
Ungeachtet einer seit dem 19. Jahrhundert nachwirkenden Selbstbeschreibung als unabhängig oder 'überparteilich' steht die Wahrheitssuche der modernen Geschichtswissenschaft in einem Spannungsverhältnis zur politischen Relevanz der Historie. Im europäischen Mittelalter erfolgte Geschichtsschreibung zwar nicht im Rahmen einer akademischen Wissenschaft, doch lässt sich auch hier ein Spannungsfeld zwischen einer auf historische 'Wahrheit' zielenden operativen Selbstreferenz der Historiographie und einer politischen Funktionalisierung der Geschichte konstatieren. 'Geschichte als Argument' konnte in Deutungskämpfen dazu dienen, Evidenz für die jeweils eigene Position zu generieren. In anderen Zusammenhängen diente der Rekurs auf die Geschichte zur Legitimierung von Herrschaftsansprüchen sowie zur Profilierung politischer Identitäten. Die dabei verfolgten narrativen Strategien verfuhren mitunter in höchst kreativer Weise, indem verschiedene Traditionsbestände adaptiert und neuartig aufeinander bezogen wurden. Gleichzeitig waren die soziokulturellen und epistemischen Bedingungen dieser Praxis lokal und situativ mitunter sehr verschieden. In einigen Regionen Europas führte dies zu spezifischen Formen kultureller Hybridisierung. Unter Rekurs auf neuere praxistheoretische und wissenssoziologische Theoriekonzepte analysieren die Beiträge diese narrativen Verfahren im Spannungsfeld von 'Routinen' und 'Strategien'. Zudem hat der Band das Anliegen, die (regionale) Diversität dieser Aneignungen der Geschichte zu untersuchen. Durch die vergleichende Perspektive sollen Einblicke in die lokale Spezifik und Vielfalt narrativer Evidenzproduktion im europäischen Mittelalter gewonnen werden.

Andreas Bihrer ist Professor für Geschichte des frühen und hohen Mittelalters sowie für Historische Grundwissenschaften an der Universität Kiel.

Prof. Dr. Michael Grünbart ist Direktor des Instituts für Byzantinistik und des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien an der Universität Münster.

Marcel Bubert ist Dozent am Historischen Seminar der Universität Münster sowie Mitglied des Exzellenzclusters „Religion und Politik“. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Wissensgeschichte, Expertenkulturen, Mediengeschichte und Kulturtheorie. Er wurde im Jahre 2016 an der Universität Göttingen in Mittlerer und Neuerer Geschichte promoviert. Seine Dissertation erschien 2019 unter dem Titel „Kreative Gegensätze. Der Streit um den Nutzen der Philosophie an der mittelalterliche Pariser Universität“. In seiner aktuellen Forschung widmet er sich u. a. Verschwörungsnarrativen, Evidenzpraktiken und Kulturtransferprozessen im europäischen Mittelalter.

Erscheinungsdatum
Co-Autor Andreas Bihrer, Jan-Hendryk de Boer, Stephan Bruhn
Zusatzinfo Illustrationen
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Maße 160 x 235 mm
Gewicht 889 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Mittelalter
Schlagworte Europa • Herrschaft • Historiographie • Kirche • Legitimationsstrategien • Mittelalter • Politik
ISBN-10 3-412-52231-7 / 3412522317
ISBN-13 978-3-412-52231-5 / 9783412522315
Zustand Neuware
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