Norbert Elias und der Tod
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (Verlag)
978-3-658-34653-9 (ISBN)
Der Einfluss von Norbert Elias als soziologischer Klassiker ist unbestritten. Dieser Status verdankt sich in erster Linie seiner Theorie vom Zivilisationsprozess. In dessen Geist steht auch Elias' 1982 erschienenes und in mehrere Sprachen übersetztes Buch Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen. Dort widmet er sich der Frage, wie Menschen der Endlichkeit des Lebens gegenüberstehen, unter welchen Bedingungen sie sterben, sich voneinander verabschieden, umeinander trauern und sich aneinander erinnern. Im Zentrum steht die Einsicht, dass es immerzu die Lebenden sind, die das Sterblichkeitsproblem zu bewältigen haben. Menschen in zivilisierten Gesellschaften tun dies Elias zufolge, indem sie Sterben und Tod verdrängen. Als schambesetztes Thema werde das Lebensende in alltäglichen Gesprächssituationen zumeist ausgeblendet; ferner haben sich Sterbeprozesse im Zuge sozialer Ausdifferenzierung vom heimischen Familienumfeld in Institutionen wie das Krankenhaus verlagert. Diese Entwicklung führe dazu, dass heute anders gestorben werde als früher: steril, geräuschlos, unauffällig - und vor allem einsam.
Für die thanatosoziologische Erforschung des Umgangs mit Sterben, Tod und Trauer erwies sich Elias' Studie als Meilenstein. Kein anderes deutschsprachiges Buch dürfte in diesem Zusammenhang häufiger zitiert worden sein. Was jedoch fehlt, ist eine systematische Überprüfung der empirischen Aktualität seiner Thesen. Dieses Desiderat bildet den Ansatzpunkt für die vorliegende Untersuchung. Ausgehend von originären qualitativen Forschungen werden zentrale Aspekte der Elias'schen Perspektive aufgegriffen und auf ihre Anschlussfähigkeit hin analysiert. Ein Schwerpunkt liegt auf der Frage, was der soziale Wandel der vergangenen Jahrzehnte für die heutige Situation der Sterbenden bedeutet.
Matthias Meitzler lehrt Soziologie an der Universität Passau.
Tod und Affekt.- Ein Klassiker der Thanatosoziologie.- Wissenssoziologische Implikationen.- Das Lebensende im Zivilisationsprozess.- Verschwinden und Rückkehr der Leiche.- Peinliches Schweigen.- Die friedhöfische Gesellschaft.- Einsames Sterben?- Zwangsautoethnografie.
"... Insgesamt bietet das Buch eine fundierte und kenntnisreiche Auseinandersetzung mit der Elias'schen Thanatosoziologie und eine durchaus instruktive und gewinnbringende Diskussion zu deren Aktualität im zeitdiagnostischen Vergleich ... " (Dr. Stephanie Stadelbacher, in: Soziologische Revue, Jg. 46, Heft 2, 2023)
"... Parallelitäten, Paradoxien und Schattierungen prägen das heutige Sterbe-, Todes- und Trauergeschehen - das verdeutlicht Meitzler anhand zahlreicher Themenaspekte im Rahmen seiner Relektüre und legt einen insgesamt bereichernden Text vor, der spannende Einsichten liefert, zu vertiefende Fragen aufwirft und vielfältige Anschlussstellen für weitere empirische Forschung bietet ..." (Sarah Peuten, in: Jahrbuch für Tod und Gesellschaft, Jg. 2, 2023)
Erscheinungsdatum | 22.04.2022 |
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Zusatzinfo | XI, 117 S. 17 Abb., 15 Abb. in Farbe. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 176 g |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
Schlagworte | Bestattungskultur • Einsamer Tod • Einsames Sterben • Ethnografie • Figuration • Friedhof • Hospiz-Bewegung • Norbert Elias • Scham und Peinlichkeit • Soziologie des Friedhofs • Sterben • Sterben in der Corona-Zeit • Tabuisierung des Todes • Thanatosoziologie • Tod • Tod in der Corona-Zeit • toter Körper • Trauer • Zivilisationsprozess |
ISBN-10 | 3-658-34653-1 / 3658346531 |
ISBN-13 | 978-3-658-34653-9 / 9783658346539 |
Zustand | Neuware |
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