Die Mission des Kreuzritters (eBook)

Historischer Roman

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
525 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-0978-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Mission des Kreuzritters -  Ulf Schiewe
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Der Tempelritter und die Thronerbin - Abenteuer, Kampf und Liebe im Heiligen Land


Jerusalem, 1129. Als älteste Tochter des Königs soll Melisende einst die Krone erben und über das Heilige Land herrschen. Den von ihrem Vater ausgesuchten Bräutigam lehnt die eigenwillige junge Frau jedoch vehement ab. Heimlich verlässt sie mit einer Eskorte die Stadt. Doch sie kommt nicht weit. Ihre Reisegruppe wird überfallen, ihre Wache getötet, sie selbst als Geisel verschleppt. Um sie zu retten, schickt König Baudouin den Tempelritter Raol de Montalban aus. Bald merkt er: Gefahr droht von mehr als einer Seite ...


Ein packender Roman über einen mutigen Tempelritter und eine ungewöhnliche Frau des 12. Jahrhunderts: Melisende von Jerusalem




<p><strong>Ulf Schiewe</strong> wurde 1947 im Weserbergland geboren und wuchs in Münster auf. Er arbeitete lange als Software-Entwickler und Marketingmanager in führenden Positionen bei internationalen Unternehmen und lebte viele Jahre im Ausland, unter anderem in der Schweiz, in Paris, Brasilien, Belgien und Schweden. Schon als Kind war Ulf Schiewe ein begeisterter Leser, zum Schreiben fand er mit Ende 50. Im Frühjahr 2023 verstarb er nach kurzer schwerer Krankheit.</p>

Ulf Schiewe wurde 1947 im Weserbergland geboren und wuchs in Münster auf. Er arbeitete lange als Software-Entwickler und Marketingmanager in führenden Positionen bei internationalen Unternehmen und lebte über zwanzig Jahre im Ausland, unter anderem in der Schweiz, in Paris, Brasilien, Belgien und Schweden. Schon als Kind war Ulf Schiewe ein begeisterter Leser, zum Schreiben fand er mit Ende 50.

PROLOG


Nordsyrien, nahe dem Dorf Sarmada, Juni 1119


Stechender, pulsierender Schmerz. Das ist die erste Wahrnehmung. Alles andere ist verworren und undeutlich wie in einem dichten Nebel. Das einzig Wirkliche sind der Schmerz im Kopf und das scharfe Stechen in der Brust, bei jedem Atemzug. Der Kopf fühlt sich an, als schlage jemand mit dem Hammer darauf. Immer und immer wieder. Und dann die Rippen. Sind sie gebrochen? Raol hört jemanden stöhnen und merkt nicht, dass er selbst es ist. Er versucht zu schlucken, doch die Zunge ist geschwollen und wie festgeklebt, der Rachen brennt wie Feuer.

Seine Lider flattern, als er versucht, die Augen zu öffnen. Die sind irgendwie zugekleistert. Mit einem Wimmern gibt er es auf und liegt still, nur mit Mühe atmend. Die Atemnot macht ihm Angst. Ein tonnenschweres Gewicht hält ihn niedergedrückt. Es lastet auf Brust, Bauch und dem linken Arm. In der Ferne krächzende Laute. Sind das Krähen?

Nach heftigem Blinzeln bekommt er das rechte Auge frei. Aber zu sehen ist nichts, nur Dunkelheit. Er versucht, den Kopf zu heben. Sofort überfällt ihn ein scharfer Stich in den Rippen. Er gibt es auf und bleibt liegen. Obwohl noch nicht ganz bei Bewusstsein, so versteht er doch, dass die Schmerzen erträglicher sind, wenn er sich nicht bewegt. Immer nur ruhig atmen, gegen das Gewicht, das auf ihm lastet, gegen den Schmerz in den Rippen, gegen das Hämmern in seinem Schädel. Ganz flach atmen und still liegen, dann ist es zu ertragen.

Langsam löst sich die Anspannung. Die Schmerzen sind noch da, aber nicht mehr so schlimm. Auch die Angst ebbt ab und weicht einer müden Trägheit.

Nach einer Weile suchen ihn gespenstische Bilder heim, Bilder, die ihn erschrecken und doch gleich wieder verfliegen, bevor er sie greifen kann, grausige, verworrene, unverständliche Bilder wie in einem Traum. Sie tun ihm nicht gut, und er versucht, sie zu verbannen. Er muss sich weiter ruhig halten. Langsam ein- und ausatmen. Sein ganzes Wesen konzentriert sich jetzt darauf.

Und es hilft. Ein warmes, angenehmes Gefühl erfasst ihn. Vor seinem inneren Auge erscheint eine Burg, hoch auf einem Felsen, im Sonnenuntergang. Rocafort. Ein vertrautes Bild. Dort ist er aufgewachsen, dort war er glücklich. Bei seiner Mutter und seinem kleinen Bruder. Könnte er sich doch nur wie ein Vogel in die Lüfte schwingen und zu ihnen fliegen.

Plötzlich schreckt er auf. Sein Herz schlägt heftig. Herr im Himmel, ich darf nicht schlafen! Nicht schlafen! Schlafen ist der Tod. O Gott, lass mich nicht sterben! Ich darf mich nicht gehen lassen. Aber da ist auch eine andere Stimme: Warum willst du dagegen ankämpfen? Das ist doch zwecklos. Lass alles von dir abfallen. Träum weiter von Rocafort. Du bist ohnehin schon tot. Im Himmel wirst du sie alle wiedersehen.

Das Hämmern in seinem Schädel hat sich wieder verstärkt. Ihm ist schwindelig davon. Er kann immer noch nicht klar denken. Verzweifelt tastet er mit der Rechten neben sich. Anscheinend liegt er im Gras. In feuchtem, klebrigem Gras. Ist das Tau? Aber Tau ist nicht klebrig. Dann stößt er auf etwas Hartes, Metallisches. Eine Waffe? Vielleicht ein Schwert?

Etwas lenkt ihn ab, das er bisher vor lauter Kopfschmerzen nicht bemerkt hat. Etwas seltsam Warmes tropft ihm ins Gesicht. Auf die linke Wange neben der Nase und nicht weit vom Auge. Langsam und immer auf dieselbe Stelle. Von dort läuft es in den Bart, am Ohr vorbei und in den Nacken. Tropf … Tropf … Tropf. Was ist das? Und was, zum Teufel, liegt da auf ihm und schnürt ihm die Luft ab? So schwer wie ein Dutzend Mehlsäcke.

Er tastet danach. Mehlsäcke sind es nicht, denn die fühlen sich nicht wie Stahlringe an. Stahlringe? Langsam dämmert es ihm. Stahlringe über ihm und eine Waffe neben ihm. Und das andauernde Tropfen. Dazu dieser durchdringende Gestank nach Schweiß und Blut. Mit einem Mal lichtet sich der Nebel in seinem gequälten Hirn. Es liegen keine Mehlsäcke auf ihm. Es ist eine Leiche. Vielleicht sogar mehr als eine. Gott im Himmel, ich liege unter Leichen begraben!

Die Erkenntnis erschreckt ihn so sehr, dass ihm übel wird. Eigentlich war ihm schon die ganze Zeit übel, aber jetzt würgt es ihn in der Kehle. Bittere Galle schießt ihm ins Maul und in die Nase, droht ihn zu ersticken. Er hustet, er würgt. Panik erfasst ihn. Mit einem Ruck versucht er, das Gewicht, das auf ihm liegt, loszuwerden, sich mit aller Kraft dagegenzustemmen.

Doch sofort bestrafen ihn die gebrochenen Rippen. Dazu ein höllisches Stechen im Oberschenkel, sodass er sich wieder zurückfallen lässt. Zumindest ist ihm gelungen, die Galle, oder was immer er da im Magen gehabt hat, auszuspucken. Viel kann es nicht gewesen sein. Zitternd bleibt er liegen und bemüht sich, Herz und Atem zu beruhigen.

Der stechende Schmerz im Oberschenkel wird schwächer und wandelt sich zu einem pulsierenden Pochen. Zumindest ist er jetzt klar genug bei Sinnen, um Bestand aufzunehmen. Er muss einen fürchterlichen Schlag auf den Kopf abbekommen haben. Die Rippen scheinen gebrochen zu sein. Hat ihn ein Pferd getreten? Er kann sich an nichts erinnern.

Und was ist mit seinem Bein? Noch eine Verletzung? Er versucht, danach zu tasten, muss Hand und Schulter strecken, bis er sie vorsichtig fühlen kann, eine Handbreit über dem Knie. Ein tiefer, klaffender Schnitt, soweit die zitternden Finger wagen, die Wunde zu erkunden, die bei jeder Berührung höllisch schmerzt. Eine Menge Blut muss ausgetreten sein. Wahrscheinlich blutet die Wunde immer noch, denn seine Hand ist ganz nass. Auch der Stoff seiner Reiterhose ist völlig durchtränkt. Dazu die klebrige Feuchtigkeit im Gras – Blut, sein eigenes Blut. Herrgott, ich verblute!

Noch einmal strengt er sich an, mit einem Ruck die Leiche von sich zu wälzen. Es gelingt ihm auch diesmal nicht, verursacht nur wieder unsägliche Schmerzen. Er lässt los und stöhnt. Entweder ist er zu schwach, oder es liegt mehr als ein Kerl auf ihm.

Er zwingt sich, nicht in Panik zu geraten, versucht, sich zu erinnern, wieso er unter Leichen liegt, was ihm widerfahren ist. Und dann überwältigen ihn wirre, schemenhafte, aber vor allem grausige Bilder von Kampf, Schlachtenlärm und Gemetzel. Und das mit unerwarteter Heftigkeit. Brechende Lanzen und zerhackte Schilde. Pfeilgespickte Leiber. Das Schreien und Röcheln von Sterbenden, das Gebrüll der Kämpfer. Ein Gestank von Blut und Schweiß, von Angst und Urin. Die entsetzlichen Schreie tödlich verletzter Pferde, die vergeblich versuchen, auf die Beine zu kommen. Berge von Leichen, manche ohne Kopf, Gefallene mit klaffenden Wunden oder abgehackten Gliedern, einige noch am Leben. Das Gras scharlachrot von Blut. Und schließlich der Anblick einer Gruppe noch stehender, von allen Seiten bedrängter Christenkrieger, ein dicht zusammengedrängtes Häuflein, das sich verzweifelt wehrt und doch immer kleiner wird. Und er selbst ist mittendrin. Bestimmt auch der Kerl, der so schwer auf ihm lastet.

Endlich weiß er, wo er sich befindet und was geschehen ist. Sie sind in eine Falle getappt, das ganze stolze antiochenische Heer. Er selbst hat Roger di Salerno, den Regenten, fallen und sterben sehen. Dumm von ihm, sich in eine Falle locken zu lassen. Hochmütig, die Gefahren kleinzureden, bis es zu spät war. Für diesen Hochmut hat Rogers ganzes Heer bezahlen müssen, auch wenn er selbst heldenhaft und bis zuletzt gekämpft hat. Wie so viele andere, wie auch Raol. Ein ganzes Christenheer ist heute vernichtet worden. Antiochia ist nun ohne Schutz den Seldschuken ausgeliefert. Herr im Himmel, warum hast du uns verlassen? Uns, die dein Reich gegen die Ungläubigen verteidigen?

Dann packt ihn wieder der Schmerz, die Atemnot. Ihm ist klar, dass er elendig verbluten wird. Das heißt, wenn er nicht schon vorher unter dem Gewicht der Leichen erstickt. Sie kommen ihm immer schwerer vor. Wahrscheinlich liegt er hier schon seit Stunden, denn die Schlacht fand am späten Nachmittag statt. Vielleicht sollte er jetzt beten, sein Leben überdenken, seine Sünden bereuen, solange er kann. Aber es fällt ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Zu anstrengend, über Sünden nachzudenken. Gott wird schon wissen, was er von ihm zu halten hat. Besser still liegen, den Schmerz aushalten und warten, bis der Tod kommt.

Wie das wohl ist, wenn man stirbt? Vielleicht wird er wieder bewusstlos und merkt am Ende gar nichts davon. Das wäre das Beste. Ein gnadenvoller Tod. Auf den Schwingen eines Engels gen Himmel fahren. Eine wundervolle Vorstellung.

Der Durst wird langsam unerträglich. Wenn er doch nur einen Tropfen Wasser bekäme! Aber da ist nichts, kein Wasser, keine Hilfe, nur das Krächzen der Krähen, die bestimmt schon angefangen haben, die Augen der Gefallenen auszupicken. Die Augen nehmen sie sich immer als Erstes vor. Das hat er schon öfter gesehen. Ab und zu hört er das Jammern und Stöhnen anderer Verwundeter, anderer armer Teufel, die wie er noch immer an ihrem kleinen, unbedeutenden Leben hängen. Auch für sie wäre ein schneller Tod das barmherzigste Ende. Statt eines langen Siechens. Statt bei lebendigem Leib von Krähen und Hunden angefallen zu werden.

Und dann hört er noch etwas anderes. Schritte im Gras. Männer, die Türkisch sprechen. Ein Verwundeter schreit auf, als sie ihn abstechen. Das Geräusch war eindeutig. Dann noch einer, der vergeblich um sein Leben bettelt, und kurz darauf wieder einer. Es genügt ihnen nicht, dass sie uns besiegt haben. Sie wollen keinen von uns am Leben lassen. Wieder steigt die Angst in ihm hoch. Gleich werden sie auch mich finden und umbringen. Sein Herz klopft heftiger. Ihn...

Erscheint lt. Verlag 26.11.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte 12. Jahrhundert • Abenteuer • Antiochia • Balduin von Jerusalem • Christen • Entführung • Heiliges Land • Heiratspolitik • Historische Romane • Jerusalem • Juden • König Baudouin • Kreuzritter • Kreuzzug • Liebe • Lösegeld • Melisende • Muslime • Palästina • Seldschuken • Starke Frauen • Tempelberg • Tempelritter • Templer
ISBN-10 3-7517-0978-9 / 3751709789
ISBN-13 978-3-7517-0978-1 / 9783751709781
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