Traumatherapie in sieben Stufen (eBook)

Ein kognitiv-behaviorales Behandlungsmanual (SBK)
eBook Download: EPUB
2021 | 2. Auflage
192 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-76096-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Traumatherapie in sieben Stufen -  Georg Pieper,  Jürgen Bengel
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Das «Siebenstufige kognitiv-behaviorale Behandlungskonzept (SBK)» ermöglicht die Bearbeitung und Bewältigung traumatischer Erlebnisse. Das seit 2008 erfolgreich eingesetzte Behandlungsmanual für Traumafolgestörungen ermöglicht durch ein strukturiertes Vorgehen die Bearbeitung traumatischer Erlebnisse. Die 2., vollständig überarbeitete Neuauflage wurde auf die Behandlung von Patienten und Patientinnen mit Trauma-Typ-II erweitert. Ziel des Buches ist es •Psychologischen und ärztlichen Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen ein Werkzeug in die Hand zu geben, um im schwierigen Bereich der Traumatherapie erfolgreich arbeiten zu können. •die Motivation der Therapeuten und Therapeutinnen zu stärken, um einfühlsam und konfrontativ mit den Patienten und Patientinnen an der Traumabewältigung zu arbeiten. Neben der ausführlichen Beschreibung der sieben Interventionsschritte der Traumatherapie enthält das Buch mehrere anschauliche Fallbeispiele. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und die komplexe PTBS werden auf der Grundlage des neuen ICD-11 definiert. Das Buch enthält zusätzlich Therapiematerialien als Download, die die Anwendung der verschiedenen Interventionen erleichtern. Erstautor Georg Pieper ist seit 33 Jahren im Bereich der Traumatherapie tätig und hat eine Vielzahl von praktischen Erfahrungen in verschiedensten Bereichen der Psychotraumatologie gesammelt. Neben Einzeltherapien gehören dazu vor allem Großschadensereignisse (z. B. das Grubenunglück von Borken, 1988, und das ICE-Unglück von Eschede, 1998), oder Ereignisse zielgerichteter Schulgewalt (z. B. der Amoklauf von Erfurt, 2002).

|13|1  Entstehungshintergrund und wesentliche Merkmale des SBK


Das siebenstufige kognitiv-behaviorale Behandlungskonzept (SBK) basierte bei seiner Ersterscheinung im Jahr 2008 auf einer langjährigen Erfahrung in der Behandlung von Katastrophenopfern und Betroffenen von Unglücken, Übergriffen oder schweren Unfällen. Dabei wurden insbesondere die Erfahrungen bei den folgenden Ereignissen genutzt:

  • Grubenunglück von Borken 1988

  • Flugschaukatastrophe von Ramstein 1988

  • Geiselnahme im Libanon 1992

  • ICE-Unglück von Eschede 1998

  • Ermordung einer Lehrerin an einem Gymnasium in Meißen 1999

  • Amoklauf von Erfurt 2002

In der Folge des Grubenunglücks von Borken 1988 wurden in Deutschland erstmals systematisch psychologisch-psychotherapeutische Behandlungsstrategien für die Opfer entwickelt. Betroffene waren damals sowohl die Hinterbliebenen der 51 bei einer Kohlenstaubexplosion getöteten Bergleute: Witwen, Kinder, Eltern und weitere Familienangehörige, Kolleginnen und andere Betriebsangehörige sowie Einsatzkräfte (siehe Arbeitsgruppe Stolzenbachhilfe, 1992). Empirisch evaluierte Behandlungskonzepte für Patientinnen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) lagen bis Ende der 1980er-Jahre noch nicht vor. Bei der Konzeption eines Betreuungs- und Versorgungsplans für die Betroffenen des Borkener Grubenunglücks wurde auf Erkenntnisse in der Behandlung von Vietnam-Veteranen aus den USA (Keane & Kaloupek, 1982) und auf skandinavische Vorerfahrungen in der Betreuung von Betroffenen von Unfällen auf Bohrturminseln (Sund, 1985) zurückgegriffen.

|14|Nach damaligem Wissensstand war die am häufigsten verwendete Behandlungsmethode das verbale „Durcharbeiten“. Diese Methode erfolgte auf dem Hintergrund tiefenpsychologischer Erklärungsansätze der traumatischen Erlebnisse (Horowitz, 1976) und war eingebettet in eine allgemein stützende psychotherapeutische Betreuung. Ende der 1980er-Jahre waren kognitive und verhaltenstherapeutische Techniken in der Behandlung der PTBS die am besten untersuchten Behandlungsverfahren und wurden zu den Methoden der Wahl (Foa & Rothbaum, 2003).

Eine Verarbeitungsmöglichkeit der am meisten belastenden Erinnerungen stellten die verhaltenstherapeutischen Konfrontationsverfahren dar, in denen ein mehrfaches Wiedererleben des Traumas stattfindet. Durch das mehrmalige Durchleben der traumatischen Situation in sensu wird eine Habituierung und eine Abnahme der Angst erzielt, was erstmals von Foa, Rothbaum, Riggs und Mordock (1991) in einer randomisierten Therapiestudie nachgewiesen werden konnte. Die Wirksamkeit der Reizüberflutung in sensu (Keane, Fairbank, Caddel & Zimering, 1989) und in vivo (Johnson, Gilmore & Shenoy, 1982) schien sich bei der Bewältigung traumatischer Ereignisse zu entsprechen. In-vivo-Expositionsbehandlungen wurden von mir, Georg Pieper (GP), bei traumatisierten Einsatzkräften in Borken schon Ende der 1980er-Jahre zur Aufhebung des Vermeidungsverhaltens eingesetzt.

Die Expositionsbehandlungen gestalteten sich jedoch oft sehr zeitaufwändig und erforderten großen Organisationsaufwand in der Vorbereitung und Durchführung. So war es z. B. notwendig, mit den Geretteten und einigen Mitgliedern der Rettungs- bzw. Bergungstrupps des Grubenunglücks von Borken, die eine ausgeprägte, generalisierende Angst vor der Tiefe entwickelt hatten, den Aufenthalt unter Tage wieder einzuüben. Damit die Exposition ungestört vor Ort laufen konnte, mussten Vorbereitungen mit der Grubenleitung getroffen werden. Die normalen Arbeitsabläufe in der Grube mussten auf die Exposition abgestimmt werden, Sicherheitsunterweisungen der Verantwortlichen für Sicherheit mussten durchgeführt und zeitaufwändige An- und Abreisen in Kauf genommen werden. Die Vorbereitung einer solchen Expositionsbehandlung dauerte oft mehrere Tage, die Durchführung einen ganzen Tag mit 10 bis 12 Stunden Arbeitszeit.

Die In-vivo-Konfrontationen mit den Borkener Bergleuten und Grubenwehrmännern waren erfolgreich, sodass diese die Angst vor der Tiefe überwinden und wieder unter Tage arbeiten konnten. Drohende Frühverrentungen konnten so abgewendet werden. Dennoch stellten sich Anfang der 1990er-Jahre, auch durch das Aufkommen der Methode EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), Zweifel ein, ob der große Aufwand der Expositionsbehandlungen gerechtfertigt sei oder ob die gleichen Ergebnisse unter wesentlich geringerem Aufwand mit EMDR erreicht werden könnten.

|15|Ersten Therapiestudien zufolge erfüllten 84 bis 100 % der Patientinnen nach vier bis fünf Sitzungen EMDR die Kriterien einer PTBS nicht mehr (Wilson, Becker & Tinker, 1995, 1997; Marcus, Marquis & Sakai, 1997; Rothbaum, 1997; Scheck, Schaeffer & Gillette, 1998). Shapiro (1995) selbst vertrat in ihren Veröffentlichungen die Meinung, mit EMDR eine umfassende Therapie für traumatisierte Patientinnen leisten zu können. Im Gegensatz zu diesen Berichten mussten wir feststellen, dass viele Unfall- und Katastrophenopfer durch die alleinige Behandlung mit EMDR nicht in der Lage waren, ihr Vermeidungsverhalten, das in der Regel eine direkte Beziehung zum Ort des traumatischen Geschehens hatte, aufzugeben. Andererseits entstand der klinische Eindruck, dass bei erfolgreichen EMDR-Behandlungen die typischen Emotionen von PTBS-Patientinnen, wie Schuldgefühle, Hilflosigkeit und generalisierte Ängste als Folge des erlebten Kontrollverlusts, in einer Gründlichkeit und Nachhaltigkeit bearbeitet worden waren, die weder beim „Durcharbeiten“ auf tiefenpsychologischer Basis noch bei kognitiven und verhaltenstherapeutischen Techniken möglich war.

Aus diesen Gründen erschien es naheliegend und gerechtfertigt, kognitiv-behaviorale Behandlungsansätze mit EMDR zu kombinieren und damit ein umfassendes und in eine verhaltenstherapeutische Gesamtstrategie eingebettetes Behandlungskonzept zu konzipieren. Das siebenstufige kognitiv-behaviorale Behandlungskonzept (SBK) wurde auf der Basis langjähriger praktischer Erfahrungen entwickelt; es kombiniert verschiedene bewährte Vorgehensweisen.

Seit der Erstveröffentlichung der ersten Auflage dieses Buches sind 12 Jahre vergangen. Damals wurde dieses Manual in erster Linie für Monotraumatisierte konzipiert, also für Betroffene von einmaligen, kurz dauernden Traumatisierungen, die durch akute Lebensgefahr, Plötzlichkeit und Überraschung gekennzeichnet sind (Trauma Typ-I nach Terr, 1989). Es wurde in zahlreichen Schulungen im In- und Ausland an Kolleginnen vermittelt; inzwischen führen hunderte Psychotherapeutinnen mit diesem Konzept effektive Traumatherapien im ambulanten Setting durch. Auch Traumastationen verschiedener Kliniken arbeiten im stationären Bereich mit diesem Konzept.

In den S3-Leitlinien der AWMF zur Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung wurde das siebenstufige Behandlungskonzept 2011 als beispielhaft für einen Gesamtbehandlungsplan benannt, in dem verschiedene Methoden miteinander kombiniert werden und mehrstufig vorgegangen wird (Flatten et al., 2011).

Bei vielen Psychotherapeutinnen besteht das Vorurteil, konfrontative, aufarbeitende Traumatherapie jenseits von ausschließlichen Stabilisierungsmaßnahmen sei für traumatisierte Patientinnen besonders schwierig und mit einem ho|16|hen Risiko der Destabilisierung und Retraumatisierung verbunden. Zusammen mit der Befürchtung oder auch Erfahrung, dass Traumatherapie für Therapeutinnen sehr belastend sein kann und oft Gefühle von Hilflosigkeit, Überforderung und Ohnmacht erzeugen, scheuen sich Kolleginnen oft, traumatisierte Patientinnen aufzunehmen bzw. konsequent mit ihnen an deren erlittenen Traumata zu arbeiten.

Mit dem SBK liegen klar strukturierte Arbeitsmaterialien vor, die praktisch tätigen Therapeutinnen Sicherheit für das therapeutische Vorgehen geben und den Patientinnen die Möglichkeit eröffnen, intensiv an ihren Traumathemen zu arbeiten. Für eine effektive Traumatherapie benötigen Therapeutinnen unbedingt ein Werkzeug, mit dem sie arbeiten können. Ohne ein solches entsteht bei den Therapeutinnen häufig eine Hilflosigkeit, geprägt von ...

Erscheint lt. Verlag 12.7.2021
Zusatzinfo Abbildungen
Sprache deutsch
Gewicht 160 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Behandlung • Behandlungsmanual • Psychologie • Psychotherapie • Sonderpädagogik • Trauma • Traumabewältigung • Traumatherapie • Typ-I-Trauma
ISBN-10 3-456-76096-5 / 3456760965
ISBN-13 978-3-456-76096-4 / 9783456760964
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