Das Pony im 12. Stock (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
256 Seiten
SchneiderBuch (Verlag)
978-3-505-14300-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Pony im 12. Stock - Polly Faber
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Eigentlich wollte Pippa nur eben noch schnell in den Supermarkt, um Milch und Nudeln zu kaufen.
Da steht auf einmal ein echtes Pony vor dem Regal mit den Backwaren und frisst in aller Ruhe.
Sofort sieht sie ihren Traum von einem eigenen Pferd, mit dem sie eine berühmte Springreiterin werden kann, in greifbare Nähe gerückt.
Mit viel Geschick schafft Pippa es tatsächlich, das Pony in ihre Wohnung im 12. Stock eines Hochhauses in London zu schmuggeln. Doch wie soll sie das Pony vor ihrer Mutter verbergen?
Aber Pippa ist fest entschlossen, ihr neues Pony zu behalten und mit ihm das nächste Turnier zu gewinnen!
Ein wunderbar leichtes und lustiges Buch mit einer spannenden Handlung und sympathischen Charakteren.



Polly Faber schreibt Bücher für Kinder und lebt mit ihrem Mann, zwei Söhnen und zwei Katzen (der flauschigen Alan und seiner schlanke Schnurrbartschwester Babs) in London. Sie mag das Meer an kalten Tagen, das Streicheln von Ponys, dunkle Schokoladen-Brownies, Schlafenszeit, Lagerfeuer, Rosen, heiße Bäder, Enten füttern, Fahrradfahren und Pudding.

Kapitel zwei

Pippa und Haferkeks trotteten langsam die Straße entlang. Immer wieder mussten sie anhalten, wenn das Pony den Kopf hinunterbeugte, um ein paar Grashalme vom Straßenrand zu zupfen oder an einem Gebüsch zu knabbern. Pippa kugelte sich fast die Schulter aus, als Haferkeks plötzlich nach ein paar Ringelblumen schnappte, die in den Hängeampeln vor dem Fuchs-und-Huhn-Pub wuchsen.

»Jetzt reicht es aber, Haferkeks. In allen Sachbüchern über Pferde steht, dass es nicht gut ist, euch ständig unterwegs fressen zu lassen. Die Pflanzen könnten schließlich giftig sein!« Pippa bemühte sich, gebieterisch zu klingen. Das Pony riss weiter an den Blumen und kaute. Es schien zu wissen, was es tat.

Pippa hatte den längeren Weg gewählt, um nicht am Café Sonnenschein entlanglaufen zu müssen – da ihre Mutter dort arbeitete. Als sie an der Tierhandlung vorbeikamen, griff sie nach den letzten Münzen in ihrer Tasche. Sie wollte schließlich eine verantwortungsvolle Halterin sein. Während sie Haferkeks’ Strick festhielt, der das Gras um einen der Bäume am Straßenrand herum kürzte, steckte Pippa den Kopf zur Tür herein.

»Könnten Sie mir bitte sagen, wie teuer Heu ist?«, fragte sie den Mann hinter dem Verkaufstresen.

»Für ein Kaninchen? 3,50 pro Ballen«, erwiderte er und sah gar nicht von seinem Telefon auf.

Pippa zählte die Münzen. Das bedeutete, dass nichts von dem Geld übrig bleiben würde, das ihre Mutter ihr für den Lebensmitteleinkauf mitgegeben hatte. Aber darüber konnte sie sich später noch Gedanken machen. Ihr Pony (IHR PONY!) war wichtiger.

»Wären Sie so nett, mir eine Packung zu geben?«, fragte sie und machte ein paar Schritte vorwärts, um das Geld auf den Tresen zu legen.

»Was hast du denn am anderen Ende des Seils?«, fragte der Mann. »Sieht nach einem ganz schön großen Kaninchen aus.«

Er holte eine Tüte mit Heu vom Regal und reichte sie ihr. Pippa betrachtete sie. Das kam ihr nicht gerade viel vor. Sie kannte Haferkeks noch nicht so lange, aber sie hatte den Verdacht, dass er das schnell auffressen würde. Und wovon sollte sie dann Nachschub kaufen? Noch eine Sache, über die sie sich später Gedanken machen konnte.

Sie lief mit Haferkeks los. Der Mann hatte sich bereits wieder seinem Telefon zugewandt – als er wegen des großen Schattens vor seiner Tür verdutzt aufblickte, waren die beiden schon verschwunden.

Vor ihrem Zuhause sah sich Pippa mit einem weiteren Problem konfrontiert: Eine Gruppe von Jeremys Freunden spielte draußen Fußball. Zumindest war ihr Bruder nirgendwo zu entdecken.

»Wir müssen uns verstecken, Haferkeks. Sie bleiben sicher nicht mehr lange, und dann gehen wir weiter.«

Haferkeks und Pippa warteten hinter einer Ecke, im Schatten des großen Wohnblocks, in dem sie wohnte. Das Pony ließ sich auf dem mit Gras bedeckten Hügel noch mehr Grünzeug schmecken. Pippa saß daneben und beobachtete es. Ihr Herz ging ihr fast über. Sie, Philippa Arnott, durfte endlich neben ihrem eigenen Pony (zumindest vorerst gehörte es ihr, okay?) Platz nehmen. Sie fragte sich, woher Haferkeks wohl kam. Vor ihrem inneren Auge sah sie das Bild eines verzweifelten Besitzers, der durch die Straßen irrte. Pippa drängte es beiseite. Sie würde die beste Pferdehalterin sein, die Haferkeks sich nur wünschen konnte. Sie würde ihm alles beibringen, ihn pflegen und gernhaben, gemeinsam würden sie die wunderbarsten Abenteuer erleben, über Felder galoppieren und Wettbewerbe gewinnen und …

Ihre Gedanken wurden von Haferkeks’ unglaublich laut zischendem Pipistrahl unterbrochen. Die Flüssigkeit rann den Hang hinunter auf sie zu. Pippa konnte gerade noch rechtzeitig aufspringen.

Darüber hatte sie sich noch gar keine Gedanken gemacht. Für so ein kleines Pferd war das eine ganz schön große Menge. Sie fragte sich, wie häufig es wohl müsste und wie sie sich am besten darauf vorbereiten könnte. Möglicherweise wäre es gut, es vor dem Schlafengehen noch einmal um den Block zu führen und dann wieder früh am Morgen, wie es Hundebesitzer taten.

»WAS MACHT IHR DENN DA? WOLLT IHR MIR ETWA DEN RASEN RUINIEREN? WEG MIT EUCH

Pippa drehte sich um. Es war Mr. Newman, der Hausmeister – aber er meckerte nicht mit ihr, sondern mit Jeremys Freunden. Sie nahmen ihren Ball und verzogen sich schimpfend, während Mr. Newman ihnen von der Eingangstür aus nachschaute, die Ärmel hochgekrempelt und die Hände in die Hüften gestemmt. Dann waren sie weg, und auch Mr. Newman verschwand im Haus.

Pippa zählte langsam bis fünfzig und nahm an, dass er es sich nun wieder in seiner Wohnung bequem gemacht hatte. Sie wusste, dass er um diese Zeit gerne Quizsendungen im Fernsehen guckte. Jetzt oder nie. Sie zog an Haferkeks’ Kopf.

»Komm schon, Zeit, nach Hause zu gehen. Beeil dich.«

Während sie ihn vom Gras wegzerrte, bewegte sich Pippa auf den Haupteingang zu. Sie hielt die Schwingtür auf und schnalzte mit der Zunge, damit sich das Pony hindurchbewegte.

Die Hufe von Haferkeks klapperten über den Betonboden in der Eingangshalle. Pippa konnte das Gelächter des Quizsendungspublikums durch die angelehnte Tür von Mr. Newmans Wohnung hören. Ein strenger Geruch nach Frittierfett waberte aus dem Inneren nach draußen. Haferkeks hielt kurz inne und drehte sich in Richtung der Versuchung um.

»NEIN, Haferkeks!«, zischte Pippa. »Hier entlang.« Sie drückte auf den Knopf und betete innerlich, dass der Aufzug leer sein würde. Es machte ping, und die Metalltüren öffneten sich; Pippa seufzte erleichtert auf. Sie führte Haferkeks hinein und drückte den Knopf für den zwölften Stock.

Nachdem sie Haferkeks aus dem Aufzug und in ihre Wohnung geführt hatte, musste Pippa ein wenig umräumen, um aus ihrem Zimmer einen Notfallstall zu machen. Zunächst schob sie Haferkeks ins Badezimmer und füllte ihm die Wanne, falls er etwas trinken wollte. Er passte so gerade durch die Tür. Zu groß war er nicht, aber beinahe zu breit. Sie beeilte sich, ihre kostbare Sammlung von Porzellanpferden beiseitezustellen, den Teppich aufzurollen, den Boden aufzuräumen und den Papierkorb zu einem Eimer umzufunktionieren. Dann fiel ihr die enorme Pipimenge wieder ein, und sie suchte in dem großen Schrank im Zimmer ihrer Mutter nach dem Unterboden des alten Familienzeltes und legte damit – und mit allen verfügbaren Gästehandtüchern – vorsorglich den Boden aus. Sie hoffte, damit zumindest einen Teil des Pipis auffangen zu können; auf keinen Fall konnte sie es riskieren, dass ein feuchter Fleck an der Decke der Wohnung unter ihnen auftauchte. Als Letztes verwandelte Pippa ihren Sportbeutel in ein Heunetz und hängte es an den Haken für ihren Bademantel. Nachdem Pippa Haferkeks in ihr Zimmer, sein neues Zuhause, gelotst hatte, zeigte er sich mit dieser Ausstattung zufrieden und begann sofort, sich durch den Heuballen zu fressen.

Die Eingangstür wurde zugeschlagen. Pippa erstarrte. »Sei jetzt bitte ganz leise, Haferkeks.« Sie legte sich den Finger auf die Lippen.

»Pippa! Bist du da?«, rief ihr Bruder Jeremy aus dem Flur. Die Klinke ihrer Tür wurde hinuntergedrückt.

»Bleib draußen! Ich ziehe mich gerade um!«, rief Pippa, warf sich auf ihr Bett und drückte sich an Haferkeks vorbei, um zur Tür zu kommen. Das Pony machte einen Schritt zurück und landete am Schreibtisch, wodurch die Lampe ins Wanken geriet und krachend zu Boden fiel.

Die Türklinke wurde losgelassen. »Keine Panik, ist doch alles in Ordnung. Ich wollte nur Hallo sagen. Willst du was trinken? Ich habe noch Cola. Müssen wir irgendetwas fürs Abendessen vorbereiten?«

Pippa schlüpfte aus ihrem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Jeremy grinste und fuhr ihr durch die verstrubbelten Haare. »Hallo, Zwerg. Hattest du nicht gesagt, du wolltest dich umziehen? Du hast ja immer noch deine Uniform an.«

»Ich habe es mir anders überlegt«, sagte Pippa. »Ich nehme gern eine Cola.« Sie folgte ihm in die Küche und versuchte, sich so normal wie möglich zu verhalten – sicher nicht wie jemand, der ein Pony in seinem Zimmer versteckt.

Hinter sich hörte sie ein lautes Krachen, als Haferkeks mit dem Huf gegen die Wand stieß. Pippa sah nervös zu ihrem schlaksigen Bruder hinüber. Zum Glück hatte er sich wieder die Kopfhörer aufgesetzt. Er wippte mit dem Kopf im Takt zur Musik und hielt die Daumen hoch, nachdem er ihnen beiden ein Glas Cola eingeschenkt hatte.

Pippa musste schlagartig an Milch und Makkaroni denken, die sie eigentlich anstelle von Heu und bereits verputzten Haferkeksen hätte kaufen sollen. Sie warf einen Blick in den Kühlschrank. Darin herrschte ziemliche Leere. Ihre Mutter ging immer samstags einkaufen, sodass freitags meist nur klägliche Reste übrig waren. Im Kühlschrank lagen nur noch ein Stück Käse, der für die Makkaroni gedacht gewesen war, ein paar Möhren und Erdbeerjoghurt-Quetschies. Pippa stopfte sich die Möhren für Haferkeks in die Tasche. Für das Abendessen sah es nicht gerade gut aus. Allerdings war Pippa nicht besonders hungrig. Sie hätte für immer nur von Käse und Erdbeerjoghurt leben können, wenn das bedeutete, dass sie das Pony behalten durfte.

Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. »Ich bin da!«, rief ihre Mutter. Pippa warf einen Blick auf ihre Zimmertür, als ihre Mutter durch den Flur...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2020
Übersetzer Karolin Viseneber
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel The Pony on the 12th Floor
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Hochhaus • Humor • London • Mädchen • Mädchenbuch • Mädchentraum • mit Illustrationen • Pferd • Pferde • Pippa • Pony • Reiten • Springreiten • Vorlesebuch • Wunschtraum
ISBN-10 3-505-14300-6 / 3505143006
ISBN-13 978-3-505-14300-7 / 9783505143007
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