Das Stress-weg-Buch - Das Geheimnis der Resilienz (eBook)
240 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-27168-8 (ISBN)
Bestsellerautor Dr. med. Ulrich Strunz wirft ein neues Licht auf das Dauerthema Stress: Anhand eigener Praxis-Erfahrungen und aktueller Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung erklärt er, wie Stress sich auf unseren Körper auswirkt und welche gesundheitlichen Schäden er hervorrufen kann. Er zeigt, wie wir durch neue Gewohnheiten körperliche und seelische Widerstandskraft aufbauen und uns von innen heraus gegen Stress starkmachen können: Mit der richtigen Ernährung und dem richtigen Maß an Bewegung und Entspannung wird Stress von einer Belastung zu purer Energie.
Dr. Strunz weist einen erfrischend einfachen Weg raus aus der Stress-Spirale und rein in belastbare Nervenstärke, entspannte Gesundheit, stabile Resilienz, und mehr noch: ein Stück Lebensglück.
Dr. med. Ulrich Strunz ist Internist, Molekularmediziner und Gastroenterologe. Schwerpunkt seiner ärztlichen und publizistischen Tätigkeit ist die präventive Medizin. In Vorträgen, Seminaren und TV-Auftritten begeisterte er viele Jahre lang Zehntausende von Menschen - und führte sie in ein neues, gesundes Leben.
Was Stress ist – und wie wir ihn abstellen können
Jung ist er, engagiert, mit 1,7 Millionen Youtube-Fans hoch erfolgreich, augenscheinlich fit, und dann erzählt Julien Bam im Spiegel-Interview:
»Ich habe Blut gekotzt.«
Da schlucke ich. Blut gekotzt?
»Ich hatte 18-Stunden-Tage, vor und hinter der Kamera. Dreimal war ich im Krankenhaus wegen Burn-out, zweimal davon über Nacht. Ich habe Blut gekotzt (…) und war tagelang paralysiert, ich habe zu den Ärzten gesagt: Ey, kriegt mich bitte, bitte einfach wieder fit. Ich hatte mir vorgenommen runterzukommen, zu chillen, habe den Plan aber verfehlt. Danach wurde es nur noch heftiger. Ich bin auf jeden Fall prädestiniert dafür, mir mehr aufzuschultern, als ich tragen kann. Das ist ein großes Thema von mir …«
Am gleichen Gespräch nimmt Rezo teil, blaue Haare, 470 000 Fans auf Youtube. Im vergangenen Jahr machte er öffentlich, was andere lieber verschweigen: Panikattacken.
»Ich hatte Angst, gleich würde etwas Schlimmes passieren. Als ob ein Tiger hinter einem her ist, aber da war nichts. Dazu kam Depersonalisation, also das Gefühl, ich würde mich nicht selbst steuern. Ich dachte: Was, wenn ich zwei Schritte nach vorn gehe, über dieses Geländer, und mich in den Tod stürze? Ich hatte das Riesenglück, dass ich an dem Abend nicht allein war.«
Was ist da los? Was treibt diese jungen Menschen in den körperlichen Zusammenbruch, in die psychische Störung? Die Lust auf Geld, die Sucht nach Anerkennung seien es nicht, sagen sie. Vielmehr »die eigene Erwartungshaltung an uns selbst« (Bam), es sei »der intrinsische Drang, etwas zu erschaffen« (Rezo), und dann … . (zit. nach Kühn 2021)
»… kippt es und wird zu Stress. Der kann alles mit dir machen. Eine Zeit lang war ich so Pharmaboy-mäßig unterwegs, hab hier ein bisschen Ibuprofen eingeworfen, dort etwas Aspirin. Irgendwann habe ich gesagt, Alter, das kann doch nicht dein Leben sein!«
Krank durch Stress
Man muss diese Jungstars weder kennen noch mögen, um den spannenden Punkt zu verstehen: grenzenloses Leistung-bringen-Wollen. Kenne ich von meinen Leistungssportlern. Intrinsischer Drang. Diese Unruhe. Dieser Druck von innen.
Dazu kommt der Druck von außen. Bei Youtubern sind es Fans und Werbekunden, die jeden Tag Leistung sehen wollen und Druck machen, wenn keine kommt. Bei Unternehmensgründern sind es die Investoren. Und bei Ihnen? Mag es die fordernde Chefin sein oder der nervende Kunde, die nölige Geschäftspartnerin oder der Chaos-Klassenlehrer, die verbretterte Systemadministratorin oder der tägliche Paketbote, und dann steht da auch immer noch, vorwurfsvoll, der Rasenmäher.
Was wen wie stresst, ist höchst verschieden. Zuckelt ein Mähdrescher über die Bundesstraße, pfeift sich im Wagen dahinter der Erste ein Liedchen, während der Zweite flucht und der Dritte einen Schreikrampf kriegt.
Stress ist subjektiv. Jeder Hypothalamus – das oberste Stress-Rechenzentrum in Ihrem Hirn – reagiert anders. Das gilt nicht nur für die Herkunft von Stress (von außen oder innen), sondern auch für die Wahrnehmungsebenen (Körper oder Seele). (Rensing et al 2013, S. 7):
- Seele: Zu den psychischen Stressauslösern zählen Gefühle wie Angst, Wut oder Einsamkeit – also Stress von innen. Dazu kommt Stress von außen durch Arbeitsbelastung, Streit und Isolation; mental fertigmachen kann uns aber auch Hitze, Kälte, Hunger oder eine hässliche Sporthose (Scham). Grob können wir hier leistungsbedingte und soziale Stressoren unterscheiden.
- Körper: Auf der physischen Ebene stressen uns, um nur wenige Beispiele zu nennen, Viren und Bakterien, Verletzungen und Übertraining, Entzündungen und Zellschäden, Krebs, Gift und Strahlen. Hier haben wir es mit physikalischen und organischen Vorgängen zu tun.
Stress lässt sich noch weiter sezieren. Aus medizinischer Sicht können wir auf verschiedenen Ebenen Stress erleben und auf mindestens ebenso viele Weisen darauf reagieren (angelehnt an Rensing et al 2013, S. 5ff):
- Zellen reagieren direkt z. B. auf Viren; misslingt die Abwehr, kommt es zu einer Infektion. Zellen reagieren außerdem auf oxidativenStress. Dieser entsteht bei übermäßiger Bildung reaktionsfreudiger Sauerstoff- und Stickstoffspezies (ROS) im menschlichen Körper selbst, oder durch die Einwirkung von UV-Strahlung, Ozon, Stickstoffoxiden, verschiedenen Stäuben, Industriechemikalien oder Medikamenten. Vereinfacht gesagt, nehmen ROS zusätzlichen Sauerstoff in ihre Molekülstrukturen auf und haben deshalb überzählige Elektronen an Bord. Um diese wieder zu neutralisieren, reagieren sie mit den nächstbesten Protein- oder Fettmolekülen und zerstören dabei wichtige Strukturen – z. B. Zellmembrane.
- Der Hormonspiegel verändert sich unter dem Einfluss von chronischem Ärger- oder Angststress. Langzeitfolgen können Schlafstörungen sein oder Herzkrankheiten.
- Wenn Nerven permanent gereizt werden, kann es zu chronischen Schmerzen kommen.
- Der Kreislauf reagiert auf Hunger- oder Kältestress im Extremfall mit Ohnmacht.
- Stehen unsere Organe unter lang anhaltendem Stress, können sie sich krankhaft verkleinern oder vergrößern; die Nebennieren entwickeln langfristig Nebennierenschwäche oder sogar -erschöpfung.
- Mental kann permanenter Ärger- oder Angststress bis zur Depression führen.
Was viel zu wenig bekannt ist: Zwischen Seele und Körper gibt es jede Menge Wechselwirkungen. Grübeln wirkt tatsächlich ähnlich gefährlich wie Gift: beides löst körperlich spürbare Folgen aus wie Schlappheit, Appetitmangel oder Schlafstörungen. Und das führt uns gleich zum nächsten Thema:
Psychoneuroimmunologen erforschen die Wirkung von Stress auf Seele und Immunsystem und haben eine ganze Palette beeinflussender Größen gefunden (Rensing et al 2013, S. 271), weil sie andere Fragen stellen als Mediziner:
- Welche Qualität hat der Stress: Geht es um eine Prüfung oder ein Trauma?
- Welche Stärke hat der Stress: Nervt Nachbars Sittich oder will Ihre bessere Hälfte die Scheidung?
- Welche Dauer hat der Stress: Geht es um dreißig Sekunden Telefonwarteschleife oder dreißig Jahre Mobbing?
- Wie wird Stress individuellbewertet: Als notwendiges Übel oder tödliche Gefahr?
Ein Forscherteam um Rob Cross, Professor für Global Leadership am Babson College Wellesley, Massachusetts, hat am Arbeitsplatz noch mehr Stress gefunden und zwar den kleinen, gemeinen. Genannt Mikrostress. Laut Professor Cross stürmen täglich zwanzig bis dreißig dieser Mikrostressoren auf uns ein. Gemeint ist
- »Mikrostress, der Ihre persönlicheLeistungsfähigkeit aufbraucht (also die Zeit und Energie, die Sie zur Verfügung haben, um mit den Anforderungen des Lebens umzugehen);
- Mikrostress, der Ihre emotionalenReserven aufbraucht;
- Mikrostress, der Ihre Identität und Ihre Werteinfragestellt.« (Cross et al, 2020)
Da kommen mir sofort die typischen Sargnägel in den Sinn. Ganz sicher gibt es auch in Ihrem Leben Sargnägel. In meiner Zeit als Kassenarzt waren meine Sargnägel die Pharmareferenten. Das sind höfliche Menschen mit Aktentasche, die sich still ins Wartezimmer setzen, die sich dann ins Behandlungszimmer drängeln und etwas verkaufen wollen. Quaken ohne Punkt und Komma. Dauert jedes Mal zehn Minuten. Wenn Sie jeden Tag von 15 höflichen Aktentaschenmenschen vollgequakt werden, verlieren Sie zweieinhalb Stunden. Jeden Tag! Um diesen Megastress in Mikrostress zu schrumpfen, habe ich deren Redezeit auf 15 Sekunden reduziert. Dann ging’s. Jedenfalls: Wenn wir nach all diesen Differenzierungen zwischen innen, außen, groß und klein Stress auf einen Nenner bringen wollen, landen wir bei zwei prominenten Adressen:
- Erstens bei Hans Selye in Wien (1907 bis 1982), dem Vater des sogenannten Strain-Konzepts. Er war der Erste, der von außen kommende Reize (Stressoren) auf biologische Systeme und deren Reaktionen (Stress) beschrieb. Und er war der Erste, der den anregenden und guten Stress (Eustress) von dem langfristig erschöpfenden und krankmachenden Stress unterschied (Disstress).
- Und zweitens bei der International Labor Organization (ILO) in Genf. Die definierte im Jahr 2000: »Arbeitsbedingter Stress liegt dann vor, wenn die Anforderungen die Bewältigungsmöglichkeiten überschreiten.«
Schlicht, aber griffig. Wenn wir es noch kürzer fassen wollten, landen wir bei einem Bild. Kennen Sie alle. Es gehört zum Thema Stress wie das Amen zur Kirche: der Säbelzahntiger, wie er – riesengroß, mitten in der Eiszeit – unseren Vorfahr von hinten anspringt, dessen Stresshormonspiegel hoch und ihn in die Flucht jagt.
Ein zwar unangenehmer Zeitgenosse, der allerdings – meine Meinung – ein wenig überschätzt wird. Und der, weil er so schnell...
Erscheint lt. Verlag | 18.4.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | 2022 • Balance & Gelassenheit • Bewegung & Sport • Burn out • eBooks • Entspannung • Fitness • fitness kochbuch • Gesunde Ernährung • Gesundheit • Gesundheit & Medizin • Leben ohne Stress • Meditation • Medizin • Neuerscheinung • Paleo-Diät • psychische Widerstandskraft • Ratgeber • Resilienz • Selbstheilung • starke Nerven • Stress • Umgang mit Stress |
ISBN-10 | 3-641-27168-1 / 3641271681 |
ISBN-13 | 978-3-641-27168-8 / 9783641271688 |
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