Die Liebe ist alles in allem -  Bernd Busch

Die Liebe ist alles in allem (eBook)

Einblicke in den christlichen Glauben

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
370 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-5384-4 (ISBN)
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Ein Blick in die Anfänge des christlichen Glaubens seit Jesus von Nazareth zeigt, dass das Wichtigste dieses neuen Glaubens die Liebe ist: die Liebe zu Gott, die Liebe zum Mitmenschen, die Liebe zu sich selbst. Und er zeigt auch, dass dieser Glaube von Anfang an sich in vielfältiger Gestalt entwickelt hat. Davon handelt dieses Buch: Es beschreibt die Grundzüge der Botschaft Jesu in den ersten drei Evangelien, stellt wichtige Glaubensausagen des Paulus vor und macht mit der besonderen Glaubensweise des Evangelisten Johannes bekannt. Es versäumt dabei nicht, die Wurzeln des christlichen Glaubens in der jüdischen Tradition seiner Zeit aufzuzeigen.

Der Autor Bernd Busch ist promovierter Theologe im Ruhestand. Er war viele Jahre im Gemeindedienst tätig bevor er zum Religionsunterricht an Gymnasien gewechselt hat. Der Schwerpunkt in seiner Arbeit lag auf der Vermittlung christlicher Vorstellungen und Werte in zeitgemäßer, offener Form. Auch dieses Buch ist aus dieser Bemühung entstanden, deshalb setzt es zum Verständnis christlicher Glaubensgrundlagen keinerlei Vorkenntnisse voraus.

Teil 1: Das höchste Gebot ist die Liebe – Jesus


1. Das größte Gebot der Bibel


Der Evangelist Markus überliefert eine Reihe von Gesprächen, die Abgesandte der Regierung mit Jesus führen sollen, um ihn möglichst als Gesetzesbrecher oder wenigstens als Gesetzesunkundigen zu überführen. Auf diese Weise will man den Einfluss Jesu auf das Volk unterbinden. Wir lesen bei ihm: Mk 12,13 Und sie sandten zu ihm einige von den Pharisäern und von den Anhängern des Herodes, dass sie ihn fingen in seinen Worten.

Unter anderen wird bei diesem Gespräch auch die Frage gestellt, welches denn das größte und bedeutendste von allen Geboten sei. Auch Matthäus und Lukas überliefern diese Szene. Matthäus hält sich bei seiner Überlieferung an die Vorlage bei Markus15. Anders ist das bei Lukas. Er gestaltet die Situation um, indem er einen Schriftgelehrten nicht nach dem größten Gebot, sondern nach dem ewigen Leben fragen lässt. Jesus erweist sich hier als der wahre Gesetzes-Lehrer, indem er die Frage zurückgibt und dann auf den Einwand des Gesetzeslehrers auch noch eine Auslegung bietet, wer „mein Nächster“ ist.

Für unser Vorhaben, aufzuzeigen, welche Bedeutung die Erzählungen von Jesus für den Glauben der Menschen seiner Zeit hatten, ist wahrscheinlich die Variante des Lukas besonders aufschlussreich. Deshalb wollen wir diese hier betrachten:

Lk 10, 25 Und siehe, da stand ein Gesetzeslehrer auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 26 Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?

27 Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst« (5.Mose 6,5; 3.Mose 19,18). 28 Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben. 29 Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster?

30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. 31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinab zog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 32 Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte es ihn; 34 und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war? 37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!

Lukas liefert mit seiner Darstellung des größten Gebotes ein typisches Beispiel für die Absichten Jesu. Jesus geht es nach Lukas nicht nur darum, dass man Glaubensüberlieferungen kennt, zum Teil sogar wörtlich, sondern darum, dass diese sich in konkretes Handeln im Leben umsetzen, sonst sind sie praktisch nutzlos.

Betrachten wir zunächst das „Doppelgebot der Liebe“, wie es oft genannt wird, weil es sich aus zwei alttestamentlichen Stellen zusammensetzt, die in der Klammer auch angegeben werden. Sie sind bei Markus noch als Einzelgebote aufgeführt, während sie Lukas zu einem Gebot zusammengebunden hat. Jesus erfindet also das Doppelgebot der Liebe nicht völlig neu. Das Neue ist, dass er die beiden Teilgebote zusammenbindet: Der Glaube an Gott soll in der Nächstenliebe konkret werden, damit die Liebe Gottes unter den Menschen spürbar wird.

Das erste Teilgebot stammt aus dem Grundbekenntnis Israels16, das mit den berühmten Worten beginnt: Höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und auf dieses Grundbekenntnis folgt die zitierte Aufforderung, diesen Gott mit all seinen Kräften zu lieben.

Der zweite Teil dieses Gebotes stammt aus einer Sammlung ganz verschiedener Gebote, seinen Alltag so zu gestalten, dass er dem Glauben an Gott entspricht. In dieser Sammlung findet sich z.B. die Aufforderung, man soll sich keine gegossenen Götter machen, denn der Herr ist Gott. Oder es wird dazu aufgefordert, bei der Ernte nicht alles abzuernten, sondern etwas für die Nachlese durch die Armen übrig zu lassen. Oder der fromme Israelit wird gebeten, vor einen Blinden kein Hindernis zu legen, dem Tagelöhner seinen Lohn rechtzeitig zu geben, bei Gericht nicht unrecht zu handeln. Und mittendrin findet sich der Satz von der Nächstenliebe: 3. Mose 19, 18 Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.

An dieser Stelle ist der Volksangehörige der Nächste. Dieses Verständnis entspricht den jüdischen Gepflogenheiten von rein und unrein. Ein Heide, also ein Nichtjude, ist von Haus aus unrein, weil er nicht zum Volk Gottes gehört und den Gott Israels auch gar nicht kennt. Mit ihm kann man keinen direkten Kontakt haben, ihn etwa besuchen oder einer Einladung von ihm folgen, denn da würde man sich verunreinigen.

Anders ist das beim Nächsten, dem Mitglied des jüdischen Volkes und der jüdischen Glaubensgemeinschaft.

Doch diese Beschränkung des Nächsten auf den Angehörigen der eigenen Volks- oder Glaubensgemeinschaft wird im selben Kapitel mehrere Verse später aufgehoben: 3. Mose 19, 33 Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. 34 Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.

Als Schriftgelehrter kann man nun streiten, ob der erste Satz zur Nächstenliebe verbindlich ist oder der zweite. Dieser Streitpunkt steht wohl auch hinter der Frage, die der Gesetzeslehrer stellt, als er sich von Jesus zurechtgewiesen glaubt, und die Jesus dazu führt, ihm zu erklären, wer denn der Nächste ist.

Dazu erzählt Jesus ihm und allen Zuhörern die Geschichte von einem Mann, der von Räubern überfallen wurde.

Bevor wir sie genauer betrachten, müssen wir noch einen Blick auf das Doppelgebot der Liebe werfen. Es ist genau genommen ein Dreifachgebot, das in der Kurzform lautet: (1) Du sollst Gott lieben und (2) deinen Nächsten wie (3) dich selbst. Nach diesem Gebot steht ein Gläubiger in einer dreifachen Beziehung: in einer Beziehung zu sich selbst, in einer zum Nächsten und in einer zu Gott. Diese Beziehungen sind nach Jesus grundlegend für gelingendes Leben. Sie sollen durch Liebe gestaltet werden. Wer sich selbst nicht liebt, wird es schwer haben, andere oder Gott zu lieben. Die Frage Jesu an den Selbsthasser könnte in diesem Fall lauten: Aber Gott liebt dich doch, sonst wärst Du gar nicht auf der Welt. Warum nimmst Du dieses Geschenk nicht an?

Welche größere Liebe als die von Gott zu Dir kann es geben? Und wenn Du mein Schicksal bedenkst: Bin ich nicht durch den Tod zum Leben gegangen, damit Du sicher sein kannst, dass meine Liebe immer zu Dir steht?

Jeder, der dieses Gebot kennenlernt, dass man sich beim ersten Hören schon merken kann, kann nun selbst die Beziehungen, die es aufzeigt, durchdenken. Er kann betrachten, wie Störungen in den Beziehungen wirken und wie man sie beheben könnte, um ein gelingendes Leben möglich zu machen. Im Sinne Jesu wäre die Lösung ganz sicher die des höchsten Gebotes: Durch Liebe kann man Beziehungen heilen, durch sie allein.

Dieses Dreifachgebot der Liebe ist die Summe allen christlichen Glaubens und aller christlichen Ethik, wie wir später auch bei Paulus und Johannes sehen werden. Wenn man von Jesus nichts anderes wüsste als dieses Gebot und diese Geschichte, hätte man doch schon den Kern der christlichen Ethik erfasst. Mehr muss ein Christ sich genau genommen gar nicht merken. Dieses Gebot soll er kennen und täglich praktizieren. Da ist er nicht nur in der besten biblischen Tradition, sondern auch wie das Beispiel zeigt, auf dem rechten Weg zum gelingenden Leben.

Sehen wir uns die „Beispielerzählung vom barmherzigen Samariter“ (oder „das Gleichnis vom barmherzigen Samariter“ – wie die Geschichte auch genannt wird) nun noch etwas genauer an:

Sie hat eine Spitze darin, dass offizielle, vorbildliche Vertreter des jüdischen Glaubens, ein Priester und ein Levit (ein Helfer bei den gottesdienstlichen Feiern) dem, der unter die Räuber gefallen ist, nicht helfen, während das ein Nichtjude tut. Die Religionsvertreter gehen an dem Überfallenen und Verletzten vorüber und überlassen ihn seinem Schicksal. Sie verhalten sich nicht mitmenschlich. Mag sein, dass ihnen das Doppelgebot der Liebe nicht bekannt ist. Mag sein, dass sie in dem Verletzten einen Heiden erkennen, an dem man sich...

Erscheint lt. Verlag 13.12.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
ISBN-10 3-7543-5384-5 / 3754353845
ISBN-13 978-3-7543-5384-4 / 9783754353844
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