Psychologie (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 3. Auflage
482 Seiten
UTB GmbH (Verlag)
978-3-8463-5540-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Psychologie -  Rainer Maderthaner
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Das Grundlagenwerk zur Psychologie - neu überarbeitet! Der Band soll in der 3., überarbeiteten Auflage den kleinsten gemeinsamen Nenner an psychologischem Grundwissen aufzeigen. Die einzelnen Kapitel verschaffen Einblicke in das Wissenschaftsverständnis und die Methoden der Psychologie sowie in wichtige Bereiche der psychologischen Forschung (Gehirnfunktionen, Bewusstsein, Wahrnehmung, Lernen, Denken etc.), ergänzt um praktische Anwendungsbeispiele.

UniProf. i. R. Dr. Rainer Maderthaner lehrt an der Universität Wien und an der Fachhochschule Wiener Neustadt.

1 Einleitung13
1.1Trivialpsychologie und Psychologie als Wissenschaft 13
1.2Seelenvorstellungen und Religion 16
1.3 Philosophie als Vorläuferin der Psychologie 20
1.4 Die Entwicklung der akademischen Psychologie 22
2 Definition, Ziele und Positionen der Psychologie29
2.1 Definitionen von Psychologie 29
2.2 Allgemeine Zielsetzungen wissenschaftlicher Psychologie 31
2.3 Kontroversielle Grundannahmen der Psychologie 39
2.4 Gegenwärtige Forschungsorientierungen der Psychologie 50
3 Forschungsmethodik der Psychologie – Grundbegriffe der psychologischen Methodenlehre und Statistik55
3.1 Wissenschaftlichkeit 56
3.2 Von der Empirie zur Theorie 56
3.3 Fälle und Variablen 59
3.4 Kausalität und Wahrscheinlichkeit 63
3.5 Relationen und Funktionen 68
3.6 Beschreibende und hypothesenprüfende Statistik 70
3.7 Forschungsmethoden der Psychologie 81
3.8 Forschungsablauf 96
4 Psyche und Bewusstsein103
4.1 Menschliche Informationsverarbeitung 103
4.2 Bewusstseinszustände 108
4.3 Besondere Aspekte des Bewusstseins 124
5 Wahrnehmung und Interpretation131
5.1 Psychophysik 132
5.2 Biologische Grundlagen visueller Wahrnehmung 135
5.3 Raumwahrnehmung 139
5.4 Objektwahrnehmung 140
5.5 Gesichtswahrnehmung 146
5.6 Bewegungswahrnehmung 150
5.7 Farbwahrnehmung 153
5.8 Akustische Wahrnehmung 154
5.9 Andere Sinne 159
6 Lernen und Anpassung167
6.1 Umwelt und Verhalten 168
6.2 Aktivierung und Lernen 170
6.3 Speicherstrukturen des Gehirns 175
6.4 Neuronale Netzwerkmodelle 180
6.5 Habituation 184
6.6 Prägungsartiges Lernen 185
6.7 Klassische Konditionierung – Signallernen 186
6.8 Instrumentelles Konditionieren – Erfolgslernen 190
6.9 Fertigkeiten – Motorisches Lernen 195
6.10 Kognitives Lernen – Kategorien, Begriffe und Schemata 197
6.11 Imitationslernen – Beobachtungslernen – Modelllernen 200
7 Gedächtnis und Wissen207
7.1 Einprägen und Vergessen208
7.2 Kurzzeitspeicherung 216
7.3 Langzeitspeicherung 221
7.4 Komponenten des Langzeitgedächtnisses 224
7.5 Stadien der Gedächtnisbildung 227
7.6 Gedächtnisregeln 241
7.7 Die PQ4R-Methode 243
8 Problemlösen – Denken – Intelligenz247
8.1 Definition von Problemen 248
8.2 Problemkategorisierung und Problemräume 250
8.3 Förderliche und hinderliche Einflüsse auf das Problemlösen 255
8.4 Denken und Schlussfolgern 263
8.5 Entscheidungsfindung und Urteilsbildung 269
8.6 Intelligenz – Geistige Leistungsfähigkeit 279
9 Emotion – Motivation295
9.1 Affekte – Gefühle – Stimmungen 295
9.2 Funktionen von Emotionen 298
9.3 Emotionstheorien 300
9.4 Phasen und Komponenten von Emotionen 303
9.5 Klassifikation von Emotionen 308
9.6 Motivation – Bedürfnisse – Motive 311
9.7 Hunger 314
9.8 Aggression und Dominanz 317
9.9 Leistungs- und Arbeitsmotivation 322
10 Soziale Prozesse331
10.1 Soziale Wahrnehmung 332
10.2 Einstellungen 337
10.3 Einstellungsänderung und sozialer Einfluss 341
10.4 Autorität und Gehorsam 348
10.5 Soziale Beziehungen 351
10.6 Kommunikation 359
10.7 Gruppenprozesse 364
11 Sexualität375
11.1 Sexualverhalten 376
11.2 Sexuelle Orientierung 381
11.3 Sexualität und Internet 382
11.4 Sexualität und Aggression 385
12 Gesundheit – Krankheit391
12.1 Wohlbefinden und Lebensqualität 391
12.2 Gesundheit 394
12.3 Krankheit und Mortalität 396
12.4 Psychische Störungen 400
12.5 Stress 411
12.6 Stressbewältigung (Coping) 415
12.7 Bindungsstil 420
12.8 Psychologische Intervention – Psychotherapie 424
13 Anhang435
Abbildungsnachweis 435
Literaturverzeichnis 439
Register474

Definition, Ziele und Positionen der Psychologie | 2

Inhalt

Definitionen von Psychologie | 2.1

Das Wort Psychologie bedeutet, wie erwähnt, „Seelenkunde“ oder „Seelenlehre“ (griech. „psyche“: Hauch, Leben, Seele; griech. „logos“: Wort, Begriff). Die Auffassungen darüber, was unter Seele verstanden wird, unterscheiden sich jedoch ziemlich. Nachfolgend sollen einige innerhalb des Wissenschaftsfaches Psychologie verbreitete Definitionen und Umschreibungen für „Psychologie“ präsentiert werden.

„Die Psychologie ist eine empirische Wissenschaft. [...] Ihr Gegenstand ist das (zumeist menschliche) Erleben und Verhalten, ihr Ziel ist es, allgemeingültige Aussagen über diesen Gegenstand zu machen – ihn zu beschreiben, beobachtbare Regelmäßigkeiten und Zusammenhänge aufzudecken, diese zu erklären, und womöglich Vorhersagen zu machen“ (Hofstätter & Wendt, 1974, 1). In ähnlicher Weise versteht Traxel (1974, 15) die Psychologie als Erfahrungswissenschaft, die als ein „System methodisch gewonnener Aussagen über einen bestimmten Gegenstand“ zu definieren ist.

Merksatz

Psychologie untersucht die Zustände und Veränderungen des Verhaltens, des Erlebens und des Bewusstseins.

Als zentral für die Definition von Psychologie wird oft die Angabe des Forschungsgegenstands angesehen, mit dem sich das Fach zu beschäftigen hat. Bourne und Ekstrand (1992, 2) formulieren: „Die Psychologie ist die wissenschaftliche Erforschung von Verhalten.“ Bei dieser breiten Definition könnte das Missverständnis entstehen, es sei nur das „äußere“ (beobachtbare) Verhalten gemeint. In Rohrachers international viel beachtetem Werk „Einführung in die Psychologie“ gelten dagegen die bewussten Prozesse mit ihren Auslösern und Effekten als Hauptcharakteristikum des Forschungsfelds der Psychologie: „Psychologie ist die Wissenschaft, welche die bewußten Vorgänge und Zustände sowie ihre Ursachen und Wirkungen untersucht“ (Rohracher, 1965, 7). Hier werden die zahlreichen unbewussten, automatisch ablaufenden psychischen Vorgänge noch vernachlässigt, zumindest aber ergibt sich eine Abgrenzung zu anderen Humanwissenschaften.

Zimbardo und Gerrig (1999, 2) definieren: „Gegenstand der Psychologie sind Verhalten, Erleben und Bewusstsein des Menschen, deren Entwicklung über die Lebensspanne und deren innere (im Individuum angesiedelte) und äußere (in der Umwelt lokalisierte) Bedingungen und Ursachen.“ Diese Definition ist bereits spezifischer. Die Bedeutung „innerer“ (introspektiver) Prozesse für die psychologische Forschung – der europäischen Tradition entsprechend – wird ebenso angesprochen wie der Aspekt des „Interaktionismus“ mit Einflüssen seitens der Umwelt.

Regulation ist eine Steuerung, welche die Stabilität eines dynamischen Systems aufrechterhält.

Mandler (1979, 32) dagegen formuliert: Psyche ist ein komplexes, einem Individuum zugeschriebenes Informationsverarbeitungssystem, „das Input verarbeitet (einschließlich dem Input aus seinen eigenen Handlungen und Erfahrungen) und Output an die verschiedenen Subsysteme und die Außenwelt abgibt.“ In dieser Umschreibung des Forschungsfeldes der Psychologie wird Mandler sowohl den unbewussten als auch den bewussten Prozessen gerecht, indem er die Psyche als komplexes Regulationssystem definiert, innerhalb dessen dem Bewusstsein nur eine „Lupenfunktion“ zukommt (s. unten).

Merksatz

Psychologie ist eine Erfahrungswissenschaft, die in möglichst erschöpfender Breite und mit möglichst großer Realitätsnähe die Psyche bzw. ihre „Produkte“ erforscht, nämlich das Verhalten, Erleben und Bewusstsein von Lebewesen.

Interdisziplinarität ist die Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftsdisziplinen zur Lösung eines Problems. Transdisziplinarität erfordert den Einbezug von Praktikerinnen und Praktikern in den wissenschaftlichen Diskurs.

Dörner und Selg (1996, 20) definieren im Sinne der Kybernetik: Psychologie ist die „Wissenschaft von den offenen oder variablen Regulationen“ (Bischof, 2016). Als „offen“ werden Regulationen dann bezeichnet, wenn sie „nicht genau durch genetische Vorprogrammierungen“ festgelegt sind (Dörner & Selg, 1996, 20). Gemeint sind kybernetische Regelsysteme, die sich plastisch entwickeln können (z.B. Lern- und Denkvorgänge) und nicht genetisch fixiert sind (z.B. Reflexe oder Erbkoordinationen). Dass die Unterscheidung zwischen variablen und stabilen Regulationen auf empirischer Basis – zumindest bis heute – noch äußerst schwerfällt, erschwert allerdings die Anwendung dieser Definition.

Dörner und Selg (1996, 24) formulieren weiter: „Gegenstand der Psychologie kann alles werden, was erlebbar ist und / oder sich im Verhalten äußert [...]“. Übereinstimmend mit einigen vorigen Definitionen werden hier introspektives Erleben und beobachtbares Verhalten als gleichwertige Datenquellen der Psychologie verstanden. Vorteilhaft an dieser breiten, aber pragmatischen Definition erscheint außerdem ihre Orientierung in Richtung Interdisziplinarität - und Transdisziplinarität, ohne die eine erschöpfende und realitätsnahe Erklärung psychischer Phänomene kaum möglich ist.

Allgemeine Zielsetzungen wissenschaftlicher Psychologie | 2.2

In verbreiteten Einführungswerken der Psychologie (vgl. etwa Bourne & Ekstrand, 2005; Gerrig & Zimbardo, 2008; Ulich, 2000) finden sich – gut vergleichbar mit anderen empirischen Sozial- und Humanwissenschaften (wie etwa der Soziologie, der Ökonomie oder der Medizin) – vier Hauptziele für die Wissenschaftsdisziplin Psychologie:

Box 2.1 | Häufige Artefakte bei Befragungen

ŸŸ• Unklarheiten in der Formulierung von Fragen (z.B. Mehrdeutigkeit, zu komplizierte Sätze)

ŸŸ• Fehlinterpretationen von Anweisungen („Instruktionen“)

ŸŸ• Sequenzeffekte (Ermüdung, „Trainingseffekte“)

ŸŸ• Hawthorne-Effekt (sich beobachtet oder analysiert zu fühlen, erhöht zumeist die Leistungsbereitschaft)

ŸŸ• Mangelnde Bereitschaft zur Selbstenthüllung (bei privaten Inhalten)

ŸŸ• Motive zur Selbstdarstellung, Effekt der sozialen Erwünschtheit (bei Interviewpartnerinnen und -partnern einer Befragung einen bestimmten Eindruck zu hinterlassen, sich nicht zu blamieren etc.)

ŸŸ• Befürchtung negativer Konsequenzen (Zweifel an anonymer Verarbeitung der Daten)

ŸŸ• Sponsorship-Bias (Vermutungen über die Absichten der Auftraggeberinnen und -geber von Befragungen)

ŸŸ• Kontext-Effekte (z.B. Einfluss von Stimmungen)

ŸŸ• Urteilsheuristiken (pragmatische, zeitsparende und oft unlogische Art der Schlussfolgerungen)

ŸŸ• Anwesenheitseffekte (Beeinflussung des Antwortverhaltens durch anwesende Personen)

In Anlehnung an Bortz & Döring (1995)

2.2.1 | Beschreiben

Merksatz

Die Beschreibung von Forschungsphänomenen in der Psychologie (Datenerhebung) geschieht hauptsächlich über Selbst- und Fremdbeobachtung, Befragung, Messung, Experiment, Test, Textanalyse, Inhaltsanalyse, Skalierung, Simulation oder Fallstudien, wobei einer verfälschungsfreien Erfassung der Daten besondere Beachtung geschenkt wird (Gütekriterien).

Darunter versteht man das (möglichst) präzise, systematische und theoriegeleitete Erfassen von Informationen (Daten) über die zu untersuchenden psychischen Phänomene. Häufig verwendete Erhebungsverfahren sind Selbst- und Fremdbeobachtungen, Befragungen (Interviews), Experimente, Tests, nichtreaktive Verfahren (z.B. Archive, Abnützungsgrad von Böden oder Gebrauchsgegenständen), Textanalysen (z.B. Tagebücher), Inhaltsanalysen (Häufigkeit und Bedeutung verwendeter Begriffe), Skalierungen (Semantisches Differential bzw. Polaritätsprofil), Simulationen (z.B. Computermodelle, Szenarien), hirnelektrische Ableitungen (z.B. EEG), Messungen (z.B. Reaktionszeiten) oder Labordaten (z.B....

Erscheint lt. Verlag 27.9.2021
Reihe/Serie utb basics
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Allgemeine Psychologie • Aufnahmeverfahren Bachelor Psychologie • Basics • Bewusstsein • Bindung • Denken • Emotion • Farbwahrnehmung • Forschungsmethoden Psychologie • Gedächtnis und Wissen • Gehirn • Gesundheit • Grundlagen für Aufnahmetest Psychologiestudium Österreich • Grundwissen • Gruppenprozesse • Imitationslernen • Intelligenz • Krankheit • Kurzzeitgedächtnis • Langzeitgedächtnis • Lehrbuch • Lernen • Mortalität • Motorisches Lernen • Neuronale Netzwerkmodelle • PQ4R-Methode • Psyche • psychische Intervention • Psychologie • Psychologiestudium • Psychologiestudium Einführung • Psychologische Methodenlehre • Psychologisches Grundwissen • Psychophysik • Psychotherapie • Sexualität • Stressbewältigung • Studium Psychologie • UTB • Wahrnehmung
ISBN-10 3-8463-5540-2 / 3846355402
ISBN-13 978-3-8463-5540-4 / 9783846355404
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