Der Torschrei
Essay über das Unbewusste im Fußballspiel
Seiten
2021
Brandes & Apsel (Verlag)
978-3-95558-316-3 (ISBN)
Brandes & Apsel (Verlag)
978-3-95558-316-3 (ISBN)
Kaum ein Spiel weist so viele eigentümliche Regeln und scheinbar willkürlich eingeführte Handicaps auf wie das Fußballspiel. Warum dürfen hier die Spieler den Ball nicht mit der Hand berühren – außer dem Torhüter und beim Einwurf? Warum schreien die Fans bei einem gelungenen Torschuss so laut, dass ein
Stadion in seinen Grundfesten zittert? Warum gibt es hier »Einlaufkinder«, Maskottchen, Fahnen und Embleme? Warum schlagen sich manche Hooligans regelmäßig halbtot? Das alles findet eine profunde Antwort, wenn man Erklärungen mit Hilfe der Psychoanalyse sucht.
Leuschner legt dar, dass die Merkwürdigkeiten des Fußballspiels zustande kommen durch eine besonders intensive Triebaufladung des Balles als Abkömmling der Mutterbrust der Säuglingszeit. Das macht ihn enorm vieldeutig, das erklärt die Handicaps. Je nach Spielsituation kann er als ein gejagtes Tier, ein Geschoss, ein Vertreter von Mitspielern, tot oder lebendig, störrisch oder geschmeidig genutzt werden. Dadurch wird er verwendungsfähig für eine komplexe Inszenierung, die sich an Techniken und Lebensweise einer uralten, egalitär organisierten Hordenkultur anlehnt: die Jagd- und Totemhorde. Sigmund Freud hat das als »infantile Wiederholung des Totemismus» in der Gegenwart bezeichnet. Diese bildet nun die kollektive Energiequelle für den Torschrei.
Spielbestandteile, Spielverlauf und Spielziele dieser Brüderhorden bekommen einen Sinn, wenn man in Rechnung stellt, dass Denken und Handeln des alten Hordenkollektivs bis heute geprägt sind von Animismus und Paranoia. Eine die Gewalt weiter erregende Rolle spielt das Exogamie-Gebot. Das macht die Frauen der gegnerischen Horde zum Kriegsziel. Torschuss bedeutet unbewusst, die fremden Frauen sexuell zu vergewaltigen, zu schwängern und dauerhaft zu besitzen, um damit die fremde Brüderhorde zu demütigen, zu vernichten und ihr »Jagdrevier« in Besitz zu nehmen. Bei diesem Akt verschmelzen Fuß und Ball zu einer phallischen Waffe; das gegnerische Fußballtor wird zum weiblichen Schoß. Das ist es, was dann im Stadion oder sonstwo zum explosiv-kreativen Ausbruch jenes aufgestauten Triebgemisches aus Gewalt, Rache und sexueller Vergewaltigungslust führt.
Stadion in seinen Grundfesten zittert? Warum gibt es hier »Einlaufkinder«, Maskottchen, Fahnen und Embleme? Warum schlagen sich manche Hooligans regelmäßig halbtot? Das alles findet eine profunde Antwort, wenn man Erklärungen mit Hilfe der Psychoanalyse sucht.
Leuschner legt dar, dass die Merkwürdigkeiten des Fußballspiels zustande kommen durch eine besonders intensive Triebaufladung des Balles als Abkömmling der Mutterbrust der Säuglingszeit. Das macht ihn enorm vieldeutig, das erklärt die Handicaps. Je nach Spielsituation kann er als ein gejagtes Tier, ein Geschoss, ein Vertreter von Mitspielern, tot oder lebendig, störrisch oder geschmeidig genutzt werden. Dadurch wird er verwendungsfähig für eine komplexe Inszenierung, die sich an Techniken und Lebensweise einer uralten, egalitär organisierten Hordenkultur anlehnt: die Jagd- und Totemhorde. Sigmund Freud hat das als »infantile Wiederholung des Totemismus» in der Gegenwart bezeichnet. Diese bildet nun die kollektive Energiequelle für den Torschrei.
Spielbestandteile, Spielverlauf und Spielziele dieser Brüderhorden bekommen einen Sinn, wenn man in Rechnung stellt, dass Denken und Handeln des alten Hordenkollektivs bis heute geprägt sind von Animismus und Paranoia. Eine die Gewalt weiter erregende Rolle spielt das Exogamie-Gebot. Das macht die Frauen der gegnerischen Horde zum Kriegsziel. Torschuss bedeutet unbewusst, die fremden Frauen sexuell zu vergewaltigen, zu schwängern und dauerhaft zu besitzen, um damit die fremde Brüderhorde zu demütigen, zu vernichten und ihr »Jagdrevier« in Besitz zu nehmen. Bei diesem Akt verschmelzen Fuß und Ball zu einer phallischen Waffe; das gegnerische Fußballtor wird zum weiblichen Schoß. Das ist es, was dann im Stadion oder sonstwo zum explosiv-kreativen Ausbruch jenes aufgestauten Triebgemisches aus Gewalt, Rache und sexueller Vergewaltigungslust führt.
Wolfgang Leuschner, Dr. med., Arzt für Psychiatrie und Psychoanalytiker, ehem. Leiter einer sozialpsychiatrischen Klinik, ehem. stellvertretender Leiter des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt a. M., Gründer und Leiter des Labors für experimentelle Traum- und Gedächtnisforschung. Arbeitsschwerpunkte: psychoanalytisch orientierte experimentelle Untersuchungen von Traum- und Wahrnehmungsprozessen, Telepathie, Arbeitsweise des Vorbewussten und Ich-Veränderungen beim Einschlafen, Mitglied der Initiative 9. November e.V.
Erscheinungsdatum | 10.09.2021 |
---|---|
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Psychoanalyse / Tiefenpsychologie |
Schlagworte | Fußball • Horde • Spiel • Totem • Unbewusstes |
ISBN-10 | 3-95558-316-3 / 3955583163 |
ISBN-13 | 978-3-95558-316-3 / 9783955583163 |
Zustand | Neuware |
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