Freunde machen gesund (eBook)
256 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46271-3 (ISBN)
Die bekannte Diplom-Psychologin und Bestsellerautorin Ulrike Scheuermann hilft Menschen, ihr Leben sozial verbundener und damit gesünder zu gestalten. Mit ihren Büchern, Vorträgen und Medienauftritten vermittelt sie aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und wie jede und jeder sie für sich umsetzen kann. Nach ihrem Medizin- und Psychologiestudium hat Scheuermann den Berliner Krisendienst mit aufgebaut und dort 10 Jahre gearbeitet. Ihre Seminare und Coachings finden in ihrer esencia-Akademie in Berlin und online statt. Die Psychologin - Hilft. www.ulrike-scheuermann.de
Die bekannte Diplom-Psychologin und Bestsellerautorin Ulrike Scheuermann hilft Menschen, ihr Leben sozial verbundener und damit gesünder zu gestalten. Mit ihren Büchern, Vorträgen und Medienauftritten vermittelt sie aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und wie jede und jeder sie für sich umsetzen kann. Nach ihrem Medizin- und Psychologiestudium hat Scheuermann den Berliner Krisendienst mit aufgebaut und dort 10 Jahre gearbeitet. Ihre Seminare und Coachings finden in ihrer esencia-Akademie in Berlin und online statt. Die Psychologin – Hilft. www.ulrike-scheuermann.de
Gesund und glücklich
»Mama! Schon wieder ein neuer Gesundheitsfimmel?« Mein Sohn grinst und rollt mit den Augen.
»Wieso denn, ist doch toll.« Ich gucke über den Rand meiner neuen Spezialbrille mit den roten Gläsern.
Sie soll mir mit dem Blaulichtfilter und zusätzlich rot getönten Gläsern helfen, am Abend runterzufahren, meine Körperuhr besser aufs Schlafen einzustellen und die Melatoninausschüttung zur rechten Zeit anzuregen.
»Du springst auf jeden neuen Hype auf, echt schlimm!«
Er hat recht: Ich teste alles, was als gesund gilt. Ich experimentiere mit Ernährung, Sport, Aufstehzeiten, Schlafen, Stressreduktions- und Regenerationsstrategien. Ich bin mein eigenes Forschungsobjekt. Wenn ich die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf ihre Praxistauglichkeit teste, um sie anschließend als Psychologin zu empfehlen – oder eben auch nicht –, wird zu Hause viel darüber gewitzelt.
Mehr als ein Gesundheitsfimmel
Durch meine frühere Neurodermitis wünschte ich mir nichts sehnlicher, als gesund und mit schöner Haut durchs Leben zu gehen. Ich bekam die Krankheit in den Griff, als ich psychische Konflikte bewusst zu verarbeiten begann und mein Körper nicht mehr psychosomatisch reagieren musste. Ich studierte Medizin, wechselte im Hauptstudium zur Psychologie, um ganzheitlicher mit Menschen arbeiten zu können, und finde immer Neues, womit Menschen gesünder leben. Eben nicht nur durch medizinische Behandlungen, sondern durch ganzheitliche Herangehensweisen, bei denen auch ein gesunder Lebensstil und Beziehungsgestaltung, persönliche Entwicklung und Lebenssinn eine Rolle spielen. Insofern ist meine eigene Biografie auf jeden Fall ein Grund für meine Gesundheitsfokussierung.
Und ich weiß, da spielt noch mehr rein neben meinem Wunsch, anderen zu helfen und selbst gesund zu leben. Es ist wie das Streben nach einem Normalzustand. Ich erinnere mich an mein Medizin- und Psychologiestudium. Das Zusammenwirken von Körper und Psyche war einer meiner Studienschwerpunkte. Wir diskutierten über die Definition der Weltgesundheitsorganisation: »Gesundheit ist ein Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen.«36 Das ist es schon eher: Sich gesund zu fühlen ist ein natürlicher Zustand, alles stimmt. Gesundheit ist Wohlbefinden.
Gesundheit macht am glücklichsten
Was sagt die Zufriedenheitsforschung zur Bedeutung von Gesundheit? Der Soziologieprofessor Martin Schröder von der Philipps-Universität Marburg stellt in seinem Buch Wann sind wir wirklich zufrieden?37 Ergebnisse dieser Frage vor. Sie stammen aus der größten Langzeitstudie in Deutschland. Ich erfahre dort: Gesund zu sein ist eng mit Zufriedenheit und Lebensglück verknüpft. Das erkläre ich gleich genauer, denn wir haben damit einen wichtigen Grund, warum wir unsere Gesundheit so wichtig nehmen sollten.
Vorweg aber: Geht es um Glück oder um Zufriedenheit? Genau genommen um beides, zumindest, wenn wir die kurzfristige Glücksaufwallung beiseitelassen, wie mir Martin Schröder bei unserem Treffen erzählt. Ein kurzfristiges Glücksgefühl kann man vernachlässigen, denn es hängt von Emotionen ab und schwankt deshalb unvorhersehbar in beide Richtungen: mal in ein euphorisches Glückshoch, dann wieder in ein trübsinniges Unglück. Das pendelt sich schließlich wieder in der Mitte des persönlichen Glücksniveaus ein, dem durchschnittlichen Glück einer Person. Solange wir dabei weiter zufrieden sind, kann man diese Ausschläge wie gesagt weitgehend vernachlässigen. Zufriedenheit ist ein besserer Maßstab, um langfristiges Lebensglück zu beschreiben: Wir sind zufrieden, wenn unser Leben unseren Vorstellungen und Wünschen entspricht. Wer in seinem Leben insgesamt zufrieden ist, der oder die ist im Durchschnitt auch glücklich. Wenn wir also Glück als langfristiges Lebensglück verstehen, dann treffen sich die beiden Begriffe.
Herauszufinden, was nicht nur subjektiv, sondern tatsächlich zu Zufriedenheit und langfristigem Glück beiträgt, ist gar nicht so einfach. Das sozio-oekonomische Panel vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, kurz SOEP genannt, leistet dies, indem es Zehntausende Menschen jahrzehntelang in den verschiedensten Lebenslagen immer wieder neu innerhalb einer repräsentativen Studie befragt.38 Repräsentativ bedeutet, dass alle gesellschaftlichen Gruppen so in der Studie berücksichtigt wurden, wie es der Bevölkerungsverteilung entspricht. Es ist eine der größten und am längsten laufenden Panelstudien weltweit. Eine Panelbefragung bezieht sich in Abständen immer wieder auf dieselbe Stichprobe, sodass Längsschnittdaten gesammelt werden. Aufgrund ihrer Datenmenge ist es weltweit auch die beste Befragung für die Berechnung, wann Menschen zufrieden sind. Für diese Langzeitstudie beantworten seit 1984 knapp 85000 Deutsche Jahr um Jahr Hunderte Fragen zu ihrem Leben. Zum Schluss kommt dann die abschließende Frage, die für die Zufriedenheitsforschung so wichtig ist: »Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem, mit Ihrem Leben?« Die Befragten antworten auf einer Skala von »0 – ganz und gar unzufrieden« bis »10 – ganz und gar zufrieden«. Insgesamt wurde die Frage mehr als 600000-mal gestellt.
Martin Schröder hat diese Datenmasse ausgewertet. Er multipliziert für eine verständliche Darstellung alle Werte der Skala von 0 bis 10 mit 10, sodass eine Skala von 0 bis 100 entsteht. 100 ist dann die maximal erreichbare Zufriedenheit. Die Daten zeigen, dass die Deutschen insgesamt ziemlich zufrieden sind: Über die Hälfte schätzt sich auf der Zufriedenheitsskala bei 80, 90 oder sogar 100 von 100 möglichen Punkten mit ihrer Lebenszufriedenheit ein, lediglich 15 Prozent liegen zwischen 0 und 5 Punkten. Diese hohe Zufriedenheit hat auch während der Corona-Pandemie nur um wenige Punkte abgenommen, so erzählt mir Martin Schröder in unserem Gespräch.39 Er vermutet, dass nach der Pandemie das Zufriedenheitsniveau bald wieder wie vorher sein wird, denn wir Menschen gewöhnen uns an fast alles und kehren meist bald zu unserem ursprünglichen Niveau zurück.
Ich will wissen, wie Gesundheit und Sozialkontakte mit Zufriedenheit zusammenhängen. Und da gibt es ein beeindruckendes Ergebnis seiner gesamten Auswertungen: Bei den Deutschen ist der stärkste und eindeutigste Einflussfaktor auf Lebenszufriedenheit und langfristiges Lebensglück … gute Gesundheit! Nichts trägt mehr zur Zufriedenheit bei, als sich gesund zu fühlen. Wenn man sich die Zufriedenheitsforschung genauer ansieht, erkennt man die Dimension dieser Aussage. Schließlich gibt es viele andere Faktoren, die sich auf unsere Zufriedenheit auswirken, etwa Arbeit, Geld, Freizeit, Wohnen und Lebenssinn.
Doch alle diese Faktoren fallen weit ab hinter dem wichtigsten: Gesundheit. Wer sich schon immer ungesund eingeschätzt hat, ist 42 Punkte unzufriedener als jemand, der seine Gesundheit schon immer sehr gut einschätzte. Auch eine einzelne Person kann man zu verschiedenen Zeitpunkten miteinander vergleichen: Sie ist bei negativer Gesundheitseinschätzung 24 Punkte unzufriedener als zu der Zeit, zu der sie sich sehr gesund fühlt. 42 Punkte bedeuten, dass jemand 42 Prozent unzufriedener ist als eine Person, die sich schon immer gesund eingeschätzt hat. Dieses Ergebnis spricht sehr dafür, Gesundheit möglichst wichtig zu nehmen, wenn Menschen dadurch so extrem viel zufriedener sind. Und wir kennen die wichtigsten, nämlich die sozialen Faktoren, mit denen wir konkret etwas für unsere Gesundheit tun können.
Noch etwas hat mich an der Zufriedenheitsstudie sehr beeindruckt. Auch im Alter ist Gesundheit der Zufriedenheitsfaktor. Denn ohne Gesundheit gilt hier: je älter, desto unzufriedener. Im Alter ist Gesundheit das Einzige, was den ansonsten rapiden Abfall der Zufriedenheitswerte ab ungefähr dem 18. Lebensjahr aufhält. Ab Mitte 40 sind es schon minus 4 Zufriedenheitspunkte, und so geht es weiter abwärts mit der Zufriedenheit, je älter man wird.40 Wenn wir es jedoch schaffen, uns weiterhin gesund zu fühlen, bleiben wir beim Altern weitgehend frei vom Zufriedenheitsabfall.
»Merkwürdig«, sage ich zu Martin in unserem Gespräch. »Ich habe gelernt, Menschen seien im Alter zufriedener als in jüngeren Jahren.«
Er lächelt. »Das ist überholt. Diese Info beruht auf fehlerhaften Berechnungen: Früher verglich man verschieden alte Menschen zum gleichen Zeitpunkt, also zum Beispiel 80- mit 40-Jährigen, und du weißt sicher, warum die Generationen sehr unterschiedlich antworten.«
Ich denke an meine Eltern. Die Generation der 80-Jährigen hat erfahren, was ein unglückliches Leben bedeuten kann. Ich bin mit den Geschichten meiner Mutter aus der Kriegszeit aufgewachsen. Sie wurde während des Krieges als kleines Mädchen verschickt und lebte lange getrennt von ihren Eltern und Geschwistern. Auch mein Vater erlebte mitten in Berlin Bombenangriffe, Hunger und Gewalt – da relativiert man alles Mögliche, was später geschieht, und schätzt sich daran gemessen heute zufriedener ein als Jüngere, die...
Erscheint lt. Verlag | 2.11.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | als Single glücklich sein • beste Freunde • Beziehungsbuch • Beziehungsratgeber • Einsamkeit • geschenk freundschaft • gesunde Paarbeziehung • gesundheitliche Wirkung von Beziehungen • Gesund leben • glücklicher sein • glücklicher Single • heilende Beziehungen • Hilfsbereitschaft • Kooperieren • Langes Leben • lang und gesund leben • Partnerschaftsbuch • Soziale Beziehungen • Soziale Kontakte • Sozialkontakte • tiefgehende Beziehung |
ISBN-10 | 3-426-46271-0 / 3426462710 |
ISBN-13 | 978-3-426-46271-3 / 9783426462713 |
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