Kirchenrebellen (eBook)

Wir bringen Leben in die Bude
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
192 Seiten
bene! eBook (Verlag)
978-3-96340-195-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kirchenrebellen -  Christopher Schlicht,  Maximilian Bode
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Wie müsste sie aussehen - eine Kirche, in der sich möglichst viele Menschen wirklich wohlfühlen? Christopher Schlicht und Maximilian Bode, zwei junge Pastoren, probieren es einfach. Als Pastor nicht zu heilig daherzukommen, das ist beiden wichtig. Deshalb tragen Pastor Max und Pastor Chris im Gottesdienst keinen Talar, sondern Jeansjacke oder Flanellhemd. Nur am Kollar, dem Priesterkragen, sind sie während des Gottesdienstes zu erkennen. Und wer nicht persönlich dabei sein kann, der hat die Möglichkeit, einfach den Livestream einzuschalten. Die beiden predigen nicht von der Kanzel herab, weil sie den Menschen nahe sein wollen, die sie in ihre sogenannte #Zuhausekirche einladen. Sie sagen jeder und jedem: »In unserer Kirche bist du willkommen, egal, wer du bist und was du machst. Sei einfach nur du selbst, das genügt.« Während die Evangelische Kirche in Deutschland seit Jahren an einem Zukunfts-Konzept arbeitet, um aus der Defensive zu kommen, sind die beiden längst mittendrin und schieben mit viel Spaß verrückte Projekte an. »Wir setzen einfach das um, was wir uns selbst von der Kirche wünschen. Und das funktioniert richtig gut!« Christopher Schlicht & Maximilian Bode

Christopher Schlicht, 1988, wuchs auf in Nienburg, Lüneburg, Clausthal und Loccum als Sohn eines Pastoren auf. Er studierte evangelische Theologie in Göttingen. Seit Sommer 2020 arbeitet er zusammen mit Maximilian Bode im ersten Teampfarramt der Hannoverschen Landeskirche. Als Pastor ist er tätig in einem sozialen Brennpunkt Bremerhavens und auf Instagram als @wynschkind. Chris gehört zum Evangelischen Contentnetzwerk www.yeet.de.

Christopher Schlicht, 1988, wuchs auf in Nienburg, Lüneburg, Clausthal und Loccum als Sohn eines Pastoren auf. Er studierte evangelische Theologie in Göttingen. Seit Sommer 2020 arbeitet er zusammen mit Maximilian Bode im ersten Teampfarramt der Hannoverschen Landeskirche. Als Pastor ist er tätig in einem sozialen Brennpunkt Bremerhavens und auf Instagram als @wynschkind. Chris gehört zum Evangelischen Contentnetzwerk www.yeet.de. Maximilian Bode, 1991, wuchs in einem Lehrer:innenhaushalt auf, hat ev. Theologie und Philosophie in Marburg und Göttingen studiert. Sein Vikariat verbrachte er in der Kulturkirche Martin Luther in Emden. Jetzt bekleidet er mit Christopher Schlicht das erste Teampfarramt in der Landeskirche Hannovers in der Emmaus-Gemeinde in Bremerhaven. Auf Instagram ist er unter @pynk_pstr_ploem unterwegs. Max gehört zum Evangelischen Contentnetzwerk www.yeet.de.

1. Volle Pulle Pastor


Chris & Max // Pastor zu werden ist unspektakulär. Zuerst kommen ein langes Studium und gut zwei Jahre praktische Ausbildung. Die Kirche hat sich dafür den Namen »Vikariat« ausgedacht. Wenn das alles geschafft ist, dann kommt der große Augenblick: Du darfst deine erste Stelle antreten. Und sobald du eine Gemeinde hast, bist du Pastor. Die Vergabe haben wir uns als großen Festakt vorgestellt. Wie das Staffelfinale einer lieb gewonnenen Serie. Oder zumindest so wie bei »Der Preis ist heiß.« Spannungsvolle Musik ertönt. Eine epische Stimme aus dem Lautsprecher verkündet: »Und ihre erste Stelle ist … Kunstpause … die Emmaus-Kirchengemeinde in Bremerhaven.« Gleichzeitig öffnet sich unter Nebelzischen eine Schiebewand, und dahinter ist ein Foto der Gemeinde zu sehen. Alle applaudieren, Freudentränen fließen. Ein ganz großes Spektakel.

Aber so läuft das nicht. In unserem Fall ist es ein einfaches Telefonat, in dem wir erfahren, welche Gemeinde wir zukünftig begleiten dürfen. Damit für uns der besondere Moment deutlich wird, haben wir die Nacht vorher gefeiert. In Chris’ gemütlich eingerichteter Kellerwohnung, in der er während des Vikariats wohnt. Max bezeichnet die Bude liebevoll als »Hobbit-Höhle«. Am Morgen nach der Party vergehen die Stunden wie im Flug. Um zwölf Uhr soll der Anruf erfolgen. Tut er aber nicht. Von da an kriecht die Zeit dahin. Wir tun alles, um uns abzulenken, gehen sogar spazieren. Und als wir gerade überlegen, ob wir jetzt den Kniffel-Block rausholen, klingelt endlich das Telefon. Der lang erhoffte Anruf. Leider funktioniert natürlich genau bei diesem entscheidenden Anruf die Technik nicht. Immer wenn wir das Handy auf Lautsprecher stellen, kann uns der Anrufer nicht mehr hören. Wir können also nicht wirklich zusammen mit dem Personalreferenten sprechen. Stattdessen müssen wir, wie in den Neunzigerjahren, bevor die praktischen Freisprecheinrichtungen erfunden wurden, gemeinsam über dem Handy hängen. Während der Personalreferent verkündet, wo unsere erste Stelle sein wird, reiben wir unsere Köpfe aneinander, um beide seine Stimme aus der Sprechmuschel hören zu können. Und dann fällt der für uns so entscheidende Satz: »Joa, es wird Bremerhaven, passt doch ganz gut, oder?« Ganz unspektakulär und fast schon nebenbei am Telefon.

Wir sind beide eher die Stadttypen und haben darauf gehofft, dass unsere erste Gemeinde in einer großen Stadt sein wird. Damit die Frustration nicht so groß ist, wenn es doch Pusemuckel wird, haben wir es nicht gewagt, uns die Stelle genauer auszumalen. Nun ist unsere Hoffnung erfüllt.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen Hoffen und Wissen. Zu wissen, dass wir ab jetzt in Bremerhaven arbeiten können, freut uns unendlich. Nach all den Wochen des Hoffens können wir endlich jubeln. Und zum Glück sind wir zu zweit. So kann immer einer von uns die Beherrschung bewahren und so professionell wie möglich weitertelefonieren, während der andere abshaken und feiern kann. Gut, dass wir kein Videotelefonat vereinbart haben. Trotz all unserer Fragen dauert das Gespräch nur eine halbe Stunde. Für den Personalreferenten ist es nur eines von vielen, die er an diesem Tag führt. Für uns ist es das Gespräch. Jetzt werden die Weichen für die nächsten Jahre gestellt. Wir kommen nach Bremerhaven, in die Emmaus-Kirchengemeinde! Fast hätten wir vergessen zu erfragen, welche Gemeinde es eigentlich sein wird – einfach, weil wir so froh sind, in einer Stadt arbeiten zu können. Die meisten Städte haben ja bekanntermaßen mehr als nur eine Kirchengemeinde. Und Bremerhaven bildet da keine Ausnahme. Doch zum Glück sind wir beim Telefonat zu zweit. Und können so sicherstellen, dass wir alle wichtigen Fragen loswerden. Die Alternative wäre auch hart peinlich: Den Personalreferenten nochmals anzurufen und zu sagen: »Entschuldigung, wir haben ganz vergessen zu fragen, wie unsere Gemeinde eigentlich heißt.«

Nach dem Telefonat können wir uns endlich in die Arme fallen. Auch wenn unsere Köpfe schon die ganze Zeit gekuschelt haben, ist jetzt eine richtige Umarmung notwendig. Und eigentlich auch eine Flasche Sekt. Oder irgendetwas anderes zum Anstoßen.

Letztlich entscheiden wir uns für eine Fritz-Kola. Denn wir wollen uns die Gemeinde sofort angucken und nicht nur davon hören. Deshalb setzen wir uns direkt mit der Limo ins Auto und fahren los. This is the beginning of the rest of our lives, singt RuPaul. Chris hat ausgesucht. Und er hätte keinen besseren Titel für den Moment auswählen können. Die Hymne für unseren Jobbeginn ist gefunden. Max macht noch einen Zwischenstopp bei einem allseits bekannten Restaurant mit schnellen Burgern. Die Fahrt von Hildesheim nach Bremerhaven dauert gut zwei Stunden. Aber schon nach der Hälfte taucht das erste Highlight für Chris auf. Und damit ist nicht der Burgerladen gemeint, sondern ein blaues Straßenschild. Besagtes Schild steht am Rand der A27 und verkündet, dass noch 127 Kilometer bis nach Bremerhaven zu fahren sind. Bei Chris stellen sich Glücksgefühle ein, als er auf einer Autobahn den Namen seiner zukünftigen Heimatstadt ausgeschildert sieht. Nicht, weil er noch nie in einer Stadt gelebt hat. Sondern, weil er die vergangenen Jahre in einer Kleinstadt verbracht hat, die zu weit von einer Autobahn entfernt ist, um dort ausgeschildert zu werden. Chris wird klar, dass sich unser nächster Lebensabschnitt in so etwas wie einer Großstadt abspielen wird. Mit eigenem Autobahnzubringer und so. Ich bin Wellenreiter, ich will das Meer sehen, will in die Freiheit gehen, singt die Band »Massendefekt«. Max hat ausgesucht.

Eine Stunde später erreichen wir Bremerhaven. Nach der Autobahnabfahrt geht es kurz durch ein Industriegebiet. Danach an ein paar kleinen Einfamilien- und Reihenhäusern vorbei – und dann sind wir da: »Die Wohnriegel«, so nennen wir spontan die architektonischen Gebilde, an denen wir vorbeifahren. Ein Hochhaus und drum herum ein Wohnblock am anderen. Alles grau, alles gleich. Wir fühlen uns ganz klein, umgeben von den großen Blöcken. Und natürlich setzt das Wetter zu der Trostlosigkeit, die wir plötzlich empfinden, noch einen obendrauf. Es nieselt. Dieses Wetter ist, wie wir später erfahren, typisch für Bremerhaven. So sehr, dass die Einheimischen einen eigenen Begriff dafür haben: Bremerhavener Sonnenschein.

Zwischen den ganzen Wohnriegeln taucht plötzlich ein Kirchturm auf. Kein Backsteinturm, wie Max ihn an der Küste erwartet hat, sondern ein moderner Turm aus gebürstetem Stahl. Der ist natürlich auch grau, macht aber trotzdem was her, für Leute, die auf Türme stehen. Damit haben wir unser Ziel vor Augen und wissen: Das Ding gehört uns.

Keiner von uns beiden sagt ein Wort. You’re gonna go far, kid, singen »The Offspring«. Chris hat ausgesucht.

Wir parken in sicherer Entfernung zur Kirche, genau wie Privatdetektive bei einer Beschattung. Dann schlendern wir an der Kirche vorbei. Aber nicht mit Trenchcoat und Zeitung, wie wir es oft in Filmen gesehen haben, sondern in unseren Alltagsklamotten. Unser Ziel ist das einzige Einfamilienhaus im Viertel: das Pfarrhaus.

Während Chris höflich distanziert auf dem Gehweg stehen bleibt, geht Max sofort auf Schnupperkurs. Wie ein fröhlicher kleiner Hundewelpe stürmt er los und drückt seine Nase an die Tür des Pfarrhauses, um einen Blick hineinzuwerfen. Das bringt leider gar nichts, weil die Tür Milchglasscheiben hat. Chris ist das Verhalten von Max ein bisschen peinlich.

Max denkt: »Das ist jetzt ja unsere Gemeinde.« Und dementsprechend benimmt er sich. Zum Glück nicht komplett wie ein Hundewelpe – auf die typische Reviermarkierung verzichtet er. Trotzdem wird sein auffälliges Verhalten sofort bemerkt. Ein Fenster des Nachbarhauses öffnet sich, eine Dame beugt sich vor und ruft: »Entschuldigung Sie bitte, was machen Sie da?«

Eigentlich lautete unser Plan: nur mal locker alles angucken, durch die Gemeinde wandern und erste Eindrücke sammeln. Ein Geheimagent ist an Max allerdings nicht verloren gegangen. Er fällt einfach immer auf. Und so bleibt von unserem ursprünglichen Plan nicht viel übrig. Jetzt müssen wir uns erklären. Keine drei Stunden nachdem wir selbst davon erfahren haben, sagen wir das erste Mal den Satz: »Wir sind hier die neuen Pastoren.«

Auch unseren ersten Auftritt haben wir uns ganz anders vorgestellt. Ein Begrüßungskomitee mit strahlenden Gesichtern hätte uns in Empfang nehmen können – eine jubelnde Menge, voller Vorfreude auf ihre neuen Pastoren. Und wir gehen lächelnd auf die Menschen zu, stellen uns ihnen dann mit offenen Armen vor …

Stattdessen stehen wir ertappt und durchnässt vom Regen auf der Straße, unterhalten uns schreiend mit der Frau im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses. Die Fensterruferin stellt sich übrigens als Frau unseres Küsters heraus. Ein Küster, das ist so was wie ein »Hausmeister plus« in der Gemeinde. »Plus«, weil ein Küster deutlich mehr Aufgaben hat als ein Hausmeister. Und er ist zugleich die gute Seele der Kirche. Darum kommt der Mann auch direkt runter auf die Straße und macht mit uns eine kleine Führung durch die Gemeinde. Er zeigt uns die Kirche, das Pfarrhaus und die Räume im Gemeindehaus. Wirklich jeden einzelnen Raum, inklusive erstaunlich vieler Abstellräume. Währenddessen erzählt uns Detlef – wir sind inzwischen schon per Du – auch, was sonst so in der Gemeinde los ist. Und da sind wir ganz Ohr. Denn durch seine Geschichten kommt plötzlich Farbe in das ganze Grau. Die Wohnriegel füllen sich mit Leben. Hinter den immer gleichen Fassaden sehen wir jetzt Menschen mit unterschiedlichen Namen und verschiedenen...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Aufbruch in der Kirche • Christentum • Christliche Bücher • christliche Bücher für junge Erwachsene • christliche Geschenke • Christliche Geschenkideen • Christopher Schlicht • Emmaus Gemeinde Bremerhaven • Erfahrungen und wahre Geschichten • Erfahrungsberichte • Erneuerungsprozess • Evangelische Kirche • Geschenk Firmung • Geschenk Taufe Erwachsene • Glaube • Glaube modern • Glauben im Alltag • Gottesdienst anders • Hoffende • Humor • Jugendliche • Junge Erwachsene • Kirche Buch • Kirche für alle • Kirche Jugend • Kirche modern • Kirchenrebellen • Kirche wohin • Kirche Zukunft • Kopp hoch • Machen statt labern • Maximilian Bode • moderne Kirche • moderner Gottesdienst • Nächstenliebe • Neustart Kirche • Pastor Chris • Pastorenduo • Pastoren und Skater • Pastor Max • Reformen jetzt • Religion und Gesellschaft • skatende Pastoren • skatender Pastor • Skater • Technokirche • Zuhausekirche
ISBN-10 3-96340-195-8 / 3963401958
ISBN-13 978-3-96340-195-4 / 9783963401954
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