Mehr Platz im Gehirn (eBook)
256 Seiten
Ariston (Verlag)
978-3-641-27418-4 (ISBN)
Unser Gehirn ist ziemlich bemerkenswert. Andauernd wird es mit den Hochleistungscomputern dieser Welt verglichen - und gewinnt! Wie kommt es dann, dass wir trotzdem das Gefühl haben, ständig Dinge zu vergessen, Terminen hinterherzurennen und einen heillos überfüllten Kopf zu haben?
Boris Nikolai Konrad hilft uns, die Kontrolle über unser Gehirn zurückzugewinnen. Der Neurowissenschaftler erklärt uns Erstaunliches und Verblüffendes über die Funktionsweise unseres Gehirns und zeigt uns außerdem, wie wir es noch besser für uns nutzen können. So lernen wir, ganz ohne Yoga Entspannung zu finden, uns jeden Namen ganz einfach zu merken - und endlich das Chaos im Kopf zu beseitigen.
Dr. Boris Nikolai Konrad, geboren 1984, ist 'Deutschlands Superhirn' (ZDF). Der promovierte Neurowissenschaftler ist mehrfacher Weltmeister im Gedächtnissport, hat vier Guinness-Weltrekorde aufgestellt und ist ein international gefragter Gast in Fernsehshows.
Bereits seit 2006 ist er als Gedächtnistrainer und Vortragsredner aktiv, um Menschen bei der Verbesserung ihrer Gedächtnisleistung zu helfen. Auch wissenschaftlich beschäftigt er sich mit diesem Thema und erforscht außergewöhnlich gute Gedächtnisleistungen, derzeit am Donders Institute in Nijmegen (NL).
1 Testen Sie Ihr Gedächtnis
Wie gut ist Ihr Gedächtnis? Viele Menschen antworten mir: »Okay, vielleicht?« Oder: »Jedenfalls nicht gut!« Einige haben das Gefühl, dass ihr Gedächtnis schlechter geworden ist, durch Stress, nach einer Schwangerschaft, in Verbindung mit Krankheiten wie Long Covid oder einfach wegen des Alters. Was viele übersehen: Dass sich das Gedächtnis ändert, ist normal. Das heißt nicht, dass es schlechter wird. Auch andere Umstände können sich geändert haben. Mehr Projekte im Beruf, mehr Stress, weil die Kinder älter werden und mehr Begleitung brauchen, mehr Menschen im Umfeld, mehr Nachrichten, mehr Informationen. Mehr, mehr, mehr … Und zugleich: weniger freie Zeit zum Verarbeiten, weniger Ruhe, weniger Konzentration. Vielleicht ist das Gedächtnis wirklich schlechter geworden, vielleicht stimmt das Gefühl aber auch nicht.
Daher ist es eine gute Idee, einmal bei der Frage »Wie sieht es denn jetzt wirklich aus?« zu verweilen, sich einmal die Zeit zu nehmen, um sein Gedächtnis zu testen. Ihr Startniveau muss auch deshalb klar sein, um eine spätere Verbesserung, die Sie mit diesem Buch erreichen werden, zu messen.
Dieser Gedächtnistest besteht aus sechs Gedächtnisaufgaben. Diese basieren lose auf einer Reihe von Gedächtnistests, die in der Psychologie und Kognitionsforschung verwendet werden. Diese Aufgaben ähneln den Herausforderungen, die das tägliche Leben so für unser Gedächtnis mit sich bringt. Sie sollen Sie auch an Ihre Grenzen bringen! Ärgern Sie sich also bitte nicht, wenn Sie nur einen Teil der Informationen behalten können. Vielleicht sogar nur einen kleinen Teil. Das soll so sein! Wir wollen ja später auch die Verbesserung messen können. Dieser Test ist für alle: egal ob jung oder alt, mit Erfahrung im Gedächtnistraining oder ohne, gut ausgebildet oder ohne Schulabschluss und jeweils alles dazwischen. Vorwissen ist nicht relevant, es ist ja ein Gedächtnistest und kein Quiz.
Wichtig: Dieser Test ist explizit nicht zur medizinischen Diagnostik geeignet. Er ist gemacht für gesunde Menschen jeden Alters. Er kann keine Demenz oder andere gesundheitlichen Gedächtnisprobleme nachweisen. Sollten Sie sich ernsthaft um Ihre Gedächtnisleistung oder die von Angehörigen sorgen: Bitte gehen Sie zu einer Ärztin! Das ist in keiner Weise peinlich. Wer sich Sorgen um die Leistungsfähigkeit des eigenen Herzens macht, lässt das schließlich auch von Spezialisten kontrollieren. Genauso sollte es sein, wenn sich jemand Sorgen um die Leistungsfähigkeit des Gehirns oder Gedächtnisses macht. Ihr Hausarzt kann eine Einschätzung geben, vor allem wenn er Sie schon länger kennt. Wenn es sinnvoll ist, wird man Sie an eine Gedächtnissprechstunde verweisen. Solche werden in vielen Kliniken angeboten. Dort werden dann genormte Gedächtnistests zur Diagnostik eingesetzt, unter kontrollierten Umständen – mehr dazu auch in der Box »Gedächtnisdiagnostik« in diesem Kapitel. Ein Selbsttest wie dieser kann dies nicht leisten – weil ihn jeder auf seine eigene Art macht.
Dabei gilt natürlich auch für Ihre eigene Beurteilung: Je konzentrierter Sie die Aufgaben angehen, je genauer Sie sich an die Anleitungen halten, umso vertrauenswürdiger das Ergebnis. Für alle Tests zusammen benötigen Sie etwa 45 Minuten. Überlegen Sie, wann Sie sich demnächst diese Zeit nehmen können. Stellen Sie sich ein Glas Wasser hin, schalten Sie Ihr Handy auf stumm und sorgen Sie dafür, dass Sie nicht gestört werden.
Sie benötigen auch etwas zum Schreiben. Am einfachsten Stift und Papier. Oder Sie schreiben digital auf Telefon, Tablet oder Computer. Falls Sie das tun, deaktivieren Sie bitte alle Meldungen und wechseln Sie in den Flugmodus. Außerdem brauchen Sie eine Stoppuhr beziehungsweise einen Timer, der für Sie die Zeit stoppt und mit Ton alarmiert, wenn die Zeit um ist. Eine solche Timerfunktion hat jedes Smartphone. Die Eieruhr zum Aufziehen ist weniger geeignet, da diese zu ungenau ist. Sollten Sie keinen Timer haben, bitten Sie jemanden um Hilfe, um für Sie die Zeit im Auge zu behalten. Selbst die Zeit im wörtlichen Sinne im Auge zu behalten, etwa mit Ihrer Armbanduhr, ist keine gute Idee, da Sie dies zu sehr ablenken würde.
Für die erste Aufgabe wäre es optimal, wenn Sie jemanden hätten, der Ihnen die Ziffern vorliest. Es geht auch ohne diese Unterstützung, aber am genauesten wird das Ergebnis mit Hilfe.
Halten Sie sich genau an die genannten Zeiten. Klar, es ist einfacher, wenn man sich noch etwas länger Zeit lässt. Aber ein vergleichbares Resultat liefert der Test dann natürlich nicht mehr. Machen Sie erst alle Aufgaben nacheinander, bevor Sie mit dem Auswerten beginnen. Sie erfahren sowieso erst zum Schluss, wie Sie an Ihr persönliches Ergebnis kommen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß und viel Erfolg!
Gut zu wissen:
Gedächtnisdiagnostik
»Person, Frau, Mann, Kamera, TV« – Donald Trump, damals amtierender Präsident der USA, war 2020 so richtig stolz, dass er sich diese fünf Worte merken konnte. »Wenn man die in der richtigen Reihenfolge hinkriegt, erhält man Extrapunkte! Sie haben gesagt, dass das fast niemand schafft. Es ist nämlich überhaupt nicht einfach, eigentlich, aber für mich, für mich war es einfach!«, prahlte er in die Kameras.
Außer für viel Spott für Trump sorgte dieser kuriose Auftritt für ungewohnte Aufmerksamkeit für Gedächtnisdiagnostik in den Medien. Es ist natürlich nicht gewünscht, dass die Inhalte dieser Tests einer breiten Öffentlichkeit bekannt werden. Wer die Worte schon vorher kennt, für den ist es kein Gedächtnistest mehr.
Worauf sich Trump offenbar bezog, ist ein Teil des »Montreal Cognitive Assessment«, oft abgekürzt mit »MoCa«. Bezeichnend: Das MoCa ist wirklich nur zur Beurteilung geistiger Einschränkungen gedacht. Es ist ein ausgesprochen einfacher Test. Diesen zu »bestehen«, wie Trump sagte, bedeutet nur, dass Sie vermutlich gesund sind. Von 30 möglichen Punkten (außer der Aufgabe mit den fünf Begriffen gibt es weitere Unterkategorien) holen gesunde Menschen hohen Alters im Schnitt 27,5.
Wie ich schon sagte, es ist immer eine gute Idee, sich eine Expertenmeinung zu holen, wenn ernsthafte Gedächtnisprobleme befürchtet werden. Dafür kann es verschiedene Erklärungen geben und es ist längst nicht immer Alzheimer. Andere Ursachen können auch behandelt werden, warten Sie also bitte nicht, wenn Sie noch zweifeln.
Für die Diagnostik stehen verschiedene Gedächtnistests und Fragebögen zur Verfügung. Diese Tests werden üblicherweise normiert. Das bedeutet, dass Tests, bevor sie in Gebrauch gehen, bereits vorab bei einer großen Anzahl Menschen unter wissenschaftlicher Aufsicht abgenommen werden. Soll ein Test sogar für unterschiedliche Altersgruppen geeignet sein, dann wird dieser auch mit entsprechenden Probandinnen getestet. Mal angenommen, ein solcher Test wurde für Menschen zwischen 15 und 65 entwickelt und soll selbst abweichende Leistungen noch klassifizieren können. Dann müssen natürlich auch entsprechend viele Personen aus den Altersklassen mitmachen.
Meist werden Gedächtnisaufgaben unter Zeitdruck erledigt. Ein Ergebnis, welches für über 60-Jährige noch im Normalbereich liegt, wäre dann bei Teenagern vermutlich nach unten abweichend. Auch das Bildungsniveau der Versuchspersonen muss beachtet werden. Wer nach 13 Jahren Schule noch studiert hat, bei dem wird im Alter eine andere Gedächtnisleistung erwartet als bei Menschen mit sehr viel weniger Jahren im Bildungssystem.
Leider ist es nicht immer so, dass alle diese Faktoren beachtet werden. So werden Tests für junge Erwachsene gerne an Studierenden getestet. Die laufen an der Uni eh rum und sind für wenig Geld zum Mitmachen zu bewegen. Allerdings bilden Studierende natürlich keineswegs den Durchschnitt ihrer Altersklasse. Ein durchschnittlicher Student ist im Vergleich zu allen anderen seines Alters überdurchschnittlich gut. Weil zum einen eher die studieren werden, denen lernen leichtfällt, und zum anderen Studierende natürlich mehr in der Übung sind, was das Lernen angeht, als ihre Altersgenossen, die sich etwa für eine handwerkliche Ausbildung entschieden haben, aber keineswegs »dümmer« (was beim Gedächtnis als Urteil ohnehin Quatsch ist) sind.
Für einen glaubwürdigen Test gibt es daher immer verschiedene Vergleichstabellen, um ein Ergebnis zu beurteilen. Wer einen Test machen lässt, sieht diese zwar nicht, aber der Forscher oder Psychologe, der den Test abnimmt, weiß natürlich genau, mit welchen Normwerten diese Versuchsperson oder Patientin zu vergleichen ist. Auf den exakten Wert kommt es dabei nicht an. In der Diagnostik, also der Beurteilung möglicher Probleme, interessiert, ob ein Ergebnis von der Vergleichsgruppe deutlich abweicht. Viel wichtiger als der Durchschnitt ist, ab wann ein Ergebnis als auffallend schlecht gilt. Dies wird etwa durch Standardabweichungen angegeben.
Der Gedankengang ist dann etwa: »Diese Klientin ist eine Frau in der Altersklasse 20 bis 29. Sie hat ein Ergebnis von 33. Laut der Normwerte schaffen 70 Prozent aller Frauen dieser Altersklasse mehr als 33 Punkte, 30 Prozent aber ebenso viel oder weniger. Diese Probandin hat nicht gerade besonders gut abgeschnitten, aber auch nicht auffallend schlecht. Kein Grund zur Sorge!«
Wann ein Ergebnis Gründe liefert, um weitere Untersuchungen anzustellen, können Psychologen und Ärztinnen daher mit diesen Tabellen in der Hinterhand im Einzelfall gut...
Erscheint lt. Verlag | 18.4.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | 2022 • Alltagspsychologie • besseres Gedächtnis • Biologie • Christiane Stenger • eBooks • Gedächtnis • Gedächtnispalast • Gedächtnistraining • Gedächtnis verbessern • Gedächtnis verstehen • Gehirn • Gehirn verstehen • Lassen Sie Ihr Hirn nicht unbeaufsichtigt • Leon Windscheid • Lerntricks • Neuerscheinung • Neurowissenschaft • Neurowissenschaften • Persönlichkeitsentwicklung • Prüfungen bestehen • Psychologie • Ratgeber • schlauer werden • Superhirn |
ISBN-10 | 3-641-27418-4 / 3641274184 |
ISBN-13 | 978-3-641-27418-4 / 9783641274184 |
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