Ronsbergische Erbstücke der Grafen von Wirtemberg -  Hans Peter Köpf

Ronsbergische Erbstücke der Grafen von Wirtemberg (eBook)

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2021 | 1. Auflage
44 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-5623-2 (ISBN)
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Ronsberger Erbstücke der Grafen von Wirtemberg - manchmal ist es nur ein einzelner Buchstabe in einer Schrift, aber die Folgen eröffnen falsche Verknüpfungen. Hier findet und ordnet HP Köpf die Zusammenhänge, trennt Widersprüchliches zu neuer Verfügung. Die hier lange mehrfach als störend gedachten Landesgrenzen bleiben mitnichten Barrieren. Aus Familien-, Erb- und Wirtschaftsrecht heraus werden Wege der Besitzverteilung aufgezeigt, Orte und Namen gefügt und die Einheit mit vorwiegend bekannten sicheren Quellen belegt. So erhalten Sie auch einen Blick auf die befragte Urkunde und zwei Stammtafeln - eine führt zurück auf Graf Gottfried von Ronsberg, Ebersbach, und Cunigunt von Baiern, in Weicht, die andere zeigt die Verwandtschaften von Kirchbergern und Grafen von Tübingen und Wirtemberg auf, angefangen mit Graf Eberhart von Kirchberg, 1126-1166, und Rudolf Graf von Bregenz, Kellmünz, 1197-1243. Gründliche Information. V.K.

Hans Peter Köpf, 1936-2019, Historiker, Theologe, aufgewachsen zunächst in Neuenbürg, lebte und arbeitete ab 1948 in Nagold. Studium der evangelischen Theologie 1955-1961 (Examen) in Tübingen und Wien. Bis 1969 Mitarbeiter des landeskirchlichen Archivs, Ordnung und Einrichtung von Pfarr-und Dekanatsarchiven, daneben seit 1963 Studium der Geschichte bei Prof. Hans Martin Decker-Hauff in Tübingen, ebenso Volkskunde. Die folgende Arbeit an einer Dissertation über ein Thema der Ulmer Geschichte ging aus wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Notwendigkeit in eine selbständige Forschungs- und Veröffentlichungststätigkeit über, 1973-1978 unterbrochen durch die zeitweilige Mitarbeit an einem befristeten Sonderforschungsbereich (Prof. Zeeden. Spätmittelalter und Reformation) an der Uni Tübingen. 1978-1981 auch Ausgrabungen in Nagold. Neben eigenen Themenstellungen in genealogischer Forschung Arbeit für Ortsbeschreibungen in den 90er Jahren vermehrt auch Vorträge und fortgesetzte Veröffentlichungen in der Tageszeitung Schwarzwälder Bote/Der Gesellschafter. Seit 1978 zudem politische Aktivität, Pressesprecher der FDP bis zur sog. Wende; 1990 Bürgermeisterkandidat in Nagold. 2017 Heirat mit Verena Kraft. Als Beispiel besonderer Quellenforschung sind folgende Titel hervorzuheben: Lutz Krafft, der Münstergründer. In: 600 Jahre Ulmer Münster, Hg. Hans Eugen Specker und Reinhard Wortmann - Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm, Bd. 19, 1977, S.9-58. (2.Aufl. 1984) und Rotfelden - Eine tausendjährige Geschichte 1005-2005. Verlag Konrad, Weißenhorn 2005. Mitte Mai 2021 erscheint: Von der Hirsauer Reform zum Zisterzienserorden. Genealogische Beobachtungen der Schwarzwaldklöster im 11. und 12. Jahrhundert. Retschdruck Nagold, hg. V.Kraft (ISBN: 978-3-00-068597-2) und November 2021 Das Ulmer Geschlecht Krafft im frühen Spätmittelalter. Verwandtschaft und Wirkungskreis. In: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde, Einzelheft zu Band 39.

Wirtembergischer Besitz im östlichen Schwaben


Die Besitzungen der Grafen von Wirtemberg, insbesondere ihres Zweiges von Grüningen, im Schwaben östlich der Iller sind zweifellos viel umfangreicher, als es erhaltene Schriftquellen erkennen lassen. Denn diese sind doch in der Regel Zeugnisse ihrer Hingabe, ihres Übergangs in andere Hände, somit ihres Verlustes. Erst die Führung von Lehenbüchern seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und überhaupt die Verschriftlichung des Lehenwesens macht es möglich, auch dauerhaft wirtembergischen Besitz zu erfassen. Dieser reicht dann freilich nicht weit über Brenz und Iller hinweg, und zumeist ist dessen Zughörigkeit zu einer später erst erworbenen Herrschaft – Tübingen, Nagold – angegeben oder deutlich. Eine Grenze war freilich die Iller, obwohl sie die Bistümer Konstanz und Augsburg schied, für Herrschaft, Begüterung und Connubium die längste Zeit nicht. Erst nach 1810 wurde sie als Reichsgrenze der souverainen Königreiche zu einem fast undurchdringlichen Vorhang, einer Sichtsperre, durch die allenfalls da, wo es sich gar nicht vermeiden ließ, ein Blick gewagt wurde – von beiden Seiten.

Am frühesten urkundlich bezeugt ist der Zehend von Weilheim im nordwestlichen Zipfel der Pfarrei Blindheim. Da dieselbe Besitz des Hochstifts Speyer war, hatte ihn Graf Hartman von Wirtemberg vom Speyrer Bischof zu Lehen. Als 1209 beide den König Otto von Ulm nach Nürnberg begleiteten, stellte am 5. Februar in Aufkirchen im Ries Bischof Cunrat dem Kloster Kaisheim eine Urkunde aus, womit er demselben im Tausch gegen ein Gut in Holzhof die dos, das Widemgut der Kapelle zu Wilun überließ und zugleich auf den Zehenden verzichtete, den das Kloster vom Grafen Hartman für 33 Mark abgelöst hatte – in der damaligen Nachbarpfarrei Holzin hatte Speyer ja keine Zehendrechte2.

Wer neben dem Bischof die Urkunde besiegelt hat, ist nicht angekündigt. Es kann aber natürlich nur der bisherige Inhaber des Lehens sein, also Graf Hartman von Wirtemberg. Das Siegel, das er angehängt hat, ist allerdings das des Grafen Hartman von Kirchberg, seines nur bis 1198 lebenden Großvaters. Von ihm dürfte er wie das Siegel auch diesen Lehenbesitz geerbt haben. Denn dessen beide Söhne – Rudolf, 1184–1192 genannt3, und Hartman, 1185 noch als puer und danach nur noch einmal 1188 erwähnt4 – starben vor ihrem Vater, so daß dessen ganzes Erbe an den Tochtersohn überging. Das ist vor allem die gräfliche Burg in Oberbalzheim, wo 1239 Graf Hartman mit seinem gleichnamigen Enkel urkundet5, die dann 1281 die Urenkel Conrat und Eberhart von Landau samt Grafschaftsrechten und Wildbann an den Brixner Bischof Brun, damit dem Kirchberger Grafenhaus verkaufen6. Ausgenommen von dem Verkauf sind die Mannlehen und adeligen Gefolgsleute, natürlich auch Besitzungen, die nicht als unmittelbare Zugehörden der Burg galten, sowohl westlich der Iller wie östlich davon, wo indes keineswegs alle aus diesem kirchbergischen Erbe herrühren.

Früher als dieses Erbe, nämlich schon als Heiratgut der Tochter Hartmans von Kirchberg, die wahrscheinlich Willibirg hieß7, scheinen Vöhringen an der Iller, der Nachbarort Thal und noch ein dritter, nicht mehr ermittelbarer Ort in wirtembergischen Besitz gekommen zu sein. In einer Proscriptionsliste, die nach ihrer Entdeckung als allseits etwas beschnittene Buchdecke zunächst ins Jahr 1235, neuerdings auf 1209 datiert wurde, erscheinen nämlich Ludewicus de tal, Reginhardus de veringen und ein weiterer Ludewicus, dessen Herkunftsort weggeschnitten ist. Sie sind offenbar Ministerialen, die von ihrem Dienstherrn den Namen Ludwig übernommen hatten – doch gewiß dem Vater des Grafen Hartman von Wirtemberg8. Dieser urkundet dann 1239 in Vöhringen, wobei der Ortspfarrer Ruodeger Zeuge ist; er ist also im Besitz sowohl der weltlichen wie der kirchlichen Herrschaftsrechte9.

Die unterschiedliche Rechtsstellung zeigt sich dann darin, daß die erst als Erbe angefallenen Besitzungen an die Nachkommen des Sohnes Conrat übergingen, also die Grafen von Grüningen, Vöhringen hingegen als Heiratgut mit den Stammlanden an die Kinder des – doch wohl älteren! – Sohnes Herman10. Über eine Tochter, Schwester Ulrichs des Stifters, die den Grafen Hartman von Kirchberg-Brandenburg heiratete, gelangte die Ortsherrschaft an die Herren von Elrbach11, die Kirchenvogtei mit einigem Grundbesitz ist später in den Händen der Grafen von Kirchberg12. Durch eine ehedem im Kloster Wiblingen vorhandene Grabplatte ist eine Ehe Kirchberg-Wirtemberg bezeugt13 – Professor Decker-Hauff beauftragte mich 1984 zu erkunden, ob und wo im Haus Kirchberg sich eine solche Eheverbindung feststellen lasse. Doch erst ganz allmählich verdichteten sich zur Gewißheit die Indizien dafür, daß der 1269–1326 erwähnte Graf Conrat d.Ä. diese Wirtembergerin zur Frau hatte. Sie kann dann nur eine um 1255 geborene Tochter Ulrichs des Stifters sein14.

Unklar bleibt, ob gleichermaßen als kirchbergisches Erbe ein Hof in Thürheim – in der selben Gegend wie Blindheim, jedoch südlich der Donau an der unteren Zusam – an die Grafen von Grüningen gekommen ist. Graf Hartman senior übereignet ihn dem Kloster Weihenberg (bei Wertingen) zu Landau am 31. März 1270, nachdem ihn der Lehenmann Herman von Wortelstetten diesem Kloster geschenkt und der Augsburger Bischof Hartman ihm einen anderen Hof am selben Ort als Ersatz dafür überlassen hatte15. Ebenda besitzen nämlich auch die Grafen von Montfort einen Hof, den 1275 Graf Rudolf mit Zustimmung seiner Brüder Ulrich und Hugo dem Kloster Kaisheim übergibt16. Zwar hat ja Rudolf zur Frau Agnes, des Grafen Hartman von Grüningen Tochter17, doch weil nicht sie sondern die Brüder zustimmen müssen, ist ausgeschlossen, daß es sich um ihr Zubringen handelt. Zudem sind diese Montforter Söhne einer Markgrafentochter von Burgau, und so könnten sie von ihr diesen Hof erhalten haben – dann hätte eine solche Besitznachbarschaft keine Bedeutung.

Es könnte aber auch sein, daß der Hof auf sie schon von ihrer Urgroßmutter Elisabeth vererbt wurde, der Tochter Graf Rudolfs von Bregenz und der baierischen Herzogstochter Wulfhild. Er wäre damit deren welfisches Erbe, und dann könnte auch der grüningische Hof aus diesem Erbe stammen. Denn Graf Hartman von Kirchberg muß ebenso eine Tochter Graf Rudolfs von Bregenz zur Frau gehabt haben, wohl sogar die ältere, für die sich der Name Berchta erschließen läßt18: So hieß ja die Mutter des Grafen Rudolf, dessen Namen wiederum Graf Hartman seinem älteren (wohl zunächst zweiten) Sohn gab, und auch die Grafschaft im Alpgäu, die erst im Besitz Hartmans nachweisbar ist und 1243 von Hartman von Grüningen an Kaiser Friedrich verkauft wird19, kann nur als Erbe von Rudolf von Bregenz, nicht schon, wie Baumann meinte, als Buchhorner Erbe20, kirchbergisch geworden sein. Indes gibt es da noch eine weitere Möglichkeit, die sogar mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat.

Keinesfalls aus kirchbergischem Erbe kann nämlich das Dorf Klosterbeuren an der Günz an die Grüninger Grafen gekommen sein. Graf Hartman – nun nicht mehr senior, weil der gleichnamige Sohn nicht mehr lebte – übergibt es 1273 den Klosterfrauen aus Wurzach, die nach Schenkungen seiner Lehenleute Heinrich und Eberhart von Schönegg und anderer seiner Getreuen – Ulrich von Schönegg und Heinrich von Günz sind in weiteren Urkunden genannt – sich da niedergelassen hatten21. Unverkennbar gehört nämlich Klosterbeuren zu dem Kranz von Siedlungen, die dem Herrschaftsmittelpunkt Babenhausen zugeordnet sind, der etwas gemindert22 später noch als wirtembergisches Lehen bezeugt ist23. Doch wirtembergisch geworden war dieser Bestandteil der Herrschaft Kellmünz erst 1342 mit dem Erwerb der Herrschaft Tübingen. Denn als bregenzisches Erbe war diese an die Pfalzgrafen von Tübingen übergegangen – gewiß ein Grund für die 1164 in der „Tübinger Fehde“ erkennbare Feindschaft des Grafen Hartman von Kirchberg, der sich dadurch übervorteilt fühlen mußte.

Nur aus pfalzgräflichem Besitz kann somit Klosterbeuren in den Hartmans von Grüningen übergegangen sein. Doch wer könnte ihn vermittelt haben? Seine veringische Großmutter kommt dafür schon zeitlich nicht in Betracht, aber auch seine zweite, ebenfalls veringische Frau kann ihm tübingisches Erbe nicht zugebracht haben, viel weniger seine erste Frau sofern sie eine Freie von Eselsberg war24. Damit bleibt noch allein seine Mutter, die Frau Graf Conrats von Wirtemberg/Grüningen. Diese ist jedoch unbekannt, nachdem die irrige Annahme Baumanns, wonach nur bei ihm die Ehe mit einer Kirchberger Grafentochter angesetzt werden...

Erscheint lt. Verlag 2.7.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
ISBN-10 3-7534-5623-3 / 3753456233
ISBN-13 978-3-7534-5623-2 / 9783753456232
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