Unvergessene Pastoren und Evangelisten (eBook)

Sechs Lebensbilder: Fritz Binde - Wilhelm Busch - Paul Deitenbeck - Heinrich Kemner - Friedrich Sondheimer - Corrie ten Boom
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2021 | 3. Auflage
132 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-3251-9 (ISBN)

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Unvergessene Pastoren und Evangelisten -  Matthias Hilbert
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Es sind außergewöhnliche Persönlichkeiten, die in diesem Buch porträtiert werden: Fritz Binde, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine radikale Wende vom Sozialisten und Nihilisten zum überzeugten Christen durchmachte und später so gewaltig predigte, dass Arbeiter, die ihm zugehört hatten, einmal gemeint haben sollen, dass gegen ihn fünfzig Bebel nicht ankämen. Wilhelm Busch, der legendäre Essener Jugendpfarrer. Der Sauerländer Paul Deitenbeck, einer der bedeutesten Protagonisten der Pietisten und Evangelikalen im Nachkriegsdeutschland. Heinrich Kemner, Gründungspionier eines großen geistlichen Rüstzentrums in der Lüneburger Heide. Der baptistische Volksmissionar Friedrich Sondheimer, der erstaunliche Gebetserhörungen erlebte. Die holländische Uhrmacherin Corrie ten Boom, die erst von den Nazis verfolgt wurde und später weltweit für Versöhnung untereinander und mit Gott eintrat. Bei ihnen bestätigt sich das Wort von Augustinus: Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden! Herausgeber: Hans-Jürgen Sträter, Adlerstein Verlag

Wilhelm Busch: Jesus unser Schicksal!


Wenn von Wilhelm Busch die Rede ist, so denken die meisten Menschen sicherlich zunächst an den humoristischen Dichter und Karikaturisten Wilhelm Busch, den Schöpfer der unvergessenen Max und Moritz-Figuren. Doch es gibt noch einen anderen berühmten Mann gleichen Namens, und an den erinnern sich auch heute noch viele Christen. Denn dieser Wilhelm Busch war um die Mitte des 20. Jahrhunderts ein Pastor gewesen, der nicht nur wegen seiner überaus erfolgreichen Jugendarbeit im Essener „Weigle-Haus“ bekannt war, sondern auch als viel gefragter Evangelist (und viel gelesener Autor christlicher Schriften) viele Menschen im In- und Ausland mit der christlichen Botschaft erreichte. Wo Busch sprach, da waren volle Säle und Gotteshäuser garantiert.

Wilhelm Busch ist am 27. März 1897 in Wuppertal-Elberfeld geboren. Hier war sein Vater, Dr. Wilhelm Busch, Pfarrer an der lutherischen Kirche, bevor er dann 1903 an die Frankfurter Lukasgemeinde wechselte. Seine Frau war eine geborene Kullen und kam aus Hülben in der Schwäbischen Alb. Die Kullens waren eine traditionsreiche, vom schwäbischen Pietismus geprägte Familie. Sie bewohnten seit eh und je in dem großen alten Schulhaus des Ortes das Obergeschoss, denn das örtliche Lehrer- und Organistenamt wurde traditionell stets von einem Kullen versehen. Dass der zugleich auch ein frommer Mann und aktiv in der Altpietistischen Gemeinschaft tätig war, verstand sich von selbst.

Wilhelm Busch jun. beabsichtigt, nach seinem Abitur Kunstgeschichte zu studieren. Da bricht 1914 der Erste Weltkrieg aus. Eine Woge des Patriotismus erfasste damals Jung und Alt. Und so tritt dann 1915 auch Busch als junger Kriegsfreiwilliger in das Heer ein. Später schreibt er: „Begeistert war ich bei der ‚berittenen Artillerie‘. (…) Mit Leib und Seele lebte ich in der militärischen Welt. Leider auch in der völlig ungöttlichen Atmosphäre. Das Christentum, das ich von zu Hause mitgebracht hatte, ging in Fetzen davon. Und als ich mit 19 Jahren in einem aktiven Regiment Offizier wurde, war mein Stolz ungeheuer.“

Als er nun eines Tages an der Westfront während einer Gefechtspause mit einem Kameraden im Straßengraben liegt und auf den Befehl zum Vorrücken wartet, wird sein Nachbar plötzlich von einem Granatsplitter getroffen und ist sofort tot. Busch ist schockiert: „Ich sehe mich noch“, so erinnert er sich später, „an diesem Straßengraben stehen, als es mich wie ein grelles Licht (…) überfiel: Der steht jetzt vor dem heiligen Gott! Und die nächste Feststellung war: Wenn wir jetzt andersherum gesessen hätten, dann hätte es mich erwischt, und dann stünde ich jetzt vor Gott! Da lag mein toter Freund. Und nach langen Jahren faltete ich zum ersten Mal die Hände und betete nur: ‚Lieber Gott, lass mich nicht fallen, ehe ich weiß, dass ich nicht in die Hölle komme.‘“

Lange quält sich Busch mit seinen Gewissensqualen ab. Dabei hätte er so gerne Frieden mit Gott gefunden. Da fällt ihm eines Tages beim Aufräumen seines Gepäcks das Neue Testament in die Hände, das seine Mutter heimlich seinen Sachen beigelegt hatte. Er nimmt die Handschrift seiner Mutter wahr. „Meinem lieben Sohn!“ steht da. Und dann das Bibelwort aus dem 119. Psalm: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ Tief erschüttert zieht sich der Sohn in ein noch heil gebliebenes Zimmer eines zusammengeschossenen französischen Bauernhauses zurück. Hier blättert er in dem Testament herum und stößt plötzlich auf den Vers: „Des Menschen Sohn ist gekommen, selig zu machen, das verloren ist.“ Das schlägt bei ihm ein: „Verloren war ich! Selig werden wollte ich. Jesus also war der rechte Helfer für mich!“ Wilhelm Busch übergibt daraufhin sich und sein Leben Jesus.

Es war eine radikale Lebenswende. Wilhelm Busch weiß sich von Jesus gerufen und gefunden. Und er verspürt den Ruf und den Drang, nach dem Krieg wie sein Vater Pfarrer zu werden. Und schon jetzt liegt ihm besonders die Jugend auf dem Herzen: „Du musst (…)“, so sein großer Wunsch, „jungen Menschen sagen, wie sie selig werden können.“

Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs studiert Busch in Tübingen Theologie. Hier wird er besonders durch die Theologen Karl Heim und Adolf Schlatter geprägt. Ende 1922 wird er dann als „Hilfsprediger“ einer Bielefelder Kirchengemeinde zugewiesen, nachdem er zuvor sein Zweites Staatsexamen bestanden hatte. Zwei Jahre später beruft ihn das Presbyterium der Essener Altstadtkirchengemeinde zum Gemeindepastor in einen ihrer Pfarrbezirke. Dieser 13.

Pfarrbezirk wird fast ausschließlich von Bergarbeiterfamilien bewohnt. Wird sich der junge, dynamische Pfarrer in diesem rauen, vom Arbeitermilieu geprägten Umfeld bewähren können? Denn viele Arbeiter misstrauten damals der Kirche, die oftmals so wenig Verständnis gezeigt hatte für die sozialen Anliegen und die politischen Forderungen dieser so hart arbeitenden Menschen und der sie vertretenden Parteien. Die Pfarrer nannte man verächtlich „Pfaffen“. Nicht wenige erklärten sich offen als Atheisten.

Wilhelm Busch selbst beschreibt seinen Dienstanfang in Essen so: „Nie werde ich vergessen, wie ich an einem trüben November-Tag zum ersten Mal einen Gang durch den Bezirk machte. Geschwärzte Mauern umgaben die drei Kohlenzechen. Riesige Mietskasernen bildeten die Wohnungen für ungezählte Familien. Dazwischen waren wieder Straßen mit kleinen, rußigen Häuslein, die aus alter Zeit noch hier standen. Ich sah Männer torkelnd aus den Kneipen kommen. Ich hörte misstönendes Geschrei aus den Wohnungen. Ich sah Kinder, die das Pflaster aufgegraben hatten, um ein wenig Sand zum Spielen zu finden. (…) Es war mehr als trostlos.“ Der junge Pastor musste realisieren, dass hier „die Türen und Herzen verschlossen waren für das Evangelium“.

Doch Busch nimmt die Herausforderung an: „Mir war klar: In diesem Bezirk hilft nur, dass ich Gott um Vollmacht und um Liebe bitte. Und dann hinein – nach dem Worte Jesu: ‚Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.‘“ Und er beschließt, die Menschen direkt in ihren Häusern aufzusuchen. Denn er will mit ihnen ins Gespräch kommen und ihnen Jesus bezeugen.

Und dann heißt es in seiner Autobiografie Plaudereien in meinem Studierzimmer weiter: „Es stellte sich bald heraus, dass die ‚Wölfe‘ gar nicht so gefährlich waren. Mit der Zeit durfte ich viel Vertrauen erfahren. Oft kam ich gar nicht zu den Besuchen, die ich mir vorgenommen hatte, weil ich auf der Straße immer wieder angehalten wurde, dass ich stundenlang seelsorgerliche Sprechstunden mitten im lärmenden Verkehr abhielt. Wie freute ich mich an jenem Tag, an dem mir ein Polizist fast ärgerlich sagte: ‚Früher holten die Leute uns, wenn es eine Schlägerei gab. Jetzt holen sie den Pastor!‘ Ja, ‚die Wölfe‘ waren gar nicht so wild, wie sie sich bei den riesigen politischen Kundgebungen gaben.“

Wenn man aber Busch bei seinen Hausbesuchen die Türe vor der Nase zuschlagen will – meist mit dem üblichen Spruch: ‚Wir brauchen keinen Pfaffen!‘ –, dann kann es vorkommen, dass er reaktionsschnell seinen Fuß in den Türspalt schiebt und entwaffnend antwortet: „Es ist wahr! Sie brauchen keinen Pfaffen, aber sie brauchen einen Heiland!“

Mehr und mehr respektierten also die Leute den unerschrockenen, schlagfertigen jungen Pastor, der so gar nicht dem Bild entsprach, das sie sich bislang von einem Pfarrer gemacht hatten. Dass er bei all seinem „Ringen und Menschen-Suchen“ zunehmend das Vertrauen der Arbeiter und ihrer Familien gewann, dass führte Busch auch auf den Umstand zurück, „dass die Männer merkten: Ich hatte nichts einzuwenden gegen ihren politischen und gewerkschaftlichen Kampf. Denn die Lebensverhältnisse waren wirklich unerträglich.“ Oftmals äußert er ihnen gegenüber: „Ich verstehe nicht, dass eure Führer nicht im Namen Gottes Recht fordern. Warum verbinden sie einen gerechten Kampf mit dem Atheismus?“ Allerdings sah Busch nicht die Politik als seine Aufgabe an. „Ich wollte“, so stellt er fest, „den Namen ‚Jesus‘ bekannt machen. Und der wurde bekannt.“

Mitten im Herzen Essens betrieb damals der Pfarrer Wilhelm Weigle in einem großen Jugendheim, das er mit Unterstützung seiner Kirchengemeinde und der Industrie gegründet hatte und das später unter dem Namen „Weigle-Haus“ bekannt wurde, eine große, erfolgreiche Jugendarbeit. Und so kann es nicht ausbleiben, dass eines Sonntags auch Wilhelm Busch sich das Haus und seinen Gründer, von denen so viel Lobendes geredet wird, aufsucht. Und er ist nicht nur schwer beeindruckt von der Persönlichkeit des mittlerweile in die Jahre gekommenen ehrwürdigen Weigle, er ist auch fasziniert von dem ganzen Jugendprojekt, dass für Hunderte von Essener Jungen Heimat und Paradies ist in einem. In dem Haus gibt es nicht nur Spielsäle, Lesezimmer,...

Erscheint lt. Verlag 23.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Christ • Evangelisten • Glaube • Pastoren • Pietismus
ISBN-10 3-7534-3251-2 / 3753432512
ISBN-13 978-3-7534-3251-9 / 9783753432519
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