Augen zu und Schlaf! (eBook)

Handbuch eines Bettflüchtigen für eine gute Nacht
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
256 Seiten
Berlin Verlag
978-3-8270-8038-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Augen zu und Schlaf! -  Dieter Bednarz
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»Das geballte Fachwissen meiner Kollegen, höchst unterhaltsam verpackt. Ein außergewöhnliches Buch, das Ihren Schlaf tatsächlich verbessern kann.« Prof. Thomas Penzel, Charité Berlin, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)   Licht aus - und dann? So geht gesunder Schlaf! Dieter Bednarz sagt seiner Schlaflosigkeit den Kampf an und begibt sich auf die Reise zu den führenden Medizinern und Forschern des Landes. Er spricht mit Leidensgenossen, lässt sich nächtelang verkabeln, daheim und im Schlaflabor, um Antworten zu finden auf all unsere drängenden Fragen rund um den Schlaf: Warum kommen wir abends so schwer zur Ruhe? Wieso werden wir oft nach drei oder vier Stunden wieder wach? Was können wir tun, wenn wir stundenlang keinen Schlaf finden? Wie tickt unsere innere Uhr? Aber auch: Warum eigentlich schlafen wir?    Der mitreißende Erfahrungsbericht eines Schlaflosen, der zum Besserschläfer wird. Ein Handbuch, das vielen Bettflüchtigen helfen wird, ihren verdienten Schlaf zu finden.

Dieter Bednarz, Jahrgang 1956, ist Journalist, Autor, Dozent und Referent Über 30 Jahre lang berichtete er als Korrespondent sowie politischer Redakteur für den Spiegel und führte viel beachtete Gespräche mit Staats- und Regierungschefs der arabischen Welt. Bekannt wurde er aber vor allem als Autor persönlich gefärbter Sachbücher und Romane. Überleben an der Wickelfront (2009) und Mann darf sich doch mal irren! (2013) wurden für das ZDF verfilmt. 2017 erschien sein Roman Schwer erleuchtet, ein Jahr später das erzählende Sachbuch Zu jung für alt. Vom Aufbruch in die Freiheit nach dem Arbeitsleben. Dieter Bednarz lebt mit seiner Frau und drei Töchtern in Hamburg. Mehr unter www.DieterBednarz.de.

Dieter Bednarz, Jahrgang 1956, ist Autor, Dozent und Vortragsreisender. Viele Jahre berichtete er als politischer Redakteur und Korrespondent des Spiegel vor allem über den Nahen und Mittleren Osten. Seine Gespräche mit Staats- und Regierungschefs sorgten zum Teil international für Aufsehen. Als Autor wurde er besonders durch seine persönlich gefärbten Sachbücher und Romane einem breiten Publikum bekannt. Zuletzt erschienen Überleben an der Wickelfront (2009), Mann darf sich doch mal irren! (2013), Schwer erleuchtet (2017) und Zu jung für alt (2018). Mehr unter www.DieterBednarz.de.

Spiegel unserer Gesellschaft und Seele


Die Macht des Mysteriums Schlaf

Meine Recherche beginnt – wer hätte das gedacht? – mit einem Bett, einem museumsreifen Stück. Präsentiert wird es mir von einem Mann, der über die Geschichte des Schlafs und dessen Einfluss auf unser Leben und Denken so viel weiß wie nur wenige hierzulande: Philipp Osten, Professor am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg. Osten zählt nicht zum Heer der Ärzte in weißen Kitteln; er trägt dunkle Jeans, ein blau-weiß gestreiftes Hemd mit offenem Kragen und ein dunkles Jackett. Er arbeitet auch nicht im vorderen Teil des riesigen Geländes, wo die Klinik vor Modernität nur so strotzt und übrigens auch das große Schlaflabor untergebracht ist. Zu den Halbgöttern in Weiß und deren heutigen Möglichkeiten, Schlafgestörten zu helfen, brechen wir mit dem nächsten Kapitel auf.

Das Institut von Philipp Osten liegt im Nordteil der Klinik, wo die alten Bauten stehen. Das »Gebäude N30«, abseits der wichtigen Wege für Patienten und Personal, stammt aus der Anfangszeit des Klinikums, als es noch ein Krankenhaus war. Vor rund 100 Jahren, erklärt eine Tafel, waren hier die »Theoretischen Institute« untergebracht, etwa die Pathologie. Neben den breiten Portalen, die den einstigen Status erahnen lassen, künden große goldene Lettern auf rotem Backstein vom heutigen Verwendungszweck: »Medizinhistorisches Museum Hamburg«. Und Professor Osten ist dessen Direktor.

In seinem Arbeitszimmer im ersten Stock, einem großen Raum mit hohen, vollgestopften Bücherregalen, steht der Geschichtswissenschaftler neben einem alten Kinderbett. Es ist ein eher schlichtes Stück. Das Furnier dürfte Eiche sein, vermutet Osten, gebaut wurde es wohl um 1800. Das Besondere sind für den Museumsdirektor die reich verzierten Darstellungen aus weißem Gips: Am Fußende entzünden zwei Jungen, offensichtlich Zwillinge, ein Feuer; am Kopfende sind die beiden noch ein weiteres Mal zu sehen: Nun liegt der eine Bruder mit geschlossenen Augen auf dem Boden, der andere, leicht über ihn gebeugt, behütet seinen Schlaf.

Das Bett ist das erste Exponat einer Ausstellung zum Thema Schlaf, mit deren Planung Osten Ende 2021 beginnen will und die ihm ganz besonders am Herzen liegt. Obgleich sich sein Haus der ganzen Vielfalt der Medizingeschichte widmet – soeben hatte die Ausstellung »Lebenszeichen. Fotopostkarten aus den Lazaretten des Ersten Weltkriegs« ihre Finissage –, ist die gesellschaftliche Wirkmacht des Schlafs eines seiner Spezialgebiete. Das Tor zur Seele lautet der Titel seines in Fachkreisen gelobten Werks, das irgendwann mal zu den Klassikern der Schlafliteratur zählen könnte. Für den Direktor stellen die beiden Jungs in den Verzierungen nicht irgendwelche Buben dar: »Gerade im Kontext der damaligen Zeit«, erklärt Osten, »dürften die Menschen in den Zwillingen die Kinder der Nyx, der griechischen Göttin des Schlafs, gesehen haben.« Die göttlichen Kinder heißen Hypnos und Thanatos, übersetzt: Schlaf und Tod. »Diese Vignetten«, begeistert sich der Professor, »erzählen viele Geschichten, vor allem über das Bild, das die Menschen in unserem Kulturkreis vor 200 Jahren vom Schlaf hatten – und viele dieser Vorstellungen existieren noch heute.«

Bevor der Professor erklärt, warum griechische Götter damals deutsche Bauernmöbel zierten, setzt er einen Tee auf, denn nun, sagt er, müsse er etwas weiter ausholen.

Ich werfe ein, dass in den Büchern, die ich gelesen habe, für manche Autoren die Geschichte des Schlafs mit den alten Ägyptern beginnt. Am Nil sei ein Gott namens Bes als Beschützer in der Nacht verehrt worden. Da er die Schlafenden vor wildem Getier, vor allem Schlangen, schützen sollte, sei er mitunter als Schlangenfresser dargestellt worden. Und sogar ein »Traumbuch« sollen sie am Nil schon geschrieben haben.

Osten sagt, dass er das spannend findet, und lächelt höflich. Ja, manche ließen die Geschichte des Schlafs auch noch viel früher beginnen, mitunter sogar schon beim Neandertaler. Aber, fragt er eher rhetorisch, »was wissen wir wirklich über so weit zurückliegende Zeiten?«. Er zuckt mit den Schultern und meint, dass er es eher mit Karl Marx halte.

Der deutsche Philosoph und Kapitalismuskritiker hatte Mitte des 19. Jahrhunderts postuliert, erst das gesellschaftliche Bewusstsein gebe dem Menschen die Möglichkeit, sich zu erfassen. Für ein schlichtes Gemüt wie mich formuliert der Professor es simpler: »Erst durch unser Leben in der Gemeinschaft geben wir Dingen oder Vorkommnissen ihre Bedeutung, indem wir sie für uns definieren, einordnen, bewerten.«

Ich nicke, und er fährt fort: »Für viele beginnt die Geschichte des Schlafs mit der ersten Gesellschaft, die sich nachhaltig und für uns durch Aufzeichnungen nachvollziehbar Gedanken über ihre Nachtruhe gemacht und die unser Bild vom Schlaf geprägt hat.« Und das seien nun mal die Griechen gewesen – womit wir wieder bei Hypnos und Thanatos wären, den göttlichen Kindern auf dem Bettkasten.

Auch wenn unser Bild von Schlaf, wie wir noch sehen werden, untrennbar verbunden ist mit unserem Bewusstsein vom Tod als »Schlafes Bruder«, wollen wir uns bei den Zwillingen auf Hypnos konzentrieren, nach dem später die Hypnose benannt wird und der als Büste oder Figur oft mit Flügeln an den Schläfen zu sehen ist. Auf seinen leisen Schwingen kam er der Mythologie zufolge angeflogen, um den Müden und Erschöpften mit einem (Flügel-)Schlag den Schlaf zu bringen.

Da die Griechen bereits zwischen Schlaf und Traum unterschieden, hatten sie auch für unsere nächtlichen Bilder einen Gott, Morpheus. Auch er wird vielfach mit Flügeln an den Schläfen gezeigt und mit Mohnkugeln in den Händen. Um die einschläfernde Wirkung der aus dem Schlafmohn gepressten Säfte wussten nicht erst die alten Griechen. Samenfunde an Pfahlbauten aus der Steinzeit lassen darauf schließen, dass die Pflanze schon in Urzeiten kultiviert wurde.

Den großen Bogen vom damaligen Mohnanbau zur heutigen Pharmaindustrie mit ihren angeblich so erlösenden Mittelchen wie dem widerlichen Contergan und weiteren bis heute umstrittenen Produkten schließen wir an anderer Stelle. Hier wäre allenfalls erwähnenswert, dass es die Griechen waren, die dem Mohn-Extrakt seinen berühmt-berüchtigten Namen gaben: Opium, auf Deutsch »Säftchen«.

Meinerseits kann ich zu den Griechen nur Sokrates zitieren und sagen: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber genau deshalb gewährt mir der Professor ja dieses Privatissimum, das er nun mit ebenjenem legendären Vater der Philosophie beginnt. Als Naturforscher, der Sokrates zugleich war, hatte er sich nämlich auch so seine Gedanken über den Schlaf gemacht.

Die Erkenntnisse des Ur-Philosophen kann man als eine Art Wärmetheorie auffassen. Sokrates ging von einer Lebenswärme aus, die Ausdünstungen der Nahrung über die Adern ins Gehirn transportiert, wo sie dann für Schläfrigkeit sorgt. Die Dauer unseres Schlafs, so lehrte er, wird dabei durch das Ende zweier elementarer Prozesse bestimmt: der Verdauung und der Reinigung unseres Blutes.

Sokrates hat keine eigenen Schriften hinterlassen; vieles, was wir über ihn wissen, verdanken wir seinem Schüler Platon, der sich selbstverständlich auch über unsere Nachtruhe den Kopf zerbrach: In der Dunkelheit, fasst der Professor den alten Platon mal kurz für mich zusammen, finde das aus unseren Augen strömende Feuer des Lichts, das uns sehen lässt, keinen Gegenpol mehr, mit dem es verschmelzen könne. Logisch also, dass sich das »Sehfeuer« nach innen richte, dort die Regungen des Leibes beruhige und zur Schläfrigkeit und schließlich zum Schlaf führe.

Die prägendste Bedeutung für unser Bild von der Nachtruhe misst Osten jedoch dem Platon-Schüler Aristoteles bei. Sein Essay Über Schlafen und Wachen ist ein echter Klassiker, den der Medizinhistoriker im Original zitieren kann. In seiner Abhandlung unterscheidet Aristoteles zwischen Wesen, die über Wahrnehmung verfügen, wie Mensch und Tier, sowie Pflanzen, denen er diese Fähigkeit abspricht. Mit der Wahrnehmung verbunden ist die Unterscheidung zwischen Wachsein und Schlaf und damit unserer Funktionstüchtigkeit oder eben -untüchtigkeit. Hat etwa das Auge die Zeit seiner täglichen Sehleistung überschritten, erklärte Aristoteles, schließt es sich, und uns überkommt der Schlaf.

Gesteuert wird der ganze Prozess, so die Lehre, über unser zentrales Wahrnehmungsorgan, das in unserem Herzen, in unserer Seele, sitzt. Erschlafft dieses Organ, kommt es zum Schlaf. Und womit begründet Aristoteles die angebliche Lähmung dieser zentralen Schaltstelle? Mit dem Verdauungsprozess – damit greift er auf die Lehre des Altmeisters Sokrates zurück.

Natürlich kann man die Antike nicht verlassen, ohne Hippokrates von Kos zu erwähnen, den Aristoteles als großen Arzt rühmte. Mit seiner Vier-Säfte-Lehre von der schwarzen und der gelben Galle sowie von Blut und Schleim, die unser Temperament bestimmten, sollte Hippokrates das Bild der Medizin für 2000 Jahre prägen. Der Schlaf war für ihn besonders in der »Krisis« wichtig, in jener Phase einer Krankheit, in der sich entscheidet, ob eine Besserung eintritt.

Schon Hippokrates empfahl zudem eine Ausgewogenheit zwischen Wachheit und Schlaf. Blieben die Zustände nicht in ihrem »Maß«, seien sie »beide böse« und machten uns krank.

Die bedeutende Schriftensammlung zum Stand der damaligen Medizin, das Corpus Hippocraticum, trägt den Namen des Begründers der Medizinwissenschaft, obgleich die meisten Texte gar nicht von ihm sind, sondern über vier Jahrhunderte von vielen Ärzten verfasst wurden. Uns ist allerdings wichtiger, dass der Schlaf...

Erscheint lt. Verlag 14.10.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Durchschlafstörung • Einschlafen • Einschlafhilfe • Einschlafstörung • guter Schlaf • Schlaf • Schlafen • Schlafexperte • Schlaflabor • Schlaflosigkeit • Schlafmedizin • Schlafprobleme • Schlafratgeber • Schläfrigkeit • Schlafstörung • Senile Bettflucht
ISBN-10 3-8270-8038-X / 382708038X
ISBN-13 978-3-8270-8038-7 / 9783827080387
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