Melanie - Bleib bei mir, Mama! -  Damaris Kofmehl

Melanie - Bleib bei mir, Mama! (eBook)

Eine wahre Lebensgeschichte
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
144 Seiten
SCM Hänssler im SCM-Verlag
978-3-7751-7523-4 (ISBN)
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Melanie ist neun, als sich ihre Eltern scheiden lassen. In der Schule wird sie deswegen gemobbt. Ihr Papa hängt lieber mit seinen Saufkumpels rum als mit ihr. Und ihre Mama muss jeden Cent umdrehen, damit es fürs Leben reicht. Als Melanie vierzehn ist, scheint endlich alles besser zu werden. Doch dann bricht ihre Welt komplett auseinander: Ihre Mama eröffnet ihr, dass sie Lungenkrebs hat und bald sterben wird. Wie kommt wieder Hoffnung in ihr Leben?

Damaris Kofmehl ist Bestsellerautorin und erzählt wahre Begebenheiten als True-Life-Thriller, Fantasy und Biografien. Ihre Buchrecherchen führten sie unter anderem nach Brasilien, Pakistan, Guatemala, Chile, Peru, Australien und in die USA. Sie lebte lange unter Straßenkindern in Brasilien und heute wieder in ihrem Heimatland, der Schweiz. www.damariskofmehl.ch

Damaris Kofmehl ist Bestsellerautorin und erzählt wahre Begebenheiten als True-Life-Thriller, Fantasy und Biografien. Ihre Buchrecherchen führten sie unter anderem nach Brasilien, Pakistan, Guatemala, Chile, Peru, Australien und in die USA. Sie lebte lange unter Straßenkindern in Brasilien und heute wieder in ihrem Heimatland, der Schweiz. www.damariskofmehl.ch

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

ABSCHIEDSZEILEN


»Iss doch etwas, Melanie.«

Melanie stocherte mit der Gabel im Kartoffelsalat auf ihrem Teller herum und starrte dabei auf den Pfefferstreuer in der Mitte des Tisches, als wäre er der Einzige, der sie verstehen würde. Onkel Franz knabberte an seinem fünften Wiener Würstchen, sodass sein Schnurrbart über dem Mund tanzte, und die schlanke, hochgewachsene Tante Anni tat sich elegant eine zweite, wenn auch bescheidene Portion Kartoffelsalat auf. Nur Melanie hatte ihr Essen noch nicht angerührt.

»Schmeckt es dir nicht?«, fragte Tante Anni besorgt. Als Melanie nicht reagierte, sagte sie etwas lauter: »Melanie?«

Melanie schreckte auf und blickte ihre Tante flüchtig an.

»Tut mir leid, Tante Anni, ich habe keinen Appetit heute.«

»Aber du musst etwas essen, Kindchen. Du bist ja so dünn.«

»Das ist wahr«, mischte sich nun Onkel Franz ein und deutete mit der Gabel auf Melanie, bevor er damit das nächste Würstchen aufspießte. »Du bist wirklich sehr dünn, Melanie. Für ein Mädchen in deinem Alter würden dir ein paar weibliche Rundungen sicher nicht schaden.«

»Franz!« Tante Anni warf ihrem Mann einen strengen Blick zu und legte dann verständnisvoll ihre Hand auf Melanies Arm. »Ich verstehe ja, dass das alles schwer für dich ist. Iss wenigstens ein Würstchen. Wenigstens eines. Nicht, dass du uns noch vom Stuhl fällst.«

Melanie seufzte und schnitt sich ein kleines Stück Wurst ab, das sie sich widerwillig in den Mund schob und lange darauf herumkaute, als wäre es ein Stück Holz. Zum Abschluss stellte Tante Anni noch eine Schüssel selbst gemachten Schokoladenpudding auf den Tisch. Doch Melanie lehnte dankend ab.

»Darf ich zurück auf mein Zimmer? Ich habe noch nicht alles eingeräumt«, sagte sie höflich. In Wahrheit wollte sie einfach alleine sein.

»Aber natürlich«, nickte Tante Anni und lächelte verständnisvoll. »Ich stelle dir ein Schälchen in den Kühlschrank, falls du später davon probieren möchtest.«

»Danke«, murmelte Melanie.

Sie wollte gerade aufstehen, als Tante Anni etwas einfiel.

»Ach, beinahe hätte ich’s vergessen. Tante Iris hat noch einen Brief für dich dagelassen.«

»Einen Brief? Von wem?«

»Er ist von deiner Mutter. Sie hat ihn für dich geschrieben, bevor … es ist ein Abschiedsbrief an dich.«

Eine Hitzewelle schoss durch Melanies Körper. Ihre Mama hatte ihr einen Abschiedsbrief geschrieben?!

»Moment, ich hole ihn dir.« Tante Anni ging zu einer Kommode, kam mit einem Briefumschlag zurück und reichte ihn Melanie. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die wohlvertraute Schrift ihrer Mama auf dem Umschlag las. Für Melanie, stand darauf. Von Ingrid. Dass Mama mit ihrem Vornamen unterschrieben hatte, war typisch für sie. So hatte sie es auch immer gemacht, wenn sie Melanie irgendwelche kleinen Notizen auf dem Küchentisch zurückgelassen hatte. Sie hatte nie mit Mama unterzeichnet und schon gar nicht mit In Liebe, Mama oder Küsschen, Mama, sondern immer nur mit Ingrid. Einfach nur: Ingrid. Doch Melanie wusste, dass darin genauso viel Liebe steckte, wie wenn sie mit Mama oder In Liebe, Mama unterschrieben hätte.

»Tante Iris bat mich, ihn dir zu geben, wenn du so weit wärst. Aber wer kann das schon beurteilen. Ich finde, du sollst ihn jetzt haben.«

Melanie nickte und spürte, wie eine Welle der Sentimentalität sie zu überrollen drohte. Rasch wandte sie sich ab und verließ die Wohnung. Tante Anni rief ihr noch hinterher, sie seien bis 22 Uhr wach, falls sie noch etwas bräuchte oder doch noch etwas essen wollte. Aber da war Melanie schon weg. Den Brief in der Hand eilte sie ins Erdgeschoss, ging an Opa Willis Zimmer vorbei – er saß immer noch in derselben Position in seinem Sessel –, ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich zu.

Dann verkroch sie sich in die Ecke am Kopfende ihres Bettes, drückte sich ganz dicht an die Wand, die Beine angewinkelt, und öffnete den Briefumschlag. Vorsichtig klaubte sie den Brief ihrer Mama aus dem Umschlag und faltete ihn auf. Ihre Augen wurden feucht, bevor sie auch nur ein Wort gelesen hatte. Allein die Tatsache, den letzten Brief ihrer Mama an sie in Händen zu halten, trieb ihr unweigerlich die Tränen in die Augen. Der Brief war nur eine Seite lang und der schönen Schrift nach zu urteilen, war er mit Sicherheit mehrere Wochen vor ihrem Tod entstanden, sonst wäre sie gar nicht mehr in der Lage gewesen, ihn zu verfassen.

Mel Mäusel,

als ich dich damals kurz nach der Geburt in den Armen hielt, waren da so viele Gefühle auf einmal in mir. Unglaube, Dankbarkeit, Freude – und auch jede Menge Angst. Angst davor, dir nicht gerecht zu werden. Kleines Menschenbündel mit so vielen Bedürfnissen. Nach Essen, Trinken, Schlafen und Liebe. Das mit dem Essen, Trinken, Schlafen und der Entwicklung geht irgendwann von selbst. Die Liebe ist im Laufe der Jahre gewachsen. Ich muss dir nur in die Augen sehen und weiß dann, dass ich für dich alles geben würde. Es gibt nur zwei Menschen auf dieser Welt, die ich uneingeschränkt liebe, und du bist einer davon.

Was auch immer du tust, ich werde in Gedanken bei dir sein, und wenn es in meiner Macht liegt, werde ich jede Ungerechtigkeit, jeden Schaden von dir fernhalten. Ich liebe dich und wünsche dir für dein Leben, dass es sich in deinem Sinne entwickelt. Bedenke immer: »Der Mensch denkt, Gott lenkt.« Stelle dich allem, was das Leben bringt. Sei ruhig traurig oder fröhlich, zornig oder ängstlich, aber vor allem liebe! Wenn du jemanden hast, den du uneigennützig und ohne Berechnung liebst, dann hast du das Leben gewonnen.

Ich hab dich lieb. Sollte ich dir je Unrecht, Schmerz oder Ärger gemacht haben, so tut es mir leid. Sei dir gewiss, dass ich dich jeden Moment geliebt habe und weiterhin liebe. Denke aber auch immer daran, dass es auch noch andere Menschen gibt, die dich lieben. Iris, Tanja und Opa Richard gehören auch dazu. Weine, lache und rede mit ihnen und du wirst es fühlen.

Für dein Leben wünsche ich dir Gesundheit, Erfolg, keine Süchte, viel Lachen und vor allem die Liebe.

Pass auf dich auf und lass dich nicht klauen.

Ich liebe, küsse und drücke dich. Jeden Tag.

Ingrid

Die Tränen liefen Melanie in Strömen übers Gesicht, als sie den Abschiedsbrief las. Sie weinte so laut, dass sie sich sicher war, dass Opa Willi es im Nebenzimmer hören musste. Aber es war ihr egal. Sie schluchzte und musste aufpassen, dass die Tränen nicht auf den Brief tropften, um Flecken auf dem Papier zu hinterlassen.

Es war ihr, als könnte sie Mamas Stimme hören, als hätte ihre Mama die Zeilen nicht aufgeschrieben, sondern für sie auf Band aufgenommen. Denn in jeder Zeile, in jedem Wort hörte sie ihre Stimme. Sie hörte sie so klar, als wäre ihre Mama tatsächlich da, als würde sie gerade jetzt hier bei ihr sitzen und mit ihr reden. Es war so tröstlich und gleichzeitig so brutal schmerzhaft, dass sie nur noch mehr weinte. Sie fragte sich, ob diese fürchterlichen Seelenqualen je vergehen oder ob sie sie eines Tages von innen heraus zerreißen würden. Ja, sie fragte sich ernsthaft, ob Trauer so zerstörerisch sein konnte, dass man daran starb.

Später am Abend hörte Melanie ihre Tante in die Wohnung kommen und zu Opa Willi gehen, um ihn ins Bett zu bringen. Dann blieb Tante Anni auf dem Flur direkt vor ihrer Zimmertür stehen. Melanie sah den Schatten ihrer Pantoffeln unter dem Türspalt hindurch und blieb mucksmäuschenstill in ihrem Bett liegen.

Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, anzuklopfen und mich zu fragen, ob alles in Ordnung ist, dachte sie. Darauf hatte sie jetzt echt keinen Bock. Eine ganze Weile stand ihre Tante vor der Zimmertür, ehe sie das Licht im Flur löschte und die Wohnung wieder verließ.

Melanie konnte lange nicht einschlafen. Ihre Gedanken drehten sich um ihre Mama, um den so liebevoll geschriebenen Abschiedsbrief an sie, aber auch um den so gegensätzlichen Tagebucheintrag, wo ihre Mama sich die Seele über ihre Kinder- und Jugendzeit ausgekotzt hatte, weil ihr Zuhause so schlimm gewesen war. Ob sie tatsächlich abgehauen ist?, fragte sich Melanie. Ich an ihrer Stelle hätte es getan. Ich wäre keinen Tag länger dortgeblieben.

Vielleicht steht ja etwas davon in ihrem Tagebuch!, überlegte sie plötzlich, warf die Bettdecke zurück und tappte im Dunkeln zu den Kisten, die sie noch nicht ausgepackt hatte. Das Tagebuch lag oben auf einer ungeöffneten Kiste. Melanie nahm es und kroch damit zurück unter die Bettdecke. Sie wollte unbedingt wissen, wie es weiterging. Als sie die Nachttischlampe anknipste, um genug Licht zum Lesen zu haben, fiel ihr Blick auf die Begrüßungskarte und das Schokoladenherzchen, die immer noch unangetastet genau da lagen, wo Tante Anni sie platziert hatte. Melanie nahm die Karte, auf der eine Blumenwiese zu sehen war, und drehte sie um. In geschwungener alter Schrift stand auf der Rückseite geschrieben:

Liebe Melanie, wir freuen uns, dass du da bist. Fühl dich wie zu Hause.

Herzlichst, Tante Anni & Onkel Franz.

Ein Lächeln huschte über Melanies Gesicht. Sie meinten es wirklich gut mit ihr. Sie versuchten, das Beste aus einer unmöglichen Situation zu machen, und dafür war Melanie ihnen dankbar. Vielleicht würde am Ende ja doch alles gut werden, vielleicht würde ihr neues Leben bei Tante Anni und Onkel Franz doch nicht ganz so schlimm werden wie erwartet. Vielleicht brauchten sie alle...

Erscheint lt. Verlag 3.6.2021
Reihe/Serie Life on Stage
Verlagsort Holzgerlingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Abschied • Bekehrung • Evangelisation • evangelistisch • Familiengeschichte • Innere Heilung • Krebs • Lebenswende • Teenager • Tod • Übergabegebet • Vergebung • Verzweiflung • Wahre GEschichte • Waisenkind
ISBN-10 3-7751-7523-7 / 3775175237
ISBN-13 978-3-7751-7523-4 / 9783775175234
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