Zur Evolution von Selbststeuerung, Kommunikation, Kultur & Liebe -  Christoph W. Rosenthal

Zur Evolution von Selbststeuerung, Kommunikation, Kultur & Liebe (eBook)

Das neue Bild der Humanevolution
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2021 | 1. Auflage
188 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-1216-0 (ISBN)
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Die humanevolutionäre Entwicklung verknüpft sich mit der Evolution von Kultur als der Aneignung der genetischen Verhaltenssteuerung. Dies erreichte in Verbindung mit Kommunikation die Lösung des evolutionär dringend gewordener Problems eines zu unfähigen Soziallebens, in dem die vorausgehende Stufe der Hominiden dem Aussterben verfiel. Gleichzeitig wurde dies zur Basis einer völlig neuartigen Qualität an Sozialleben, Beziehungen und Liebe. Dieses neue Bild der Humanevolution basiert auf neueren neurologischen, linguistischen, psychologischen, kulturologischen und historiologischen Erkenntnissen.

Christoph W. Rosenthal (Jg. 1957) hat in Wuppertal, Göttingen und Bochum Ev. Theologie und Religions/Geschichte studiert. Er lebt seit 1981 als freier Kulturschaffender mit Jobs, Kulturarbeit, Kunst und Forschungen. Veröffentlichungen zu Humanevolution, Geschichte und kulturellen Themen.

1 Zur Evolution des Großhirns und der Primaten


„Menschen sind dank ihres Gehirns unglaublich flexibel, bevölkern den gesamten Erdball und sind sogar erste Schritte auf dem Mond gegangen. Gewiss, Tiger haben schärfere Zähne, Elefanten sind stärker, Geparden schneller, Eisbären vertragen Kälte besser. Wale können besser schwimmen und Albatrosse besser fliegen. Im Gegensatz zu all diesen vom Aussterben bedrohten Tieren jedoch ist der Mensch dank seines Gehirns nicht auf eine Sache besonders spezialisiert, sondern kann sich auf die verschiedensten Umgebungen, Aufgaben und Probleme einstellen. Kurz: Er kann lernen, und zwar besser als alle anderen Lebewesen auf der Welt. Und das Organ, mit dem dies geschieht, sind nicht Zähne, Muskeln, Fell, Flossen oder Flügel, sondern das Gehirn.“

Der Neurowissenschaftler Manfred Spitzer: Lernen, S. 14

„In jüngster Zeit hat eine Serie neurobiologischer Beobachtungen ein neues Bild entstehen lassen. Es beschreibt den Menschen als ein Wesen, dessen zentrale Motivation auf Zuwendung und gelingende Beziehungen gerichtet ist.“

Der Neurobiologe Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit.

Warum wir von Natur aus kooperieren, S. 9

1.1 Zur evolutionären Linie der Primaten


Die Humanevolution entspringt der Linie der Primaten, die innerhalb der Klasse der >Säugetiere< insbesondere mit den Nagetieren und den Hörnchen verwandt ist.

Die besondere Eigenart der Evolution der Primaten wird vor allem im Vergleich zu den ursprünglich verwandten Nagetieren augenfällig. Zu Letzteren kann gesagt werden:

„Das Weibchen kann mehrmals im Jahr Nachwuchs zur Welt bringen, die Trächtigkeitsdauer ist kurz und die Wurfgröße hoch. […] So haben manche Hamsterarten mit nur 16 Tagen die kürzeste Tragzeit aller Plazentatiere und sind bereits mit sieben bis acht Wochen geschlechtsreif. Vielzitzenmäuse haben bis zu 24 Zitzen, und Nacktmulle können bis zu 27 Neugeborene pro Wurf austragen.“ 4

Demgegenüber die (Eu-) Primaten mit ihren über 400 Arten:

„Generell zeichnen sich Primaten durch eine lange Trächtigkeitsdauer, eine lange Entwicklungszeit der Jungen und eine eher hohe Lebenserwartung aus. Die Strategie dieser Tiere liegt darin, viel Zeit in die Aufzucht der Jungtiere zu investieren, dafür ist die Fortpflanzungsrate gering. […] Bei den meisten Arten überwiegen Einzelgeburten […].“ 5

Die besondere Eigenart der Evolution der Primaten entstand durch ihre Ausrichtung auf besonders komplex-komplizierte Naturverhältnisse, in denen Intelligenz den entscheidenden Vorteil brachte. Dies war in dem evolutionären Prozess mit einer besonderen Gehirn-Entwicklung verbunden.

Hierbei geht es um die Evolution des speziellen Gehirnbereichs des (Neo-) Kortex, auch Großhirn genannt (grau markiert):

Nachzeichnung nach: Hoimar v. Ditfurth: Der Geist fiel nicht vom Himmel, 7. Farbblatt nach S. 224

Dieses Buch bietet eine gut lesbare ausführliche Abhandlung über „Die Evolution unseres Bewusstseins“ (so der Untertitel), wenn es auch nicht mehr in allem aktuell ist.

1.2 Zur Evolution des Großhirns


„Das erste Lebewesen, dessen Großhirn alle älteren Hirnteile in der Entwicklung überflügelt hat, ist der Affe.“ 6

Das Gehirn entstand evolutionär aus der Entwicklung der Nervenbahnen, und es wurde mit den >höheren Lebewesen< immer komplexer.

Diese Entwicklung hatte ihre Gründe und ihre Vorteile, aber auch Folgen und Nachteile. Es wäre eine naive, aus dem Vorwissenschaftlichen stammende Vorstellung zu meinen: je größer das Gehirn, desto intelligenter und desto höher die Überlebensfähigkeit.

Denn der höhere Großhirn-Anteil bedeutet gerade nicht, mit mehr Intelligenz geboren zu werden. Das Gegenteil ist in gewisser Weise der Fall. Das höhere Maß an angeborener Intelligenz verknüpft sich mit dem >Reptiliengehirn<. Die Großhirn-Anlage stellt wohl Potential zur Entwicklung von Intelligenz zur Verfügung, doch ist ihr Erwerb ein Sachverhalt der Sozialisation. Je größer der Großhirn-Anteil im Gehirn ist, desto länger dauert folglich die Kindheit, und desto bedeutsamer wird, in ihr das wirklich Entscheidende zu lernen.

Wir werden sehen, dass Letzteres das Thema in dem humanevolutionären Prozess ist – aber deutlich anders, als es bislang in den gängigen Konzeptionen bzgl. der Humanevolution gesehen wird. Mitnichten ist die Großhirn-Anlage die große evolutionäre Erfolgsstory, wie sie bislang vorgestellt wird, weder in ihrer frühen Geschichte noch – mit Ausnahme des Menschen unter sehr bestimmten Voraussetzungen – nach der Stufe der einfachen Affen.

Nachzeichnung nach: Hoimar v. Ditfurth: Der Geist, S. 18 f., 84 f. , 226 f.

Menschliches Gehirn mit den drei grundlegenden evolutionären Stufen:

1 >unterer Hirnstamm< (schwarz),

2 >Zwischenhirn< oder „Reptiliengehirn“ (dunkel)

3 >Großhirn< oder (Neo-) Kortex (hellgrau)

Die Großhirn-Anlage war evolutionär lange nur ein kleines Randphänomen, mit dem sich kleine Tiere wie später die Primaten eine Nische unter besonders komplexen Lebensverhältnissen erschließen konnten.

Der große evolutionäre Erfolg kam lange dem >Reptiliengehirn< mit seiner angeborenen Intelligenz zu, in dem die erfolgreichen Verhaltensformen ganz entsprechend anderer körperlichen Entwicklungen in der genetischen Anlage vererbt wurden.

„Der Vorteil dieser Situation besteht darin, dass allen Anforderungen und Aufgaben mit Verhaltensrezepten begegnet werden kann, die nicht bloß von einem einzelnen, sondern von den unzähligen Mitgliedern Hunderter und Tausender von Generationen der eigenen Art auf ihre Brauchbarkeit durchprobiert worden sind.“ (Ditfurth: Der Geist, S. 191)

Das große Handicap dieser Anlage besteht jedoch bei wechselhaften Naturverhältnissen und vor allem bei geologischen Umbrüchen. Dies betraf vor allem den besonderen Super-Gau vor ca. 66 Mio. Jahren, der alle größeren Lebewesen (etwa über 25 kg) und hierbei insbesondere die Dinosaurier auslöschte.

„Der Beginn des Zeitalters der Säugetiere […] ist gekennzeichnet durch geologische Umwälzungen und klimatische Veränderungen […]. Die kleinen Säugetiere, die fast hundert Millionen Jahre lang ängstlich und furchtsam über den Waldboden schnüffelten und Samen und Insekten suchten, ständig von gefräßigen Reptilien bedroht, hatten nun eine evolutionäre Chance.“ 7

S. dazu bei Bedarf weiter bei Wikipedia: Känozoikum (Erdneuzeit).

Bzgl. der direkten Katastrophe vor 66 Mio. Jahren s.

Wikipedia: Kreide-Paläogen-Grenze und Chicxulub-Krater

1.3 Überblick der evolutionären Linie zum Menschen


Die Linie der Primaten zum >Menschen< ist fett gezeichnet

Überblick Hominoide >> Menschen

nach der in diesem Buch vertretenen Auffassung

Die Evolution des Großhirn-Bereichs geht mit der Verlängerung der Kindheiten einher, da die Lern-Entwicklung der Sozialisation die biologische Form ist, das Großhirn neurologisch zu „programmieren“.

Dies bedeutet eindeutig, dass sich evolutionär Stufe um Stufe der Anspruch der Großhirn-Intelligenz von der Ernährungsbesorgung auf ein qualifiziertes Sozialleben und – Verhalten verlagert. So ist insgesamt festzustellen:

„Labortests zeigten deutlich, dass niedere Affen und Menschaffen außergewöhnlich intelligent sind. Feldstudien ergaben allerdings, dass zumindest beim Gewinnen des täglichen Lebensunterhaltes diese Intelligenz kaum beansprucht wird. […] Mit anderen Worten, für einen nichtmenschlichen Primaten in freier Wildbahn ist der Lernprozess über das Vorkommen und vielleicht auch die Reifezeit von Nahrungsressourcen ein intellektuelles Kinderspiel verglichen mit der Vorhersage - und Beeinflussung - von Verhaltensweisen anderer Individuen der Gruppe.“ 8

„Das Leben in Gruppen bringt sowohl neue Möglichkeiten als auch neue Erfordernisse mit sich – Möglichkeiten, die sich einzelnen Lebewesen nie bieten, und Erfordernisse, die ihnen nie abverlangt werden würden. […]

In der Evolutionsgeschichte der Affen geht die Fähigkeit zu lügen mit dem wachsenden Vermögen einher, Lügen zu erkennen. Das Leben in Gruppen bietet außerdem die Möglichkeit, mit Seinesgleichen Bündnisse zu schließen. In Affengesellschaften befähigen Bündnisse die Mitglieder der Gruppe, sich gegen andere zusammenzutun. Dazu benötigen sie die Fähigkeit, Ränke zu schmieden. […] Intrigen und...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Archäologie
ISBN-10 3-7534-1216-3 / 3753412163
ISBN-13 978-3-7534-1216-0 / 9783753412160
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