Advokative Volkssouveränität.

Carl Schmitts Konstruktion einer 'demokratischen' Diktaturtheorie im Kontext der Interpretation politischer Theorien der Aufklärung.

(Autor)

Buch | Softcover
575 Seiten
2003
Duncker & Humblot (Verlag)
978-3-428-11043-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Advokative Volkssouveränität. - Ulrich Thiele
119,90 inkl. MwSt
Das Hauptinteresse der Untersuchung gilt der Frage nach dem Verhältnis zwischen Carl Schmitts Interpretation der politischen Philosophie der Aufklärung, den theoretischen Grundbegriffen seiner verfassungsrechtlichen Schriften und der auf dieser Basis ermittelten Grundstruktur moderner Verfassungen.

Entscheidend ist nach Thiele, daß sich die von Schmitt behaupteten Inkonsistenzen des liberaldemokratischen Verfassungsrechts auf Begriffs- und Prinzipiendichotomien zurückführen lassen, die er dem Naturrecht des 18. Jahrhunderts unterstellt. Während er Kant als Vertreter eines vordemokratischen liberalen Rechtsstaates identifiziert, gilt ihm Rousseau als der Begründer einer totalitären Demokratietheorie, die von rechtsstaatlichen Prinzipien ganz absieht. Carl Schmitts Sieyes-Rezeption schließlich dient nicht nur dazu, die These eines dichotomen Verhältnisses zwischen typisch liberalen und typisch demokratischen Staatslehren weiter auszubauen, sondern sie hat vor allem die Funktion, im Rekurs auf das Prinzip des pouvoir constituant des Volkes eine eigene 'demokratische' Diktaturtheorie zu entwickeln, mit deren Hilfe der vermeintliche liberal-demokratische Dualismus des modernen Verfassungsrechts überwunden werden soll.

PD Dr. Ulrich Thiele, Jahrgang 1954, Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Bochum; Studium der Philosophie, Soziologie und Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg; Promotion im Fach Philosophie; 1995-2001 Lehrbe-auftragter an den Instituten für Philosophie und Politikwissenschaft der Universität Heidelberg und dem Institut für Politikwissenschaft (II) der Universität Frankfurt am Main; 2002 Habilitation in Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Philosophie am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Frankfurt am Main; seit 2003 PD für das Fach Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Philosophie; seit Juni 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der TU Darmstadt; seit Oktober 2007 akademischer Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Heidelberg.

Inhaltsübersicht: Einleitung: I. Carl Schmitts verfassungsrechtliches Werk als Desiderat der politisch-theologisch orientierten Forschung - II. Carl Schmitts Methode der Analyse des 'liberaldemokratischen' Verfassungsrechts - III. Die Notwendigkeit eines mehrstufigen Interpretationsverfahrens - IV. Die Interpretation der politischen Philosophie der Aufklärung als 'roter Faden' der Verfassungslehre - A. Carl Schmitts dichotomisierende Analyse 'liberaldemokratischer' Verfassungen: I. Die Legende vom Kantischen 'Hyperliberalismus' und ihre partielle Berechtigung - II. Carl Schmitts Pseudo-Rousseauistische Demokratietheorie - B. Carl Schmitts 'volkssouveränitätstheoretische' Verfassungslehre: Exkurs: Die Beziehung zwischen Sieyes' und Schmitts verfassungstheoretischen Schriften in der jüngeren Forschung - I. Carl Schmitts Sieyes-Interpretation: Schmitts dichotomisierende Unterscheidung zwischen Gesellschaftsvertragstheorien und der Theorie verfassunggebender Volkssouveränität - Verfassunggebung als souveräne Diktatur? - Der pouvoir constituant des Volkes - Volkssouveränität, Verfassungssouveränität und rechtsprechende Gewalt - Die verfassungsändernde Gewalt des Volkes - C. Carl Schmitts 'demokratische' Diktaturtheorie: I. Sieyes als Wegbereiter des Bonapartismus?: Die Stellung des 'Grand Electeur' in Sieyes' Verfassungsentwurf von 1799 - Die Frimaire-Verfassung des Jahres VIII - Schmitts verfassungsrechtliche Analyse des Bonapartismus - II. Der Reichspräsident als 'Hüter der Verfassung': Die Diktaturgewalt des Reichspräsidenten - Die Differenz zwischen Maßnahme und Gesetz: Eine effektive Schranke der Präsidialdiktatur? - Parlementarischer Gesetzgebungsnotstand und Diktatur des exekutiven Gesetzgebers - III. Carl Schmitts plebiszitär-demokratische Diktaturtheorie: Der Reichspräsident im Zentrum der plebiszitären Verfassungskomponente? - Schmitts Umdeutung des verfassungsrechtlichen Plebiszitbegriffs: Akklamation und öffentliche Meinung als Artikulationen des gesetz- bzw. verfassunggebenden Willens des Volkes - Die Substitution des demokratischen Repräsentationsbegriffs durch den romantischen Repräsentationsbegriff der Politischen Theologie - Der charismatische Diktator als Advokat des pouvoir constituant des Volkes - Zusammenfassung - Ausblick: Staatssouveränität - Verfassungssouveränität - Volkssouveränität. Die Aktualität der Verfassungstheorie Carl Schmitts - Bibliographie, Primär- und Sekundärliteratur, Sachverzeichnis

Erscheint lt. Verlag 1.9.2003
Reihe/Serie Beiträge zur Politischen Wissenschaft ; 128
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 157 x 233 mm
Gewicht 755 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie
Recht / Steuern Öffentliches Recht
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Systeme
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Aufklärung /Verfassungstheorie • Demokratie /Rechtsstaat • HC/Recht/Öffentliches Recht, Verwaltungsrecht, Verfassungsprozessrecht • Schmitt, Carl • Schmitt, Carl /Volkssouveränität • Verfassunggebende Gewalt /Diktatur • Volkssouveränität • Volkssouveränität /Verfassungstheorie
ISBN-10 3-428-11043-9 / 3428110439
ISBN-13 978-3-428-11043-8 / 9783428110438
Zustand Neuware
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