fritz gegen Goliath (eBook)

Wie man aus dem Nichts ein erfolgreiches Unternehmen schafft. Die fritz-kola-Story | Firmengeschichte mit Tipps für Existenzgründer und Einblicken für Fans, erzählt vom Gründer
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2021 | 1. Auflage
272 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2589-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

fritz gegen Goliath -  Mirco Wolf Wiegert,  Oliver Domzalski
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Die Geschichte von fritz-kola klingt unglaublich: Als Mirco Wolf Wiegert 2003 mit einem Kumpel 7000 Euro zusammenkratzte und aus dem Studentenwohnheim heraus Coca-Cola herausforderte, war das eine Sternstunde der Gründerszene. Die beiden vertickten die ersten Kästen via Direktvertrieb an angesagte Clubs im Hamburger Schanzenviertel und eroberten von dort aus Deutschland und die Welt. Heute ist fritz die alternative Kola und Limonade Nummer eins mit fast 300 Mitarbeitern in über 25 europäischen Ländern, hat sich nicht kaufen lassen und lebt »indie« at it's best. In seiner Start-up-Fibel erzählt Mirco, wie sie ohne Dispo, dafür mit viel Herzblut loslegten und schnell erfolgreich wurden. Er erinnert sich, wie es zu dem Namen kam, wann die erste Post von Coca-Cola eintrudelte und warum die Lieferwagen von fritz kleiner sind als die der anderen. Ein Buch voller Anekdoten und wertvollem Business-Know-how.

Mirco Wolf Wiegert, geboren 1975 in Hamburg, studierte - nach Zivildienst und Ausbildung in einer Spedition - Außenwirtschaft und internationales Management. Zusammen mit einem Freund aus Pfadfindertagen gründete er 2003 'fritz-kola'. Als geschäftsführender Gesellschafter ist er der Unternehmer hinter der Indie-Brand.

Mirco Wolf Wiegert, geboren 1975 in Hamburg, studierte – nach Zivildienst und der Lehre in einer Spedition – Außenwirtschaft und internationales Management. Zusammen mit seinem Pfadfinder-Freund Lorenz Hampl gründete er 2003 "fritz-kola". Seit Hampls Ausstieg 2016 ist Wiegert geschäftsführender Mehrheitsgesellschafter des von ihm gegründeten Unternehmens.

Was ist das für ein Mensch, der unbedingt Unternehmer werden will? Es gibt so viele Geschichten, wie es Menschen gibt, warum Einzelne immer wieder das Verlangen haben, selbstständig zu arbeiten. Hier kommt meine:

Als ich 1975 geboren wurde, war mein Vater als Markthändler bereits selbstständig. Aufgewachsen bin ich allerdings bei meiner alleinerziehenden Mutter. Sie arbeitete als Sekretärin, und wir lebten in recht einfachen Verhältnissen. Ich hatte damit aber kein großes Problem. In meinem Umfeld war der „used look“, also das Tragen gebrauchter Kleidung, eher angesagt. Und „fast fashion“ war in den 1980ern sowieso noch nicht erfunden. Die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich war noch nicht so stark ausgeprägt wie heute; der neoliberale Umbau zu einer Welt, in der alles am Geldwert gemessen wird und Kinder wegen der falschen oder fehlenden Logos auf ihren Klamotten von den reicheren Klassenkameraden ausgegrenzt werden, hatte gerade erst begonnen. Meine Mutter konnte sich auch leisten, regelmäßig mit mir in Urlaub zu fahren – das bekommen Alleinerziehende heute ja kaum jemals hin. Weil der Wohlstand immer ungerechter verteilt ist.

Dass Geld in meinem Leben keine große Rolle spielte, hatte aber auch mit den Pfadfindern zu tun. Nachdem mein Freund Lars (heute ein erfolgreicher Gastronom in Hamburg) mich mal dorthin mitgenommen hatte, wurden sie zu meinem zweiten Zuhause. Später habe ich dort auch Lorenz kennengelernt – ich war elf, er war neun. Und wir wurden schnell beste Freunde. Auch die meisten meiner anderen Freunde fand ich hier. Die Pfadfinder waren eine geldlose Gesellschaft – es kam dort auf ganz andere Dinge an als auf materiellen Besitz. Zum Beispiel auf Zusammenhalt, Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, für andere Verantwortung zu übernehmen. Status war eine Frage des Charakters und der Haltung und konnte nicht mittels Markenturnschuhen oder anderen Wohlstandsbeweisen erworben werden. Prägend war diese Zeit bestimmt auch, weil wir als Gruppe über Wochen zusammen unterwegs waren und am Lagerfeuer so manche Nacht durchwacht haben.

In den Beginn meiner Pfadfinderzeit fiel auch die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986. Damals wurden unter anderem Schulhöfe gesperrt und Reisepläne geändert oder verworfen. Wir Kinder registrierten, dass die Erwachsenen extrem erschrocken und verunsichert waren und dass sich die Welt mit einem Mal geändert hatte. Es gab damals für lange Zeit keine frische Milch und weniger frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Schulhöfe und Spielplätze wurden über Wochen gesperrt. Die Hamsterkäufe galten damals dem Milchpulver und der Dosenmilch. An manche dieser Einschränkungen musste ich denken, als ab März 2020 die Corona-Krise für Monate das öffentliche Leben in Europa beherrschte.

Der Super-GAU machte mir auch klar, dass eine intakte Umwelt nicht selbstverständlich ist und man sich dafür einsetzen muss. Die Liebe zur Natur war auch ein Ergebnis meiner Pfadfinderzeit. Aufgewachsen im urbanen Hamburg, erfuhr ich auf Fahrten durch Deutschland und Europa die Ruhe und Schönheit unberührter Landschaften. Wir wanderten, fuhren Kanu oder Floß und reisten mit Nachtzügen durch den Kontinent.

Aber ich erfuhr auch, wie hässlich Verschmutzung und Umweltzerstörung sein können. Das geht vom dreckigen Fluss, in dem man nicht baden darf (wie damals die Elbe bei Hamburg), bis zur achtlos weggeworfenen Getränkedose im Wald. Bis heute reagiere ich allergisch auf Zivilisationsmüll in der freien Natur. Dass Mehrweg mir und fritz-kola ein echtes Herzensanliegen ist, hat seine Wurzeln in dieser Zeit.

Das Unternehmerische hat mir mein Vater mitgegeben. Er verkaufte auf Wochenmärkten Geschenkartikel und Plüschtiere, später dann in eigenen Geschäften moderne Oberbekleidung, Schuhe und Geschenkartikel. Er hat mir früh die Begeisterung für Selbstständigkeit und Unternehmertum vermittelt – und für das Arbeiten. Das Leuchten in seinen Augen, wenn er von einem erfolgreichen Projekt berichtete, sehe ich noch heute vor mir. Und ich erinnere mich noch gut an den Aha-Moment, als er mir erklärte, wie wichtig die Differenz von Ein- und Verkaufspreis ist – und dass ich das unmittelbar verstand. Da war ich sechs Jahre alt.

Meine erste bewusste Erinnerung spielt noch früher. Ich bin drei oder vier Jahre alt und komme an einem sehr frühen Morgen zu meinem Vater in die Küche. Es ist noch dunkel draußen. Mein Vater frühstückt und bereitet sich darauf vor, gleich auf den Markt zu fahren. Seine Begeisterung und sein Enthusiasmus für seine Arbeit zu dieser sehr, sehr frühen Stunde hat mich beeindruckt und irgendwie geprägt. Wie er „da rausging, um sein Ding zu machen“. Und wenn ich bei ihm war und er arbeiten musste, nahm er mich eben mit. Einmal fuhren wir zusammen zu so einem Markt außerhalb Hamburgs und haben abends in seinem Verkaufsstand übernachtet. Das fand ich ungeheuer aufregend – ein Abenteuer.

Dass Kinder ihren Eltern ein bisschen beim Broterwerb über die Schulter schauten und hospitierten, war damals völlig normal. Und ich finde es bis heute gut, wenn Kinder auch mal mit anpacken und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen, womit ihre Eltern eigentlich die Familie ernähren. Später habe ich beim Renovieren seiner Läden geholfen, Regale aufgebaut und so weiter. Das war selbstverständlich.  Die Erfahrungen mit dem Business meines Vaters haben mich in der Entschlossenheit bestätigt, mein eigener Herr und unabhängig sein zu wollen  – und haben hoffentlich auch mein Verantwortungsgefühl als Unternehmer gegenüber meinen Angestellten beeinflusst. Trotzdem habe ich Fehler gemacht, die mir bis heute peinlich sind und für die ich mich bei den Betroffenen entschuldigt habe. So war ich früher manchmal aufbrausend. Ich habe rumgeschrien und Türen geschmissen, wenn etwas nicht so lief, wie ich wollte. Auch die Aktion von Lorenz und mir, ein Handbuch über interne Abläufe zu entwickeln, per Beamer an die Wand zu werfen und es Mitarbeiter laut vorlesen zu lassen, war ziemlich daneben. Wir waren Garagengründer und in Sachen Führung völlig unerfahren und unvorbereitet – wir wussten es damals nicht besser.

Als wir 2003, nach der Party im Studentenwohnheim, unseren Familien offenbarten, dass wir ein Unternehmen auf den Weg gebracht hatten, war mein Vater zunächst skeptisch. Sein Gesicht drückte seine unausgesprochene Frage aus: „Kannst du das denn überhaupt?“ Das hat mich aber nicht verunsichert, im Gegenteil. Die Fragezeichen in den Augen meines Vaters waren für mich eher ein zusätzlicher Ansporn. Ich glaube ohnehin, dass so mancher erfolgreiche Unternehmer auch angetrieben wird vom Ehrgeiz, es den Skeptikern zu zeigen, die ihm das nicht zugetraut haben – Väter, Mütter, Lehrer, frühere Chefs … Die Skeptiker behaupten ja später gerne: Hätte ich ihn nicht so gepiesackt, wäre das nichts geworden. Da überschätzen sie ihre Rolle aber maßlos – und verklären ihr Misstrauen und ihre mangelnde Unterstützung nachträglich zum Motivationskunststück. Wenn der einzige Antrieb eines Gründers darin besteht, es jemandem zu zeigen, wird vermutlich nichts daraus werden. Man geht dann wahrscheinlich zu große Risiken ein, vergeudet Energie und trifft falsche Entscheidungen – gerade weil jemand einen warnt. Aber damit es keine Missverständnisse gibt: Mein Vater hat mich von Anfang an praktisch unterstützt, wenn es nötig war – und heute freut er sich mit mir über das Erreichte. Bei dieser Gelegenheit:  Danke, Papa, für den großen Bulli-Anhänger, den du mir geliehen hast – und sorry, dass ich ihn bei Eis und Schnee im Graben versenkt habe. 

Hätte ich auf meine Oma väterlicherseits gehört, wäre ich vielleicht kein Unternehmer geworden. Sie kritisierte das Gewerbe meines Vaters zwar nicht direkt, aber sie stellte gerne allgemeine Betrachtungen zum Wesen des Kaufmanns an. Jemandem etwas zu verkaufen, war für sie gleichbedeutend damit, dass man es ihm aufschwatzte. Sie betrachtete das nicht als ehrliche Arbeit. Hier spiegelte sich ihre Herkunft von einem großen Bauernhof. Mein Urgroßvater hatte einst den Familienhof in der Nähe von Salzgitter und später einen großen Hof in der Altmark übernommen und zu einem großen Hofbetrieb ausgebaut. Seine Abnehmer waren Genossenschaften, sodass er seine Ware nicht aktiv vermarkten musste. Mit dem Kriegsende war der Hof verloren, und meine Urgroßeltern kamen nach Westdeutschland, wo sie bei ihren Kindern Unterschlupf fanden.

Was ich aus den Verhältnissen zu Hause mitgenommen habe, ist ganz sicher der vorsichtige Umgang mit Geld. Das zeigte sich schon beim Taschengeld, als Grundschüler bekam ich fünfzig Pfennig die Woche. Das begehrte Yps-Heft kostete eine Mark fünfzig. Das haute also schon mal nicht hin – auch wenn mein Vater und die Großeltern ab und zu eine Extramark rüberschoben. Ich habe damals gelernt, das Geld immer zusammenzuhalten – und meine Sehnsucht nicht auf Dinge zu richten, die man kaufen kann. Wegen der vielen Zeit, die ich bei den Pfadfindern verbrachte, war das nicht so schwierig.

Das Verhandeln habe ich im Umgang mit meiner Mutter gelernt – wie wohl viele Kinder von damals beim Thema Fernsehen. Das war auch bei uns streng reglementiert. Ich durfte von 18 Uhr bis 18:30 die „Sesamstraße“ gucken – und das war’s. Manchmal, als Ausnahme, noch eine Samstagabendshow. Aber schon für die „Muppet Show“, die mittwochs lief, musste ich hart feilschen. Aus ähnlichen pädagogischen Gründen war auch Cola tabu für mich als Kind. Sie war erstens zu teuer und galt zweitens als ungesund. Vielleicht also schlug die eigentliche Geburtsstunde der fritz-kola-Geschichte in den colafreien Küchen unserer Eltern...

Erscheint lt. Verlag 6.9.2021
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Wirtschaft
Sachbuch/Ratgeber Essen / Trinken
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Wirtschaftsgeschichte
Recht / Steuern
Technik
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Marketing / Vertrieb
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
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ISBN-10 3-8437-2589-6 / 3843725896
ISBN-13 978-3-8437-2589-7 / 9783843725897
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